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„Die Demokratie der Welt war niemals so gefährdet wie heute.“

Premierminister Stanley Baldwin (1867–1947)

Billy Moore war möglicherweise der Mensch, der mich in meiner Kindheit und darüber hinaus am prägendsten beeinflusste. Wenn er nicht im Bauunternehmen half, nahm er an Motorradrennen in den Bergen teil. Er war es auch, der meine Leidenschaft für Motorräder entfachte und mich alles Wissenswerte über Konstruktion und Mechanik lehrte – Fähigkeiten, die sich während meines gesamten Lebens als dienlich herausstellten.

Er lagerte seine Motorradkollektion und die Ersatzteile im Keller seines Hauses, und wenn sein Tagewerk getan war, fand man ihn dort vor sich hin schraubend, was seiner Frau Elsie auf die Nerven ging. Wegen eines angeborenen Hüftproblems litt Elsie unter Verwachsungen, und ich erinnere mich an sie als einen krumm gehenden, kleinen Menschen. Aufgrund ihres Gesundheitszustands konnte sie keine Kinder bekommen, und so wurde sie zu einem eher verbitterten Menschen, den man nicht gern in seiner Nähe hatte. Sie weigerte sich, bei Familienfesten dabei zu sein, und das betraf sogar Weihnachten, womit auch ein Besuch von Billy ausgeschlossen war. Vermutlich suchte er deshalb seine Ablenkung im Sport. Berühmte Fahrer wie Alec Jackson (der mit dem Fallschirm aus dem Ballon gesprungen war) kamen zu ihm, da Billy Motorradrennen organisierte und ein Experte für die in Shipley hergestellten Scott-Motorräder war. Die Maschinen hatten ikonenhafte Namen wie „Super Squirrel“ und „Flying Squirrels“, die man gern auch nur kurz „the Flyers“ nannte.

Während dieser frühen Jahre in Riddlesden fand ich in Billy glücklicherweise die Vaterfigur, mit der ich all die wichtigen Gespräche führte, die bei Dad ausgeschlossen waren. Außerdem musste ich nicht brüllen. Billys vollgestellter Keller unterhalb des Wohnzimmers glich Aladins Höhle. Jedes Mal, wenn ich die schmale Außentreppe dort runterrannte, roch ich das Benzin und hörte metallisches Klopfen, da er wieder einen Motor auseinandernahm. Es war wohl der unordentlichste Ort, den ich jemals gesehen habe. Überall verstreut lagen alle nur erdenklichen Motorradteile zusammen mit halb zusammengeschraubten Maschinen. Der Boden war vom getrockneten Öl ständig verklebt. Ich liebte das! Billy achtete auf den tadellosen Zustand der Motoren seiner alten Kisten, doch er putzte niemals den Schlamm ab, der sich bei der Fahrt am Rahmen festgesetzt hatte. Die getrocknete Erde fiel runter, wodurch der Estrich noch dreckiger war.

In seiner großräumigen Garage standen abwechselnd wundervolle, aufsehenerregende Autos, darunter ein MG M-Type und für eine Weile ein wunderschöner blauer Bugatti 35, der heute sehr viel wert wäre. Ich erinnere mich daran, wie wir zusammen eine Spritztour unternahmen und die Leute ihre Köpfe nach uns umdrehten, während wir an ihnen vorbeirauschten. Billy war für mich – einen leicht zu beeindruckenden jungen Buben – jemand, den ich abgöttisch verehrte. Ich besaß zwar schon mein eigenes Werkzeug-Set, das Vater mir über die Jahre geschenkt hatte, war aber erst glücklich und zufrieden, wenn ich mit Billy herumbasteln und ihn beobachten konnte, wie er einen Motor komplett auseinandernahm, Teil für Teil, und dann mühelos wieder zusammenbaute. Dabei plauderte er die ganze Zeit. Billy überraschte mich, indem er mir verriet, dass auch Vater an den Rennen durch die Hügelketten teilgenommen hatte. Jedoch verkaufte er seine Maschine, als er Mutter kennenlernte, „da er sich nicht traute, sie dorthin mitzunehmen, wo er gewesen war“. Diese Andeutung war ein Hinweis, dass mein alter Vater wohl ein Mann der Damenwelt gewesen war, was ich auch glaube, da er in der Gesellschaft von Frauen immer aufblühte.

Es war Billy, der meinen Vater ermutigte, mit mir den relativ neuen „Dreckparcours für Motorradrennen“ (heute als Speedway bekannt) in Manchester im Belle Vue zu besuchen, der uns beiden ungeheuer gefiel. Das Belle Vue lässt sich als viktorianisches Wunderland beschreiben, einst bekannt als der „größte Rummelplatz der Welt“, mit bis zu zwei Millionen Besuchern jährlich. Zu ihm gehören ein Zoo, ein Zirkus, ein ganz normaler Rummelplatz und eine Konzertveranstaltungshalle namens The Kings Hall. Das daran angrenzende Stadion wurde abwechselnd für Greyhound- und Motorradrennen genutzt und entwickelte sich zur Heimat für das gefeierte Rennteam „Belle Vue Aces“. Einer der Fahrer war Oliver Langton, ein junger Bursche, den ich näher kennenlernte, und der JAP-Maschinen fuhr (ein Kürzel für J. A. Prestwich aus London). Er führte ein Motorradgeschäft in Skipton und war ein furchtloser Fahrer. Vater und ich setzten uns immer auf die Hochtribüne und hielten den Atem an, während die Fahrer mit 80 km/h auf der unter uns liegenden Dreckbahn ein Würfelspiel mit dem Tod veranstalteten. Die Luft lag voller erstickender Auspuffgase, und der Lärm war manchmal so unglaublich laut, dass ich mir die Ohren zuhielt, während Vater lachte, da die aufheulenden Motoren ihn nichts anhaben konnten.

Onkel Billy erhielt wöchentlich die beiden Magazine The Motor Cycle und Motor Cycling, die er mir gab, nachdem er sie gelesen hatte. Ich war immer ganz ungeduldig, wartete und wartete, las sie von vorne bis hinten durch und fing dann wieder am Anfang an. Meine alten Comics wie The Wizard, Boy’s Own und The Rover gerieten schnell in Vergessenheit. Die Magazine stellten für mich das einzige benötigte Lesefutter dar. Ich verlor das Interesse an den anderen Hobbys wie dem Backen der Haferkekse und dem Teppichknüpfen, eine abendliche Familienbeschäftigung, während wir alle Radio hörten – bis auf Vater, der stattdessen entweder die Zeitung oder ein Buch las.

Wir besaßen damals ein Philco aus der „Kathedralen“-Reihe, was in einem hölzernen Schränkchen mit einem kuppelähnlichen Aufbau geliefert wurde. Es verfügte über einen großen und durch einen Bezug verdeckten Lautsprecher und alle nur erdenklichen Schalter und Drehpotis zur Einstellung der verschiedenen Funktionen. Es war das Beste der Marke und hatte fünf Röhren. Mutter hörte gerne Tanzmusik der berühmten Bigbands von Henry Hall oder Jack Payne, die man aus den Londoner Hotels übertrug. Ich gehörte zu den „Ovaltineys“, Mitgliedern des Kinder-Radio-Clubs, den die Milchfabrik Ovaltine unterstützte. Die Sendung war jeden Sonntagabend auf der Langwelle von Radio Luxembourg zu hören. Die ganze Familie lachte über die Comedians und sang die Lieder mit, während wir schwungvoll an unseren Teppichen knüpften, die wir als Arbeitssets von der Readicut Rug Company aus Wakefield erhielten. Diese beinhalteten vorgeschnittene Wollfäden – im Gegensatz zu den langen und mühevoll zu verarbeiteten Strängen von früher –, maßgeschneiderte Rohteppiche und kleine Werkzeuge, mit denen man die einzelnen Fäden verwob. Es war eine geradezu süchtig machende Modeerscheinung, durch die aber später einige nette Läufer im Haus lagen. Freda und Mum plauderten unbeschwert vor sich hin, während ich davon träumte, eines Tages auf einem eigenen Motorrad zu fahren. Allerdings hätte ich niemals geahnt, dass sich mein Traum erfüllen würde.

Es geschah wie aus heiterem Himmel. Eines Tages durchstöberte ich mit Billy (dem Hund) und meinem Freund Walter eine alte Scheune am Ende des Dorfes. In einer dunklen Ecke des abbruchreifen Gebäudes entdeckte ich etwas wirklich Wunderbares. Es war eine Royal Enfield, Baujahr 1921 – eine Zweitakter mit 2-Gang-Getriebe –, halb verdeckt von einer staubigen Schutzdecke. Was für eine Entdeckung! Das elfjährige Motorrad mit zwei platten Reifen sah so aus, als habe man es jahrelang nicht mehr von der Stelle bewegt. Mein Herz klopfte vor Aufregung, denn exakt nach so einem Bike hatte ich Ausschau gehalten. Ich war erst zwölf, aber sprach die Besitzer selbstbewusst an, die sich als sehr freundlich erwiesen und mir die Maschine für einen meiner gesparten Half Crowns verkauften. Ich schob das Motorrad die halbe Meile nach Hause und rollte es in die picobello aufgeräumte Garage von Dad, in der alles ordentlich in den Regalen stand und sich auch eine Inspektionsgrube befand. Der Unterschied zu Billys schmuddeligem Keller hätte kaum größer sein können. Ich erinnere mich nicht, ob ich meinen Eltern von dem Fund berichtete, aber wenn es so gewesen war, reagierten sie keineswegs verblüfft. Vermutlich hätten sie mit einem Lachen gesagt: „Wir sind überrascht, dass du so lange dafür gebraucht hast, Tom.“

Allerdings boten sie mir keine Hilfe an und mischten sich nicht ein. Es war mein Projekt, und nun lag es an mir, das Ding wieder zum Laufen oder das Motorrad Billy zum Ausschlachten zu bringen. Ich muss wohl ein praktisch veranlagter junger Bursche gewesen zu sein, denn ich zerlegte die dreckige und nicht funktionierende Maschine, baute sie wieder zusammen und machte sie funktionstüchtig. Niemand half mir dabei! Ich hatte ja Billy zugesehen und genügend Magazine gelesen, um zu wissen, was man machen muss. Dazu gehörten auch das Ablassen und Austauschen des alten Treibstoffs und des verkrusteten Öls, durch die die komplette Mechanik zum Erliegen gekommen war, gegen neues Benzin und Motoröl. Die schwierigste Aufgabe begann, als ich die Einzelteile wieder in umgekehrter Reihenfolge einbauen musste, doch aufgrund meiner technisch-mechanischen Denkweise bewältigte ich auch das Problem.

In der ersten Zeit fuhr ich nur über Felder, wo mir niemand begegnete. Das tat ich nach Herzenslust. Diese freudige Erfahrung kam mir im folgenden Jahr zugute, als mich mein Freund John Driver anrief und mich veräppeln wollte. Sein Onkel besaß eine Farm in den Dales, auf der er Pferde hielt. Obwohl ich Prince und Duke innig liebte, hatte ich mich noch nie auf den Rücken dieser Tiere gesetzt. „Versuchʼs doch mal“, schlug John vor, bevor er mir auf ein Pferd half. Erst später erfuhr ich, dass es sich um einen im Steeplechase [Hindernis-Geländerennen] trainierten Zossen handelte. Schon als ich aufsaß, schlug der Gaul die Hinterläufe zusammen und galoppierte im halsbrecherischen Tempo durch die Moore. Ich hätte dabei leicht ums Leben kommen können, doch ich hielt mich fest im Sattel, weil ich das Motorradfahren gewohnt war. Nachdem ich die ersten Minuten überstanden hatte, genoss ich das Erlebnis –

und ganz besonders die Geschwindigkeit –, doch es war alles in allem eine Erfahrung, die ich nicht unbedingt wiederholen wollte.

Dank der Motorrad-Magazine wusste ich ganz genau, wohin es mich mit hoher Geschwindigkeit zog – zu den TT-Rennen auf der Isle of Man, an denen Keighleys furchtloser Alec Jackson in den frühen Zwanzigern erfolgreich teilgenommen hatte, als er sich noch nicht aus einem Heißluftballon in die Tiefe stürzte! Die TT fanden erstmalig 1904 als 83-Kilometer-Wettrennen statt, für Fahrer der damaligen Tourenwagen, die schneller fahren wollten als die

32 km/h, die man auf dem Festland gestattete. Im darauffolgenden Jahr fand das erste Motorradrennen statt, was aber noch keinen offiziellen Status hatte. Der Snaefell Mountain Parcours der TT hatte vier Kategorien für 250 ccm, 350 ccm, 500 ccm und Maschinen mit Beiwagen. Das Rennen wurde über eine ganze Woche veranstaltet und führte über 60 Kilometer öffentlicher Straßen, die zu dem Zweck abgesperrt worden waren. Sie variierten in Höhe (vom 0 bis 400 Meter über dem Meeresspiegel) und Terrain. Als ich die Artikel von Billys Magazinen durchblätterte, wurde Stanley Woods schnell zu einem meiner Helden. Er war ein irisches Idol, das mit Norton-Maschinen fuhr und das Rennen zum ersten Mal mit nur 18 Jahren auf einer Cotton bestritt. Woods konnte 29 internationale Grand-Prix-Gewinne verbuchen und fuhr die TT zehnmal, wonach er zu Moto Guzzi und später zu Velocette wechselte. Die TT wurden wegen der außergewöhnlich hohen Geschwindigkeit von 130 km/h in den engen Kurven des Parcours als gefährlichstes Rennen der Welt eingestuft. Seit dem offiziellen Beginn im Jahr 1907 waren 13 Todesfälle zu beklagen gewesen. Allein 1934 kamen drei weitere Fahrer ums Leben, doch möglicherweise lag der Nervenkitzel gerade in dieser Gefahr. Ich fand es ungemein aufregend und konnte nur noch darüber reden.

Nachdem meine Eltern erkannt hatten, wie viel mir der Motorsport bedeutete, fuhren sie mit Freda und mir häufig zu den sogenannten Belastungsrennen, um Billy zu bestaunen, der daran teilnahm. Sie fanden einmal im Monat und immer an den Wochenenden statt, woraus sich ein regelmäßiger und für mich aufregender Familienausflug entwickelte. Die Rennstrecken waren manchmal 160 Kilometer lang und wurden aufgrund der natürlichen Unwegsamkeiten ausgewählt wie zum Beispiel kaum bezwingbare steile Strecken, große Wasserpfützen, höchst gefährliche Haarnadelkurven, loser Schiefer und ungewöhnlich buckliger Untergrund mit großen Felsen und tiefen Schlaglöchern. Die Fahrer verloren Punkte, wenn sie aus dem Gleichgewicht kamen, Zickzack fuhren, sich mit den Füßen abstützten, gingen oder die Maschinen an den steilsten Anstiegen hochschoben.

Der Sport war damals so beliebt, dass alle Zeitungen darüber berichteten. Die Yorkshire Post erwarb 1926 einen über 130 Meter hohen, vermeintlich unbezwingbaren Hügel in Nähe der Marktstadt Pudsey und taufte ihn „Post Hill“. Dann vermachte sie ihn dem Leeds Motor Club, der ihn für Wettkämpfe benutzte und das angemessen mit „die steilste Auffahrt der Welt“ bewarb. Das war einer meiner favorisierten Abschnitte der Veranstaltung, und wir verfolgten Billy und die anderen Fahrer wie gebannt, während sie sich in halsbrecherischen Winkeln verbogen, um das Gleichgewicht ringend, damit sie nicht von den Maschinen stürzten. Jedes großes Rennen wurde im The Motor Cycle-Magazin ausführlich dargestellt, mit packenden Fotos von den zahlreichen Fahrern, die in Teams fuhren, um den Challenge Cup zu erringen. Beiwagen und dreirädrige Bikes waren auch zugelassen, und es gab sogar einige berühmte Ladys, die an dem Spektakel teilnahmen.

Für uns war es immer ein ganz besonderer Tag. Wir fuhren mit Sandwiches und einer Thermoskanne heißen Tees raus, und ich wählte den besten Platz, wo die meiste Action war, entweder ein wirklich steiler Hügel oder ein besonders schlammiges Wasserloch. Dann setzten wir uns hin und warteten auf den Lärm der wettstreitenden Maschinen. Während sie sich näherten, stieg und stieg meine Aufregung, und ich starrte wie gebannt auf die Strecke, als sich einer nach dem anderen der besonderen Herausforderung stellte und alles versuchte, um sich nicht langzumachen oder nass zu werden. Wenn Billy in unser Blickfeld kam, den man hinter seiner Schutzbrille kaum erkannte, entfachte das unsere Aufmerksamkeit. Natürlich gratulierten wir ihm nach dem Rennen, falls er überhaupt in dem Haufen verschwitzter und über und über verdreckter Männer auffindbar war, die sich vor irgendeinem örtlichen Lokal auf die Schultern klopften.

Mein Vater trug meist seine Kamera bei sich. Es war ein Zeitvertreib, den ich schon bald zu meinem eigenen machte. Als ich sieben war, hat er ein super Foto von mir geschossen, wie ich in kurzer Hose, Wellington-Schuhen, einem Mantel und einer flachen Mütze auf einer steinernen Mauer stehe und voller Spannung auf eine vorbeisausende Dame mit ihrem Ledermantel und passender Kopfbedeckung starre. Dieses Bild bringt meine glückliche Kindheit auf einen Punkt.

Verglichen mit solchen aufregenden Ereignissen erschien mir die Schule todlangweilig, und ich ging nur dorthin, weil ich es musste. Auch flitzte ich zum Mittagessen die zehn Minuten Fußweg immer nach Hause, nachdem ich am ersten Tag meinen Teller voller Ekel von mir gestoßen hatte. Es war die erste und letzte Mahlzeit dort gewesen.

Meine Eltern zeigten sich fest entschlossen, dass Freda und mir eine ordentliche Bildung zuteilwerden sollte. Sie kam auf die Girls’ Grammar School in Keighley – meine Mutter saß dort im Vorstand – und ich auf die Boys’ Grammar School, ein Privileg, für das mein Vater bezahlen musste. Mit 15 Jahren verließ Freda die Schule und begann eine Ausbildung als Näherin bei zwei alten Schwestern, die in den Dales lebten. Für mich war auch eine Lehre vorgesehen – wenn die Noten stimmten –, was ich jedoch bezweifelte. Ich war dankbar, meinen Freund Walter an meiner Seite zu wissen, den ich nach dem Umzug nicht mehr so häufig gesehen hatte. Walter war, was meine Zuneigung anbelangte, von einem neuen Freund namens Charlie Dinsdale verdrängt worden, der nur drei Häuser vom Club Nook entfernt wohnte und dessen Familie die Firma William Laycock & Co. gehörte, eine Fabrik für Gerberei und Lederarbeiten. In meiner Schule gab es drei Stufen – A, B und C –, in die die Schüler nach ihren Begabungen eingeteilt wurden. „A“ war für die ganz schlauen Jungs vorgesehen, die als Vorbereitung auf die Universität Latein und Griechisch lernten. „B“ war für die mitteltalentierten, die Deutsch lernten, und in Stufe „C“ lernte man Französisch und Handwerkliches, wichtig für die Schüler, die eine praktisch orientierte Zukunft in der Stadt suchten. Ich ging in Stufe „C“, aber fühlte mich dadurch nicht zurückgesetzt. Ich brauchte exakt diese Ausbildung und war außerdem in die Französischlehrerin verknallt, die wir nur als „Mademoiselle“ kannten. Hätte man mich in die „A“ gesteckt, wäre das mein Tod gewesen, denn ich war nicht der schlauste Junge. Aber Vorsicht! Voooorsicht! Das hat sich mit dem Alter geändert!

Als Kind, das einsam durch die Moore streifte, war ich kein Team-Player und spielte Rugby und Kricket nur, weil ich es musste. Mein Lieblingssport war Geländelauf, besonders an der Aire entlang, eine Route, die ich oft mit meinem Hund lief. Ich mochte auch Erdkunde und das Studieren der verschiedenen Steinarten, von denen ich schon viele kannte. Am meisten hasste ich Algebra und überhaupt Mathematik, nicht zuletzt, weil unser Lehrer mit einem langen, hölzernen Lineal durch den Klassenraum stolzierte, mit dem er auf den Rücken der Schüler einprügelte, wenn er glaubte, sie seien faul. Niemand konnte mir den Sinn und Nutzen der Differenzial- und Integral­rechnung erklären, die ich mied, wo ich konnte, da ich darin überhaupt keinen Wert sah. Obwohl ich Erdkunde mochte und interessiert die Geschichte des britischen Empire nachverfolgte, das sich damals noch bis weit in die Welt erstreckte – Kanada, Südafrika, Indien und Australien –, war ich einfach nicht für eine akademische Laufbahn geboren und konzentrierte mich auf die praktischen Angelegenheiten. Übrigens: Damals waren die kolonialen Besitztümer auf der Karte alle in Pink gefärbt.

Glücklicherweise lehrte man uns dumme „C“-Jungen Holz- und Textilarbeiten sowie Technik, die uns der wunderbarere Will Midgley verklickerte. Die Arbeit mit Metall und Holz kam meinen Vorlieben entgegen. Mit Mr. Midgleys Unterstützung zimmerte ich im Alter von zwölf Jahren eine solide Holzkiste mit gepolsterten Füßen, die ich immer noch besitze. Ich erkannte die spätere Anwendbarkeit dieser praktischen Ausbildung – auf die mich schon mein Vater und mein Onkel vorbereitet hatten –, sodass ich mir von Anfang an viel Mühe darin gab.

Obwohl ich vieles beigebracht bekam, was für Thomas Moore & Sons nutzbar gewesen wäre, erwartete niemand von mir, dass ich in das Familienunternehmen eintrat wie mein Vater und mein Onkel. Besonders Mutter wünschte sich eine bessere Laufbahn, zum Beispiel einen Manager-Job. Ich erinnere mich, wie sie sagte: „Gib dich niemals mit einem Job für 10 Pfund die Woche zufrieden“, und sie war es auch, die mich antrieb. Als ich die Volksschule 1935 im Alter von 15 Jahren verließ, begann ich eine dreijährige Ausbildung beim Wasserwerk von Keighley. Ich mochte den Job, da er mir viel Freiheit ermöglichte. Mein Chef namens J. Noel Wood hatte während des Großen Kriegs als Captain bei der Royal Field Artillery gedient. 1927 heiratete er meine Lieblings-Grundschullehrerin Miss Moffitt. Vielleicht verhielt er sich aus diesem Grund mir gegenüber immer sehr nett?

Die Arbeit beinhaltete auch die Inspektion, bei der man viele Zeichnungen anfertigte. Darüber hinaus musste ich alle in der Stadt ausgeführten Arbeiten dokumentieren, was die Aufzeichnung vom Austausch von Leitungen bedeutete. In praktischer Hinsicht stand das Aufspüren möglicher Lecks auf dem Programm. Dank meines Chefs wurde mir gestattet, den Firmenwagen des Wasserwerks allein zu fahren, bis hin zu den Mooren hinter Haworth und dem Haus der Familie Brontë. Ich nahm Wasserproben aus Bächen, überprüfte den pH-Wert oder das Volumen und die Fließgeschwindigkeit für die Versorgung der Stadt. Die Tätigkeit ähnelte meiner Kindheit, in der ich in Begleitung meines Hunds Billy durch menschenleere Landstriche zog. Doch nun wurde ich für meine Abenteuer in den Dales bezahlt, wo ich ein wildes und unbekanntes Terrain vermaß, in dem sich nur wenige Menschen blicken ließen. Für mich war es die perfekte Arbeit, denn in dieser Zeit vor dem Massentourismus hatte ich ganze Landstriche für mich allein und besuchte den großen allein stehenden Felsen Robin Hood’s Stone oder das heidnische Cowper’s Cross. In Woodhouse Crag fand man den berühmten Hakenkreuz-Stein, in den das Symbol vermutlich von römischen Legionären in geschwungener Form eingemeißelt worden war. Es ist ein uraltes, Glück verheißendes Symbol, das sich die Nazis später unter den Nagel rissen.

Nachdem ich eine feste Anstellung hatte, meinten meine Eltern, mich unbesorgt allein lassen zu können, als sie zu den nächsten Ferien nach Scarborough reisten. Sie schlugen vor, dass ich einen Schulfreund zur Gesellschaft einlud, was ich auch machte. Er kam und war überrascht, dass meine Mutter und Oma Fanny mir das Kochen beigebracht hatten, denn in seiner Familie sah man das noch als reine Frauenarbeit an. Mein Vater, ebenfalls ein Kind seiner Zeit, sah das nicht viel anders. Dadurch war er in der Küche ein hoffnungsloser Fall. Er konnte gerade mal ein Ei kochen oder Senf für eine Pastete erwärmen. „Er muss unbedingt einen Tag vor mir sterben“, sagte Mum immer, „denn ohne mich verhungert er.“ Sie erzog mich zur Selbstständigkeit getreu dem Motto: „Das schaffe ich.“ Schon in frühesten Jahre ermutigte sie mich, in der Küche zu helfen und Mahlzeiten oder Gebäck für uns zuzubereiten wie meine geliebten Haferkekse. Ich war auch ihr „Schläger“, der die Butter für ihren unbezahlbaren Rührkuchen in der Schüssel herumwirbelte, ein Vorgang, der gut 20 Minuten in Anspruch nahm, wodurch ich mir einen schmerzenden Arm einhandelte. Für einen kleinen Jungen mag folgender Gedankengang wohl ungewöhnlich gewesen sein, doch ich sah meinen Vater und dachte: „Tom Moore, du wirst dir dein Essen immer selbst machen und nie von anderen abhängig sein.“ Das war ich dann auch nie, und das bezog sich auf einen langen Lebensabschnitt.

Damals begann ich mich für Mädchen zu interessieren. Im Gegensatz zu Charlie Dinsdale hatte ich es leichter, denn er arbeitete in der Gerberei seines Vaters in der Queen Street, wo sie Bänder aus Tierhäuten herstellten, die man als Spannbänder für die Webstühle in den Fabriken benutzte. Das Gerben war eine stinkende Arbeit, bei der die Haut mit einem Sud aus vergärender Eichenrinde getränkt wurde, woraufhin der Geruch in die Kleidung und die Poren aller Arbeiter eindrang. Es war ein „Parfüm“, das – wie Charlie schnell herausfand – die meisten Mädchen abstieß. Da ich nach frischer Luft, Flüssen und Moos roch, hatte ich natürlich kein Problem. Wir nahmen eifrig am Unterricht in der Sonntagsschule teil, hauptsächlich, weil wir das Mädchen mochten, das dort unterrichtete, und ich war mir ganz sicher, dass ich bessere Chancen bei ihr hatte. Am Ende bekam sie keiner von uns.

Meine erste Freundin war Ethel Whitaker, ein Mädchen aus Keighley, das in einem Schuhgeschäft in der Stadt arbeitete. Dadurch mangelte es mir nie an Schuhwerk. Ich muss ungefähr 14 gewesen sein, als wir miteinander ausgingen, aber das bedeutete lediglich zusammen durch die Stadt zu schlendern, ein Eis zu essen oder das Regent-Kino zu besuchen, in dem gepolsterte Zweisitzer in der letzen Reihe standen. Nach einer Weile machte ich mit ihr Schluss, da ich schnell gelangweilt war und mich auf meine Ausbildung und das Motorradfahren konzentrieren wollte. In der Zeit begann auch das Interesse fürs Wandern und Bergsteigen. Ich versuchte mich an der Felsformation „Cow and Calf“, die laut der Legende durch den Riesen Rombald entstanden war, der bei der Flucht auf den Felsen trat und die Kuh von ihrem Kalb trennte. Ich kletterte dort ohne Absicherung bis auf eine Höhe von 15 Metern hinauf, in ganz normaler Kleidung und mit Schuhen mit dicken Gummisohlen. Obwohl Bergsteiger abstürzten und sich verletzten, waren Helme für solche Aktivitäten erst viele Jahre später ein Thema.

Ich trat damals dem Jugendherbergsverband bei, wodurch ich im ganzen Land in brandneuen und komfortablen Einrichtungen preiswert übernachtete. Auch beim Skipton Potholing Club stand ich auf der Mitgliederliste, und wir erforschten die Höhlen oberhalb von Skipton und Grassington. Es waren Wasserhöhlen, durch Erosion des Kalksteins entstanden. Als Kopfschutz trug ich einen Trilby-Hut, gute, robuste und bis obenhin zugeschürte Stiefel sowie eine wesentlich enger geschnittene Tweedjacke als gewohnt, damit ich mich nicht verfing oder sie an einem scharfen Felsen aufriss. Nachdem mir Vater eine kleine Klappkamera geschenkt hatte, schloss ich mich noch der Keighley & District Photographic Society an, bei der er seine Fotoplatten entwickelte. Er war ein geduldiger Lehrer und motivierte mich immer, noch besser zu werden, mit Kommentaren wie: „Ist das wirklich das Beste, das du herausholen kannst?“ Meist schoss ich Fotos bei den Motorradrennen, während er weiterhin Szenen in und um Keighley einfing, von denen er wusste, dass sie von historischer Relevanz sein würden. Unter anderem knipste er das Verlegen der ersten Straßenbahnschienen in der Stadt, den Bau oder den Abriss verschiedener Gebäude, den Besuch von Würdenträgern, verschiedene Galas und die letzte Straßenbahn, die ins Depot zurückkehrte, wonach die Personenbusse das veraltete Beförderungsmittel ersetzten.

Als ich 15 war, hatte ich genügend Geld für eine vom Magazin The Motor Cycle organisierte Überlandomnibusfahrt zur Isle of Man gespart, um mir dort das TT-Rennen anzuschauen und dabei Fotos zu machen. Vater lieh mir netterweise seine Halbplattenkamera, die mit Abstand damals modernste Version, die man bekommen konnte (obwohl sie zehnmal so groß war wie die beliebte Box Browning). Es war der erste von zwei Besuchen im Sommer, die ich der Insel ohne Begleitung abstattete. Es ging zuerst zur Dampfschifffähre von Liverpool nach Douglas, eine Fahrt, bei der sich die Gesichter der Reisenden meist grün verfärbten. Glücklicherweise hatte ich damit keine Probleme. Bei der ersten Reise 1935 hatte ich meine eigenen Recherchen gemacht, und als ich dort ankam, platzierte ich mich direkt neben dem Pub Creg-Ny-Baa, einer wichtige Kurve, wo ich hoffte, einige Fotos von meinem Helden Stanley Woods zu schießen. Dort befand sich ein Café, in dem ich mir vom Geld meines Vaters ein Sandwich kaufte und eine Tasse Tee.

Über ein Tannoy-Lautsprechersystem hielt uns ein Ansager auf den neusten Stand, und als das Rennen begann, hätte die Aufregung nicht größer sein können. Während der ersten acht Runden schossen die Fahrer in solch einer Geschwindigkeit vorbei, dass wir nur das Dröhnen der Maschinen hörten, die stickigen Abgase rochen und ein verschwommenes Bild sahen. Die Fahrer exakt zu bestimmen, war ungemein schwierig, aber Stanley Woods erkannte ich selbst von hinten. Ich hörte den Kommentator und war höchst erfreut, dass mein Held in Führung lag. Während wir auf den nächsten Durchlauf warteten, schienen sich die anderen Zuschauer eher für das zu interessieren, was ich mit der Kamera anstellte, als für die aktuellsten Entwicklungen des Rennens. Ohne ein Stativ musste ich sie ganz ruhig halten, sie ausrichten und dann schnell von rechts nach links drehen, um Bilder von den Maschinen einzufangen, die mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h an uns vorbeirasten. Hätte ich mich zu schnell bewegt oder mit der Kamera gewackelt, wäre nur ein verschwommenes Foto entstanden. Erfreulicherweise gelangen mir einige gute Aufnahmen und ich fing sogar meinen Helden ein, der an diesem Tag gewann. Im folgenden Jahr zog er sich aus dem Rennsport zurück, sodass ich mich glücklich schätzen konnte, ihn noch einmal in voller Aktion gesehen zu haben und Vater und Onkel Billy alles darüber zu erzählen, als ich wieder zu Hause eintraf.

Billy zeigte höfliches Interesse an meiner Reise, doch die TT war für seinen Geschmack zu schnell und gefährlich. In jenem Sommer kamen zwei Fahrer ums Leben, jedoch nicht an dem Tag, an dem ich das Rennen besuchte. Onkel Billy interessierte sich mehr für seine alten Motorräder und die anstrengenden Zeitrennen, die Geschicklichkeit, Durchhaltevermögen und Kenntnis des Terrains voraussetzten. Als die Geschwindigkeiten zunahmen, wurden die Veranstaltungen immer gefährlicher, und viele Fahrer zogen sich Verletzungen zu. Tatsächlich ereigneten sich so viele Unfälle, dass der RAC [Royal Automobile Club] und die AA [Automobile Association] einknickten und bekannt gaben, dass die Rennen nicht mehr auf öffentlichen Straßen stattfinden durften. Ich sollte diese Art der Gefahr schon bald aus nächster Nähe erleben, denn nicht lange nach der Rückkehr von der Isle of Man hatte Billy einen schlimmen Unfall auf einer schmalen Straße nahe Guiseley, auf der er frontal mit einem Automobil kollidierte. Er erlitt eine schwere Kopfverletzung, von der er sich nie wieder erholte. Billy verbrachte einige Zeit im Keighley General Hospital, doch nach seiner Entlassung plagten ihn schreckliche Kopfschmerzen. Er konnte auch nicht mehr fahren, was höchst bedauernswert war. Ich wusste, dass er es wirklich vermisste.

Ein Jahr später – es war eine Nacht im Juni 1936 – wurde die ganze Familie in den frühen Morgenstunden durch Elsies panisches Schreien geweckt. Vater und ich warfen uns die Morgenmäntel über, schlüpften in die Pantoffeln und rannten zum Nachbarhaus, wo wir sie vollkommen aufgelöst vorfanden, mit einem Finger auf die Garage zeigend. Elise hatte an dem Tag an einer Exkursion der Handelskammer nach Edinburgh teilgenommen und war erst sehr spät heimgekehrt. Billy lag nicht im Bett. Als sie nach ihm sah, hörte Elsie das Geräusch eines laufenden Motors aus der Garage, aus der der Geruch von Abgasen drang, die – wie sie es später beschrieb – einen „merkwürdigen Geschmack“ in ihrem Mund hinterließen. Dann fand sie Billy auf dem Fahrersitz seiner historischen Limousine. Die Garage stand etwas abseits ihres Hauses und nur wenige Meter von meinem Zimmer entfernt, doch ich hatte rein gar nichts gehört.

Dad und ein zufällig vorbeikommender Passant gingen zuerst rein und stellten den Motor ab. Ich folgte ihnen, wonach wir alle hustend zurückwichen. Elsie stieß einen klagevollen Schrei aus. Mein geliebter Onkel Billy saß zusammengesackt auf dem Vordersitz und war zweifellos tot. Er wurde nur 55 Jahre alt. Wir werden es niemals eindeutig wissen, doch die Familie zeigte sich überzeugt, dass er sich selbst tötete, indem er während Elsies Abwesenheit in die abgedichtete Garage ging, sich in das Fahrzeug setzte und den Motor startete. Vater bat Mum, sich um Elsie zu kümmern und sie hineinzugeleiten, woraufhin er und ich Billys leblosen Körper ins Haus tragen mussten. Ich war 16 Jahre alt und werde niemals vergessen, wie wir seine Füße anhoben und mit der Last der Leiche meines geliebten Onkels aus der Garage zurückschlurften.

Nach Billys Tod entdeckte Dad, dass sein älterer Bruder in schweren finanziellen Problemen steckte, die sich – da er das Bauunternehmen größtenteils leitete – auch auf uns auswirkten. Es war ein so unglaublich trauriges Ende für einen von mir so geschätzten Mann. Ich hätte wirklich gern mehr gewusst, um seine Entscheidung besser verstehen zu können. Leider redeten wir nie wieder darüber. Auch trug niemand aus der Familie die schwarzen Armbänder, die in jenen Zeiten für Trauernde normal waren. Die Botschaft war klar – Billys Tod traf und bedrückte uns alle, doch die Familie Moore wollte nach außen nicht viel Aufhebens darum machen.

Die Yorkshire Post, die Leeds Mercury und die Keighley News publizierten warmherzige Gedenkartikel, wobei Billys Karriere als Motorradfahrer im Fokus stand, bevor sie über die öffentliche Untersuchung berichteten, die laut Gesetz vorgeschrieben war. Ich ging nicht dorthin, sah aber die Berichte, in denen man den Leichenbeschauer (Pathologen gab es ja noch nicht als solche) und die Polizei in vollem Umgang zitierte. Meinem Vater blieb von behördlicher Seite eine Zeugenaussage erspart, vermutlich wegen seiner Taubheit. Basierend auf Aussagen von Elsie und dem zufällig vorbeigekommenen Mann, der als Erster den Schauplatz des tragischen Ereignisses betrat, schätzte der Mediziner, dass Billy schon drei Stunden lang tot gewesen war, als Elsie ihn entdeckte. Nachdem er sich die ganzen Berichte angehört hatte und da kein Abschiedsbrief zu finden war, schickte der Leichenbeschauer uns einen Abschlussbericht, in dem er Billys Ableben als Unfalltod aufgrund einer Kohlenmonoxidvergiftung angab. Er stellte fest, dass Billy zum Todeszeitpunkt eine Reparatur an seinem Wagen durchgeführt und nicht erkannt habe, dass er in dem engen Raum an den Abgasen sterben konnte. Wir waren alle dankbar über dieses Urteil, auch wenn wir es besser wussten. Billy war kein Idiot gewesen.

Elsie erholte sich nie wieder von der Tragödie. Sie schottete sich von uns und der Welt ab, verkaufte das Haus ein Jahr später und lebte zuerst in einem kleineren Heim einige Straßen weit weg. Dann – nach ein paar Jahren – zog sie noch weiter weg. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals wiedergesehen zu haben. Sie erlaubte mir nicht, etwas von Billys Habseligkeiten als Andenken aufzubewahren oder den Keller nach Ersatzteilen zu durchstöbern. Ich bin mir sicher, dass er es gewollt hätte. Ich durfte auch nicht die Motorradmagazine haben, denn Elsie beauftragte ein Entsorgungsunternehmen, das alles wegwarf. Es schien so, als habe Billy niemals existiert. Doch für mich war er da und lebte fortan in meinem Herzen weiter.

Morgen wird ein guter Tag

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