Читать книгу Bens legendäre Skills - Nächstes Level: Reality Check - Som Goldberg - Страница 7
DER JUBEL #TANZWIRBEL
ОглавлениеDie Glocke schlägt zur großen Pause. Ich will wissen, wieso Emma den blöden Simon verteidigt hat. Wie Fischschwärme sortieren sich auf dem Schulhof die Kleistschüler und die Gäste von der Köhlerschule in zwei sauber getrennte Gruppen. Auf der runden Tischtennisplatte klackern die Bälle. An den Basketballkörben klimpern die Netze.
„Simon hat mich nur wegen Marek abgeworfen“, sagt Emma. „Er selber wollte das gar nicht. Das konnte man doch sehen.“
Ich werfe den Kopf nach hinten. „Ja, die Soldaten im Krieg wollen auch keine Bomben abwerfen. Trotzdem ist das falsch. Und überhaupt − Marek ist doch kein Oberbefehlshaber!“
„Für Simon ist er das irgendwie schon“, sagt Emma. Sie zeigt rüber zu den beiden. Gerade eben prüft Marek das Brötchen, das Simon von daheim mitgebracht hat. Offenbar gefällt ihm der Belag besser. Sie tauschen.
„Ich frage mich, was da vor sich geht“, sagt Emma. Sie streichelt mit den Fingern ihr süßes Kinn. Heute hat sie die Nägel in grün lackiert, wie die Haare ihrer Spielfigur.
„Die sind einfach alle krank in dem Viertel“, sage ich, „das geht da vor sich. Mehr nicht.“
Emma murmelt den Satz so nachdenklich, als gäbe es nichts Wichtigeres. Ich mag nicht, wie sehr sie sich für Simon interessiert. Es fühlt sich falsch an. Im Magen. In den Ohren. Im Hals. Überall.
An der Tischtennisplatte kommt das Spiel zum Erliegen. Ein Schüler klettert hinauf und lässt sich von einem anderen dabei filmen, wie er herunterspringt. Er wirft die Beine zur Seite und reißt die Arme nach oben. Fadi kaut ein Schaumkussbrötchen und fragt: „Was machen die denn da?“
Emma und ich wissen es. Wir grinsen. Ich erkläre es ihm. Fadi hat immer noch keinen Account bei Exploria.
„Die drehen einen Jubel.“
„Einen was?“
„Du guckst doch Fußball“, sage ich. Fadi nickt. Zwar liegt sein Hauptinteresse darin, für seinen Kanal Fadis Lost Places alte Ruinen und verlassene Orte zu filmen, aber die Spiele der Bundesliga verfolgt er alle. Selbst, wenn’s nur gegen Augsburg oder Paderborn geht.
„Jeder echte Fußballstar hat doch einen ganz eigenen, typischen Jubel. Den nur er so macht.“
Fadi nickt: „Wie bei Ronaldo. Dieser Sprung, der so breitbeinig endet. Arme zur Seite. Brust nach vorn.“
„Richtig“, schaltet sich Emma ein. „Und genauso ist das in Computerspielen. Bislang haben die Figuren das von selbst gemacht, aber bei Exploria kann man für seinen Charakter einen eigenen Jubel aufnehmen und dann ins Spiel übertragen.“
An der Tischtennisplatte wiederholen sie den Jubelsprung. Für alle Fälle. Auch beim Film dreht niemand eine Szene nur einmal.
„Das ist ja abgefahren“, sagt Fadi. „Hast du denn einen guten Jubel, Ben?“
Emma zieht die Brauen hoch. Da hat unser Gamer-Amateur Fadi ins Schwarze getroffen. Ich brauche dringend einen.
„Du bist doch angeblich so ein Star in dem Spiel geworden. Und du nutzt immer noch den Standardjubel?“
Meine Wangen werden heiß. Fadi zieht sein Telefon aus der Hosentasche.
Emma klatscht in die Hände: „Ja!“
„Wie soll ich spontan einen guten Jubel erfinden?“
„Scheiß auf gut“, sagt Fadi. „Er muss nur einzigartig sein! Die von St. Pauli sind im Fußball auch nicht gut, aber jeder kennt sie. Wolfsburg war mal Meister und die kennt keiner.“
Fadi richtet die Kamera auf mich. Emma ihre Augen. Es gibt kein Zurück. Ich überlege. Obwohl, eigentlich überlege ich kaum. Ich fange einfach an. Ich tanze den Floss aus Fortnite, mit dem Unterschied, dass ich mitten drin eine Drehung einbaue. Einen blitzschnellen Wirbel, der mich selbst überrascht.
„Jawoll!“, ruft Fadi. „Nochmal!“
Ich wiederhole den Trick.
Emma klatscht: „Die Drehung sieht aus wie bei Michael Jackson!“
Ich grinse. Flosse weiter. Wirble weiter. Alles für die Linse. Alles für den Jubel von Modi, der sich die verlorenen Punkte zurückholen wird, die Dark Ambush ihm gestern genommen hat. In das Gejohle von Fadi und die Komplimente von Emma mischt sich ein langsames, höhnisches Klatschen. Patsch. Patsch. Patsch. Es stammt von Marek. Seine Marionette Simon klatscht mit.