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SSW 10+0 {Noch 210 Tage}
Gut ist es, sich durch eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Vitalstoffen zu versorgen. Nur bei einigen Stoffen sind spezielle Präparate notwendig, die Sie mit Ihrer Ärztin abstimmen sollten.
Folsäure (Vitamin B9)
Ein Vitamin der B-Gruppe ist in den ersten Wochen der Schwangerschaft besonders wichtig für das Baby: die Folsäure, auch Vitamin B9. Denn ein Mangel an diesem Vitamin kann einen Neuralrohrdefekt wie zum Beispiel einen offenen Rücken verursachen. Allerdings ist nicht allein die Unterversorgung mit Folsäure für diese Schäden verantwortlich, von denen immerhin eines bis fünf von tausend Babys betroffen ist/sind. Auch familiäre Ursachen, Zinkmangel und ein zu hohes Gewicht werden als mögliche Ursachen diskutiert.
Wie viel Folsäure brauchen Sie?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schätzt den täglichen Bedarf an Folsäure schon unter normalen Umständen auf 400 Mikrogramm. In der Schwangerschaft steigt er sogar auf 600 Mikrogramm an. Nur ein Teil davon lässt sich üblicherweise über die Nahrung decken (gute Folsäurequellen sind zum Beispiel Kartoffeln, grünes Blattgemüse, Brokkoli, Grünkohl, Vollkorn, Weizenkeime, Soja, Fleisch und Eier, Milch und Milchprodukte). Daher wird bis zur zwölften Woche zusätzlich die Einnahme eines entsprechenden Präparates empfohlen.
Frauen, die schwanger werden wollen, sollten möglichst frühzeitig Folsäuretabletten zu sich nehmen – am besten schon vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft. Denn die Bildung des Neuralrohrs findet bereits zwischen dem 21. und 28. Tag nach der Befruchtung statt, also zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Embryonalphase.
Küchentipp: Folsäure ist wasserlöslich und gilt als besonders empfindliches Vitamin. Daher kann bei der Essenszubereitung viel davon verloren gehen. Dünsten Sie entsprechende Lebensmittel in möglichst wenig Flüssigkeit und schütten Sie diese anschließend nicht einfach weg, sondern verwenden Sie sie zum Beispiel für eine Sauce.
PRÄNATALDIAGNOSTIK
Der Begriff Pränataldiagnostik beschreibt alle vorgeburtlichen Untersuchungen Ihres Babys sowie seiner Blutversorgung, die dazu dienen, bestimmte Erkrankungen schon im Mutterleib zu erkennen. Dazu gehören neben einer genauen Ultraschalluntersuchung der kindlichen Knochen und Organe, Feindiagnostik genannt, auch Blutuntersuchungen, um das Risiko gewisser Erkrankungen weiter einzugrenzen.
Nackentransparenzmessung bei einem 13 Wochen alten Baby. Die Nackenfalte ist hier in Rot zu sehen.
Frühe Feindiagnostik
Bei Verdacht auf Fehlbildungen, aber auch wenn eine Frau unter starken Fehlbildungsängsten leidet, kann schon zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels, also zur 12. bis 14. Woche, eine erste Untersuchung erfolgen: das Ersttrimester-Screening. Dazu wird neben einer hochauflösenden Ultraschalluntersuchung der Organe in der Regel auch die Nackentransparenz gemessen. Denn eine Verdickung des Nackens kann ein Hinweis auf verschiedene Fehlbildungen sein, insbesondere auf das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt, da bei diesen Kindern das Chromosom 21 dreifach vorhanden ist. Mittels eines Doppler-Ultraschalls (>) wird außerdem der Blutfluss in den Gebärmutterblutgefäßen sowie in der Nabelschnur bestimmt. Zusätzlich kann im Rahmen der frühen Feindiagnostik durch Bestimmung der Hormone PAPPA sowie freies ß-hCG die Wahrscheinlichkeit für ein Down-Syndrom weiter eingegrenzt werden. Für die Wahrscheinlichkeitsberechnung wird zudem das Alter der Mutter miteinbezogen (je älter sie ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie 21).
Bei all diesen Werten darf die werdende Mutter nicht vergessen, dass die Berechnung keine Diagnose darstellt. Es handelt sich lediglich um eine Einschätzung. Auch bei einer hohen Wahrscheinlichkeit wie zum Beispiel 1:36 ist lediglich eines von 36 Kindern erkrankt. Die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Baby zu bekommen, ist also deutlich höher als die, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen.
Bluttest
Seit 2012 kann aus mütterlichem Blut kindliche DNA gewonnen und auf bestimmte genetische Veränderungen (wie zum Beispiel Trisomie 21) untersucht werden. Dieser ethisch umstrittene Test wird zunehmend sogenannten Risikoschwangeren als Ergänzung zum Ultraschallscreening angeboten und kann bereits früh in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Er ist relativ genau (mit 99,8 Prozent richtigen Ergebnissen), und die Kosten werden im Einzelfall auch von den Krankenkassen übernommen. Ein negatives Ergebnis kann eine invasive Diagnostik vermeiden.
Feindiagnostik
Eine zweite Feindiagnostik kann um die 22. Woche durchgeführt werden. Bei diesem Ultraschall werden die inneren Organe noch genauer angeschaut als zuvor, denn jetzt sind sie deutlich größer und damit besser zu erkennen. Sind sie angelegt und entsprechend der Schwangerschaftswoche ausgebildet? Auch die Gesamtgröße des Kindes ist nun wichtig, um eine mögliche Wachstumsverzögerung rechtzeitig zu erkennen. Um Strukturen, wie zum Beispiel das Gesicht, besonders gut darstellen zu können, wird häufig ein 3D-Ultraschall eingesetzt.
Ebenfalls in dieser Woche wird die Durchblutung der Gebärmutter und die Blutversorgung des Kindes mittels Doppler-Ultraschall kontrolliert.
Invasive Diagnostik
Sollten die beschriebenen Untersuchungen Auffälligkeiten ergeben haben oder wünscht sich die Mutter größtmögliche Sicherheit, kann zum Ausschluss von Chromosomenstörungen eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder die Entnahme von Plazentagewebe (Chorionzottenbiopsie) erfolgen. Nur durch eine solche invasive Diagnostik lässt sich eine tatsächliche Diagnose stellen. Ultraschall und Blutwerte gewähren dagegen lediglich eine Wahrscheinlichkeitsabschätzung. Der Eingriff sollte dennoch gut überlegt sein. Denn bei 0,3 bis 1 Prozent kommt es anschließend zu einer Fehlgeburt.
Vor- und Nachteile der Diagnostik
So groß die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik heute auch sein mögen, ist sie doch umstritten. Gegner kritisieren, dass dabei »unerwünschtes« Leben aussortiert würde. Befürworter betonen dagegen lieber, dass die Pränataldiagnostik auch Leben retten kann. Wird beispielsweise ein schwerer Herzfehler bereits im Mutterleib erkannt, können Schwangere und Ärzte entsprechende Vorsorge treffen, damit das Kind nach der Geburt sofort behandelt werden kann.
Wenn Befunde nicht eindeutig oder ihre Konsequenzen unklar sind, kann andererseits aber auch eine große Unsicherheit entstehen. Natürlich möchten alle Eltern erfahren, dass mit ihrem ungeborenen Kind alles in Ordnung erscheint. Sie sollten sich jedoch darüber bewusst werden, dass eine solche Untersuchung die »Zeit der frohen Hoffnung« auch zunichte machen kann, obwohl ihr Baby ganz gesund ist. Überlegen Sie sich daher gemeinsam mit Ihrem Partner gut, ob Sie eine Pränataldiagnostik wünschen. Vielleicht ist für Sie nur eine Feindiagnostik ohne Blutuntersuchung richtig? Oder Sie möchten nur einen Ultraschall zum Fehlbildungsausschluss, ohne Messung der Nackentransparenz zum Ausschluss einer Trisomie 21? Vielleicht ist für Sie aber auch klar, dass ein krankes Kind in Ihrem Familienkonstrukt eine persönliche Katastrophe bedeuten würde. Dann kann eine weitestgehende Diagnostik sinnvoll sein, denn nicht jede Familie hält der Belastung mit einem kranken Kind stand.
Wichtig ist: Die Entscheidung für oder gegen die Untersuchungen liegt allein bei Ihnen. Lassen Sie sich zu nichts drängen.
Wer übernimmt die Kosten?
Nackenfaltenmessung, Fruchtwasseruntersuchung und Chorionzottenentnahme sind außerhalb von Risikoschwangerschaften (wenn Sie also zum Beispiel älter als 35 Jahre sind) keine Kassenleistungen. Wenn Sie sich für diese Untersuchungen ohne Risikoindikation entscheiden, müssen Sie sie daher selbst zahlen. Die Krankenkassen übernehmen lediglich die drei Ultraschalluntersuchungen bei der betreuenden Fachärztin. Allerdings wird das im Alltag meist anders gehandhabt. So sind auch »Fehlbildungsängste« oder fragliche Komplikationen Überweisungsgründe, sodass viele Nicht-Risiko-Frauen ebenfalls Leistungen der Pränataldiagnostik als Kassenleistung erhalten.