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DAS ABWERFEN #FEINDSCHAFT

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„Aber eigentlich darf man doch wählen“, protestiert Fadi in der Turnhalle. Herr Löffler hat ihn zum König der einen Mannschaft im Völkerball bestimmt. Marek von der Köhlerschule bildet das Oberhaupt des anderen Teams.

„Wahlen sind gut, solange eine Gesellschaft funktioniert“, sagt unser Sportlehrer.


Mit „falsch“ meint Herr Löffler, dass Fadi dann nur Leute auf seine Seite holt, die schon immer auf unserer Schule waren. Und Marek nur die Kids aus seinem gefährlichen Viertel.

„Das geht doch sowieso nicht ganz auf“, versucht Fadi es weiter. Doch Herr Löffler bleibt hart. Er schickt mich in das Team von Marek. Als Nächstes pickt er Simon von der Bank und sortiert ihn Fadi zu. Marek räuspert sich. Wie ein Clanchef, wenn einer aus seiner Gang nicht spurt.

Simon bleibt stehen. Marek legt den Kopf schief. Sein Blick sagt laut und deutlich, ohne dass er sprechen muss: „Dein Ernst?“

Simon zeigt auf Herrn Löffler, nach dem Motto: „Was soll ich machen?“

„Was ist? Klebstoff unter den Sohlen?“ Herr Löffler lacht über seinen eigenen Witz. Simon schlurft gequält weiter zu Fadis Gruppe. Er guckt, als würde er damit tatsächlich seinen Boss verraten. Denn das scheint Marek für ihn zu sein. Das ist uns schon aufgefallen, als sie aus dem Köhlerviertel vor zwei Wochen auf unsere Schule kamen, weil es in ihrer Schule einen Wasserschaden gab. Seither wollen alle Lehrer, dass wir Teams bilden. Aber das klappt ungefähr so gut wie bei Katzen und Hunden.


„Fadi?“

„Ja?“

„Wähle deinen nächsten Mitspieler. Oder Mitspielerin.“

„Das ist doch albern. Ich darf ja nicht wählen.“

„Doch. Jetzt ist wieder jemand dran, der schon länger auf unsere Schule geht. Aus denen kannst du wählen.“

Fadi schüttelt den Kopf. Er wählt Emma. Sie hüpft fröhlich zu ihm. Einen Augenblick lang sehe ich ihr Haar goldgrün schimmern, wie bei Gaia Girl.

Heute Morgen hat sie mich getröstet wegen des Angriffs von Dark Ambush gestern Nacht.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es schon Nacht geworden war. Sonst hätte ich nicht so laut geflucht, dass meine Eltern in mein Zimmer stürmten, weil sie dachten, ein Einbrecher sei gekommen.


Mein Vater meinte, kein Spiel der Welt dürfte einen so aufregen. Meine Mutter nahm für den Rest der Nacht den Netzstecker mit.

Marek holt sich Amber ins Team. Das boshafteste Mädchen, das die Köhlerschule zu bieten hat. Bislang war der Plagegeist unserer Schule ja Manuel, der Jagdvogel. Doch gegen Amber wirkt er wie eine kleine Eule aus Plüsch.

Das Spiel läuft gerade zwei Minuten, da klatscht mir Amber von hinten den Ball in die Kniekehlen. Ich knicke zusammen wie ein junger Baum im Sturm. Vor allem, da ich mich erschrecke.


Beim Völkerball erwartet man schließlich nicht, auf dem eigenen Innenfeld von einer Teamkollegin abgeworfen zu werden.

Auf der anderen Seite reißt Emma ihre schönen Augen auf und protestiert: „Hey, was soll das denn?“ Sie kommt herüber. Amber hebt die Arme wie ein Fußballer, der nach einem Foul so tut, als ob nichts gewesen ist.

„Amber!“, mahnt Herr Löffler. Er stellt sich dazwischen.

„Ben stand im Weg“, lügt Amber. Wenn Manuel eine Plüscheule ist, ist sie ein mechanischer Geier. Eine Androidin.

Emma schimpft. „Was wolltest du denn treffen, wenn Ben im Weg stand? Die geheime Bodenklappe in den Keller, oder was?“


„Wir spielen hier nur gemeinsam ein Spiel!“, sagt Herr Löffler, hebt die Arme und fügt hinzu: „Und Mitglieder des eigenen Teams kann man nicht abwerfen.“

Ich rappele mich wieder auf. Die beiden Mädchen entfernen sich langsam voneinander. Im Rückwärtsgang, wie zwei Katzen, die sich in Zeitlupe bewegen und dabei einander leise knurrend beobachten.

Es geht weiter. Fadi wirft den Ball über unsere Köpfe rüber in das Feld seines Teams. Dieses seltsame Spiel hat mich mein Leben lang verwirrt. Es wird eigentlich auch nicht mehr gespielt, aber Herr Löffler meinte, es sei gut dazu geeignet, die neuen und die alten Schüler einander näher zu bringen.

Simon fängt den Ball und könnte nun jemanden aus unserem Team abwerfen. Einen Moment lang sieht es auch so aus, als ob er es versuchen möchte, doch dann trifft sein Blick wieder den von Marek, der neben mir steht. Lautlos gibt der Gangsterboss ihm einen Befehl. Simon zögert kurz. Zwei Sekunden lang ringt er mit sich. Dann wirft er den Ball in seiner eigenen Hälfte auf Emma. Ich sehe rot. Schnaufend renne ich rüber und auf Simon zu. Ich fluche.


Alle geraten in Aufruhr. Herr Löffler jammert. Vermutlich stellt er sich vor, wie er bei der Rektorin antanzen muss, weil ein Schüler in seinem Unterricht einen anderen Schüler niedergeschlagen hat. Denn das werde ich gleich mit Simon machen. Niemand wirft Emma ab. Jedenfalls nicht aus reiner Boshaftigkeit. Noch drei Schritte und Simons viel zu zarte Nase wird Bekanntschaft mit meiner eisernen Faust machen. Ich hebe bereits den Arm, da schiebt sich Emma zwischen mich und mein Zielobjekt.


„Wie, nicht? Der hat dich abgeworfen! In der eigenen Hälfte!“

„Das war keine Absicht.“

Ich glaube, ich höre nicht richtig. Wieso sagt sie das?

Herr Löffler ist froh, dass sie mich aufhält. Trotzdem klagt er: „Es muss doch möglich sein, die Völker zu verbinden!“


Emma nimmt meine Hände und sieht mir tief in die Augen. Mein Herz klopft. Ihre Haut ist weich, zart und warm. Wortlos vertagt sie die Diskussion.

Ich wusste gleich, dass es ein Fehler war, die Leute aus dem Köhlerviertel bei uns einzuquartieren, solange deren Schule repariert wird. Das Köhlerviertel passt nicht zu uns. Wir sind wie ein Popsong mit viel Melodie. Die sind wie finsterer Rap mit Wutrotz zwischen den Lippen.


Bens legendäre Skills - Nächstes Level: Reality Check

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