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Kapitel 4

„Oh mein Gott. Man wird mich für schuldig halten einen Mord begangen zu haben?“ Penny fasste sich an den Kopf und verließ die Küche. Sie musste raus. Plötzlich war alles viel zu eng. Im Flur streifte sie ihre Handtasche, die zu Boden fiel. Der komplette Inhalt verteilte sich im Flur. Pierré folgte ihr und stolperte fast über das Durcheinander.

„Beruhige dich. Noch wird dich keiner für schuldig halten. Eine Kette allein sagt nichts aus.“

„Wann ist der Mord passiert?“

„Ich weiß noch nichts Genaues, aber es muss wohl heute Abend passiert sein.“

„Heute Abend? Aber dann habe ich ein Alibi. Ich war bei dir.“

„Ich weiß das. Aber andere werden das nicht denken.“ Er rieb sich über den Nacken.

„Worauf willst du hinaus?“ Sie blieb mitten im Wohnzimmer stehen.

„Es ist gut möglich, dass man mich in dem Fall nicht ermitteln lässt.“ Er zögerte. „Immerhin trifft es mich persönlich.“

Sie fuhr sich angespannt durchs Haar.

„Und wenn ich das Land verlasse, mache ich mich umso verdächtiger.“

„Was? Du willst das Land verlassen?“

Sie ertrug seinen schockierten Blick nicht und ging zurück in den Flur, wo sie begann, den Inhalt ihrer Handtasche aufzusammeln. Eigentlich hatte sie ihm das nicht verraten wollen. Es war ihr einfach rausgerutscht. Penny griff gerade nach ihrem Lippenstift, als Pierrés Schatten auf sie fiel. Pierré kniete sich zu ihr auf den Boden.

„Warum hast du nichts gesagt? Ich dachte, dass du vielleicht die Stadt verlassen würdest. Nach dem wiederholten Wohnungseinbruch verstehe ich das sogar und-“

Sie hielt ihm die Hand vor den Mund und musterte ihn.

„Ich verlasse das Land aus einem anderen Grund. Ich nehme morgen früh die erste Maschine über Amsterdam nach Paris.“

„Frankreich? Du verlässt Amerika?“

Ja, sie würde Amerika verlassen. Aber erst als Pierré die Worte aussprach, begriff sie, wie sehr sie sich davor fürchtete. Sie wollte das Land, in dem sie lebte, nicht verlassen. Doch es musste sein. Es tröstete sie ein wenig, Pierré so niedergeschlagen zu sehen. Es würde also mindestens eine Person geben, der sie fehlen würde. Und ein Teil von ihr würde immer bei ihm sein. Ihre Gedanken schweiften zurück zu dem urigen Café in Paris, in dem sie sich vor vier Jahren einander näherten. Es waren jene Augenblicke, die sie sich zurückwünschte.

Stella, ich-“, wisperte er und stoppte.

So war sie schon lange nicht mehr genannt worden. Sie hatte den wundervollen Namen schon vollkommen vergessen gehabt. Jedoch nicht, wofür er stand. Und schon gar nicht, wer ihn ihr gegeben hatte.

Stella“, flüsterte sie und lächelte. „Ich fand den Namen immer wunderschön.“

„So, wie du es bist. Meine Stella, mein Stern.“

Sie zog Pierré zu sich, wollte ihn küssen. Sie legte ihre Hände auf seine Brust und spürte das Klopfen seines Herzens, die Wärme, die von seinem Körper ausging. Seine braunen Augen wurden dunkeler. Es wäre so leicht. Sie müsste sich nur noch ein kleines Stück nach vorne lehnen. Stattdessen schob sie ihn zurück. „Es tut mir leid. Ich kann nicht.“

„Schon okay. Ich verstehe dich.“

Penny sammelte die restlichen Sachen ein.

„Ich helfe dir“, sagte Pierré und griff nach einem Paket Taschentücher und dem Reisepass, der aufgeschlagen auf dem Boden lag. Penny erstarrte. Verdammt, hoffentlich sah er ihn sich nicht so genau an. Doch es war zu spät. Pierré stand auf und warf ihr einen seltsamen Blick zu. Sie folgte seinem Beispiel und ließ die Tasche liegen.

„Wer ist Penelope Garrix?“

Ein Knall zerriss die Stille. Das Fenster zersprang und Scherben regneten zu Boden. Pierré riss Penny zu Boden und warf sich schützend auf sie. Kurz darauf fegten weitere Kugeln über sie hinweg. Die Projektile bohrten sich in die Wand. Es folgte Stille. Dafür machte sich nun hinter ihnen jemand am Schloss der Haustür zu schaffen.

„Es sind mindestens zwei. Hat das Haus einen Keller?“, fragte Pierré, während er wirkte, als wolle er sich einen Überblick über die Situation verschaffen.

„Ja, er geht vom Schlafzimmer ab.“ Sie deutete auf das Zimmer neben dem Badezimmer. Das Schloss klickte. Pierré zog Penny auf die Beine, ging ins Schlafzimmer und riss die Kellertür auf. Abrupt blieb Penny stehen.

„Ich kann nicht.“ Sie schüttelte heftig mit dem Kopf und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Nebenan krachte die Tür gegen die Wand. Der Angreifer war erfolgreich ins Haus eingedrungen. Pierré legte seine Hände an ihre Wangen. Sein Blick war eindringlich. „Dir wird nichts zustoßen. Vertrau mir, Stella!“

Die Dielen im Flur knatschten. Penny nickte und ließ sich in den Keller führen. Als sie das Licht anknipsen wollte, hielt er sie auf. „Nicht.“

Ihr Herz raste, während sie die Stufen im Dunkeln hinunterstieg. Der Lichtkegel, der durch die offene Tür seine gruseligen Schatten warf, wurde kleiner und verschwand, als Pierré die Tür hinter ihnen zuzog. Sie schluckte und griff mit beiden Händen nach dem Treppengeländer. Es kostete sie die größte Mühe, ein Bein vor das andere zu setzen. Mit jeder weiteren Treppenstufe zitterten ihre Knie stärker. Als sie mit beiden Füßen endlich auf dem Kellerboden stand, entdeckte sie ein kleines Kellerfenster. Das silberne Licht des Mondes hatte nur eine geringe Chance, in den Raum zu fallen und den Keller zu erhellen. Sie wusste, dass alte Möbelstücke von Sebastian in dem Keller gelagert wurden. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie wirbelte erschrocken herum. Es war Pierré. Penny zuckte zusammen. Ihr wurde bewusst, dass es jemand auf ihr Leben abgesehen hatte. Die Schritte über ihnen wurden lauter. Der Angreifer kam näher.

Links von ihnen standen hohe und breite Holzschränke und Umzugskartons. Pierré griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Ihre Hände zitterten heftig. Er schob einige Kartons zur Seite und schob einen der Holzschränke, die an der Wand standen, einen Spalt weit vor. Pennys Glieder wurden weich. Die Erinnerungen gepaart mit ihrer angsterfüllten Panik ließen sie wenige Schritte zurück gehen.

„Penny?“

„Ich kann das nicht. Ich muss hier raus.“, klagte sie, während sie zur Treppe zurückwich.

„Du brauchst nichts zu befürchten. Ich bin bei dir. Dir wird niemand etwas tun“, wisperte er, steuerte auf sie zu und umschlang ihre zitternde Hand mit seiner. Sie nickte. In dem Moment wurde die Tür des Kellers geöffnet. Ein Lichtkegel fiel in die Dunkelheit. Pierré schob Penny in den schmalen Spalt zwischen Schrank und Kellerwand. Er folgte ihr und stapelte einige der Umzugskartons vor dem Spalt an der Wand empor.

„Hab keine Angst.“, sagte er zu ihr gewandt. „Egal, was jetzt passiert, sieh mir einfach in die Augen.“

Sie nickte, während sie Stück für Stück tiefer in seinen Augen versank. Schnelle, schwere Schritte polterten die Treppenstufen hinunter. Penny stockte der Atem. Sie blinzelte nicht einmal. Die Furcht hielt ihren Körper fest umklammert. Genau wie damals.

Licht erhellte den Raum. Schüsse hallten durch den Keller. Etwas rieselte von der Decke. Der Einbrecher hatte offenbar Freude daran, überall seine Spuren zu hinterlassen. Sie musste hier raus, bloß weg, doch Pierré presste sie mit seinem Körper an die Kellerwand. Das Gewicht und die Wärme drangen wie durch einen Nebel zu ihr und ließen sie etwas ruhiger werden. Es knallte erneut. Holz splitterte. Pierrés Körper drückte plötzlich zentnerschwer auf ihren. Er schloss für einen Moment die Augen und streckte dann die Arme wieder durch. Mühsam richtete er sich auf.

„Pierré?“

Etwas war nicht in Ordnung. Sie spürte es genau. Er musste erwischt worden sein. Sie sah ihm an, wie er dagegen ankämpfte, seinen Schmerzen Ausdruck zu verleihen. Es fielen noch drei weitere Schüsse. Dann kehrte eine erdrückende Stille ein.

***

In der Dunkelheit parkte ein dunkler Pick-Up am Straßenrand. Leon Branes wartete darauf, dass Melvin einstieg und die Beifahrertür schloss. Melvin verstaute das Gewehr, zerrte sich die Maske vom Kopf und nickte knapp. Leon schaltete den Motor ein, trat aufs Pedal und fuhr los. „Hast du sie erwischt?“

„Ich denke nicht. Aber wenn, bekommen wir es mit.“

„Gut so, Melvin. Es genügt, wenn Penny sich fürchtet. Irgendwann wird sie einen Fehler machen. Und dann werde ich da sein, um zuzuschlagen.“

„Was, wenn sie es nicht tut?“

Ein verräterisches Grinsen umschmeichelte die Mundwinkel des Fahrers. „Früher oder später wird sie dazu gezwungen sein. Dafür werden meine Handlanger Richard und Oleg sorgen. Ihr Flug geht in ein paar Stunden. Schicke ihnen das Foto von Penny, damit sie alles vorbereiten können.“

„Wird gemacht“, sagte Melvin.

Heart & Hazard Series - Unheilvolle Verwechslung

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