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Eine Woche nach Eriks Verschwinden erschreckte das Mädchen sie, indem sie meldete: »Ein Herr Valborg ist unten, der sagt, er will Sie sprechen.«

Nicht Erik Valborg war es, der unten stand; es war ein kleiner, graubärtiger, gelbgesichtiger Mann in dreckigen Stiefeln, Leinenjacke und roten Fäustlingen. Er sah sie mit verschmitzten roten Augen böse an.

»Sie sind die Frau vom Doktor?«

»Ja.«

»Ich bin Adolph Valborg, von Jefferson oben. Ich bin der Vater von Erik.«

»Oh!«

»Was haben Sie mit meinem Sohn gemacht?«

»Ich glaube, ich verstehe Sie nicht.«

»Sie werden mich schon noch verstehen, bevor ich fertig bin. Wo ist er?«

»Aber, tatsächlich – Ich vermute, daß er in Minneapolis ist.«

»Sie vermuten! Vermuten! Das ist 'n feines Wort! Ich will keine feinen Worte, und ich will keine Lügen mehr! Ich will wissen, was Sie wissen!«

»Hören Sie, Herr Valborg, hören Sie lieber gleich mit Ihren Grobheiten auf. Ich bin keines von Ihren Farmweibern. Ich weiß nicht, wo Ihr Sohn ist, und hab' auch gar keinen Grund, es zu wissen.«

»Ihr dreckigen Stadtweiber mit euren feinen Manieren und feinen Kleidern! Einmal soll 'n Weibsbild wie Sie die Wahrheit hören, wie ihr seid und keine feinen Stadtworte.«

»Wirklich, Herr Valborg –«

»Was haben Sie mit ihm gemacht? He? Ich will Ihnen schon sagen, was Sie gemacht haben! Er war 'n guter Junge, auch wenn er 'n verdammter Narr war. Ich will ihn wieder auf der Farm haben. Er verdient nicht genug Geld mit dem Schneidern. Und ich kann mir keinen Knecht leisten! Ich will ihn wieder auf die Farm nehmen. Und Sie kommen daher und spielen mit ihm und poussieren mit ihm, und dann bringen Sie ihn dazu, daß er durchbrennt!«

»Das ist eine Lüge! Das ist nicht wahr, daß – Es ist nicht wahr, und wenn es wahr wäre, hätten Sie auch noch kein Recht, so zu sprechen.«

»Reden Sie keinen Blödsinn. Ich weiß, was Sie gemacht haben! Aufm Land mit ihm spazierengegangen! In die Wälder gekrochen mit ihm! Ja, und in den Wäldern haben Sie wahrscheinlich über Religion mit ihm geredet. Freilich! Weiber wie Sie sind schlimmer als Straßenweiber! Reiche Weiber wie Sie, die feine Männer haben und keine anständige Arbeit – und ich, sehen Sie sich meine Hände an! Aber Sie, o Gott nein, Sie dürfen nicht arbeiten, Sie sind zu fein für anständige Arbeit. Sie müssen mit jungen Burschen spielen, die jünger sind als Sie, lachen und sich mit ihnen rumwälzen und sich benehmen wie das liebe Vieh! Sie lassen mir meinen Sohn in Frieden, verstehen Sie!« Er fuchtelte ihr mit der geballten Faust vor dem Gesicht herum. Sie konnte den Dung und den Schweiß riechen, »'s hat keinen Sinn, mit Weibern wie mit Ihnen zu reden. Aus euch kriegt man doch nicht die Wahrheit raus. Aber das nächste Mal red' ich mit Ihrem Mann!«

Er marschierte in die Diele. Carola warf sich auf ihn, packte mit der Hand seine Schulter. »Sie fürchterlicher alter Mann, Sie haben immer Erik zu einem Sklaven machen wollen, um Ihre Brieftasche zu mästen! Sie haben ihn verhöhnt und zu viel arbeiten lassen, und wahrscheinlich ist es Ihnen auch gelungen, zu verhindern, daß er noch einmal über Ihren Misthaufen hinauswächst! Und jetzt, weil Sie ihn nicht zurückschleifen können, kommen Sie her und wa – Erzählen Sie's meinem Mann, erzählen Sie's ihm, und geben Sie nicht mir die Schuld, wenn er Sie umbringt, wenn mein Mann Sie umbringt – er wird Sie umbringen –«

Der Mann brummte, blickte sie ungerührt an, sagte ein Wort und ging hinaus.

Sie hörte das Wort sehr deutlich.

Sie kam nicht ganz bis zum Diwan. Ihre Knie gaben nach, sie fiel nach vorne. Sie hörte etwas in ihr sagen: »Du bist nicht ohnmächtig geworden. Das ist lächerlich. Du spielst nur Tragödie. Steh auf.« Doch sie konnte sich nicht bewegen. Als Kennicott kam, lag sie auf dem Diwan. Er beeilte sich. »Was ist denn passiert, Carrie? Du hast ja nicht einen Tropfen Blut im Gesicht.«

Sie faßte nach seinem Arm. »Du mußt lieb zu mir sein und freundlich! Ich geh nach Kalifornien – Gebirge, Meer. Bitte, streit nicht drüber, weil ich geh.«

Ganz ruhig: »Schön. Wir gehen. Du und ich. Das Kind lassen wir hier bei Tante Bessie.«

»Gleich!«

»Na ja, sobald wir wegkönnen. Jetzt red nicht mehr. Stell' dir nur vor, wir wären schon weg.« Er streichelte ihr Haar, und erst nach dem Abendessen sprach er wieder davon: »Es war mein Ernst mit Kalifornien, aber ich glaube, 's wird besser sein, wir warten noch drei Wochen oder so was, bis ich einen jungen Menschen kriegen kann, der vom Militär entlassen ist und meine Praxis führen kann. Und wenn die Leute klatschen, brauchst du ihnen nicht Wasser auf die Mühle zu geben, indem du wegläufst. Kannst du's nicht aushalten und sie noch drei Wochen oder so ertragen?«

»Ja«, sagte sie ganz leer.

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