Читать книгу DREI-HUNDERT-MEILEN TIGER Aufzeichnungen von LIN-CHI - Sokei-an Shigetsu Sasaki - Страница 10
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Der Roshi sagte: „Wer auch immer heute wünscht, Buddhas Dharma zu lernen, muss wahres Verständnis finden. Um wahres Verständnis zu erlangen, braucht man sich nicht Leben und Tod zu unterwerfen. Man hat die Freiheit zu gehen oder zu bleiben. Man sucht nicht das Außergewöhnliche, sondern gewinnt es ganz natürlich.
Brüder! Die Alten hatten Wege (wahre) Menschen zu schaffen. Was ich für Euch betonen möchte, ist, dass ihr euch nicht durch Andere verwirren lassen sollt. Wenn ihr [wahres Verständnis] nutzen wollt, nutzt es! Zöaert nicht!“
SOKEI-AN SAGT:
Lin-chi (japanisch: Rinzai) sagt „heute“ aus einem bestimmten Grund. Der Buddhismus in China zu dieser Zeit erreichte seine höchste metaphysische Entwicklung. Die Chinesen hatten Buddhas Dharma, die Lehre aus Indien, rational akzeptiert. Nun bemerkten sie, dass dies ein „intellektueller“ Buddhismus war. Eine Sackgasse war erreicht, aus der es unmöglich war, einen weiteren Schritt zu tun. Lin-chi brach die Sackgasse auf und kreierte einen neuen Weg, der sich aus einem langsamen Fluss der Zeit in einen schnellen Strom entwickelte. Es ist das Gleiche zurzeit hier in Amerika. Wahrscheinlich wird es noch fünfhundert Jahre dauern, bis der Buddhismus in euren Herzen angekommen ist.
Lin-chi sagt: „Wer auch immer heute wünscht, Buddhas Dharma zu lernen, muss wahres Verständnis finden.“ Wahres Verständnis ist die wahre Lehre des Buddha - der Dharma. Und es ist weder durch Brain Power, noch durch die Emotionen zu erreichen. Buddhismus zeigt uns, wie man zu ihm kommt im „Achtfachen Pfad“. Der „Achtfache Pfad“, die vierte der „Vier edlen Wahrheiten“ (das sind: Leiden, der Ursprung des Leidens, die Beendigung des Leidens und 4. der Weg zur Aufhebung des Leidens), ist der Weg, der uns zu dem bringt, was Lin-chi „wahres Verständnis“ nennt. Wahres Verständnis ist nicht Erkenntnis, die aus dem Außen gewonnen wird, sondern inhärente Weisheit, die Fähigkeit, Erfahrungen zu sammeln und neue Ideen zu kreieren. Diese Fähigkeit manifestiert sich in uns durch Meditation. Die innere Sammlung ist das Schärfen des Schwertes der Weisheit.
Um seine scharfe Spitze zu verstehen, muss man meditieren und ES verwirklichen, das ist es, was man „erreichen“ nennt.
„Um wahres Verständnis zu erlangen, braucht man sich nicht Leben und Tod zu unterwerfen.“ Mit anderen Worten, es ist nicht Gegenstand von Samsara, dem Lauf der Natur, der Leben und Tod bedeutet.
Im Herbst, wenn ein rotes Ahornblatt in einen Wassertümpel fällt, glauben wir das Wasser ist rot; schöpfen wir aber eine Handvoll heraus, so sehen wir, dass das Wasser nicht gefärbt, sondern rein ist. Wie der Lotus nicht gefärbt wird, wenn er aus dem Schlamm wächst, so wird die Seele nicht berührt von Leben und Tod, wenn du dich – gemäß der buddhistischen Lehre – durch die Bereiche der drei Welten, der tridhatu, kämpfst: den drei Stationen unserer Betrachtung des Universums.
Die erste Welt oder Phase ist kamadhatu, die Welt des Verlangens. In diesem Stadium erfolgt unsere Beobachtung durch die fünf Sinne, wo alles Agonie (Leid, qualvoller, auswegloser Zustand) ist. Und in unserer Agonie beobachten wir die Welt auf fünf Arten: als Höllen-Bewohner, hungriger Geist, zorniger Geist, Tier und menschliches Wesen.
Die zweite Welt oder Phase ist rupadhatu, die Welt der Formen. In diesem Stadium ist unsere Beobachtung ohne Wunsch, nur durch die Sinne. Hier beobachten wir die Welt mit dem sechsten Weg als Gott oder Engel, was Buddhisten eine Deva nennen würden.
In der Dritten Welt, der arupadhatu, ist unsere Beobachtung ohne die Sinne, aber mit dem Geist (dem Bewusstsein). Es ist die formlose Phase.
Diese Stufen oder Welten sind im Buddhismus als eine Treppe der Meditation beschrieben worden, mit der wir unseren Aufstieg zum Zustand der völligen Vernichtung und die Beendigung des Leidens erreichen, die dritte der vier edlen Wahrheiten. Wenn man das Wissen der vierten edlen Wahrheit erreicht hat, die nicht-dualistische Sicht, weiß man, dass Leben und Tod zusammen genommen eins sind. Dieses Leben verändert sich nicht – es ist das Leben im Himmel. Es ist also aus der arupadhatu Sicht des reinen Bewusstseins, das die Verwirklichung ist, wie Zen sagt, unmittelbar. Es ist nicht nötig, irgendetwas zu leugnen oder zu behaupten – alles ist Realität. Sprich Realität mit großer STILLE!!! In Sanskrit wird diese „unaussprechbare“ Realität avyakrita genannt, denn sie ist nicht beschreibbar. Wenn du dies erreichst, verstehst du, dass alle Phänomene Wirklichkeit sind.
„Man hat die Freiheit zu gehen oder zu bleiben“. Das heißt, man kann in jeder der drei Stufen des Verstehens leben. Die drei Stufen haben viele Bereiche, einschließlich der Aufenthaltsorte der fühlenden Wesen, die durch diese Bereiche ständig wandern. Diese Stufen bilden das Rückgrat des Buddhismus. Alle aufsteigenden und absteigenden Erfahrungen sind hier zu finden, und derjenige, der versteht, kann gehen oder bleiben wie er will. Die Masse der Menschheit jedoch, kennt nur die ersten beiden Stufen, die Welt des Begehrens und die Welt der Form. Auch die Stufe der Formlosigkeit, der Dritten Welt, ist immer noch im Bereich der Vorstellung. Es ist jedoch der höchste Punkt für den Menschen.
„Er sucht nicht das Außergewöhnliche, sondern gewinnt es natürlich.“ Er hat das Stadium von Buddhas wahrem Verständnis erreicht und hat seine Buddhaschaft bestätigt. Doch zugleich ist er fähig, in das Leben eines jeden empfindenden Wesens mit Sympathie einzutreten.
„Brüder! Die Alten hatten Wege (wahre) Menschen zu schaffen.“ Frühere Zen-Priester wussten, wie sie gute Schüler mit ihren Stöcken schaffen konnten. Unter ihren Schlägen bewiesen die Schüler die Erfahrung der Nicht-Existenz, wobei sie jede Scham oder Folter leicht wie Federn ertrugen. Es ist durch den Schrei eines Zen-Priesters möglich, dass sich plötzlich der Blick für die Realität öffnet – dass man erkennt, dass Existenz Nichtexistenz ist.
„Was ich für Euch betonen möchte, ist, dass ihr euch nicht durch Andere verwirren lassen sollt. Wenn ihr [wahres Verständnis] nutzen wollt, nutzt es! Zögert nicht!“ Einmal sagte der Buddha seinen Jüngern so-und-so zu handeln und ein anderes Mal sagte er etwas ganz Anderes. Was machst du dann? Lin-chi sagt euch, ihr sollt euch nicht durch andere verwirren lassen, sondern nur eurem eigenen Urteil glauben. Nutzt ES und zögert nicht. Aber seid ihr in der Lage, es im täglichen Leben anzuwenden? Und was ist dieses „ES“? [hier hebt Sokei-an sein nyo-i, ein kleines Zepter, das seinen Rang als Zen-Roshi symbolisiert]. Verstehst du? „Es“ ist die Kraft, die du durch wahres Verstehen erlangen kannst.
Lin-chi spricht hier natürlich zu jenen, die die Fähigkeit haben Erleuchtung zu erreichen, die der seinen gleicht.
„Warum sind Übende von heute nicht fähig wahres Verständnis zu erreichen? Welche Schwäche macht euch unfähig es zu erreichen? Der Grund ist, weil euch Selbstvertrauen fehlt. Wenn ihr kein Selbstvertrauen habt, werdet ihr die wirkliche Sache, die für euch unerlässlich ist, verlieren. Hilflos werdet ihr in Umstände verwickelt und durch unzählige Phänomene invertiert. Wenn euer Geist aufhört herum zu wuseln, werdet ihr euch in keiner Weise von Buddha unterscheiden. Ihr möchtet Buddha kennenlernen? Er ist nichts Anderes als derjenige hinter eurem Gesicht, der meiner Predigt zuhört.
Es ist schwierig, für Übenden dies zu glauben, und so beschäftigen sie sich mit äußeren Angelegenheiten. Sie können dabei etwas erreichen, aber es werden nur Worte sein. Am Ende werden sie den lebenswichtigen Punkt nicht begreifen, den die Patriarchen lehren.“
SOKEI-AN SAGT:
Lin-chi fragt euch, welche Krankheit euch daran hindert, eurer eigene Fähigkeit zu vertrauen, die Buddhaschaft zu erreichen? Wahrheit kann nicht außerhalb des Selbst gesucht werden; obwohl, natürlich, wenn man das Außen leugnet, muss man auch das Innen leugnen, denn es ist relativ in Bezug auf das Außen. Die Wahrheit ist weder das eine noch das andere. Also, wo ist es in diesem Augenblick? Wie Lin-chi wiederholt gesagt hat: „Es ist keine Zeit zu zögern.“
Der Glaube ist in jeder Religion wichtig. Der Buddha sagte, dass der Glaube die Mutter ist, die uns zur Erde bringt, die Existenz der Wirklichkeit. Wenn ihr den höchsten Punkt des Buddhismus erreichen möchtet, ist es eure Aufgabe, wie die eines alpinen Kletterers, euch vom Fuß des Berges zu seinem Höhepunkt zu kämpfen. Wenn ihr euch entscheidet, die Wahrheit der Welt, oder jenseits der Welt zu erreichen, seht die Wahrheit in beiden: in Phänomenen und Numena. Mit anderen Worten: Ihr müsst ES in euch selbst suchen, bis ES sich in seiner Kraft im Spiegel eures Schreins [DJW: eurem Herzen, eurem Heiligtum] manifestiert. Wenn ihr kein Vertrauen in eure in euch wohnende Kraft habt, habt ihr keine Basis, auf der ihr stehen könnt, ihr werdet nicht mehr ein und aus wissen und ihr werdet nicht wissen, was zu tun ist.
Ein Zen-Lehrer unterrichtet nicht Zen. Wenn du ein Samenkorn pflanzt und es wächst, hat dir die ganze Natur geantwortet. Wenn du bis in den Grund deiner Seele gräbst, antworten dir ebenso alle Phänomene und teilen dir mit, dass die Sache, die sich in deinem Geist manifestiert, wahr ist; und die vierundachtzigtausend Buddhas und Bodhisattvas werden deine Verwirklichung (deine Erfahrung) bestätigen. Aber derjenige, dessen Sicht der Welt umgekehrt wurde, der veränderliche Dinge als ewig sieht und Qual als Freude fühlt, ist wie die Krähe, die ständig die wechselnden Wolken betrachtet, damit sie zu dem Baum geführt wird, in dem sie ihre Nahrung aufbewahrt hat. Es ist das Gleiche mit den Menschen und ihren sich ständig verändernden Freuden. Am Veränderlichen zu haften ist wie das Abrutschen in Treibsand. Aber wenn ihr das geschäftige Treiben eures Verstandes aufgebt, aufhört herumzurennen und eurem Verstandes-Zeug zu folgen, werdet ihr unmittelbar beweisen, dass ihr ein Buddha seid. Und wer sich als Buddha begreift, „derjenige hinter deinem Gesicht, der meiner Predigt zuhört“, lebt in Selbstvertrauen. Wenn ihr den Ton der einen Hand gehört habt, so habt ihr den Mikrokosmos in euch selbst bewiesen und es gibt nichts mehr, um darüber zu reden.
Aber, wie Lin-chi betont, ist es schwer für die Übenden daran zu glauben, denn es bedeutet, dass du den Buddha in dir beweisen musst. Jeder der seinen Vortrag hört, ist Buddha, aber nicht alle von euch glauben das. Ihr sucht Außen nach der Wahrheit, in Büchern, in anderen Lehren, in Aberglauben. Ihr seid nichts Anderes als Worte, Ideen und Vorstellungen. Wenn die Wörter sich ändern, ändern sich eure Vorstellungen mit ihnen. Dies ist wahres Verständnis und es ist nicht der entscheidende Punkt des Buddhismus. Der entscheidende Punkt der Lehre Buddhas ist der mittlere Weg.
Einst fragte ein Brahmane den Buddha: „Ohne zu sprechen, ohne zu schweigen, bitte zeigen Sie ihre Verwirklichung.“ Diese Frage ist so etwas wie eine doppelte Tür, nicht wahr? Der Buddha antwortete, indem er sich in SCHWEIGEN hüllte. Das war alles, aber es war, als ob er diese doppelten Türen mit seinen Füßen zerbrach – Peng! – Zerschlagung der doppelten Türen und sie wegwerfen.
Dieser Moment des SCHWEIGENS (der STILLE) hat große Bedeutung. Der Buddha fiel nicht in gewöhnlichen Stille, noch begann er zu „sprechen“, weder im negativen noch im positiven Sinn. Wie der erste Patriarch des Zen Bodhidharma sagte: „Ohne Worte zu gebrauchen, weise ich direkt auf die Seele des Menschen. Es ist nicht nötig, darüber zu reden.“ Später, als der zweite Patriarch Hui-k'o als Schüler zu Bodhidharma kam, sagte Hui-k'o: „Meine Seele ist noch nicht beruhigt. Bitte beruhigen Sie meine Seele.“ Bodhidharma antwortete: „Wo ist deine Seele? Zeig sie mir!“
„Edle Zen Übende, lasst euch nicht täuschen! Außer wenn ihr Buddha in diesem Leben trefft, wenn nicht, werdet ihr für Kalpas – für unendliche Zeit – durch die drei Welten (in einem anderen Körper) wandern und unzählige Menschenleben führen. Getrieben durch die Umstände, an die ihr euch klammert, werdet ihr im Schoß eines Esels oder einer Kuh geboren.“
SOKEI-AN SAGT:
Die drei Welten sind die Welten des Verlangens (der Wünsche), (kamadhatu), der Formen (rupadhatu) und der Formlosigkeit (arupadhatu). Der Mensch wandert, wie ich schon viele Male gesagt habe, durch die sechs labyrinthischen Wege in den Welten des Begehrens und der Form. Wir gehen entsprechend den Umständen, mit denen wir zusammengeschweißt sind, denn, wir sind nicht frei von der Außenwelt, nicht frei von Anhaftung, wir werden weggetragen von unseren Umständen, so wie ein kleines Boot weggetragen wird von den Wellen und an den Felsen zerschlagen wird. Natürlich ist der Schoß einer Kuh oder eines Esels den Lin-chi erwähnt nicht ein Ort, sondern der Geist des Menschen.
Ich wiederhole immer wieder, dass die Außenwelt nicht wirklich existiert, dass unser Verlangen aus der Unwissenheit kommt, das bewirkt unsere Anhaftung an die Umstände. Normalerweise lassen wir uns nur vorwärtstreiben, aber, wenn wir erkennen, dass dies alles nur Phänomene sind, wenn wir den Status der Nicht-Existenz bewiesen haben, können wir von dieser Umwelt frei sein. Wenn das, was uns an Phänomene bindet abgeschnitten ist, sind wir aus der Knechtschaft befreit. Alles was wir „nehmen“ wollen ist unsere eigene Entscheidung. Anzuhaften oder nicht anzuhaften ist ebenfalls unsere eigene Wahl. Auf diese Weise sind wir nicht weggetragen vom Karma. Wir sind die Gestalter des Karmas, nicht seine Sklaven. Das ist die Befreiung von der Buddha gesprochen hat.
Allerdings, getrieben vom Karma, das man in der Vergangenheit verursacht hat, erzeugt man Karma im eigenen Geist, nicht außerhalb. Mit ihm reist man durch die drei Welten. Aber wenn man höchstes Verständnis erreicht, wenn man die Stufe von arupadhatu, die Welt der Formlosigkeit zerstört und die Stufe über diesem Begriff des Nichts erreicht, kann man in jeden Zustand kommen, den man wünscht. In arupadhatu, aber denkt man, dass man sich in einer formlosen Welt befindet, aber das ist wirklich nur „großes Ego“ und man erzeugt weiterhin Karma. Daher ist die Stufe von arupadhatu nicht wirklich die höchste Stufe.
Es gibt ein Koan: Der Tee-Schöpflöffel (in der Teezeremonie) geht in kochendes Wasser und in eisiges Wasser, fühlt aber keinen Schmerz, da er keine Seele hat, kein Ego. In diesem Koan muss man beweisen, warum der Schöpflöffel keine Seele hat (der Schöpflöffel ist euer Selbst). Der Tee-Schöpflöffel geht nicht durch diese Stufen und wird nie geboren im Schoß von irgendetwas.
In Lin-chi's Zeit gab es einmal einen Künstler, der Pferde so wunderbar malte, dass sein Zen-Lehrer dieser Zeit zu ihm sagte: „Du musst aufhören, solche Bilder zu malen, oder du wirst im Schoß eines Pferdes geboren. Dein Gesicht ähnelt bereits einem und dein Verhalten auch.“ Der Maler änderte sein Thema und malte Avalokiteshvara, den Buddha des Mitgefühls.
Dann war da noch der Dichter, der wunderbare Gedichte schrieb, eine Art von erotischen Liebesliedern. Die Gedichte waren so betörend, dass die Menschen ein romantisches Leben begannen. Der Zen-Lehrer sagte zu ihm: Du musst aufhören solche zauberhaften Liebeslieder zu schreiben.“ Der Dichter lachte und sagte: „Sie denken, dass ich auch im Schoß eines Pferdes wiedergeboren werde?“ Der Roshi sagte: „Nein, du wirst im Geist eines Flohs geboren werden.“
Der Glaube an Seelenwanderung existierte schon vor der Zeit des Buddha. Dieser nahm diese Hypothese in den Buddhismus auf und benutzte es als Werkzeug und Hilfsmittel, um ein Aufwachen aus der Illusion zu erreichen und zu wahrem Verständnis zu kommen. Ich glaube nicht, dass Buddha tatsächlich an die Hypothese der Seelenwanderung geglaubt hat. Aber wenn ihr Buddhas springenden Punkt nicht begreift, wandert ihr jeden Moment in andere Körper – ihr werdet euer Selbst nie finden, nie zu euch selbst zurückfinden.
Im Buddhismus versucht man nicht weise zu sein. Buddhismus ist nicht eine Theorie, um euch weise zu machen. Es ist eine Religion, die euch sehr schlicht und einfach macht. Ein Zen-Lehrer sagte einmal, weise zu werden ist einfach, aber zu einem Idioten zu werden ist schwierig. Natürlich, ein normaler, alltäglicher Idiot ist nichts. Die Seele eines großen Idioten muss etwa so aussehen wie eine riesige Steinspitze. Eine aus Holz gemachte Spitze ist nicht groß genug als Symbol für das Herz eines Idioten.
So sagt Lin-chi, du musst dem Buddha in diesem Leben begegnen. Was oder wen treffen? Dem zentralen, lebenswichtigen Punkt begegnen, dem Buddha in dir.
Ein Roshi sagte jeden Morgen zu sich selbst: „Roshi!“ und antwortet selbst: „Ja?“ Einer seiner Schüler lebte mit ihm zehn Jahre zusammen. Als der Roshi eines Morgens „Roshi!“ rief, antwortete sein Schüler „Ja?“ Der Roshi sagte: „Aber du bist doch mein Schüler“ und schlug ihn mit seinem Stock. Der Schüler nahm den Stock und stieß den Roshi in seinen Stuhl. Das wirkt sehr wild, aber die Wahrheit des Universums muss anschaulich und lebhaft behandelt werden.
„Brüder, so wie ich es verstehe, unterscheidet ihr euch in keiner Weise von Shakya. Gibt es etwas, das euch fehlt, um heute eure mannigfaltigen Aufgaben zu erfüllen? Das Licht eurer göttlichen sechs Sinne hat nie aufgehört zu strahlen. Sobald ihr dies versteht, braucht ihr nicht weiter zu suchen.
Gute Brüder, die drei Welten sind wie ein Haus in Flammen. Sie sind keine Orte, an denen man lange wohnt! Der Dämon des Todes, die Hand der Veränderlichkeit, unterscheiden nicht einen einzigen Augenblick zwischen Reich und Arm, zwischen Alt und Jung. Wenn ihr also nicht wollt, dass ihr euch von Buddha unterscheidet, dann sucht nicht nach Buddha in der äußeren Welt.“
SOKEI-AN SAGT:
In dieser Passage betont Lin-chi den Buddha in uns selbst, den „persönlichen“ Buddha. Wenn ihr die Buddha-Natur in euch selbst verwirklicht habt, seid ihr Buddha. Deshalb ist es nicht notwendig, Buddha außerhalb zu suchen.
Heute gibt es Übende des Buddhismus, die versuchen, Buddhas eigenen ursprünglichen Buddhismus wiederzubeleben, die Lehre, wie sie von Buddhas eigenen goldenen Lippen kam. Diese modernen Übenden stellen sich vor, dass sie Buddhas eigenen ursprünglichen Buddhismus vielleicht irgendwo in dem sogenannten Tripitaka, in den „Drei Körben der buddhistischen Belehrungen“, dies sind die Sutras, das Abhidharma, und das Vinaya, finden können. Natürlich können Buddhas Worte vergleichend in den Aufzeichnungen der verschiedenen Sprachen studiert werden. Aber im Zen gibt es eine Abkürzung zu dem, was Buddha wirklich lehrte: Anstatt die Sutren danach durchzuschauen, kann man danach in der eigenen Seele suchen. Letztendlich fand Buddha seine Religion in seiner eigenen Seele und wir sind die gleichen menschlichen Wesen. Wenn wir also tief in unseren Herzen graben, finden wir diese gleiche Religion. Es gibt keinen Unterschied. Das ist der Grund, warum sich Lin-chi nicht auf den Buddha als Lokanatha („Herr der Welt“) oder Tathagata („der so gekommene“) bezieht, sondern als „Shakya“, einen Mann des gleichen Ranges wie er. So wenn ihr über die eigene Seele meditiert und den eigenen Blick für die Wirklichkeit öffnet, ist euer lebenswichtiger Punkt nicht verschieden von dem Buddhas und es wird nicht notwendig sein ihn Buddhismus zu nennen.
Gibt es etwas, das euch fehlt, um heute eure mannigfaltigen Funktionen (Aufgaben) zu erfüllen?“ Gemäß der Lehre Buddhas sind all die unendlichen Funktionen des menschlichen Körpers wichtig und so bezieht sich Lin-chi auf die fünf Sinne und den Geist (das Bewusstsein). Sie sind die elementaren Kräfte des Universums, die sechs göttlichen Sinne. Mit unseren Sinnen beobachten wir verschiedene Universen. Wir begreifen Farbe und Form mit den Augen, mit den Ohren Klang, mit der Nase Geruch, den Geschmack mit der Zunge, Berührung mit der Haut und mit dem Verstand Dharma.
Könnt ihr euch etwas vorstellen, das nicht wahrnehmbar mit einem dieser Sinne ist? Wenn wir andere Augen hätten, würden wir vielleicht etwas sehen, was keine Farbe oder Form hat, aber es ist unmöglich, uns dies vorzustellen. Die Wurzel dieser Sinne ist dieses Bewusstsein. Für dieses Bewusstsein ist das ganze Universum Ein-Dharma. Die Philosophen nennen es Numena – Realität. Dies ist natürlich eine metaphysische (übersinnliche) Konzeption. Dies [hält eine Dose hoch] ist ein Phänomen (eine Erscheinung), aber, wenn wir es verstecken und sagen „Dose“, ist dies kein Phänomen, sondern eine Konzeption (eine Ansicht). Die fünf Sinne schaffen die physische Basis, aber funktionieren nicht als Wahrnehmung; dies ist eine andere Funktion. Also sind es insgesamt sechs. In unseren Tagen versuchen Wissenschaftler mehr zu finden, aber bisher waren sie nicht erfolgreich.
„Sobald ihr dies versteht, braucht ihr nicht weiter zu suchen.“ Ein Tisch hat Beine, eine Schlange hat keine. Wenn eine Schlange Beine hätte, wären die Beine eine Beeinträchtigung für sie. Wir haben alles, was wir brauchen, um unsere täglichen Aufgaben zu erfüllen. Mehr wäre nur hinderlich.
Gute Brüder, die drei Welten sind wie ein Haus in Flammen. Sie sind keine Orte, an denen man lange wohnt! Nun, wo soll ich hingehen?
In der Welt der Begierde rennen wir von morgens bis abends immer irgendetwas hinterher. Unsere Sicht ist nicht richtig. Wir müssen unsere Ansicht von unserem Wunsch trennen und müssen alles mit einem kühlen Kopf betrachten, wie ein Künstler ein Feld betrachtet und das grüne Gras und den blauen Himmel beobachtet, nicht wie ein Landwirt, der auf das gleiche Feld mit Wünschen schaut. In der Welt der Form unterscheiden wir zwischen dem Schönen und dem Hässlichen. Wir sehen mit dem Verstand. In der Welt der Formlosigkeit ist alles reine Existenz, es gibt kein Rein oder Unrein. Alles ist reale Manifestation; nichts ist gut oder schlecht.
Um wirklich in diesem Leben zu leben, muss man die Existenz der Formlosigkeit kennen. Hier ist eine Beobachtung die Wahrheit. Es ist mindestens einmal in eurem Leben erforderlich sich vom Phänomenalen zu trennen und zum Verständnis des Noumenon zu kommen. Die Welt der Form muss ebenso geübt werden. Wenn ihr jedoch in eurer Meditation an Form oder Formlosigkeit haftet, seid ihr immer noch in der Welt des Begehrens. Lasst euch nicht durch die Theorie täuschen.
Der Buddha sagte, dass es vier invertierte Ansichten oder falsche Beobachtungen des Universums gibt: Denken, dass es ewig ist; denken, dass das Leben Freude ist; der Glauben an ein Ego; denken diese Existenz des Begehrens ist rein. Das ist der Grund, warum der Buddha darauf hinwies, dass alle unsere Vorstellungen über die Welt entgegengesetzt (zur Wahrheit) sind – auf dem Kopfstehen. Zur Heilung dieser Inversionen praktizieren wir Meditation. Die Stufen der Meditation stehen in euch geschrieben, aufsteigend zur Öffnung des universellen Auges – aufsteigend bis zur rechten Sicht.
Der Buddha sprach zu uns auch über die drei Krankheiten oder Gifte: Unwissenheit, Leidenschaft und Zorn. Zur Heilung dieser Krankheiten brauchen wir nicht Heilmittel außerhalb von uns zu suchen. Für die Unwissenheit ist das Heilmittel uns so zu entwickeln, dass wir unser inneres Auge öffnen, um mit ihm die Realität des Universums zu sehen. Mit siebzehn oder achtzehn können wir nur ein zweifelndes Auge öffnen. Warum leben wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was ist unser Verhältnis zu Vater und Mutter? Waren wir hier schon zuvor? Gibt es nach dem Tod nur nichts? So suchen wir in Büchern oder gehen zu Lehrern. Wir werden wie Tiere auf der Suche nach Wasser. Für alle ist es das gleiche Problem. Wenn man nie versucht hat, diese großen Fragen zu verstehen, würde ich sagen, derjenige schläft. Diese Fragen kommen zu jedem, sogar bevor wir unsere Augen für Sex öffnen. Sex, in der Art einer Blume, kommt ein wenig später; aber erst erscheint ein Blatt, die vielen Fragen über alles. Dies ist die Weisheit, die Unwissenheit heilt. Über Leidenschaft haben wir die Macht, sie zu kontrollieren. Es ist nicht notwendig, ein Gelübde abzulegen: Alle Gebote sind in uns geschrieben. Und wir haben Stille um Wut heilen können.
„Der Dämon des Todes, die Hand der Veränderlichkeit, unterscheiden nicht einen einzigen Augenblick zwischen Reich und Arm, zwischen Alt und Jung.“ „Ein Moment“ entspricht neun ksana, die kleinste Einheit der Zeit, und in einem ksana inkarnieren fühlende Wesen neunhundert Mal. Wir glauben, dass wir jetzt leben und wir glauben, dass wir nicht tot sind, aber in einem ksana wiederholen wir Leben und Tod neunhundert Mal und ksana unterscheidet sich nicht von unseren fünfzig Jahren und neunhundert Leben sind nicht verschieden von einem ksana.
Wenn ihr also nicht wollt, dass ihr euch von Buddha unterscheidet, dann sucht nicht nach Buddha [DJW: oder Jesus] in der äußeren Welt.“ Der Buddha sagte, wir müssen alle Theorien und Konzepte aufgeben und das Universum aus unserem eigenen Herzen beobachten. Es ist nicht notwendig außerhalb von uns selbst zu suchen; alles ist Innen. Dies ist die Emanzipation von allen Begriffen und allen Vorstellungen. Wenn man die reale Existenz des Universums versteht, kann man im sanzen Zimmer [DJW = dokusan Zimmer], das Himalaja Gebirge aus einer Schachtel mit Räucherstäbchen holen, durch ein Schlüsselloch gehen, und so weiter.
„Das reine Licht, das in jedem einzelnen Pulsschlag eurer Seele wohnt, ist der Dharmakaya Buddha in eurem Schrein. Das Licht, das in einem einzelnen Pulsschlag eurer Seele nichts wahrnimmt, ist der Sambhogakaya Buddha in eurem Schrein. Das Licht, das in einem einzelnen Pulsschlag der Seele nichts unterscheidet, ist der Nirmanakaya Buddha in eurem Schrein. Dieser dreieinige Körper ist nichts Anderes als der hier Anwesende, der meiner Predigt zuhört. So wird es offenbart werden, wenn ihr aufhört in der äußeren Welt zu suchen.
Gemäß den anerkannten Lehrern der Sutras und Shastras ist der dreieinige Körper das grundlegende Prinzip. Aber nach meiner Ansicht ist dies nicht der Fall. Der dreieinige Körper ist nur ein Name und die drei Körper, die mit diesem Namen gekennzeichnet werden, sind nur ein Konzept. Die Alten sagten: „Diese Körper bestehen theoretisch. Ihr Bereich existiert als eine natürliche Folge der Körper selbst.“ Die wesentlichen Körper und der wesentliche Bereich des Buddha sind jetzt offensichtlich. Sie sind das Licht und der Schatten des eigenen Geistes.
Gute Brüder, ihr müsst denjenigen erkennen, der sie bewegt! Er ist die Quelle aller Buddhas. Der Ort, an dem ihr jetzt seid, ist die Heimat, zu der ihr euch zurücksehnt.“
SOKEI-AN SAGT:
Dies ist ein sehr wichtiger Abschnitt. Lin-chi spricht über den dreieinigen Körper Buddhas, die buddhistische Theorie der Trikaya: Dharmakaya, Sambhogakaya, und Nirmanakaya. Zen Roshi Lin-chi, kritisiert jedoch diese Theorie. Er sagt uns, dass die drei Körper nicht im Himmel oder irgendwo weit weg existieren. Der dreieinige Körper des Buddha ist unser eigener Körper. Jeder ist ein Buddha, jeder hat Buddha-Natur, ob wir es wissen oder nicht.
„Das reine Licht, das in jedem einzelnen Pulsschlag eurer Seele wohnt, ist der Dharmakaya Buddha in eurem Schrein.“ Das reine Licht von dem Lin-chi spricht, hat zwei Bedeutungen: das Licht des Nirvana und das Licht der reinen Weisheit. Reine Weisheit ist komplette Vernichtung. Zu dieser nirvanischen Weisheit – wenn ich diesen Satz neu erfinden darf – muss man alle Begriffe vernichten, all dies Geistes-Zeug. Um reine Weisheit zu erlangen, muss man zuerst reines Nirvana erreichen.
Dharmakaya Buddha manifestiert nicht seine eigene Existenz, sondern existiert als Essenz. Sein Licht nimmt nichts wahr. Eure Zunge schmeckt und eure Augen sehen, aber sie sagen nicht: „Ich wünsche etwas zu schmecken und ich will sehen.“ Dieser Buddha ist die innere Welt der arupadhatu, die nur-scheinbare oder formlose Welt des Dharmakaya; es [DJW: Das Absolute] ist der Kenner des Universums.
„Das Licht, das in einem einzelnen Pulsschlag eurer Seele nichts wahrnimmt, ist der Sambhogakaya Buddha in eurem Schrein.“ Sambhogakaya Buddha ist der „antwortende“ oder „Genuss“ Buddha und hat zwei Funktionen: Wahrnehmung des Innen und Wahrnehmung des Außen. Es ist also der Körper des eigentlichen Bewusstseins. Dies ist der Buddha der Welt des rupadhatu und nimmt wahr ohne Anhaftung. Dieses Licht oder Bewusstsein kennt seine eigene Natur ohne wahrnehmbare Existenz. Phänomene wahrnehmend, beweist es, dass es sieht. Der erste Zustand ist nicht manifestiertes Bewusstsein. Es nimmt sein eigenes Selbst wahr, ohne Kontakt mit der phänomenalen Existenz zu haben; es kennt seine eigenen Schwingungen und realisiert, dass es lebt. Der zweite Zustand ist manifestiertes Bewusstsein: Kontakt aufnehmend mit seinen eigenen Schwingungen, erkennt es das ganze Universum.
„Das Licht, das in einem einzelnen Pulsschlag der Seele nichts unterscheidet, ist der Nirmanakaya Buddha in eurem Schrein.“ Das Licht des Nirmanakaya Buddha, des Buddhas der „Transformation“ ist die Welt des Begehrens. Durch verschiedene Transformationen erreicht er sein Ziel. Dieser Buddha ist rein. Obwohl dieser Buddha Worte verwendet wie „mögen“ und „nicht mögen“ ist er verschieden vom menschlichen Anhaften oder menschlicher Diskriminierung. Er wählt Baumwolle im Sommer und Wolle im Winter.
Bitte beachtet, dass diese drei Buddhas oder Körper alle Dharmakaya sind. Dharmakaya umfasst Sambhogakaya und Nirmanakaya. Um euer Verständnis des Dharmakaya zu zeigen, müsst ihr im sanzen [DJW: dokusan] beweisen, dass die beiden anderen Stufen (Körper) darin enthalten sind. So ist Dharmakaya der Körper des Sambhogakaya und des Nirmanakaya. Im sanzen Zimmer wird Sambhogakaya in seiner Funktion als Weisheit geprüft, der Körper der Reaktion. Wenn jemand euch ins Gesicht klatscht, fühlt ihr Schmerz. Nirmanakaya ist euer Leben von morgens bis abends. Diese Körper sind zusammen der Tathagata und sie existieren nirgendwo sonst, als in eurem Körper. Euer Körper ist der Körper des Tathagata, drei Körper in einem. Da ist kein Geheimnis; es kann eindeutig nachgewiesen werden.
Wenn ihr euer erstes Koan durchlaufen habt, beweist ihr Dharmakaya, Sambhogakaya, ebenso wie Nirmanakaya innerhalb desselben.
Der sechste Patriarch Hui-Neng, bewies Sambhogakaya mit dem Koan, „Die Fahne bewegt sich nicht; der Wind bewegt sich nicht; es ist die Seele, die sich bewegt.“
Bewusstsein gehört nicht zum Außen oder zum Innen. Seine Weisheit leuchtet durch Dharmakaya und durch die gesamte phänomenale Welt. Wenn ihr nicht an einem bestimmten Punkt der äußeren Welt anhaftet, werdet ihr Nirvana in eurem physischen Körper beweisen, in diesem Fleisch, und dringt ein in jeden beliebigen Teil der äußeren oder inneren Existenz. Das ist Transformation – Nirmanakaya.
„Dieser dreieinige Körper ist nichts Anderes als der hier Anwesende, der meiner Predigt zuhört. So wird es offenbart werden, wenn ihr aufhört in der äußeren Welt zu suchen.“ Man kann Nirvana in diesem Leben auf der Erde erreichen und diesen geheimnisvollen Körper offenbaren. Dies ist euer Verdienst. Wenn ihr die Realität des Universums nachweist, sammelt ihr Verdienste in eurem täglichen Leben, denn ihr sucht nicht in der äußeren Welt. Ihr beweist den Verdienst in euch. Dieser Verdienst schließt auch „Funktion“ und „Offenbarung“ ein.
„Gemäß den anerkannten Lehrern der Sutras und Shastras ist der dreieinige Körper das grundlegende Prinzip. Aber nach meiner Ansicht ist dies nicht der Fall.“ Die maßgeblichen Lehrer, auf die sich Lin-chi bezieht, sind die Lehrer der Sutras und ihrer Auslegungen seiner Zeit. Sie sagten, dass der dreieinigen Körper das grundlegende Prinzip sei, aber Lin-chi widersprach. Er sagte, der dreieinigen Körper ist nur ein Name, ein Begriff. Wir können ihre Existenz nicht mit Worten beweisen, ob es sich nun um den Dharmakaya, Sambhogakaya, Nirmanakaya, oder Vater, Sohn und Heiliger Geist handelt. Für Lin-chi ist ein Name oder ein Wort wie der Stock eines alten Mannes. Ohne ihn kann der alte Mann nicht stehen. Er versucht uns zu sagen, dass Wahrheit ursprünglich keinen Namen hat, dass wir ihr (durch einen Namen wie Gott) etwas anlegen, wie ein Gewand, abgenutzt und nicht ganz sauber, nicht klar. Dann versuchen wir einen anderen und noch einen anderen und bald haben wir drei Garnituren von Kleidern, die unsere Konzeption komplettieren. So Namen, Begriffe sind praktisch, aber auch ärgerlich.
„Die Alten sagten: „Diese Körper bestehen theoretisch. Ihr Bereich existiert als eine natürliche Folge der Körper selbst.“ Die wesentlichen Körper und der wesentliche Bereich des Buddha sind jetzt offensichtlich. Sie sind das Licht und der Schatten des eigenen Geistes.“ So sind die wesentlichen Körper und die wesentlichen Bereiche Buddha selbst – universale Natur; und sie werden durch das Licht eures eigenen Geistes erzeugt. Es ist wie ein sich bewegendes Bild auf einem Bildschirm, wo das Gehirn die Maschine ist, die den Film in Gang bringt. Der dreieinige Körper erscheint auf dem Bildschirm eures Geistes und ihr denkt, dass es der Vater, der Sohn und der Heilige Geist ist und dann betet ihr zu ihm. Kein Wunder, dass es keine Antwort gibt.
„Gute Brüder, ihr müsst denjenigen erkennen, der sie bewegt! Er ist die Quelle aller Buddhas.“ Derjenige der diese Körper und Felder bewegt ist der „Lehrer“, nicht euer Körper und nicht euer Verstandes-Zeugs, sondern euer eigenes Licht. Ihr seht das Licht und gießt es in Bronze oder schreibt es mit einem Zeichen und betet es an. Der physische Körper ist Nirmanakaya, die Seele ist Sambhogakaya, und die Quelle von allem ist Dharmakaya.
„Der Ort, an dem ihr jetzt seid, ist die Heimat, zu der ihr euch zurücksehnt.“ Dieser Ort ist euer eigener Geist, Buddha. Der Mensch sucht nur in äußerlichen Formen nach der Wahrheit. Gott ist überall. Doch eines Tages kommt ihr zu eurem eigenen Schrein, der durch eure eigenen zwei Füße unterstützt wird und ihr werdet Buddha finden, genau an dem Platz, an dem ihr euch befindet.
„Meine Predigt, der ihr zuhört, kann nicht mit den vier großen Elementen verstanden werden, aus denen euer Körper zusammengesetzt ist und sie kann nicht verstanden werden von eurem Magen, eurer Leber und eurem Herzen. Meine Predigt, der ihr zuhört, kann nicht verstanden werden durch den leeren Himmel. Wer ist dann derjenige, der meine Predigt begreifen kann, der ihr zuhört? Derjenige, der keinen sichtbaren Körper hat, aber hell erstrahlt in seiner Anwesenheit versteht die Predigt, die ihr hört. Wenn ihr erkennt, wer 'er' ist, so ist euer Verständnis der wahren Sicht nicht verschieden von der Buddhas. Er existiert unaufhörlich über Raum und Zeit hinweg. Alles was euren Augen begegnet ist seine Manifestation.
Aber, wenn ihr irgendwelche Vorstellungen hegt, ist die wahre Weisheit völlig zerstört, und wenn ihr Zweifel habt, wird der ursprüngliche Körper falsch verstanden. Als Folge werdet ihr durch die drei Welten wandern und unter verschiedenen Nöten und Gebrechen leiden. Nach meiner Ansicht gibt es [keinen Moment des Lebens], der nicht die tiefste Weisheit berührt oder [die höchste] Befreiung erreicht.“
SOKEI-AN SAGT:
Die vier großen Elemente, von denen Lin-chi spricht, sind Erde, Wasser, Feuer und Luft. In der buddhistischen Theorie wird manchmal ein fünftes und ein sechstes Element hinzugefügt: Akasha und Bewusstsein. Akasha ist Lin-chi's „leerer Himmel“; es ist das Material, das die Leere füllt. Bewusstsein ist Gewahrsein, entweder manifestiert oder nicht manifestiertes. In einem komplizierten Körper ist Bewusstsein manifestiert; in einem einfachen Körper wie Luft, ist es nicht offensichtlich. Lin-chi sagt uns, dass seine Predigt von keinem dieser Elemente verstanden werden kann.
„Wer ist dann derjenige, der meine Predigt begreifen kann, der ihr zuhört? Derjenige, der keinen sichtbaren Körper hat, aber hell erstrahlt in eurer Anwesenheit, versteht die Predigt, die ihr hört. Wenn ihr erkennt, wer ‚er‘ ist, so ist euer Verständnis der wahren Sicht nicht verschieden von der Buddhas.“ In anderen Worten, „er“ hat keinen Namen, ist aber in jedem.
Wenn ich sagen könnte „unpersönliche Person“, ES wäre das. Er lebt nicht in weltlicher Existenz, sondern in geläuterter Existenz. Er ist „Eins“ mit dem dreieinigen Körper. Aber Lin-chi macht sich lustig über uns. Er glaubt, dass wir Kinder sind, so erzählt er uns ein Märchen. Wenn er gesagt hätte: „Er“ hat eine Gestalt, würdet ihr euch an diese Gestalt klammern.
„Er existiert unaufhörlich über Raum und Zeit hinweg. Alles was euren Augen begegnet ist seine Manifestation.“ Wunderbare Ansicht! Berge! Flüsse! Sterne! Sonne! Blumen! Vögel und Insekten! Alles immerwährendes Leben! Das ist der wahre Grund der Religion und des Buddhismus.
„Aber, wenn ihr irgendwelche Vorstellungen hegt, ist die wahre Weisheit völlig zerstört, und wenn ihr Zweifel habt, wird der ursprüngliche Körper falsch verstanden. Der wahre Grund oder die wahre Existenz (das wahre Leben) kann nicht durch Worte erklärt werden; es ist kein Begriff (und keine Idee). Vorstellungen (Begriffe) sind das Material von Logik und Logik kann uns nur zum Tor der Religion bringen. Ihr müsst also nicht wahres Verständnis in Vorstellungen suchen, das Material, das aus der äußeren Existenz kommt. Das Material, der Blödsinn, den wir in unseren Köpfen haben, ist der Schatten unserer Sinneseindrücke. Wahres Verständnis unterscheidet sich von Sinneseindrücken. Der wahre Grund der Religion ist ebenso rein wie akasha, aber eine Flocke von Täuschung, wie eine kleine Wolke im klaren Himmel, kommt in ihren Geist und schafft Geistes-Zeug. Dann seht ihr die wahre Existenz nicht mehr. Ihr seht nie den Beweis der Existenz. Ihr denkt dieses Verstandes-Zeug ist Geist, aber Geistes-Zeug und Geist sind verschieden; das eine ist die äußere Existenz des Geistes und das andere ist der neutrale Geist. Wenn ihr ohne Täuschung wahrnehmt, wird es verändert. Wenn ihr mit den fünf Sinnen wahrnehmt und daran festhaltet, denkt ihr das ist wahre Existenz. Wie man in China sagt: „Wenn deine Form geändert wurde, wirst du vom wahren Körper weggetragen, dem wesentlichen Körper – der Realität.“
„Als Folge werdet ihr durch die drei Welten wandern und unter verschiedenen Nöten und Gebrechen leiden. Das ist, wie ein Mann, ein Ochse, ein Hund oder eine Katze. Du wirst Folter und Freude erleben.
„Nach meiner Ansicht gibt es [keinen Moment des Lebens], der nicht die tiefste Weisheit berührt oder [die höchste] Befreiung erreicht.“ Das ist wahre universelle Weisheit.
„Brüder, die Seele ist ohne Form, doch dringt sie in alle Richtungen. In den Augen sieht sie; in den Ohren, hört sie; in der Nase riecht sie; mit dem Mund spricht sie; mit den Händen hält und mit den Füßen trägt sie. Ursprünglich ist sie ein essenzielles Licht, unterteilt in die sechs harmonischen Sinne. Wenn ihr nicht an Gedanken eures Geistes haftet, wo auch immer ihr steht, so seid ihr frei [und ungebunden].
Brüder, warum sage ich das? Nur weil ihr euren Geist nicht abhalten könnt herumzuwandern, seid ihr in den nutzlosen Hilfsmitteln der Alten gefangen.“
SOKEI-AN SAGT:
Das letzte Mal, sprach Zen Roshi Lin-chi über die wahre Seele, die ursprüngliche Seele in uns. Er sagte, dass jeder glaubt, dass die Seele verschiedene Funktionen hat, sodass jeder in Täuschungen lebt. Diese Illusion zerstört den wahren Glauben der Seele.
„Brüder, die Seele ist ohne Form, doch dringt sie in alle Richtungen. In den Augen sieht sie; in den Ohren, hört sie; in der Nase riecht sie; mit dem Mund spricht sie; mit den Händen hält und mit den Füßen trägt sie. Ursprünglich ist sie ein essenzielles Licht, unterteilt in die sechs harmonischen Sinne.“ Es ist sehr schwer, die Form einer nackten Seele zu sehen. Wir kleiden sie, als wäre sie ein Körper, in vielen Kleidungsstücken – Aberglaube, Bildung, verschiedene Fähigkeiten und Errungenschaften. Unsere Gedanken haben viele Zusammenstellungen von Kleidungsstücken. Wir können die Gestalt anderer Formen auch mit unserer Kleidung sehen, aber niemand sieht leicht die Form einer anderen nackten Seele. Ihr beachtet die hässlichen Proportionen eines nackten Körpers, aber die meiste Zeit seht ihr nie die unausgewogenen Proportionen einer Seele. Manchmal sehen wir eine nackte Seele in Form eines Preta, eines hungrigen Geistes, aber wir können nicht die Seele sehen, die die schöne Form des Buddha hat, in einem perfekten Gleichgewicht mit unseren Ansichten.
Die Realität ist nicht etwas, das euch Kleider für eure Seele gibt. Wahre Wirklichkeit schlägt vor, dass ihr eure schäbigen Kleider auszieht. Sie lässt euch den wirklichen Körper eurer Seele sehen, den ihr von eurer spirituellen Mutter im Tushita Himmel erhalten habt, der Schöpferin; nicht den Schöpfer von Maya, von Illusion; sondern den Schöpfer von wahrer Existenz.
Wenn die alten Kleider abgelegt werden, wählt ihr eure eigenen Kleider. Im Sommer werdet ihr feine Faser tragen und im Winter Bast. Wenn ihr realisiert, dass ihr ein nahtloses Fell tragt, wie Nudel, meine Katze, benötigt ihr keine anderen Kleidungsstücke. Wenn ihr feststellt, wo ihr euch befindet, an welcher Stelle des Universums ihr steht und welche Form eure Seele hat, werdet ihr wissen, was zu tun ist und in diesem Moment werdet ihr frei sein. Jedoch im Sommer habt ihr vielleicht vergessen, wie ihr eure schwere Winterkleidung anzieht, sodass ihr unfähig seid euch zu entkleiden und frei zu werden.
Wie ich zuvor gesagt habe, war es während der Tang-Dynastie, dass der Buddhismus erneut seine ursprüngliche Form in China annahm, sein ursprüngliches Gesicht, wie der Buddha direkt zum eigenen Herzen sprechend. Die Zen-Lehrer dieser Zeit, lasen nicht die von mottenzerfressenen alten Sutras, sondern sprachen über den Buddhismus, wie er in ihren eigenen Herzen geschrieben steht. Sie sprachen aus dem innersten Teil ihres Selbst. Zu dieser Zeit wurde der Buddhismus sehr klar, aber man kann kritisieren, dass diese großen Lehrer die Atmosphäre des Buddhismus vergessen haben.
Sie erfassten den wesentlichen Punkt und waren zufrieden, so wie die Wissenschaftler von heute, die in eine Drogerie gehen, anstatt in ein Restaurant und sagen: „Gib mir Vitamin D!“ und essen es, anstatt eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Wenn ihr zu dem Ta-yu Restaurant in der Nachbarschaft geht, werdet ihr wahrscheinlich einen Cocktail, eine Suppe, ein Hauptgericht und ein Dessert nehmen, dann vielleicht eine Zigarette rauchen und einige Kaffees trinken. Echter Buddhismus muss auch eine vollständige Mahlzeit sein. Lin-chi gibt uns Vitamin - und wir schlucken es – „die Essenz des Buddhismus!“ Das Vitamin ist nur in der Theorie gut, aber wenn ihr Nahrung esst, die aus dem Garten stammt, seht ihr auch den Bauernhof, die Hühner und die Hunde. Ihr müsst alles sehen. Ich möchte euch den ganzen Buddhismus zeigen, nicht nur Vitamin D.
Lin-chi sagt, die Seele ist ohne Form und dringt dennoch in alle Richtungen, wie Elektrizität oder Wasser. Wir werfen einen Blick auf die Sonne, den Mond, und so weiter mit Objektivität, mit unseren Sinnen, aber wenn wir die Sonne und der Mond werden, sehen wir subjektiv. Dann wird alles zu einem großen Feuer, da die Seele sich nicht selbst aus ihrer subjektiven Sicht visualisieren kann. So wird ein essenzielles Licht aufgeteilt in verschiedene universelle Erscheinungen.
„Wenn ihr nicht an Gedanken eures Geistes haftet, wo auch immer ihr steht, so seid ihr frei [und ungebunden].“ Es ist einfach, über die Vernichtung der menschlichen Gedanken zu reden, aber es ist nicht leicht, dies zu tun. Dieser menschliche Geist wird durch das Karma der Natur geformt, der menschliche Geist, den wir durch die Handlungen des Karmas geschaffen haben. Wenn ihr Buddha-Natur verwirklicht, seid ihr frei, aber ihr könnt es nicht mit euren zwei Augen sehen. Euer logisches Verständnis wird euch nur an das Tor der realen Existenz führen, es hat nicht die Fähigkeit euch zum Zentrum der realen Existenz zu bringen; kein Wort wird euch dahin bringen. Ihr müsst die Umhüllung der Wörter wegnehmen und eintreten. Das ist Befreiung. Wenn ihr wirklich eintretet, ist dieser Körper der Körper Buddhas. Das ist der Grund, warum euer Lehrer sagt, ihr müsst durch eigene Kraft eintreten. Er kann euch nicht hereinholen.
Wenn ihr nicht wisst, wie dies zu erreichen ist, so könntet ihr denken, dass ihr dieses oder jenes unterdrücken müsst. Aber dieser Weg ist zu langsam! Um die Früchte der Buddha-Natur zu erhalten, ist es nicht notwendig, die Wurzel und den Stamm abzuschneiden. Wenn die Zeit reif ist, öffnet sich euer Geist wie die Blütenblätter der wahren Blume und ihr werdet den weißen Lotus der ursprünglichen Natur sehen. Zerstört nicht seinen Teich! Jedoch müsst ihr euch von den drei Welten der Begierde, Form und Formlosigkeit trennen. Und es ist nicht notwendig, in einen tiefen Ruhezustand zu wechseln, indem ihr euch von eurem Körper getrennt fühlt, und so weiter; ihr könnt euch nicht vom universalen Körper trennen.
Warum ist dies so ein tiefes Geheimnis? Es kann nicht erfasst werden mit dem Verständnis, das ihr durch die Erziehung von eurer Mutter erhalten habt. Es ist nur durch eure eigenen Bemühungen möglich, dass ihr die wahrnehmbare Welt versteht. In diesem Bereich sind beide Wirklichkeiten identisch. Dies ist das Geheimnis.
„Brüder, warum sage ich das? Nur weil ihr euren Geist nicht abhalten könnt herumzuwandern, seid ihr gefangen in den nutzlosen Hilfsmitteln der Alten.“ Die alten Buddhisten gebrauchten wunderbare Methoden oder Hilfsmittel – Meditation und ähnliches – um euch zum wahren Verständnis des Buddhismus zu führen. Wenn ich euch Koans gebe wie: „Wie kannst du auf dem Stuhl sitzend, aufstehen und auf dem Himalaja stehen“, „geh durch das Schlüsselloch“, „versteck dich in der Wand,“ und „laufe auf der Oberfläche des Wassers,“ könnt ihr nicht antworten, weil ihr in der Bedeutung von Wörtern gefangen seid.
Ein Koan ist ein Hilfsmittel, um euch von allen Hilfsmitteln zu befreien, euch zu trainieren durch Worte zu sehen und die Bedeutung hinter ihnen zu erfassen, sodass ihr nicht durch Worte gefangen seid. Ich glaube nicht, dass meine Auffassung sich unterscheidet von derjenigen von Christen, die wirklich ihre Worte durchdringen und die wahre Bedeutung von Sätzen finden wie „gehe auf der Oberfläche des Wassers.“ Diese Koans weisen auf die reale Existenz, die Realität des Universums jenseits der Phänomene, hin. Aber wenn ich „Jenseits“ sage, so denkt ihr vermutlich „Himmel“, und so weiter. Was kann ich sagen? Gebt euch nicht ab mit den Schatten der Bedeutung von Worten. Wie Lin-chi sagte, seid nicht gefangen in den nutzlosen Hilfsmitteln der Alten.
Der Buddha jedoch hat uns gelehrt, wie man meditiert. In der Meditation trennt man sich vom Umfang unserer Umgebung und realisiert, dass man selbst Buddha ist. Der Lehrer ist hier. Ihr müsst an die Tür klopfen und darum bitten den Lehrer (in euch) zu treffen.
Die Antwort kommt aus dem Inneren, nicht von außerhalb. Aber um ihn zu rufen, müsst ihr euch bemühen, müsst an die Tür eures Herzens klopfen. Wenn ihr ihn trefft, gebt das Anklopfen auf. Um Mitternacht, wenn ihr versucht in ein Kloster zu kommen und mit eurer Faust auf der Tür schlagt, wird es keine Antwort geben. Dann mit einem Stein, Bang! Bang! Bang! „Ja?“ Dann werft ihr den Stein weg. Meditation und Konzentration sind Steine, um den Lehrer zu finden; es kommt eine Zeit, da benötigt ihr sie nicht mehr. Die Tür des Tempels ist nicht der Lehrer. Verwechselt das nicht. Viele Menschen glauben, dass Meditation und Konzentration Buddhismus sind, aber das sind sie nicht.
Ich brauche nicht mehr zu sagen, denn wenn ich mehr sage, werdet ihr euch daran klammern, werdet den Buddha in euch selbst vergessen und außen von den Lippen eines Lehrers, in einem aus Holz geschnitzten Bild suchen. Ihr werdet ein Wort aus der Außenwelt oder ein Wort gebildet vom Verstandes-Zeug studieren. Ihr werdet vergessen, wie man nach dem Suchenden sucht, der Buddha ist. Das Objekt, mit dem ihr sucht, ist nicht der Buddha. Ihr müsst Buddha im Suchenden finden. Ihr braucht keine Hilfsmittel. Gebt alle Hilfsmittel, alle Methoden auf und wenn ihr zu eurem Selbst kommt – „Hmm! Ich verstehe.“
Auf diese Weise müsst ihr Buddha finden.
„Brüder, wenn ihr mit meiner Sicht übereinstimmt, schneidet ihr die Köpfe der Sambhogakaya und Nirmanakaya Buddhas ab. Ein Bodhisattva, der mit der zehnten Stufe der Erleuchtung zufrieden ist, ist nur ein Herumtreiber in einem fremden Land. Ein Bodhisattva, dessen Verwirklichung gleich ist mit derjenigen des Buddha ist in seiner Herkunft ein Verbrecher. Ein Arhat und ein Pratyeka-Buddha sind der Dreck in der Kanalisation. Weisheit und Nirvana sind Pfosten, um Maultiere und Esel anzubinden.
Warum? Es ist so, Brüder, weil ihr über unzählige Kalpas die vollständige Vernichtung nicht erreicht habt, durch eure Hindernisse.
SOKEI-AN SAGT:
Die „Köpfe abzuschneiden“ ist ein Ausdruck, der nur sehr schwer zu übersetzen ist. Was es bedeutet ist, dass ihr auf dem Kopf des Buddhas „sitzen“ müsst, sitzen auf dem Sitz der Meditation, sitzen auf dem Universum, um den Buddha in euch selbst zu realisieren. Ihr seid Buddha. Es gibt keinen anderen im Universum.
„Ein Bodhisattva, der mit der zehnten Stufe der Erleuchtung zufrieden ist, ist nur ein Rumtreiber in einem fremden Land.“ Der Bodhisattva hat sein Ego vernichtet und verkörpert sich im universalen Körper. Der Mensch hat eine getrennte Seele und lebt in blindem Verlangen. Aber wenn er sein Auge öffnet, realisiert er, dass es keine getrennte Seele gibt: Es gibt nur eine Seele, einen Baum der Seelen, und ihr seid ein Zweig des Baumes. Ihr führt eure eigenen Aufgaben aus, aber ihr seid nicht getrennt. Wenn ihr feststellt, dass die Seele universell ist, wird euer Körper auch universell und ihr seid ein Bodhisattva.
Der Bodhisattva, der „mit der zehnten Stufe der Erleuchtung zufrieden ist,“ beobachtet Phänomene und Noumenon [DJW: das mit dem Geist zu Erkennende] nur als Konzeptionen. Das ist nicht wie bei einem Arhat, der sich in einer Ecke der Vernichtung hält, getrennt vom Rest. Die höchsten Bodhisattvas kennen die Wirklichkeit in beiden: Phänomenen und Noumenon. Der Arhat denkt, die Phänomene existieren und so versteckt er sich in der Vernichtung, oder im Nichts. Das ist nicht echte Vernichtung. Es ist nur die Vernichtung von Konzeptionen.
Trotzdem, wenn jemand glaubt, dass diese Stufen tatsächlich existieren (solche Stufen sind als Denk-Modus hypothetisch vorhanden, dass uns diese zur Erleuchtung bringen sollen), so hat er, gemäß Lin-chi, noch nicht die Wirklichkeit erreicht, sondern befindet sich noch in einer hypothetischen Wolke.
„Ein Bodhisattva, dessen Verwirklichung gleich ist mit derjenigen des Buddha ist in seiner Herkunft ein Verbrecher.“ Wenn er denkt, er ist ein Bodhisattva oder ein Buddha, oder ein einfacher Mann, so lebt er nicht in seinem eigenen Licht. In einem solchen Fall ist er nur ein „Herumtreiber“, der nicht auf seinen eigenen zwei Füßen steht.
Es gibt zwei Arten von Bodhisattvas: Denjenigen, dessen Verständnis vergleichbar mit dem Buddhas ist, aber nicht gleich Buddhas und derjenige, dessen Verständnis gleich Buddhas ist. Die erste Art von Bodhisattva hat die Erleuchtung durch sich selbst erreicht und das Verständnis ist vergleichbar mit dem des Buddhas. Er ist gegen den Strom geschwommen und zur Buddha-Natur gekommen. Er hat aufgehört etwas zu verlangen und sich sehr bemüht so weit zu kommen. Der zweite Typ von Bodhisattva aus dieser Sicht dringt in jedermanns Herz. Nach Erreichen der Buddhaschaft, kommt er zurück, um sein eigenes Verständnis zu verkünden. Dann wird er gehen und nicht mehr zurückkommen. Gemäß Lin-chi ist keiner dieser Bodhisattvas wirklich frei. Der wahrhaft Erleuchtete ist einfach er selbst – weder Buddha noch gleich wie Buddha.
Lin-chi verwendet eine giftige Zunge, um jene zu kritisieren, die mit dem hypothetischen Buddhismus zufrieden sind.
„Ein Arhat und ein Pratyeka-Buddha sind der Dreck in der Kanalisation. Weisheit und Nirvana sind Pfosten, um Maultiere und Esel anzubinden.“ Der Arhat hat die Vernichtung von Leid und der Ursachen des Leids erreicht. Er hat das Wünschen vernichtet, aber nicht Aberglaube; deshalb ist seine Verwirklichung noch keine abgeschlossene Vernichtung. Der Pratyeka-Buddha hat sich selbst erleuchtet, aber er ist wie die trockenen Blätter des Herbstes. Er hat die zwölf Stadien von Ursache und Wirkung durchlaufen, hat die Wahrheit des Universums erfahren, lebt allein und versteht, aber er kann nicht lehren.
Für Lin-chi sind Bodhi, Erkenntnis, das Ziel von Nirvana, die mit dem großen Wissen und der Theorie des Buddhismus erreicht werden, sowie das System, das durch Buddha aufgebaut wurde, alle wie Pfosten um Maultiere und Esel anzubinden. Ihr könnt euch nicht entwickeln, solange ihr an irgendeine hypothetische Art des Buddhismus gebunden seid.
„Warum? Es ist so, Brüder, weil ihr über unzählige Kalpas die vollständige Vernichtung nicht erreicht habt, durch eure Hindernisse.“ Kalpa bedeutet endlose Zeit. Lin-chi ist der Ansicht, dass wenn ihr vollständige Vernichtung erreicht habt, entspricht ein Moment einer Million Jahre. Ihr müsst dies realisieren oder die Definition des Systems und die Theorie des Buddhismus bleibt in eurem Gehirn und ihr seid niemals frei. Ihr müsst dies durch alle Kalpas erreichen. Sogar „Eins-Sein“ existiert in dieser vollständigen Vernichtung nicht.
Dies sind die Hindernisse, warum ihr vollständige Vernichtung noch nicht erreicht habt. Wenn ihr jedoch eure Vernunft in diesem Augenblick vernichtet, befreit ihr euch selbst. Wenn man eine Handvoll Unkraut schneidet, schneidet man alle Unkräuter. Wenn ihr euren menschlichen Geist (eure Vernunft) abschneidet, dann ist das das Ende aller Verbindungen mit dieser Täuschung. Dann habt ihr euch von allem Leid und der Dunkelheit befreit und habt das Meer von Nirvana erreicht. Wenn ihr eine Täuschung abschneidet, so könnt ihr alle mit dem Schwert Manjushri’s, dem Bodhisattva der ursprünglichen Weisheit, abschneiden. Schneidet menschliches Karma ab – ich hasse, ich fühle mich wohl, und so weiter. Das gleiche gilt für samskara, dem Unterbewusstsein, auch dies könnt ihr mit dem Schwert von Manjushri abschneiden, das ihr ursprünglich habt.
„Wenn ihr ein echter Buddhist seid, so seid ihr nicht wie Sie. Ihr sühnt vergangenes Karma durch euer tägliches Tun. Ihr tragt, was immer euch gefällt. Ihr geht oder sitzt, wie ihr wollt. Ihr sucht keine der Verwirklichungen des Buddhas, auch nicht für einen Augenblick. Warum? Die Alten sagten: ‚Wenn ihr versucht Buddha zu sehen und dabei Zuflucht zu einem Hilfsmittel nehmt, so wird Buddha die Ursache von Geburt und Tod.‘
„Gute Brüder, ihr müsst jeden Moment des Lebens schätzen. Doch ihr rennt herum und studiert Zen, prägt euch Begriffe und Sätze ein, sucht einen Lehrer und sucht ruhelos von Haus zu Haus nach Buddha und den Patriarchen.
SOKEI-AN SAGT:
Letztes Mal sagte Lin-chi, dass ihr nicht die Freiheit des Geistes habt, weil ihr eure Vernunft nicht vernichtet habt. Ein chinesischer Roshi sagte nach dieser Kritik von Lin-chi: Du kannst nicht Pilze auf Bambusblättern züchten; sie benötigen Erde. Ein Pilz, der auf Bambusblättern wächst, vertrocknet an einem heißen Tag. Wächst er auf der Erde, wird er lange Zeit überleben. Wenn der eigene Geist nicht aus dem wirklichen Boden des Lebens wächst, verschwindet ES sehr schnell. Einmal in eurem Leben müsst ihr die sich anhäufenden Blätter wegschafften, das Dickicht der Bambusblätter in eurem Geist und den wahren Grund eures Geistes sehen. Wenn ihr das Koan der Kristall-Glocke und „wo ist Mahakashyapa jetzt?“ beantworten könnt, so seht ihr wirklich den Boden der Seele. Wenn ihr echte Vernichtung erreicht, wisst ihr es. Andernfalls seid ihr wie ein Pilz auf einem trockenen Blatt.
Wenn ihr nicht den wirklichen Boden eures Geistes erreicht, könnt ihr nicht das Gesetz des Universums erkennen, das in eurem Geist geschrieben steht. Lin-chi sagt uns, dass wir unsere blinden Instinkte in Erleuchtung wandeln müssen. Wenn die Wende auf dem Grund unseres Geistes geschieht, erkennen wir, dass unsere blinden Instinkte Weisheit sind, die uns ruft.
„Wenn ihr ein echter Buddhist seid, so seid ihr nicht wie Sie.“ Es gab eine buddhistische Gemeinde an der pazifischen Küste – nicht die von San Francisco – wo die Jugendlichen diskutiert hatten und zu dem Entschluss kamen, dass sie, um tiefer in den Buddhismus einzudringen, alle Bücher, die es von ausländischen Gelehrten in Englisch gab, lesen sollten. Sie gehörten zur „Schule des Reinen Landes.“ Der Gründer der „Reinen Land Schule“ sagte, um ein wahrer Buddhist zu werden ist nichts anderes zu tun, als nur Buddhas Namen mit seinem Herzen zu rufen, das macht einen zum wahren Buddhisten. Dies ist eine vereinfachte Form des Buddhismus. Sie kann in jeden Geist eindringen. In jedem Augenblick des Tages, was auch immer ihr tut, oder denkt: Ihr ruft den Namen von Amida Buddha. Aber der Lehrer der Reinen Land Schule an der Pazifischen Küste lehrte dies nicht. Stattdessen sagte er: „Lest Bücher.“ Lin-chi würde dem nicht zustimmen!
„Ihr sühnt vergangenes Karma durch euer tägliches Tun. Ihr tragt, was immer euch gefällt. Ihr geht oder sitzt, wie ihr wollt. Ihr sucht keine der Verwirklichungen des Buddhas, auch nicht für einen Augenblick.“ Nehmt einen Drink, verwöhnt euch selbst und am Mittag, ein Mittagessen; am Abend das Abendessen. Vergangenes Karma sühnen? Ja. Nicht die Vergangenheit ausblenden, oder neues Karma erzeugen. Ihr müsst das Karma in wahre Weisheit umwandeln, die Meinung in euch, die das Ergebnis eures vergangenen Lebens ist.
„Warum? Die Alten sagten: ‚Wenn ihr versucht Buddha zu sehen und dabei Zuflucht zu einem Hilfsmittel nehmt, so wird Buddha die Ursache von Geburt und Tod.“ Der Fuchs schläft nie in seinem Loch, sondern immer draußen. Wenn der Wind aus dem Norden weht, wird er auf der Nordseite schlafen; wenn aus dem Süden, dann wird er auf dieser Seite schlafen. Wenn sich also jemand dem Loch nähert, bekommt der Fuchs den Duft und geht in das Loch. Er schläft nie dort, denn ein Feuer könnte kommen, und das Gras in der Höhle anzünden. Niemand hat dem Fuchs etwas darüber gesagt. Er hat dieses Wissen ganz natürlich. Aber der arme Fuchs kennt nicht den unwirklichen Verstand, sodass er von einem Jäger gefangen werden könnte, der seine instinktiven Verhaltensweisen kennt.
Wir Menschen sind fast vollständig in unserem instinktiven Geist. Was wir auch tun, wir sühnen vergangenes Karma – Leidenschaft, Ärger, und Unwissenheit. Mit wahrer, innerer Weisheit wandeln wir diese in Tugenden. Eigensinnigkeit wandelt sich in Willenskraft; Ärger verwandelt sich in Meditation; Unwissenheit wandelt sich in Weisheit. Nach der Erfassung aller Informationen und Kenntnisse müsst ihr zum wahren Grund eures Geistes zurückkommen. Was einmal Unwissenheit genannt wurde, ist jetzt innere Weisheit. Totale Unwissenheit ist Nirvana!
Nach der buddhistischen Theorie wandeln sich unsere acht Bewusstseinsebenen in vier große Weisheiten. Das alayavijnana, die achte Bewusstseinsebene oder das Mutter-Bewusstsein wandelt sich in die „spiegelartige Weisheit.“ Die siebte Bewusstseinsebene, manovijnana, wird „erkennende Weisheit.“ Das sechste Bewusstsein, dies vorhandene Bewusstsein, wird „beobachtende Weisheit.“ Das fünfte Bewusstsein, einschließlich der fünf Sinne, wird „ausführende Weisheit.“
Das spiegelgleiche Bewusstsein widerspiegelt; aber nichts als der Spiegel ist dort. Es gibt keine Reflexion in ihm, aber es existiert – ein schwarzer Ochse im Stockdunkeln schlafend. Wenn ihr den Schrei einer Krähe hört, die nicht krächzt, ihr euren Vater vor eurer Geburt sehen könnt, den Vater, den ihr nicht treffen könnt. Der Spiegel ist hier, aber er denkt nicht nach. Es ist akasha, der aus dem Himmel gemachte Spiegel, nicht-manifestiertes Bewusstsein.
Urteilslose Weisheit ist „ausgleichende Weisheit" oder „deckungsgleiche Weisheit“ – zwei klare Spiegel, die sich gegenseitig spiegeln mit nichts dazwischen – euer Spiegel und mein Spiegel reflektieren einander wie Himmel und Ozean einander spiegeln. Ein indischer Weiser besuchte einen buddhistischen Roshi und ließ eine Nadel in eine mit Wasser gefüllte silberne Schüssel fallen. Der Roshi verstand und akzeptierte sein Erscheinen.
Beobachtende Weisheit, die Weisheit der Einsicht, sieht alles innen und außen. Mit ihr, dem vorhandenen Bewusstsein, nehmt ihr alle Farben und Klänge wahr, mit Buddhas Weisheit. Wir alle haben diese angeborene Weisheit, mit der wir entscheiden, mit der wir unser tägliches Leben gestalten. Mit ihr wissen wir Zeit und Ort. Also müssen wir sie benutzen.
Wir alle haben diese vier grundlegenden Weisheiten, aber wir verwenden sie blind, instinktiv, deshalb machen wir viele Fehler – das ist unser Leben. Wir müssen unserer Weisheit sicher sein und sie leuchten lassen. Wir können ein Experte sein in jeder Hinsicht, die wir wünschen, sie in jede beliebige Richtung nutzen. Dafür, dass wir sie verwenden, werden wir belohnt und bestraft. Da wir sie kennen und sie gebrauchen, wandelt sich unser Alaya-Bewusstsein vom bloßen blinden Instinkt in spiegelgleiche Weisheit.
Die erste der vier Weisheiten ist unbeweglich, wie die Erde, und die anderen drei hängen von ihr ab; sie nimmt alles als Einheit wahr. Wenn ihr dies erreicht, wird euer Bewusstsein zur Weisheit. Dann sind wir in unserem täglichen Leben frei und wir tragen, was wir wünschen, üben die Gedanken aus, die wir mögen. Wir können „Zennisten“ oder Christen sein, denn wenn wir alles abgelegt haben, können wir jedes Gewand anziehen, das uns gefällt, gehen oder bleiben wie wir wollen. Spiegelgleiche Weisheit ist nicht blinder Instinkt, sondern erleuchtete Intuition. Wenn wir dies verstehen, gibt es keinen Buddhismus mehr. Die zweihundertfünfzig Gebote des buddhistischen Mönchs werden das tägliche Leben. Wir brauchen keine Bücher, keine Meditation.
„Gute Brüder, ihr müsst jeden Moment des Lebens schätzen. Doch ihr rennt herum und studiert Zen, prägt euch Begriffe und Sätze ein, sucht einen Lehrer und sucht ruhelos von Haus zu Haus nach Buddha und den Patriarchen.“ Der Buddhismus kam in der Tang-Dynastie zum Höhepunkt seines metaphysischen Verständnisses. Zu dieser Zeit ist er in eine Sackgasse geraten und stagnierte. Bodhidharma kam im fünften Jahrhundert und dreihundert Jahre später begannen seine Schüler diese metaphysische Theorie zu zerstören, mit dem Versuch, den tatsächlichen Buddhismus aus sich selbst zu erkennen. Die Schule wird Zen genannt. Es ist dieser Buddhismus, den ich nach Amerika tragen möchte. Ihr als moderne Menschen müsst nicht blind sein gegenüber Aberglauben. Ihr müsst euer Auge öffnen und die wahre Quelle des Buddhismus sehen, die echtes Fleisch besitzt, eine schöne Form und einen leuchtenden Körper hat.
Heute ist der Buddhismus in China [DJW: und ich denke auch in Japan] eine Form ohne Seele. Das andere Extrem, von dem Lin-chi sprach, hat Seele, aber keinen Körper [DJW: keine „Kirche“]. Auf die Seele verweisend, haben sie die Schönheit des Körpers vergessen. Lin-chi verwendet einen kurzen Dolch und richtet ihn direkt ins Herz und er war sehr scharf.
„Lasst euch nicht täuschen, Brüder! Habt ihr nicht einen Vater und eine Mutter? Warum solltet ihr danach streben mehr zu erlangen? Wendet euren Blick ganz tief in euer Bewußtsein. Die Alten sagten: „Yajnadatta hat seinen Kopf verloren und konnte ihn nicht finden. Als er seinen Wunsch zu suchen aufgegeben hatte, fand er, dass nichts weiter für ihn zu tun war.
Gute Brüder, seid „ihr selbst“! Seid nicht anmaßend!“
SOKEI-AN SAGT:
Letztes Mal hat Lin-chi zu seinen Schülern gesagt, wie man ein wahrer Buddhist ist. Er sagte ein echter Buddhist sucht Buddhismus in sich selbst, nicht im Himmel, unter der Erde, oder in Büchern. ES ist nirgends, sondern nur in euch selbst. Aber wie trittst du ein?
Shariputra, ein Schüler Buddhas, sagte seinen Schülern, dass wir sechs Tore haben, die sechs Sinne, durch die wir in den Buddhismus eintreten. Die fünf Sinne gehen aus von dem einen Sinn, der die Wurzel ist. Mit den Sinnen sehen wir Farbe und Form und hören wir Töne. So nehmen wir das Außen wahr. Aber wenn wir keine Augen hätten, könnten wir nicht sicher sein, ob der Ton innen oder außen ist. Das gleiche mit Riechen, Schmecken und Tasten. Natürlich, es ist alles in den Sinnesorganen, nicht außerhalb. Wir schneiden uns in den Finger und sagen der Schnitt ist schmerzhaft, aber der Schmerz ist nicht im Messer. Wir sagen, diese Farbe ist Rot, aber die Farbe ist im Auge und so weiter, mit allen Sinnen. Die fünf Sinne kreieren die Phänomene in euch, nicht außerhalb. Der Schöpfer, die Göttin Maya, ist in euch. Die fünf Sinne nehmen Phänomene wahr und der sechste, die Wurzel, nimmt die Realität wahr.
Was existiert dann wirklich außen? Wenn wir keine Sinne hätten, was würde im Universum existieren? Es gibt wesentliche Existenz, die nicht Farbe, Form und so weiter ist. Wir müssen dies mit dem einen Sinn sehen. Wesentliche Existenz wird mit vielen Namen bezeichnet: Realität, Noumenon, ewiges Atom, und so weiter. Dieser Teil des Buddhismus ist das Gleiche wie die westliche Philosophie; es ist der eigentliche Boden, auf dem Religion aufbauen sollte. Wenn man Realität nicht versteht, kann man Religion nicht verstehen. Also ist der Eingang des Buddhismus das Bewusstsein in euch. Selbstverständlich ist dieses Bewusstsein nicht euer Selbst. Ihr müsst erkennen, dass dieses Bewusstsein und dass die Wirklichkeit nicht zwei sind, sondern eine elementare Existenz. Ihr müsst die Vorstellung der Existenz eines Egos fallen lassen. Buddhismus ist in dem, was keinen Namen hat. Wir können nicht sagen, es ist innen, denn dies ist lediglich relativ in Bezug auf das Außen. Doch Buddhismus ist sichtbar und greifbar innerhalb von euch. Seht es nicht in irgendetwas außerhalb.
Lin-chi spricht sicherlich über Nicht-Ich. Er mag die Buddhisten seiner Zeit nicht, die sich über die Menschen stellten und eine anmaßende Haltung einnahmen. Also zog er sie wieder auf die Erde hinunter.
„Habt ihr nicht einen Vater und eine Mutter? Warum solltet ihr danach streben mehr zu erlangen?“ Lin-chi sagt hier: Habt ihr nicht eine Mutter und einen Vater, von denen ihr die Quelle der Weisheit und Liebe geerbt habt?
Gemäß dem Buddhismus ist der Vater in euch avidya, Unwissenheit; und trishna, Begierde, ist eure Mutter. Avidya, der Vater, ist die Finsternis der Unwissenheit, als ihr in Mutters Schoß wart – wir wissen weder Zeit noch Raum und haben kein Bewusstsein eines Selbst. Nach der Geburt öffnet ihr euer Auge und benutzt euer Ohr, aber ihr schlaft noch immer. Ihr seht den blauen Himmel mit weit geöffneten Augen, doch ihr schnarcht. Das ist euer Leben. So müsst ihr euer inneres Auge öffnen. Trishna, Begierden – Lächeln, Weinen, Wut – verfolgen euch von morgens bis abends; durch sie zerstört ihr euch selbst.
Aber in diesem Fall, in seinem einfachen Sinn, spricht Lin-chi nicht über diese Art von avidya. Er spricht über avidya als innere Weisheit, wie den Himmels-Spiegel. Akasha ist der Spiegel, der Bewusstsein hat, wenn etwas reflektiert wird; damit wird dieses avidya zum Nirvana des erleuchteten Geistes. Trishna wird zur Liebe. Der Erleuchtete schafft Glück auf Erden, die universelle Liebe Maitreya‘s, dem Bodhisattva, der in der Zukunft erscheint. Ihr habt diese innere Weisheit und universelle Liebe in euch.
„Wendet euren Blick ganz tief in euer Bewußtsein. Die Alten sagten: „Yajnadatta hat seinen Kopf verloren und konnte ihn nicht finden.“ Yajnadatta war ein Mann, der in Shravasti, in Indien, lebte. Jeden Morgen, wenn er in seinen Spiegel sah, erblickte er einen schönen Mann und war begeistert über sein eigenes Spiegelbild. Doch eines Morgens konnte er sein Abbild nicht finden, nichts spiegelte sich in seinem Spiegel. Er war so verzweifelt, er lief schreiend hinaus: „Ich habe meinen Kopf verloren! Ich habe meinen Kopf verloren! Bitte helft mir, ihn zu finden!“ Natürlich wusste er nicht, dass er auf der Rückseite des Spiegels geschaut hatte. Dies ist eine Allegorie für das Bewusstsein, das Bewusstsein sucht, so etwa wie ein Blick in die Enzyklopädie über sich selbst, oder die Suche am Himmel nach Nirvana. Die Wahrheit selbst kann nicht erklärt werden, kann nicht durch etwas Anderes bewiesen werden. Die logische Funktion des Gehirns kann die Wahrheit erkennen, aber die Wahrheit ist nicht beweisbar. Es ist genauso, als würdet ihr versuchen, euer eigenes Bewusstsein mit dem Verstand zu suchen, dann verhaltet ihr euch wie die Person in der Geschichte. Ihr müsst nicht lachen, denn manche tun dies noch heute. Wenn der zweite Patriarch Bodhidharma trifft, fragte ihn Bodhidharma, was er suche. Der zweite Patriarch sagte: „Meine Seele ist nicht befreit.“ „Oh“, sagte Bodhidharma. „Wo ist deine Seele? Zeig sie mir!“ In diesem Moment war der zweite Patriarch frei.
„Als er seinen Wunsch zu suchen aufgegeben hatte, fand er, dass nichts weiter für ihn zu tun war.“ Das heißt, ihr kommt nach Hause und trefft euren eigenen Vater und eure Mutter.
„Gute Brüder, seid „ihr selbst“! Seid nicht anmaßend!“ Diese Aussage ist sehr gut; das gewöhnliche Alltagsleben ist wertvoller als alles andere. Wenn man einen Buddhisten fragt: „Verstehst du?“ und er übertreibt, würden wir sagen: „Sei nicht anmaßend.“
„Einige glatzköpfige Mönche, die nicht in der Lage sind das Gute vom Bösen zu unterscheiden; die Existenz von Geistern und Dämonen zuzugeben; die nach Osten zeigen und nach Westen zeigen; die Gefallen haben an einem klaren Tag, wie an einem regnerischen Tag. All diese Mönche müssen eines Tages ihre Schulden beim alten Yama bezahlen, indem sie glühendrote Eisenkugeln schlucken müssen.
Ehrliche Männer und Frauen aus guten Familien, besessen von den Geistern wilder Füchse, seid ihr verzaubert. Blinde Idioten! Eines Tages werdet ihr aufgefordert für eure Portion Reis zu zahlen!“
SOKEI-AN SAGT:
Im letzten Vortrag (dieses Kapitels), macht Lin-chi auf die blinden religiösen Lehrer aufmerksam, die immer reden und Geräusche von sich geben, aber deren Worte keine Substanz haben. Sie sind wie Vögel, die menschliche Worte imitieren, ohne zu wissen, was sie sagen. Wenn ihr einem solchen Lehrer eine Frage stellt, beginnt er einfach zu reden, ohne überhaupt zu wissen, was die Frage ist. Lin-chi verachtet solche Lehrer. Ein echter Lehrer weiß, wie er einen Schüler auf den Weg zu wahrer Religion führt. Wenn ein Schüler nicht auf den rechten Weg gelangt, kann er viele Jahre mit dem Studium der Philosophie oder aufwendiger Metaphysik verbringen, ohne dass dies eine echte Bedeutung für ihn hätte. Lin-chi ist jedoch unabhängig. Den Niedergang der alten Art des Buddhismus beobachtend, den metaphysischen Typ, versuchte er, einen neuen Weg zu öffnen. Das ist der Grund, warum er alle Lehrer seiner Zeit mit solch einer feurigen und giftigen Zunge beschimpft.
Es gibt Mönche - hier „Glatzköpfe“ genannt, die nichts in ihren Köpfen haben, keine Erleuchtung erreicht haben oder das dritte Auge zur Wirklichkeit geöffnet haben. Davon gibt es viele. Sie tragen die Roben der Mönche (oder Priester), haben aber nicht das Auge um jenseits der Phänomene zu schauen. Jenseits der Phänomene ist für sie ein Geheimnis ohne Wirklichkeit. Sie können nicht unterscheiden, oder, wie Lin-chi sagt, „von Gut und Böse erzählen“, denn sie haben keine Kriterien, keine Grundlage zum Urteilen.
Im Osten, wie Sie wissen, verehren viele Menschen lokale Götter oder Geister, so mag einer von diesen Göttern von einem Freund als Beschützer für ein neugeborenes Baby ausgewählt werden. Abergläubische Vorsichtsmaßregeln werden sorgfältig getroffen. Zum Beispiel gab es einen Schriftsteller, der immer mit seinem linken Fuß aus seinem Haus trat. Wenn er vergaß, welchen Fuß er benutzt hatte, musste er zurückgehen und darauf achten mit dem linken Fuß das Haus zu verlassen. Ein anderer Mann sollte seinen Onkel im Krankenhaus besuchen, aber das war an einem Tag, an dem ihm ein Wahrsager gesagt hatte, er dürfe nicht nach Norden gehen, also blieb er zuhause – „Krieg wird erklärt an einem Tag des Drachens“.
Eines Tages machte der Buddha einen Topf Suppe, die hundert Aromen hatte. Er bat einen Schüler sie zu schlürfen und fragte ihn: „Hast du den Geschmack der hundert Aromen geschmeckt?“ Der Schüler sagte: „Ja.“
„Glaubst du, dass es ein Ego in dieser Suppe gibt?“
„Nein“, sagte der Schüler. Der Buddha stimmte zu.
„Es ist genauso, wie du gesagt hast.“
Es gibt nirgends im Universum ein besonderes Ego. Wenn ihr dies versteht, gebt ihr alles Anhaften, alle Begierden und den Egoismus auf. Was wir als ein separates Ego fühlen, ist eine Vereinigung; wenn die Vereinigung verschwindet, bleibt nichts mehr übrig. Heute hat die Biologie nachgewiesen, dass das Bewusstsein „zwischen“ den Zellen entsteht. Eine Zelle allein hat kein Bewusstsein; es ist der Kontakt, der das Bewusstsein herstellt. Millionen Dinge stellen Kontakte in uns her und schaffen unser Bewusstsein. Gemäß dem Buddhismus ist unser Körper zusammengesetzt aus den vier Elementen und unser Geist besteht aus den fünf Skandhas, oder Schatten. Wenn diese sich auflösen, kehren sie zurück zum ewigen Atom, akasha, wie das Wasser in den Ozean zurückfließt. Akasha und Bewusstsein gehen immer zusammen. So wissen wir, dass wir kein Ego haben. Wenn ihr Nicht-Ego realisiert habt, durchdringt eure wahre Natur die gesamte Natur. Der Buddha sagte seinen Schülern, dass Aroma aus der Kombination von Elementen entsteht. Wenn ein Element zu stark ist, ist der Geschmack nicht gut. Harmonie ist für das Universum natürlich. Wenn die Elemente Kontakt zueinander haben, entsteht zu allererst Liebe, dann Ausgewogenheit und Symmetrie, Geradheit. Der gesamte achtfache Pfad, der Körper mit seinen Geboten, sind von Natur aus in uns. Ohne sie könnten wir nicht leben. Aber dafür gibt es keine Lehrer und keine Schüler. Es ist die Natur des Universums; Harmonie, Gleichgewicht, Rücksichtnahme (Mitgefühl). Es ist alles in uns. Wenn ein Mönch einen Tempel betritt und sieht, dass ein Stück Papier auf einem Tisch schief ist und er weitergeht, ruft ihn der Lehrer zurück. Das natürliche Gebot ist in jedem Menschen. Musik ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Gebote, wie jede Kunst. Wenn ihr feststellt, dass diese Gebote in euch sind, ist es nicht notwendig sich um die Gebote zu kümmern. Aber wir sind schon so lange blind, dass wir unsere eigene Natur nicht sehen. Wenn das Licht des Dharma in uns zu leuchten beginnt, wenn wir die Größe der Seele erkennen, dann wird unser Auge auch das Gesetz des Universums sehen und wir wissen, was zu tun ist und fühlen, was wir nicht tun dürfen. Unwissenheit führt uns dazu alles gerad zu machen. Wenn jemand Schmerz fühlt, kämpft die Natur für ihn; er kann wieder gesundwerden. Dies ist das in uns geschriebene Kriterium.