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Friedensordnung

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Mauro hatte sich vorgenommen, alle anstehenden Fragen der Friedensordnung noch während seines Aufenthaltes in Alicando zu klären. So führte er in der königlichen Burg eine Vielzahl von Gesprächen mit Fürsten und Togweds.

Mit seinen jungen Ithryn spielte er wieder häufig „Beste aller Optionen“, eine Prozedur, die sich bereits in Moringart bewährt hatte. Dabei kamen für eine bestimmte Situation alle möglichen Handlungsoptionen mit ihrem Für und Wider zur Sprache. Dieses Denkspiel war eine echte Herausforderung für die jungen Ithryn, denn es verlangte Sachkenntnis ebenso wie Kreativität und rasches Kombinieren.

Parallel dazu beschäftigten sich Arbeitskreise mit Gesetzgebung, Gerichtsbarkeit und Steuerfragen.

Natürlich war auch die Frage der Lehen ausgiebig erörtert worden. In einem zähen Ringen hatte Mauro einen Ausgleich erzielt, dem alle Beteiligten zustimmen konnten. Die Xalmeidas erhielten wie gefordert die Nordburg. Alagos würde ein ansehnliches Lehen in den Kupferbergen erhalten. Die Grenzziehung gegenüber der Provinz Passar wollte Mauro erst vor Ort entscheiden. Den Handel mit Fürst Leor, der Amrun zurückgeben sollte, würde er im Moment noch nicht bekanntgeben. Dazu galt es, erst mit Fürst Torren eine Einigung zu erzielen. Der unvermeidbare Gang nach Tolego lag Mauro schwer im Magen.

Die neue Militärordnung sah vor, dass der Grenzschutz künftig Aufgabe der Regionalverteidigung sein würde, die den Fürsten unterstand. Uluk und Alagos waren als Oberbefehlshaber für die Koordination verantwortlich. Damit war Pados Truppe obsolet. Vor allem die Maiyar-Fürsten hatten deren Auflösung betrieben. Sie wollten wieder Herr im eigenen Hause sein.

Mauro sah die Nachteile einer dezentralisierten Lösung, doch Verhandlungen sind ein Geben und Nehmen. Letztendlich hatte Mauro im Austausch gegen andere Zugeständnisse dem Konzept der Fürsten zugestimmt.

Pado sollte als Mauros Statthalter an die Südküste des Binnenmeeres gehen. Außerdem hatte Mauro die Rückgabe der Provinz Qatraz an seine Familie in Aussicht gestellt und Pados Bruder Dego mit dem Küstenschutz eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Pado hätte eigentlich zufrieden sein können. Für ihn und seine Sippe winkten reiche Pfründen. Doch tief im Inneren fühlte er sich abgeschoben. Pado hatte begriffen, dass der König ihn weder als Leibwächter noch als Kommandanten seiner neu geschaffenen königlichen Garde haben wollte. So nährte er seinen stillen Groll und nahm die Auflösung seiner Eliteeinheit widerspruchslos hin. Der König würde schon merken, wie dumm es war, die beste Truppe des Landes zu zerschlagen.

Einige Zeit später präsentierte Hanok vor den versammelten Fürsten und Togweds sein Konzept für die Reichstruppe, die die Handelswege sichern sollte: „Wir richten fünf Garnisonen à 3.000 Mann als Ausgangspunkte für unsere Arbeit ein. Mandrilar, Passar und Gralta.“ Er zeigte auf einer Karte, wo er wie viel Mann stationieren wollte. „Die Festung Gralta wird von der Reichstruppe und nicht von der mandrilanischen Stadtwache bemannt. Wir konnten den König überzeugen. Südlich von Torgart errichten wir einen neuen vierten Standort“, erklärte er. „Nach zähem Ringen haben wir uns auf die Stationierung einer fünften Einheit im Nadhras verständigt.“

Tuagh knirschte mit den Zähnen. Er hatte diese Truppe nicht verhindern können.

Hanok fuhr fort, zu beschreiben, wie die Reichstruppe funktionieren sollte und wie sie sich aus Zolleinnahmen und Wegegeld finanzieren würde. Er erklärte, welchen Nutzen die Fürsten davon hätten, Nachrichtenübermittlung und Sicherung der Transportwege in die Hände einer dem König direkt unterstehenden Einheit zu legen. Er verstand es, sich binnen kürzester Zeit in eine neue Aufgabe einzuarbeiten und Lösungen hervorzubringen. Darin war er allen anderen Heerführern überlegen. Die Fürsten honorierten es mit anerkennenden Worten.

Zum Schluss sagte er: „Ihre Zustimmung zu Truppenstärke und Finanzierung vorausgesetzt bleiben etwa 5.000 Krieger übrig, die wir heimschicken müssen. Das ist keine kritische Größenordnung mehr.“

Mauro studierte eingehend Hanoks Karten. „5.000 Krieger. Das ist nicht viel.“ Dann traf er eine, wie es auf den ersten Blick schien, spontane Entscheidung: „Wir behalten sie. Fangt noch einmal an, zu rechnen.“

Hanok war überrascht: „An welche Aufgaben denkt Ihr?“

„Sicherung der Nordgrenze, an der Schweinefurth.“

Ein Raunen erfüllt den Saal. Hatte Mauro nicht eben erst zugestimmt, dass die Fürsten die Sicherung ihrer Grenzen in die eigenen Hände nehmen sollten? Jetzt gab es eine zusätzliche Grenzschutzeinheit an der Schweinefurth?

Mauro fühlte sich zu einer Erklärung bemüßigt: „Der Rigländer hat meine Brautwerbung abgelehnt. Die Dame ist bereits einem anderen versprochen.“ Er machte eine kleine Pause. „Das ist Pech, ich habe zu lange gewartet. Es gibt noch andere Frauen“, spielte er seine Enttäuschung herunter. „Doch die Art und Weise, wie die Geschichte abgelaufen ist, zwingt mich zu einer Neubewertung der Situation. Die Rig-Almanen können nicht mehr als unsere Freunde gelten.“

Hanok hatte Mühe, seine Freude zu verbergen: „Ich werde die Truppenverteilung neu berechnen. Auf jeden Fall kann ich meine Krieger beruhigen. Sie werden alle gebraucht.“

Wenig später verkündete Hanok seinen Leuten die Entscheidung des Königs. Er war kein Narr, der seine Männer im Ungewissen ließ. Deshalb hatte er sie an der Entwicklung des Konzeptes beteiligt: „Der Plan ist durchgegangen wie vorgeschlagen. Macht Euch mit Euren Einheiten zum Aufbruch bereit. Eine kleine Änderung gibt es allerdings…“

Die Männer sahen ihn erwartungsvoll an. Wo hatte der König Streichungen vorgenommen?

Hanok kostete den Moment des Schweigens aus, ehe er sagte: „Wir bekommen einen zusätzlichen Standort an der Schweinefurth!“

Die Männer äußerten lautstark ihre Zustimmung. „Der neue Standort an der Schweinefurth gehört mir“, rief begeistert ein stämmiger Almane, der schon viele Jahre mit Hanok ritt. „Ich möchte wieder einmal Lachse fischen!“

Hanok nickte ihm gönnerhaft zu: „Wer anders sollte sich mit Hartmut von Bärenheim um die fettesten Lachse prügeln?“

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