Читать книгу Die Jäger - Solveig Kern - Страница 6
Ein potenzieller Schwiegersohn
ОглавлениеEinige Tage später besuchte Gildemeister Malfarin das Gildehaus von Orod Ithryn. Mit Genugtuung stellte er fest, dass das Haus die Erwartungen erfüllte: es war zu einem wichtigen Umschlagplatz für Informationen geworden. Nun galt es, dafür zu sorgen, dass Erfahrungsaustausch und Fortbildung nicht zu kurz kamen. Die jungen Kombat-Zauberer sollten die Begegnung mit den alten Routiniers, die im Gildehaus zu Gast verweilten, zur Weiterentwicklung ihrer Techniken nutzen. Im Moment war jeder so mit Aufgaben eingedeckt, dass die Muße für fachlichen Austausch fehlte.
Natürlich interessierte Malfarin sich nicht ausschließlich für das Haus. Er wollte endlich Feren näher kennen lernen, mit dem seine Tochter zusammen war. Inzwischen hatte er mit vielen Leuten gesprochen, die Feren kannten, doch er hatte noch kein klares Bild von ihm.
Für Feren kam es nicht unerwartet, dass Malfarin ihn um eine Unterredung unter vier Augen bat. Der Fürst hatte ein Recht darauf, dass Feren ihm über die Beziehung zu seiner Tochter Rede und Antwort stand. Feren hatte mehrere Varianten der Argumentation durchgespielt, er war gut vorbereitet. Als erstes würde er das Donnerwetter über sich ergehen lassen, bevor er irgendetwas sagte.
Malfarin bot ihm Platz an. Das war gut. Feren fühlte sich noch nicht so kräftig, die Unterredung im wahrsten Sinne des Wortes durchzustehen.
Der Fürst musterte sein Gegenüber eine Weile schweigend. Er versuchte, die unterschiedlichen Einschätzungen, die er aus verschiedenen Quellen über Feren erhalten hatte, in Einklang zu bringen. „Wer ist Feren?“
Feren nahm sich mit der Antwort Zeit. Wer war er wirklich? Diese Frage würde er mit Malfarin gewiss nicht diskutieren. So entschied er sich für Torrens offizielle Version: „Ich bin ein Kind der Riten. Meinen Vater kenne ich nicht. Meine Mutter Mallen war Fürst Torrens Tochter.“
„Ich kannte Mallen. Eure Mutter hat ihre Riten selbst definiert, und ihr Ehemann hat das Ergebnis ihres lockeren Lebenswandels nicht anerkannt“, sagte Goswin schärfer als nötig. „Gebe ich die Situation treffend wieder?“
Feren nickte: „So hat man es mir gesagt.“
„Dennoch habt Ihr es gewagt, meine Tochter Kayla zu verführen?“ fragte Malfarin.
Feren hatte mit dem Donnerwetter gerechnet und brachte die vorbereitete Antwort: „Es gibt nichts, was ich zur Rechtfertigung vorbringen könnte, nichts, worum ich Euch bitte. Eure Tochter kam zu mir als Geschenk, als Gunst in schwerer Stunde. Was das Schicksal gibt, kann es jederzeit wieder nehmen.“
„Wie soll das weiter gehen?“
Ferens Augen nahmen den typischen verlorenen Ausdruck an, den er benutzte, um keine Angriffsfläche zu bieten: „Ich habe kein Recht, sie zu freien. Nichts was ich bin und besitze, kann in Eurer Welt bestehen. Solange sie bleiben will, ist sie mir willkommen.“
Die Antwort befriedigte Malfarin nicht. Wenn man seine Herkunft so interpretierte, wie Malfarin es in seiner Einleitung bewusst getan hatte, war Ferens Entgegnung korrekt. Doch das war nur eine Lesart der Wahrheit. Feren war mittlerweile einer der mächtigsten Zauberer des Tolego-Clans. Das zählte mehr als Mallens Fehltritt. Unter diesem Blickwinkel war Kayla durchaus eine angemessene Partie für Fürst Torrens Enkel. Doch das schien Feren nicht bewusst zu sein.
„Kayla ist frei in der Wahl ihrer Partner, seit sie zu einem der großen Rituale berufen wurde. Ich nehme an, das ist Euch bekannt. Als Vater interessiert mich allerdings, wer der Mann ist, der vielleicht einmal meinen Enkel zeugen wird“, sagte Malfarin.
„Was wollt Ihr wissen?“ fragte Feren defensiv.
„Ihr wurdet in Orod Ithryn ausgebildet. Für einen Tolego ist das ungewöhnlich. Warum schickte Euer Großvater Euch dorthin?“ wollte Malfarin wissen.
Feren antwortete: „Es war zur Strafe. Ich bin wiederholt von daheim ausgerissen. Auf den Straßen von Tolego gefiel es mir besser als im Haus meines Stiefvaters. Irgendwann hatte mein Großvater es satt, nach mir zu suchen.“
Aha. Es war also Fürst Torrens Entscheidung gewesen. Aber warum nach Orod Ithryn? Zu jener Zeit hatte König Curon gerade mit dem alten Hexenmeister gebrochen und seine eigene Zauberschule gegründet. Torren hatte sich dem Wunsch des Königs gebeugt und seinen Nachwuchs dort hingeschickt. Warum hatte er bei Feren eine Ausnahme gemacht? „Bis vor kurzem wusste hier kaum jemand, dass Ihr Fürst Torrens Enkel seid. In Orod Ithryn habt Ihr das vermutlich auch geheim gehalten“, testete Goswin weiter.
Feren bestätigte: „Ich sprach mit niemandem über meine Herkunft. Es war schon schwierig, aus Furukiya zu stammen. Ein Tolego hätte gar keine Freunde gehabt.“
Malfarin registrierte, dass Feren früh lernen musste, nichts von sich preiszugeben. Aus dem hintersten Winkel seines exzellenten Gedächtnisses tauchte das Bild eines kleinen Jungens auf, der in eigenartiger Haltung mit dem Rücken zur Kaminwand kauerte. Er war sehr klein, sehr schüchtern und sehr verloren. Ängstlich bemüht, keinen Fehler zu machen. Nicht aufzufallen. Tapfer zu sein. „Vor vielen Jahren sah ich Euch in Malfar, wo sich die Schüler aus Furukiya für die gemeinsame Reise nach Orod Ithryn versammelten. Ihr wart jünger als die anderen, erheblich kleiner und etwas langsam. Keine guten Voraussetzungen, um zwischen Jungs wie Sedh und Mischa zu bestehen.“ Malfarin konnte sich vorstellen, was Feren durchgemacht hatte. Er war selbst einer von den Kleinen gewesen.
Feren antwortete nicht. Ein winziges Zucken im Augenwinkel zeigte Malfarin, dass er ins Schwarze getroffen hatte. So fragte er weiter: „Warum brachte man Euch so früh in eine so feindselige Umgebung? Was stellt ein neunjähriger Junge an, damit er eine solche Strafe verdient?“
Feren sah Malfarin prüfend an: „Ich habe einen Mann getötet.“
Malfarin wartete.
Schließlich fuhr Feren fort: „Er hatte mich an Armen und Beinen gefesselt und wollte mich verstümmeln, damit ich für ihn Betteln gehe. Ich rief heißes Wasser vom Herd und schickte es in sein Gesicht. Er konnte mich nicht mehr sehen. Dann befreite ich aus dem Herd das Feuer und hieß es, ihn zu umzingeln. Bald stand die ganze Hütte in Brand. Ich streifte meine Fesseln ab, schritt durch die Flammen und war frei. Den Unhold jedoch hielt ich mit einem Wahrnehmungszauber zurück, bis er elendiglich verbrannte.“
Für einen neunjährigen eine beachtliche Leistung. Torren muss große Freude am Talent seines Enkels gehabt haben. Das erklärte, warum er ihn früher als üblich nach Orod Ithryn geschickt hatte. Doch dabei ging es sicher nicht um Bestrafung. Das Risiko, König Curon zu erzürnen, stand in keiner Relation zu Ferens angeblichem Vergehen. Da musste mehr dahinter sein. „Warum hat Torren Euch das angetan? Doch niemals, weil Ihr in einer brenzligen Situation etwas Hokus Pokus gespielt habt? Wovor hat er Euch geschützt? Was verschweigt Ihr?“ Dieser Angriff kam unvermittelt. Malfarin beobachtete Feren genau, bereit, jede geringste Veränderung wahrzunehmen.
Keine Reaktion. Die Auster klappte zu. Als würde vor dem Hintergrund der Augen ein Vorhang herabgelassen. „Ich habe Euch gesagt, was ich weiß. Daheim wollte ich nicht bleiben. Orod Ithryn war in Ordnung. Ich hatte meine Strafe verdient.“
Für einen Neunjährigen mochte das eine angemessene Antwort sein. Hatte Feren wirklich nie weiter gedacht? Goswin fuhr fort: „In Orod Ithryn seid Ihr Mauro begegnet. Meine Söhne Beor und Mischa (der sich heute Malwin nennt) waren zur gleichen Zeit dort. War Beor der Pate Eures gleichnamigen Sohnes?“ Malfarin hatte seine eigenen Schlussfolgerungen aus Kaylas belangloser Bemerkung über den Jungen namens >Beeoah< gezogen.
Die Erwähnung seines Sohnes war für Feren ein Alarmsignal. Augenblicklich war er auf der Hut.
Malfarin registrierte die Veränderung in Ferens Haltung. Da war auf einmal etwas Lauerndes, Gefährliches. Plötzlich wusste Goswin, wen er vor sich hatte: „Ihr wart ein Vollstrecker des Netzwerks. Mein Sohn Beor hat Euch ausgebildet. Er sprach häufig über Euch. Allerdings wusste ich nicht, wer Ihr seid, denn er nannte nie Euren richtigen Namen. Euer Decknamen war >die Katze<?“
„So nannten sie mich“, bestätigte Feren knapp.
Malfarin versuchte, die Katze in Feren wahrzunehmen. In der Tat sah er im Verborgenen gelbe Katzenaugen funkeln. Doch das Raubtier, das zum Sprung geduckt auf Beute lauerte, war um ein vielfaches größer und gefährlicher. Als er es fixierte, fletschte es die Reißzähne und fauchte es ihn an. Das Fauchen klang wie ein unterirdisches Grollen. „Warum nannten sie Euch >die Katze<?“ wollte Malfarin wissen.
„Weil ich warme Plätze mag. Und weil ich viel schlafe“, erwiderte Feren.
„Und weil Ihr lautlos tötet, schnell und präzise. Wie eine Raubkatze, deren Gefährlichkeit man nicht wahrnimmt, bis man ihren Atem im Nacken spürt“, entgegnete Malfarin. Je tiefer er blickte, desto konkreter wurde das Gefühl: in Feren steckte eine urwüchsige Grausamkeit. Eine Grausamkeit, die sich nicht in Gewalttätigkeit oder Sadismus Ausdruck verschaffen musste. Sie steuerte nicht Ferens Verhalten, sie war einfach Teil seines Wesens. Feren war ein Grenzgänger, für den es kein Limit gab. Alles, was machbar war, würde er tun. Malfarin neigte sich nach vorne und fixierte Feren, um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben: „>Die Katze< ist eine Verniedlichung. Genau die Art von Untertreibung, die Ihr schätzt. Ihr habt ein gewaltiges Zerstörungspotenzial, und man merkt es Euch auf den ersten Blick nicht an. Ihr seid ein Raubtier, ein Halbdämon, der keine Grenzen kennt.“
„Aus Eurem Mund hört sich das an wie ein Kompliment“, entgegnete Feren kalt. „Ein Halbdämon schreckt Euch doch nicht?“ Er vergaß keinen Moment lang, dass er Beors Vater gegenübersaß.
„Mich schreckt der Dämon nicht, doch ich spreche hier als Kaylas Vater. Mir ist nicht wohl, dass meine Tochter ausgerechnet in Euren Armen gelandet ist!“
Die Art, wie Feren verächtlich die Oberlippe hochzog, erinnerte Malfarin wieder an eine Raubkatze. „Kayla ist selber Meisterin von Orod Ithryn. Wollt Ihr einen fügsamen Mann für sie? Einen, mit dem sie nach Belieben verfahren kann, wie Beor es mit Schwächeren zu tun pflegte?“
Malfarin hakte nach: „Habt Ihr Beor aus diesem Grunde bedroht? Habt Ihr ihm gezeigt, dass Ihr schon längst nicht mehr der Schwächere seid? Hatte er darum Angst vor Euch?“
Malfarins Art zu fragen wirkte auf Feren wie ein Verhör. Damit konnte er umgehen. Er war darauf trainiert, unter widrigeren Umständen keine Informationen preiszugeben. Das hier war bestenfalls eine Herausforderung. „Ihr habt ein falsches Bild von Euren Kindern. Beor war überlegen genug, dass er mich nicht fürchten musste“, konterte er.
„An ihn habt Ihr Euch vielleicht nicht herangewagt, aber an seinen Vetter“, behauptete Malfarin. „Im Laufe der Jahre habt Ihr Euch jeden geholt, mit dem Ihr eine Rechnung offen hattet. Auch Beor fürchtete um sein Leben. Ihr habt alle Regeln übertreten, habt den Deckmantel des Netzwerks für Eure eigene Rache missbraucht!“
„Das sind haltlose Behauptungen. Nennt Ross und Reiter!“ verlangte Feren. Das Spiel begann ihn zu reizen.
Malfarin nannte einige Namen. Das meiste lag viele Jahre zurück – alles Sachen, über die Beor Bescheid wusste. Die Tatsache, dass sein Lehrmeister solche Vertraulichkeiten an seinen Vater berichtet hatte, war ein klarer Regelverstoß. Dass Beor solch ein Schwätzer gewesen war, ärgerte Feren über alle Maßen.
Malfarin war noch nicht fertig: „Doch das war erst der Anfang. Im Jahr vor König Curons Tod habt Ihr es besonders wild getrieben. Ihr wart völlig außer Rand und Band.“
Diese Behauptung traf ins Schwarze. Nach dem Fememord an Hanoks Sattelgefährten war Feren tatsächlich >völlig außer Rand und Band< gewesen. Er hatte sich einiges zu Schulden kommen lassen: „In Ikenar habe ich im Zorn einen Mann getötet. Dafür wurde ich streng bestraft. Pado ließ mich beinahe zu Tode peitschen. Das ist allgemein bekannt.“
„Über Eure offiziellen Toten spreche ich nicht. Es geht um all jene, wo Ihr keine Spuren hinterlassen habt.“ Malfarin nannte weitere Namen. Einige davon ließen Feren aufhorchen, andere wiederum kannte er überhaupt nicht. Entweder bluffte Malfarin, oder Beor hatte Ferens >Untaten< mit ein paar deftigen Lügen aufgebauscht.
„Das sind Ammenmärchen.“ Allmählich lief Feren zur Höchstform auf. Malfarin hatte nicht den Funken einer Chance, herauszufinden, was er dachte oder wusste.
Malfarin ließ nicht locker: „Ein Vollstrecker, der auf eigene Rechnung mordet, ist eine Gefahr für das Netzwerk. Warum hat der Patron Euch nicht aus dem Verkehr gezogen, wie die Regel es forderte? Beor hat ihn händeringend angefleht, den Bann über Euch zu sprechen. Ihr hättet es mehr als verdient. Doch irgendjemand fiel ihm in den Arm. Mit meinem heutigen Wissen würde ich behaupten, dass es Fürst Torren war. Er ließ nicht zu, dass der Patron Euch zur Exekution freigab. Könnt Ihr mir erklären, warum?“ Nun war er beim eigentlichen Kernpunkt angekommen. Ferens Übergriffe tangierten ihn nur ganz am Rande, denn ein Menschenleben zählte für Goswin von Malfar kaum. Torrens zwiespältiges Verhältnis zu seinem Enkel interessierte ihn allerdings sehr.
Feren fragte sich, was Malfarin herauszufinden versuchte. Hinter diesem Gewirr von Lügen und Halbwahrheiten steckte eine Strategie. Um Zeit zum Denken zu gewinnen, entschied er sich für einen Entlastungsangriff: „Wollt Ihr mir weismachen, dass Beor seinen eigenen Schüler fürchtete? Dass er sich nicht zugetraut hätte, selbst mit mir abzurechnen? Da kannte ich aber einen anderen Beor!“
Feren baute ziemlich viel Druck auf. Goswin sah die Raubkatze jetzt in voller Größe. Kraftvoll bewegten sich die Muskeln ihres gedrungenen Körpers, während sie ihn lauernd umschlich – als suchte sie nach einem Ansatzpunkt für den tödlichen Biss. Sein eigenes Krafttier, der Kojote, geriet zunehmend in die Defensive. „Tut bloß nicht so, als ob Ihr nicht wüsstet, dass Ihr Beor längst überlegen wart. Mein Sohn hatte gute Gründe, Euch zu fürchten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ihr auch mit ihm abgerechnet hättet!“ Malfarin klang ehrlich empört.
Mit einem Male begriff Feren, was Goswin bewegte. Es war das alte Spiel: jeder sorgte sich um seine Kinder und bedrohte die des anderen. Nun wurde er richtig zornig: „Worüber sprechen wir eigentlich? Über Euch, über Beor, oder über Kayla? Wollt Ihr, dass ich Kayla in Ruhe lasse? Warum sagt Ihr es dann nicht?“
Malfarin war tatsächlich in Sorge wegen Kayla. Er war überzeugt, dass Feren jede einzelne seiner offenen Rechnungen irgendwann beglich. Sobald Kayla ihn hinterging, war sie in größter Gefahr. Er wollte sein Kind schützen: „Ich schlage Euch einen Handel vor: Lasst Kayla ungehindert gehen, wenn sie nicht mehr bei Euch bleiben will. Dafür halte ich meine Hand über Euren Sohn.“
Feren handelte blitzschnell: er setzte Großmeister Malfarin einen Anker, über den er künftig leichter die Verbindung zu ihm halten und seine Schritte überwachen konnte. Drohend sagte er: „Malfarin, ich warne Euch: Hände weg von meinem Sohn. Kommt Ihr ihm zu nahe, hat das Konsequenzen.“ Seine energetischen Signale ließen keinen Zweifel aufkommen, dass er bis zum Äußersten gehen würde, um sein Kind zu verteidigen. „Das Wohl Eurer Tochter gegen das meines Sohnes zu setzen akzeptiere ich nicht. Kayla ist kein Verhandlungsgegenstand. Sie ist meine Frau.“ Feren gebrauchte das Mandrilan-Wort für >mir zugehörige Frau<, das eine legitime Verbindung mit allen Rechten und Pflichten beschrieb.
Nun war es höchste Zeit, Druck herauszunehmen. Malfarin hatte nicht vor, sich Feren zum Feind zu machen. „Ihr habt mir einen Anker gesetzt. Nicht, dass es mich erstaunt. Wenn man Euch in die Enge treibt, seid Ihr zu allem fähig“, stellte er nüchtern fest. „Immerhin ist es mir gelungen, Euch zu provozieren. Jetzt redet Ihr in ganz anderen Tönen als zu Beginn unseres Gesprächs. Wir kommen der Wahrheit langsam näher.“
„Zu Beginn sprach ich mit dem Vater meiner Gefährtin. Jetzt spreche ich zu Beors Vater!“ sagte Feren kalt.
Malfarin ahnte, was zwischen Feren und Beor abgelaufen war: „Beor hat Euch bis aufs Blut gequält. Am Ende habt Ihr zurückgeschlagen. Er fürchtete Euch und rief nach dem Bann. Der Patron wusste um Eure Gefährlichkeit, doch als er handeln durfte, war längst alles gelaufen.“
Hatte Beor Feren tatsächlich gefürchtet? Hatte er die Lügenmärchen etwa nicht nur seinem Vater, sondern auch dem Patron aufgetischt? Dann war Malfarins Verwunderung über Grevens Zurückhaltung beim Bann berechtigt. Doch diese Fragen musste er an anderer Stelle klären. Zu Malfarin sagte Feren: „Ich habe Beor nicht gehasst. Sobald ich ihm Grenzen setzen konnte, kam ich zurecht. Er wusste, dass er meinen Sohn nicht bedrohen darf. Ihr werdet es auch begreifen.“
Malfarin schwieg und musterte sein Gegenüber eine Weile. Er war zufrieden mit dem Ergebnis der Unterredung. Es war ihm gelungen, Feren aus der Reserve zu locken. So hatte er dessen wahre Stärke zu sehen bekommen – etwas, das Feren nach Möglichkeit vermied. Feren gefiel ihm gar nicht schlecht. Goswin sah die Gefahr für Kayla, doch er wusste auch, dass er sie nicht schützen konnte. Nicht mehr konnte er tun als sie davor zu warnen, mit Feren ein Spiel zu treiben. Das würde dieser niemals hinnehmen. Doch wenn sie ihn ehrlich liebte, hatten die beiden eine Chance.
Als er mit seinen Betrachtungen fertig war, sprach Goswin: „Jetzt weiß ich, wer Feren von Tolego ist. Ich werde Euch gewiss nicht mehr unterschätzen. Um Euren Sohn müsst Ihr Euch genauso wenig Sorgen machen, wie ich um meine Tochter. Als Euch zugehörige Frau (er benutzte das gleiche Wort wie Feren zuvor) ist sie bei Euch in guten Händen. Besucht uns bei Gelegenheit in unserem Stadthaus. Ich denke, wir werden gut miteinander auskommen.“ Damit verabschiedete er sich in aller Form.
Als Sedh am späteren Abend nach Feren sah, saß dieser mit dem Rücken zum Kamin in seinem Zimmer und grübelte vor sich hin. Sedh setzte sich neben ihn und betrachtete Ferens aufgewühltes Energiefeld. „Malfarin war da“, konstatierte er. „Gab es Ärger wegen Kayla?“
Feren schüttelte den Kopf: „Nein. Wegen Beor.“
„Erzählst Du mir davon, oder muss ich Dir jeden Satz einzeln aus der Nase ziehen?“ fragte Sedh.
Zu Sedhs Überraschung war Feren dankbar für die Möglichkeit, über die Angelegenheit zu sprechen. Da er Ordnung in seine Gedanken bringen musste, erzählte er mehr, als es sonst seine Art war. Zum ersten Male erfuhr Sedh Details über Ferens Netzwerktätigkeit und seine zwiespältige Beziehung zu Beor von Malfar. Zum damaligen Zeitpunkt hatten die Vollstrecker so gut wie nichts voneinander gewusst.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beor mich fürchtete“, schloss Feren. „Doch wenn dem so war, hat er sicher alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mich zu beseitigen. Mir in der fraglichen Zeit ein paar Übergriffe in die Schuhe zu schieben, wäre für ihn kein Problem gewesen. Greven hätte es ihm sogar geglaubt.“
„Beor war ein Drecksack“, fasste Sedh das Gehörte zusammen.
„Einige Eigenmächtigkeiten habe ich tatsächlich begangen…. Der Patron hätte den Bann gegen mich sprechen müssen. Warum hat er es nicht getan?“ sinnierte Feren.
„Die eine oder andere Eigenmächtigkeit hat jeder von uns begangen. Was meinst Du, was ich zu hören bekam über die eigenmächtige Rettungsaktion für meinen Vater? Der Patron wusste genau, dass wir uns nicht an Regeln halten. Dafür hat er uns ja ausgewählt. Dass Du ein paar eigene Rechnungen beglichen hast, rechtfertigt noch keinen Bann“, versicherte Sedh. „Und wenn es einen gegeben hätte, wäre ich der erste gewesen, der davon erfahren hätte!“
„Nicht, wenn der Bann erst nach Deiner Gefangennahme gesprochen wurde!“ Feren erinnerte sich, dass Sedh zur fraglichen Zeit ein halbes Jahr in Festungshaft verbrachte.
„Tu mir einen Gefallen, Feren: frag Greven danach. Dir geht es doch nicht um Beor, sondern um die Frage, ob der Patron Dir vertraute. Du willst wissen, inwieweit Beor mit seinen falschen Beschuldigungen einen Keil zwischen Dich und Greven treiben konnte.“ Sedh kannte Feren viel zu gut, als dass dieser ihn über seine wahren Beweggründe hinwegtäuschen konnte. „Bring bitte Dein Verhältnis mit Patron Greven in Ordnung. Rede endlich mit ihm!“
Feren schüttelte den Kopf: „Patron Greven hat gerade seinen Sohn Stork begraben, der unter meinem Kommando zu Tode kam. Wie kann ich ihn da mit solchen Fragen behelligen? Was wiegen die Verdächtigungen eines Malfarin gegen den Verlust eines Sohnes?“
„Was wiegen ein paar Fragen gegen den Verlust eines Vaters? Kannst Du Dir leisten, den einzigen Vater aufzugeben, den Du je hattest – wegen irgendwelcher unsinnigen Gedankenschleifen in Deinem Kopf? Du wirst sehen, das löst sich alles in Luft auf, sobald ihr darüber sprecht!“
Daheim im Stadthaus der Malfarim wartete Kayla auf ihren Vater. Sie wusste, dass er mit Feren gesprochen hatte. Nun war sie gespannt auf das Ergebnis. Kayla war entschlossen, auf dem Recht der Wahlfreiheit zu beharren. Das freie Leben, das sie an Ferens Seite führte, behagte ihr. Selbst wenn ihr Vater es verlangte, würde sie Feren nicht aufgeben.
Ohne Umschweife kam Malfarin zur Sache: „Nun habe ich also den Mann Eurer Wahl kennen gelernt. Was ist das für eine Art von Beziehung, die ihr beide da habt?“
Kayla antwortete ausweichend. Sie schwärmte ihrem Vater vor, wie gut ihr das derzeitige Leben gefiel: „Ich bin voll eingebunden in die Betreuung der Gäste des Königs. Allabendlich mache ich das Debriefing der jungen Zauberinnen, die mir zuarbeiten, und teile sie für den nächsten Tag ein. Ich habe Zugang zu einer Fülle von Informationen und bin bei allen wichtigen Sitzungen dabei. Zwischendurch sehe ich in der Schiedsstelle nach dem rechten. Wenn ich todmüde ins Gildehaus zurückkomme, erwartet Feren mich schon. Ich lasse mich in seine Arme sinken und teile die Mühsal des Tages mit ihm. Feren ist wundervoll. Er baut mich auf, damit ich morgens wieder energiegeladen an die Arbeit gehen kann!“
Das beantwortete Malfarins Frage nicht. Er bohrte nach: „Wie soll das mit euch beiden weiter gehen – später, wenn die ausländischen Gäste wieder abgereist sind?“
Nun musste Kayla Farbe bekennen: „Es ist gut so, wie es ist. Ich bin eine freie Hexe, und meine Arbeit ist mir unendlich wichtig. Wenn die Gäste fort sind, werde ich mich wieder intensiver um die Schiedsstellen kümmern. Feren hat akzeptiert, dass meine Pflichten Vorrang haben. Wir verstehen uns gut und verbringen so viel Zeit wie möglich zusammen.“
„Ihr seid also mit eurem derzeitigen Leben zufrieden und möchtet nichts daran ändern?“ fragte Malfarin erstaunt. Er hatte erwartet, dass Kayla ihm vor Begeisterung um den Hals fallen würde, wenn er ihr die Genehmigung zur Hochzeit erteilte.
„Kein bisschen möchte ich ändern. Ich liebe meine Arbeit, und ich liebe Feren“, versicherte Kayla. „So, wie wir es uns eingerichtet haben, lässt sich beides gut vereinbaren.“
„Was geschieht, wenn Ihr ein Kind erwartet?“
Kayla legte den Kopf schief: „Vater, ich bin eine Hexe. Ich weiß das zu verhindern.“
„Genau darüber wollte ich mit Euch reden. Um die nächste Generation der Malfarin ist es nicht zum Besten bestellt. Unter den Kindern Eures Bruders Beor ist nicht eines, das ein machvoller Zauberer zu werden verspricht. Meine beiden jüngeren Söhne sind nicht einmal Mittelmaß, und über Yelva sprechen wir am besten gar nicht. Ihr seid die einzige, die das Zeug dazu hat, einer der ganz großen unserer Zunft zu werden. Das hat der König richtig erkannt, als er Euch in seine Dienste rief und nicht einen Eurer Brüder. Ich erwarte von Euch, dass Ihr Euren Beitrag zum Fortbestand unseres Geschlechts leistet.“
Nun war Kayla irritiert: „Ich verstehe Euch nicht. Feren kann wohl kaum derjenige sein, von dem Ihr Euch Enkelkinder wünscht. Ein Ithryn des Königs von zweifelhafter Herkunft, der seinem eigenen Clan misstraut…“
„Feren ist ein äußerst talentierter Zauberer. Außerdem ist sein gesellschaftlicher Status höher, als ich dachte“, schmunzelte Malfarin. „Es gibt da einige Ungereimtheiten. Fürst Torren hat keine Mühen gescheut, um seine Herkunft zu verschleiern. Wenn meine Vermutung nur annäherungsweise zutrifft, ist er eine durchaus angemessene Partie für die Tochter des Fürsten von Malfar. Ich hätte nichts dagegen, wenn er um Eure Hand anhielte.“ Malfarin beobachtete ganz genau, wie seine Tochter auf diese Eröffnung reagierte.
Kaylas Magen krampfte sich zusammen. „Ich hatte nie in Erwägung gezogen, mich fest an Feren zu binden. Es macht mir Freude, ihm als freie Hexe meine Gunst zu schenken. Ausschließlich für ihn da sein möchte ich nicht. Das würde mich tödlich langweilen!“
„Denkt an Euren Status. Ihr seid nicht mehr die Jüngste“, mahnte Goswin. „Ich weiß, dass ich mich schon viel früher um eine geeignete Partie für Euch hätte kümmern sollen. Ich säumte zu lange, weil mir keiner gut genug erschien. Nun habt Ihr selbst gewählt. Das ist Euer gutes Recht. Doch nun solltet Ihr mit allen Konsequenzen zu Eurer Wahl stehen – und Feren heiraten!“
Kayla warf ihrem Vater einen verzweifelten Blick zu. „Das kommt mir etwas zu plötzlich…“, meinte sie defensiv.
Kaylas Zaudern machte Malfarin Sorgen. Spielte sie etwa doch bloß ein Spiel mit Feren? Das könnte für sie gefährlich werden. „Ich fürchte, Feren beurteilt euer Zusammenleben ganz anders, als Ihr das tut. Macht Euch eines bewusst: Feren ist keiner, mit dem man ungestraft Spiele treibt. Er steht im Ruf, jede seiner Rechnungen beglichen zu haben – und er ist wahrlich nicht zimperlich. Euer Bruder Beor hätte Euch vor ihm warnen können. Deshalb möchte ich – nein ich verlange – dass Ihr Euch entscheidet, werte Tochter!“ Malfarins Tonfall duldete keine Widerrede. „Bekennt Ihr Euch zu Feren, so werde ich mit seinem Großvater die Bedingungen für die Hochzeit aushandeln. Meinen Segen habt Ihr. Für meine Lieblingstochter gebe ich ein Fest, das seinesgleichen nicht gesehen hat. Wollt Ihr ihn jedoch nicht, so beendet die Beziehung – jetzt und sofort!“
Kayla registrierte mit Verwunderung, dass ihr Vater sich ernsthafte Sorgen machte. Sie konnte nicht nachvollziehen, weshalb Feren ihr gefährlich werden sollte. Nach ihrer Wahrnehmung hatte sie ihn voll unter ihrer Kontrolle. „Ich glaube, Ihr übertreibt, Vater. Feren frisst mir sozusagen aus der Hand. Er nimmt dankbar jeden Brocken an, den ich ihm reiche. Dass er wichtige Dinge wie die Existenz seines Sohnes vor mir verbirgt, ist eher ein Zeichen von Schwäche. Er hatte es nötig, sich vor mir zu schützen, nicht umgekehrt!“
Malfarin schüttelte den Kopf. Er berichtete seiner Tochter, wie heftig Feren auf die unausgesprochene Bedrohung seines Sohnes reagiert hatte. „Feren nannte Euch >die ihm zugehörige Frau<. Er betrachtet Euch als seinen Besitz, den er sich nicht nehmen lassen wird!“ warnte er.
>Die ihm zugehörige Frau<. Dieser Anspruch alarmierte Kayla. Feren betrachtet ihre Beziehung also tatsächlich anders, als er es ihr sagte. Das durfte sie nicht hinnehmen. Vielleicht hatte ihr Vater Recht, und eine Entscheidung war unumgänglich. Doch sich bedingungslos für ihn entscheiden? Gerade zum jetzigen Zeitpunkt erschien ihr das unmöglich. „Ihr wollt also, dass ich Feren als Gattin folge – wohin er auch geht. Keiner kann abschätzen, was das bedeutet“, sinnierte Kayla. „Feren weiß selbst noch nicht, welchen Weg er nach seiner Genesung einschlagen wird. Seine Zukunft ist mehr als unsicher.“ Dann begann sie, sich zu ereifern: „Soll ich mit ihm in seinem Dachkämmerchen im Gildehaus leben? Oder mit dem Tross des Königs von Ort zu Ort ziehen, wie die Frauen der anderen Wächter auch? Wer weiß, ob der König Feren überhaupt in seinen Diensten behält – jetzt, wo er ein Krüppel ist. Oder soll ich ihm gar nach Tolego folgen und alle Menschen zurücklassen, die mir lieb und wert sind? Das ist, als würdet Ihr mich verstoßen, Vater!“
„Wenn Ihr die Sache so seht, dann zieht auf der Stelle einen Schluss-Strich!“ forderte Goswin unnachgiebig.
Das wollte Kayla nun auch wieder nicht. „Vielleicht kann ich Feren überreden, mit mir nach Malfar zu gehen. In meiner vertrauten Umgebung fiele es mir leichter, das Leben einer ehrenwerten Gattin zu führen. Und Ihr müsstet nicht auf unsere abendlichen Gespräche verzichten!“ Kayla lächelte ihren Vater Zustimmung heischend an.
Malfarin hatte seine Lieblingstochter gerne um sich. Dennoch hegte er Zweifel: „Es würde mich wundern, wenn der König seinen Seelenbruder Feren fortschickt – und Fürst Torren lässt den Hoffnungsträger gewiss nicht vom Haken. Ferens Verwundung ist ein Wendepunkt, aber noch lange nicht das Ende seines Weges. Doch wenn Ihr es versuchen wollt … natürlich würde ich es schätzen, wenn ihr beide nach Malfar kommt!“
„Dann gebt Ihr mir noch ein wenig Zeit, die Sache in meinem Sinne zu regeln?“ fragte Kayla mit dem Blick eines hilflosen kleinen Mädchens.
Wenn sie ihm so kam, tat Malfarin sich hart, ihr etwas abzuschlagen. „Tut, was Ihr für richtig haltet – aber zögert nicht zu lange. Je tiefer Feren sich in die Vorstellung versteigt, dass Ihr die ihm zugehörige Frau seid, desto gefährlicher wird es, ihn zu enttäuschen.“
Nachdem Malfarin gegangen war, saß Kayla noch lange da und starrte ins Feuer. Bis zu diesem Tage hatte sie sich nie Gedanken über eine Zukunft mit Feren gemacht. Alles war so einfach gewesen. Als freie Hexe kam und ging sie, wie es ihr beliebte. Feren schien ihr Arrangement akzeptiert zu haben. Nun war alles anders. Ihr Vater hatte in einem einzigen Gespräch mehr erfahren, als Feren ihr in Monaten enthüllte. Nichts war so, wie es schien. Sie musste eine Entscheidung treffen.
Doch was wollte sie? Kayla liebte Feren. Dachte sie. Sie hatte um sein Leben gekämpft. Sie hatte mit hohem Einsatz gespielt und gesiegt. Jetzt gehörte Feren ihr. Sie war gerne mit ihm zusammen. Warum konnte sie dann nicht vorbehaltlos einer Ehe zustimmen? Warum kamen da diese Beklemmungen, sobald sie daran dachte, sich endgültig an ihn zu binden? Weil es nicht das Leben war, das sie sich wünschte? Weil er doch nicht der Richtige war? Weil er ihr immer noch misstraute?
Kayla gestand sich ein, dass sie wenig dazu beigetragen hatte, Ferens Vertrauen zu gewinnen. Obwohl sie sich zu Beginn vorgenommen hatte, in die Beziehung zu investieren, hatte sie sich egoistisch auf die Annehmlichkeiten des Zusammenseins konzentriert. Selbst die Sache mit seinem Sohn hatte sie auf sich beruhen lassen. Sobald sie wusste, dass Mehan nicht die Mutter war, hatte es sie schlichtweg nicht mehr interessiert. Wenn sie bloß ein bisschen mehr Interesse für seine Welt zeigte, würde Feren gewiss rasch mit der Wahrheit herausrücken. Wahrscheinlich wartete er bloß darauf, endlich ein Signal von ihr zu erhalten.
>Dann sag doch ja! < schalt sie sich. Sie trat in Verbindung mit ihrer inneren Wahrheit und befragte das Pendel. Die Antwort war >nein<.
Kayla suchte Zuflucht beim Orakel. Sie legte ihre Zukunft mit Feren. Die Antwort war unmissverständlich: Tod, Ende, endgültige Zerstörung der Beziehung. >Gib ihn frei!< verlangten die Orakelsteine.
Dieses Ergebnis passte Kayla nun auch wieder nicht. Sie liebte Feren zu sehr, um freiwillig auf ihn zu verzichten. Und zu wenig, um sich vorbehaltlos an ihn zu binden. Dieses Dilemma konnte das Orakel nicht für sie lösen. Kayla seufzte und sammelte die Orakelsteine ein. >Lege niemals, wenn Du emotional in einer Sache bist<, hatte Choja sie ermahnt. Vielleicht brauchte sie einfach Zeit, um Klarheit zu finden. Zu allererst sollte sie ihm deutlich machen, dass sie noch lange nicht die >ihm zugehörige Frau< war. Alles Weitere würde sich finden…