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Wie kommt es zu einem Persönlichkeitstyp?

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Charakterbildung ist etwas Hochkomplexes, das über „Prägung“ deutlich hinausgeht. Eine Mischung aus fünf Aspekten fließt in die Bildung des Persönlichkeitstyps, schwerpunktmäßig in der Kindheit bis zum Auszug aus dem familiären Umfeld, ein:

Zunächst wirkt tatsächlich die Kombination der mütterlichen und väterlichen Gene. Das Erbgut schafft das Fundament, auf dem ein Mensch heranwächst. Das soziale Umfeld, in dem er dies tut, ist der zweite Aspekt, der persönlichkeitsbildend wirkt. Welche Hauptbezugspersonen jemand gehabt hat und unter welchen sozialen Bedingungen jemand herangewachsen ist, führt zu Unterschieden. Weiterhin tragen die Lebenserfahrungen zur Festigung von Persönlichkeitsmerkmalen bei. Hierzu gehört zum Beispiel, welche Verhaltensweisen belohnt oder bestraft wurden. Schließlich prägen auch die Lebensspitzen (positive wie negative sogenannte „life events“) den Charakter. Wann und wie jemand beispielsweise mit Krankheit, Gewalt oder Verlust konfrontiert wurde, führt zu Differenzierungen.

Aus diesen fünf Aspekten wächst in einem Menschen ein Mix aus Ansichten, Antreibern, Kompetenzen und Ressourcen heran, der seinen Höhepunkt etwa rundum um das 25. Lebensjahr findet. In dieser Lebensphase haben die meisten Menschen ihre Berufsqualifizierung abgeschlossen, erste Berufserfahrungen und die erste große Lebenspartnerschaft erlebt. In den Folgejahren, bis etwa zur Lebensmitte mit Anfang 40, nutzt ein Mensch die gewonnenen Erfahrungen und baut je nach eingeschlagenem Berufs- bzw. Lebensweg seine Kompetenzen aus. Durch berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungen wird das inzwischen deutlich erkennbare Kompetenzenprofil entsprechend dem Typenmuster 1 bis 9 trainiert, geschliffen und im Hinblick auf die berufliche Laufbahn begünstigt.

Dreien kommen beispielsweise wegen ihrer Zielorientierung und ihres Ehrgeizes oder Sechsen gerade wegen ihrer Sicherheitsorientierung und ihrer Fähigkeit, andere Menschen vor folgenschweren Entscheidungen zu bewahren, in ihrem Job weiter, sofern sie das möchten.

Mit Mitte 40 haben die meisten Menschen schon einige Erfahrungen gemacht und Karriereleitern getestet. Sie beginnen sich zu fragen, ob das schon alles war. Der Blick wird umgelenkt vom Außen, dem Verhalten, nach Innen, zum Wesen. Die Frage nach dem WESENtlichen beginnt zu interessieren. Eine Sehnsucht nach den ungelebten Persönlichkeitsanteilen, nach ENT-Spannung und Ausbruch aus dem So-Sein kann aufkommen. An dieser Stelle keimt der Wunsch nach dem Lösen der gewohnten Mechanismen, den immer gleichen Verhaltensmustern und Verstrickungen. Menschen spüren den Drang, sich von dem als Automatismus ablaufenden Typenmuster und damit aus der bekannten Schublade, in der sie es sich ihr halbes Leben kuschelig eingerichtet und wohnlich gemacht haben, zu lösen. Etwas mal ganz anders zu machen als bisher, sich aus den selbst auferlegten Ansprüchen zu befreien. Zu ENT-wickeln, was in den vier Jahrzehnten zuvor – aufgespult und zu einem Mantel gewoben, unter dem die erworbene Persönlichkeit gut umhüllt, geschützt und sicher war – bedeckt gehalten wurde.

Typisch!

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