Читать книгу DREI-HUNDERT-MEILEN TIGER Aufzeichnungen von LIN-CHI - Sokei-an Shigetsu Sasaki - Страница 9
ОглавлениеVorwort von Daikan
Mein Zen-Weg begann am 25. Februar 1985, nachdem ich das Buch „Die drei Pfeiler des Zen“ von Kapleau gelesen hatte. Sehr früh auf meinem Zen-Weg entdeckte ich auch die ins Deutsche übersetzten Bücher von Shigetsu Sasaki Sokei-an „Sokei-an’s Übertragung des Zen“, „Der Zen Weg zur Befreiung des Geistes“ und „Der 6. Patriarch kommt nach Manhattan,“ Sokei-ans Übersetzung und Kommentar zum Plattform Sutra von Hui-neng (C.), Daikan Eno (J.). Dies zuletzt genannte Werk hat mich sehr lange beschäftigt und ich habe dieses Buch sicher fünfmal durchgearbeitet.
Im Jahr 2015 brachte mir ein Zen-Schüler von seinem zweijährigen USA-Aufenthalt in San Francisco das Buch „THREE-HUNDRED-MILE TIGER - THE RECORD OF LIN-CHI“ mit und da ich auf meinem Zen-Weg sehr viele Bücher über Zen und Buddhismus studiert hatte, legte ich es zunächst beiseite. Erst im Frühjahr 2016 begann ich vor dem Schlafengehen ein paar Seiten zu lesen und war nach den ersten Predigten von Lin-chi und dem jeweiligen Kommentar von Sokei-an sehr berührt. Hier hatte ich Texte gefunden, die genau den von mir gewonnenen Erfahrungen entsprachen und es entstand in mir die Idee, dieses – sicher für alle Zen-Übende und alle an der Entwicklung des eigenen Geistes Interessierte und einen religiösen Weg suchende Menschen – wichtige Buch über die Grundsätze der Wahrheit unseres Universums in unsere deutsche Sprache zu übersetzen.
Die Predigten, Koan-Schulungen und Berichte über Pilgerreisen weisen alle auf die eine Kraft, die das Universum trägt, und obwohl es dafür kein Wort gibt, nenne ich es LIEBE. Mein Lehrer Bunryo Yamada Roshi forderte mich einmal auf – nachdem er die Buchstaben des englischen Wortes „Love“ im Sinne des Zen in Worte gefasst hatte – ob ich das gleiche mit dem deutschen Wort „Liebe“ machen könnte.
Meine Antwort damals war:
L | steht für Leerheit. Wenn man die Bedeutung von Leerheit verstanden hat, so kommt man zu |
I | steht für Ichlosigkeit. Wenn man erkannt hat, dass es wirklich kein unabhängiges Ich gibt, kommt man zu |
E | steht für Einheit. Nun kann man die Einheit des Universums erfahren und das Suchen ist beendet. So entsteht |
B | steht für Bescheidenheit. Man kommt zu der Überzeugung, dass man diesen Körper nur der Kraft des Universums zur Verfügung stellen soll und das erzeugt |
E | steht für Energie. Ein anderes Wort für die EINE Kraft des Universums. |
Meine Wünsche an die Leser dieses Buches sind, dass sie die Botschaft von Lin-chi und die von ihm dargelegte tiefe Bedeutung des Wortes Religion mit ihrem Herzen verstehen und in ihr tägliches Leben umsetzen und anwenden können. Dazu lautet die wichtigste Botschaft der Texte von Lin-chi und von Sokei-an: Sucht nicht Außen, das Licht der Wahrheit ruht in jedem von uns – wir müssen ES nur anzünden.
Die Möglichkeit dazu haben wir jeden Augenblick!
Außerdem sollte man darauf hinweisen:
1. Es gibt keine Möglichkeit Religion zu lehren – und das bedeutet dann, man kann mit Religion kein Geld verdienen!!!
2. Es gibt keine Methode, um die Selbsterfahrung (kensho, satori) zu verwirklichen, – allerdings zeigt die Geschichte der Menschheit, dass die Zen-Übungen sie offensichtlich erleichtern.
3. Es gibt keine Zen-Meisterinnen oder Zen-Meister auf der Welt: (es gibt Maler-Meister, Haus-Meister) niemand kann „Zen“ lehren. Man kann als Zen-Priester nur mit interessierten Menschen üben und versuchen ein wenig über die eigene Erfahrung weiterzugeben.
Gemäß dem letzten Hinweis habe ich das Wort „Master“, das im englischen Original laufend verwendet wird, konsequent nicht mit Meister übersetzt, sondern die Worte Lehrer, Priester oder Roshi (J. wörtlich: alter Mönch/Lehrer) benutzt. (Auch die Übersetzungen in deutschen Bibeln, die Jesus als „Meister“ bezeichnen finde ich absurd – Jesus war Rabbi = Priester).
Es liegt mir sehr am Herzen, einmal darauf hinzuweisen, dass die Titelsucht bei Zen-Lehrern im Westen traurige Blüten treibt: Man nennt sich x-ter Patriarch nach blablabla – obwohl der 6. Patriarch diesen Titel (Gott sei Dank) abgeschafft und nicht mehr weitergegeben hat. Man nennt sich Roshi, ohne zu wissen, dass dieser Titel nur dem Abt eines Zen-Klosters zusteht, der den „sodo“ also den Konvent der Mönche leitet und man bezeichnet auch Dharma-Nachfolger eines Roshis mit dem gleichen Titel – dabei ist dann unerheblich ob es sich um einen Laien oder Mönch, einen Mann oder eine Frau handelt.
Eigene zusätzliche Kommentare habe ich in [eckigen Klammern] mit dem Zusatz DJW gekennzeichnet. Auch das Glossar habe ich um einige wenige Begriffe ergänzt.
Diese Übersetzung widme ich von ganzem Herzen meiner Frau, die mich sehr in dieser Arbeit unterstützt hat und widme sie ganz besonders unseren sieben Kindern.
Zuletzt möchte ich mich beim First Zen Institute of America und seinem Präsidenten Michael Holtz für die Übertragung der Rechte für diese deutsche Übersetzung von Herzen bedanken, denn damit haben sie ermöglicht, dass dieser wertvolle religiöse und philosophische Text – übersetzt aus dem chinesischen Original – in unserer Sprache erscheinen kann.
Die Rechte an diesem Text sollten aber in allen Sprachen dieser Erde beim First Zen Institute of America verbleiben – dies mache ich auch im Copy Right dieses Buches für die deutsche Sprache deutlich.
Der Hinweis (J.) bedeutet Japanisch; (C.) bedeutet Chinesisch; (Skr.) bedeutet Sanskrit; kursiv sind die Texte von Lin-chi Roshi buddhistische Kommentare von Sokei-an werden teilweise im Glossar erklärt.