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Im Herbst 1989 war er grenzenlos – der triumphierende, noch leicht ungläubige Jubel im Norden des geteilten Deutschlands. Vielen ist dies längst in Vergessenheit geraten, in Ost wie West. Geblieben ist den meisten lediglich die restliche Ahnung dieses Gefühls vom Tag, als plötzlich die Mauer fiel.

Mit Beginn des Jahres 2009 hat der Norddeutsche Rundfunk mit der trimedialen Aktion »Grenzenlos im Norden – 20 Jahre Mauerfall« seine Hörer, Zuschauer und Internet-Nutzer gebeten, sich zu erinnern, ihre ganz persönliche Geschichte von 1989 zu erzählen. Viele haben sich gemeldet, haben geschrieben, viele Geschichten wurden erzählt, im Radio, im Fernsehen und im Internet, in allen Programmen des NDR.

Eine Auswahl dieser Geschichten findet sich in diesem Buch.

Berührt haben vor allem jene leisen Erzählungen, die Jahre oder aber tatsächlich zwei Jahrzehnte gebraucht haben, um erzählt werden zu können, deren Erzähler sich selbst und ihre Erinnerungen überdacht und überprüft haben, zuweilen auch vieles heute anders sehen als vor 20 Jahren, die nichts in die Öffentlichkeit getrieben hat, die sich bislang nicht aufgedrängt haben mit ihrer Geschichte und es nun doch, zuweilen eigens ermutigt, gewagt haben, sie zu erzählen.

Das sind nicht unbedingt »Heldengeschichten«, die erzählt werden, schließlich haben die meisten Zeitzeugen sich nicht als Bürgerrechtler hervorgetan, keine Unterschriften gesammelt, keine Plakate auf Demonstrationen getragen, nicht alle waren mutig, saßen im Stasiknast, wurden freigekauft oder haben sich als Fluchthelfer betätigt, und auch eine aufregende oder spektakuläre Fluchtgeschichte haben die wenigsten vorzuweisen.

Und dennoch haben sich auffallend viele Menschen beim NDR gemeldet, die eine ganz eigene Grenzerfahrung erlebt und die Geschichte ihrer Flucht zu erzählen haben. Insofern versammelt dieses Buch besonders viele Geschichten, die von der Grenze und ihrer Überwindung erzählen. Auffällig auch: Die Geschichten in diesem Buch sind ebenso norddeutsch wie deutsch-deutsch. In den Familiengeschichten war die deutsche Teilung 1989 auch nach 40 Jahren noch nicht endgültig vollzogen. Spuren aus Ost und West ziehen sich durch die Biografien der Menschen und ihrer Familien, ein Grund, warum der 9. November 1989 sie besonders bewegt hat, warum sie sich nun 20 Jahre danach an den NDR gewandt haben.

Wie schreibt der frühere DDR-Bürgerrechtler Erhart Neubert? »Es gab keine Gewöhnung an die Grenze, sie schnitt das Naheliegende ab und versagte Raum und Zeit.«

Ich bin mir sicher: Diese literarische Reise in die Vergangenheit wird unseren gemeinsamen Weg in die Zukunft erleichtern.

Elke Haferburg

Direktorin NDR-Landesfunkhaus

Mecklenburg-Vorpommern

Grenzenlos im Norden

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