Читать книгу Das Salzfass - Simon Sailer - Страница 9

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Maurice bedeutete Herrn Fleck, der jetzt darauf bestand, Max genannt zu werden, auf der Bank Platz zu nehmen. Maurice setzte sich neben ihn auf einen der Stühle. »Was verschafft mir das Vergnügen, Max?«

Max bedankte sich wortreich. Alles sei in so gutem Zustand hinterlassen worden, auch wenn das eigentlich egal sei, weil der Teppich sowieso herausgerissen werde und die Leitungen neu gemacht. Es werde sicher ein Chaos, wie er es sich nicht vorstellen könne, und so weiter. Er redete wie eine automatische Drehorgel, redete sichtlich um etwas herum, und Maurice fragte sich, um was er denn herumrede, und fragte es schließlich auch laut.

»Kurzum«, sagte Max, »ich habe Ihnen etwas mitgebracht.«

Maurice beugte sich vor und bekam spitze Augen. Wissen Sie, ein Händler wird immer ganz – wie soll ich sagen? – wuschig bei der Aussicht, ein Objekt in die Finger zu bekommen. Obwohl es ja auch Bitterschokolade hätte sein können oder eine Flasche Burgunder, aber Maurice hatte schon gespürt, dass es etwas anderes war, sonst hätte Max nicht so lange darum herumreden müssen.

»Etwas, das Sie noch verkaufen wollen?«, fragte Maurice.

»Ganz und gar nicht.« Max schüttelte den Kopf, als hätte man ihn des Diebstahls bezichtigt. »Im Gegenteil.«

»Ein Geschenk also?«

»Das nicht, nein … nein. Etwas, das Sie vergessen haben mitzunehmen. Das Ihnen also rechtmäßig schon gehört.«

»Steht es auf der Inventurliste?«, fragte Maurice.

»Es hätte dort stehen müssen. Es kommt aus Opas Nachlass. Nur deshalb ist es nicht auf der Liste gelandet, weil ich es, um es meiner Mutter zu zeigen, nach Hause mitgenommen hatte.«

»Was ist es denn Schönes? Wenn es etwas wert ist, zahle ich natürlich dafür.«

»Nein.« Max hatte das sehr laut gesagt, beinahe erschrocken. »Sie haben schon sehr großzügig bezahlt. Wie gesagt, es gehört Ihnen schon.«

Max griff in seine Umhängetasche und zog ein Salzfass heraus. Es handelte sich um dieses, das Sie in der Hand halten, ganz genau. Er starrte sekundenlang in das Fass, als wäre ihm aufgefallen, dass er die Salzreste nicht abgewischt hatte, und gab es schließlich Maurice.

»Wunderbar. Ein Salzfass«, sagte Maurice. »Sterlingsilber, Anfang zwanzigstes Jahrhundert. Mit Glas. Das Glas zerbricht nämlich oft und fehlt oder wird ersetzt.«

»Das ist original«, sagte Max.

»Sie kennen sich aus?«

»Auskennen ist zu viel gesagt, ich habe ein bisschen recherchiert.«

»Da war auch ein Deckel dabei.« Maurice fuhr über den Rand. Das Gelenk, an dem der Deckel befestigt gewesen war, unterbrach den Lauf seines Fingers und er zog ihn ein. »Den haben Sie wahrscheinlich nicht mehr.«

»Leider nicht«, sagte Max und wollte sich erheben.

Maurice hielt ihn zurück. »Zweihundert Euro können Sie dafür sicher bekommen. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, Ihnen nichts dafür zu geben. Ich gebe Ihnen einen Hunderter, einverstanden?« Er wollte aufstehen und zur Kasse gehen, aber diesmal war es Max, der Maurice an die Schulter griff.

Was sagen Sie? Max und Maurice klingt wie Max und Moritz. Da haben Sie recht. Sachen gibt’s. Es ist alles dokumentiert, wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen die Seite im Geschäftsbuch.

»Ich habe Ihnen doch schon erklärt«, sagte Max, »dass Sie das Fass bereits besitzen. Ich bin nicht gekommen, um etwas zu verkaufen, sondern um etwas zu bringen, das Sie vergessen haben. Stellen Sie sich einfach vor, Sie hätten Ihren Mantel liegen lassen, und ich bringe ihn vorbei, weil es ohnehin auf dem Weg liegt. Weil es gar keine Umstände macht. Können Sie das?«

»Es liegt hier doch etwas anders«, sagte Maurice. »Das müssen Sie zugeben. Ich sehe das Salzfass zum ersten Mal. Aber ich will mich nicht mit Ihnen darüber streiten. Wenn Sie es mir so gerne schenken wollen –«

»Ein Geschenk ist es eben nicht«, unterbrach Max. »Entschuldigung. Wie dem auch sei. Ich muss leider los.«

Das Salzfass

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