Читать книгу Summer Rose - Sonja Haiber - Страница 5
Kapitel - 2 Kapitel 3
ОглавлениеSchon als Evie mit dem BWM auf den Hof der Autovermietung fuhr, deren Adresse auf dem Vertrag stand, der im Handschuhfach lag, wurde ihr bewusst, dass sie hier keinen unauffälligeren Wagen finden würde. Denn auf dem gesamten Gelände waren nur ausländische, hauptsächlich europäische Wagen zu finden. Und unterm Strich wunderte Evie sich nicht einmal darüber, dass Tristan sich hier ein Fahrzeug geliehen hatte. Wohlhabende Kerle wie er standen eben auf solch teure, importierte Autos, mit denen man beinahe überall auffiel. Naja, vielleicht nicht in einer Stadt wie Vegas, wo jeder, der etwas auf sich hielt einen europäischen Sportwagen fuhr.
Aber Evie lebte mit Jay in einem Viertel von Vegas, das von der Arbeitergesellschaft der Stadt besiedelt wurde und genau dort, wo Neid und Missgunst über jeden Gartenzaun schwappte und die Polizei beinahe jeden Tag zu einem Einsatz auftauchte, würde sie nicht mit einem BMW M4 Cabrio herum fahren. Was auch immer dieses blau-rot-weiße Schildchen auf der Heckklappe zu bedeuten hatte!
Beinahe verzweifelt diskutierte Evie eine Stunde lang mit einem der Berater. Alles, was sie wollte war irgendein unauffälliges, billiges Auto, das sie im Notfall auch auf der Straße stehen lassen konnte ohne fürchten zu müssen, dass sie es am nächsten Morgen zerkratzt oder aufgebrochen vorfand. Aber offenbar wollte der Herr in seinem feinen Zwirn ihr nicht helfen, oder er konnte es schlicht und ergreifend nicht. Also ließ sie sich letzten Endes einen VW Golf geben und fuhr damit zu Trevor.
Wie immer arbeitete Trevor in seiner Garage. So etwas wie Freizeit kannte der gebürtige Australier nicht, weil er, genau wie Evie auch, eine Familie zu versorgen hatte.
An diesem späten Sonntagnachmittag arbeitete er an ihrem Jeep und Evie fühlte sich deswegen richtig beschissen: „Hey Trevor, sorry wegen der alten Kiste. Jetzt hat die blöde Batterie echt endgültig aufgegeben.“ „Hey Süße …“, Trevor wirkte ziemlich platt, als er aus der Grube stieg: „Wer war der Kerl?“ „Welcher Kerl?“ „Tu nicht so, als wüsstest du nicht wovon ich rede.“ „Du meinst den Kerl, der dich wegen meinem Auto angerufen hat!“ „Erstens ist das kein Auto, sondern ein grauenvoller Zustand und zweitens … ja, genau den mein ich. Woher kennst du den? Läuft da was?“ „Benimm dich nicht, als wärst du mein Vater.“ „Du hast recht, das bin ich nicht. Aber wo kommt dieser geschniegelte Anwalt plötzlich her?“ „Woher willst du wissen, dass er Anwalt ist?“ „Seit Lory mir das Fell über die Ohren gezogen hat, riech ich diese schmierigen Typen 100m gegen den Wind. Was will er von dir? Und woher kennst du ihn?“ Trevor stand mit vor der Brust verschränkten Armen und herausforderndem Blick da und wartete auf eine Antwort.
Aber Evie lachte nur: „Du bist süß. Aber damit du Ruhe gibst ... ich kenne Tristan aus einer Zeit, in der ich ein anderes Leben gehabt habe.“ „Und du willst, dass er es in dein jetziges Leben schafft?“ „Ich weiß nicht ob das vernünftig wäre“, nachdenklich lehnte Evie an die Werkbank in ihrem Rücken.
Ihr Herz wollte das. Es sehnte sich nach den Armen eines Mannes und Tristan war ein wirkliches Prachtexemplar dieser Gattung.
Also, … warum nicht?
Ihr Verstand war jedoch wach genug, um sich ihrem Herzen entgegenzustellen. Für sie und ihn gab es keinen gemeinsamen Weg. Diese Option bestand einfach nicht, weil sie in zu verschiedenen Welten lebten. Weil es ein Universum, in dem sie hätten zusammen sein können einfach nicht gab.
„Du scheinst ihn aber zu mögen“, Trevor, für den Evie wirklich beinahe so etwas wie eine kleine Schwester war, gesellte sich zu ihr und stupste sie behutsam an.
„Damals mochte ich ihn sehr, aber das ist längst vorbei“, Evie machte diese Feststellung seltsam traurig. So traurig, als würde ihr in diesem Moment bewusst, was sie damals aufgab, als sie sich für Ihren Bruder entschied und nicht für Ihre eigene Karriere.
„Du tust so viel für Tobi, aber du solltest dich selbst dabei nicht vergessen. Auch du hast ein Recht darauf zu leben.“ „Ich weiß, aber seit der Katastrophe mit Collin ist das alles nicht mehr so leicht“, Evie schüttelte sich traurig.
Ja, Collin war wirklich eine Katastrophe gewesen. Dabei hatte der bodenständige Streifenpolizist einen so guten Eindruck gemacht, als sie ihn bei einer Polizeikontrolle kennenlernte. Wegen einem kaputten Blinker hatte er sie am frühen Morgen, als sie auf dem Weg nach Hause war, angehalten und sie in ein Gespräch verstrickt. Damals war es Evie nicht seltsam vorgekommen, dass der smarte Blondschopf ihr schon am nächsten Tag auf dem Handy anrief und sie zu einem Date einlud. Sie hinterfragte nicht, woher er ihre Nummer hatte, sondern ließ sich auf den netten Kerl mit den wachen, blauen Augen ein und Collin akzeptierte, dass Evie ihre Beziehung sowohl vor ihrem Bruder, als auch lange Zeit vor allen anderen verbarg. Tobi steckte damals ohnehin in einer schwierigen Phase, deshalb wollte sie ihm nicht auch noch einen Ersatzvater aufs Auge drücken. Für Collin war das Anfangs okay, doch je intensiver ihre Beziehung wurde, desto mehr begann er zu klammern und bald entpuppte sich der gutaussehende Polizist als eifersüchtiges Monster. Fand Evie, in all ihrer Naivität, Collins Aufmerksamkeit zu Beginn noch unglaublich süß, wurde ihr genau das bald zur Last. Collin ließ sie nirgends mehr allein hingehen. Bei jedem Auftritt saß er entweder im Publikum oder er ließ sie zumindest von seinen Kumpels überwachen. Collin klammerte, engte Evie in allem was sie tat ein, kontrollierte bald sogar, was sie anzog, mit wem sie sich traf und wollte sie, als Tobi aufs MIT verschwand sogar zwingen mit ihm zusammen zu ziehen. 18 Monate waren sie zusammen und Evie ging das plötzlich viel zu schnell. In Collins Nähe fühlte sie sich, als würde sie ersticken, als würde er ihr sogar vorschreiben wann und wie intensiv sie atmen durfte. Dennoch ließ sie sich selbst seine Gewaltausbrüche gefallen … bis zu dem Abend, als er sie das erste Mal beinahe krankenhausreif schlug. Wie so oft hatten sie darüber diskutiert, ob sie nun zusammenziehen sollten oder nicht, als Collin von einer Sekunde zur anderen komplett die Beherrschung verlor.
Evie war sich sicher, dass Collin sie in all seiner unkontrollierten Wut erschlagen hätte, wäre Tom, sein Partner bei der Polizei nicht aufgetaucht und dazwischen gegangen. Als der große Krach begann, zog er sich mit Jay in den Garten zurück um sich dort ein Bier zu genehmigen ohne dieses Gezanke anhören zu müssen. Doch die beiden waren feinfühlig genug gewesen, nicht einfach wegzuhören, als Collin Evie gegen die Kommode schleuderte und wieder und wieder auf sie einschlug.
Heulend saß sie damals am Boden während Tom Collin, aus dem Haus prügelte und Jay ihre Wunden versorgte. Er bestand sogar darauf sie ins Krankenhaus zu bringe, doch Evie lehnte ab. Wie hätte sie einen Aufenthalt in der Notaufnahme auch bezahlen sollen? Schließlich war sie nicht krankenversichert.
Collin war für Jay von Beginn an ein rotes Tuch gewesen und von diesem Abend an war auch Evie endgültig klar, dass all seine Aufmerksamkeit nichts mit Liebe zu tun hatte. Collin war völlig durchgeknallt, ein eifersüchtiger Kontroll-Freak, wie er im Buche stand und selbst, nachdem er Tage später reumütig angekrochen kam und sich tausendmal entschuldigte, blieb Evie hart. Festentschlossen diese Beziehung ein für alle Mal zu beenden jagte sie ihn zum Teufel. Aber damit begann die Katastrophe, die sie im Gespräch mit Trevor eigentlich meinte, erst.
Collin wurde zum besessenen Stalker. Ganz egal, wo Evie hin ging, Collin war schon da, schrieb ihr wütende Nachrichten, rief Nächte lang bei ihr an, bedrohte sie so sehr, dass sie sich kaum noch traute allein irgendwohin zu gehen. Wenn Jay Nachtschicht im Casino hatte, übernachtete Evie entweder bei Trevor oder saß die ganze Nacht bei Jay im Casino. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so schreckliche Angst wie in dieser Zeit.
Die Polizei einschalten zu wollen war ein hoffnungsloses Unterfangen. Obwohl sie handfeste Beweise für Collins Drohungen hatte, unternahm niemand etwas. Erst, als im Vorgarten von Jays Haus der Rasen brannte und nach dem löschen das verkohlte Wort Bitch zu lesen war, verschwand Collin plötzlich von der Bildfläche. Erst Wochen später erfuhr sie, dass er nach Elko versetzt worden war. Über 400 Meilen war er damit von Vegas entfernt und Evie konnte endlich wieder annähernd beruhigt schlafen. Allerdings dauerte es sehr lange, bis sie sich auf der Straße nicht mehr nervös umdrehte, weil sie fürchtete er könne hinter ihr stehen und ihr etwas antun wollen. Die Furcht, die lange Zeit ihr Leben bestimmte, wich nur langsam und sorgte dafür, dass Evie im Allgemeinen sehr viel zurückhaltender wurde, als sie es ihr ganzes Leben gewesen war.
Trevor legte fürsorglich seinen Arm um Evies Schulter: „Vergiss Collin und steig endlich wieder aufs Rad. Sonst endest du mir noch als alte Jungfer.“ „So wie du meinst du“, Evie lachte.
Ganz langsam entspannte sich ihr trauriges Gemüt. Sie zwang sich an etwas Schöneres zu denken, als an die Zeit mit Collin. Dabei gab es in dieser Beziehung wirklich Momente, in denen sie unheimlich glücklich gewesen war. Momente, die sie alles andere vergessen ließen.
„Naja, wir könnten uns ja auch zusammentun. Lily wäre sehr glücklich, wenn du ihre neue Mutter werden würdest“, Trevor zwinkerte Evie schmunzelnd zu. Lily war wirklich in Evie verknallt, obwohl sie wahrscheinlich für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle viel mehr Schwestern gewesen wären, als Stieftochter und Stiefmutter.
„Oh Gott …“, Evie lachte ausgelassen, „ich steh leider nicht auf alte Männer.“ „Hey, wen nennst du hier alten Mann?“ Trevor tat entrüstet, aber Evie nahm ihm das nicht ab: „Naja, du könntest mein Vater sein.“ „Hör mir bloß auf, eine Göre langt mir völlig.“ „Oh, … lass das bloß nicht Lily hören. Wo ist die kleine eigentlich?“ „Mama Wochenende …“, Trevor raufte sich die Haare, „ich werde nie verstehen wie der Richter Lory Umgangsrecht einräumen konnte. Lily zickt jedes Mal rum, wenn sie zu ihrer Mutter muss. Die beiden können sich so überhaupt nicht leiden. Wenn ich nur die Kohle hätte einen Anwalt zu bezahlen.“ „Was würdest du tun?“ „Dafür sorgen, dass Lily nicht mehr alle vier Wochen nach Henderson muss.“ „Soll ich mal Tristan fragen ob er dir jemanden besorgen kann?“ „Tristan? … der Schnösel spielt also doch eine Rolle in deinem Leben?“ „Nein, … aber er wird ganz sicher nochmal auftauchen. Zumindest hat er das angedroht und dann kann ich ihn doch fragen.“ „Das wäre sehr lieb, aber ich hab trotzdem kein Geld für einen Anwalt.“ „Ich werde mit ihm reden, vielleicht krieg ich da was geregelt. Apropos … meinst du, du kriegst die Kiste wieder flott?“ Besorgt zeigte Evie auf ihren Jeep. Sie fürchtete sich davor, dass Trevor das Todesurteil für ihre geliebt, verhasste Klapperkiste aussprach. Doch er zuckte mit den Schultern: „Naja, …schon. Aber die Nummer wird nicht billig für deinen Schnösel-Anwalt.“ „Nenn ihn nicht so. Tristan ist ein guter Kerl. Hör zu, … reparier das notwendigste und gib mir die Rechnung.“ „Ich soll diese Katastrophe wieder straßentauglich machen und dabei nicht sparen, also denke ich, es ist das Beste, wenn du ihn die Rechnung einfach bezahlen lässt.“ „Nein, ich will ihm nichts schuldig sein.“ „Sei nicht so dumm. Nimm was er dir bietet und geh dafür einfach mit ihm ins Bett.“ „Idiot“, fassungslos schockiert boxte Evie Trevor gegen die Schulter. Dieser Spruch konnte doch nicht sein Ernst sein?
„Komm schon Evie. Eine schöne Frau wie du sollte das Leben in vollen Zügen genießen und sich nicht hinter ihrer Verantwortung verstecken. Wenn dieser Tristan der Kerl ist, der dich glücklich machen kann, dann hol ihn dir und halt ihn fest solange du kannst und wenn er sich doch als Looser herausstellt, hast du nicht mehr verloren als ein bisschen Zeit. Fang wenigstens wieder an den Mann fürs Leben zu suchen.“ „Glaubst du wirklich, ich bin gern allein“, traurig sah Evie zu Trevor auf.
Nein, sie war wirklich alles andere als das, aber was blieb ihr denn schon übrig? Bei all der Arbeit blieb einfach keine Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse. An manchen Tagen, wenn sie in den Spiegel sah, fragte sie sich wer die Frau war, die sie mit dunklen Augenringen und müdem Blick anstarrte. Die meiste Zeit der Woche blieb ihr nicht einmal genügend vom Tag übrig um ausreichend zu schlafen, wo sollte da noch ein Mann reinpassen?
Wo sollte sie die Zeit für eine Beziehung hernehmen?
Nein, Evie war wirklich nicht gern allein. Sie sehnte sich so sehr danach jemanden an ihrer Seite zu haben, dass sie sich nachts in den Schlaf heulte und doch war Tobis Zukunft um so vieles wichtiger, als ihre eigenen Bedürfnisse. Für einen One-Night-Stand ab und an gab es immer wieder die Gelegenheit und irgendwann würde Evie sich das auch wieder trauen. Aber Collin hatte ihre Unbedarftheit in dieser Beziehung, unwiederbringlich zerstört. Früher, bevor er in ihr Leben trat, war das kein Problem gewesen, hatte sie genug Selbstvertrauen die Nacht zu genießen und sich dann aus dem Bett zu schleichen um auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Aber nun sah sie hinter jedem Typen, der sie in einer Bar ansprach, einen potenziellen Schläger, Vergewaltiger oder Stalker. Sie fand einfach nicht mehr den Mut zu vertrauen.
Könntest du Tristan vertrauen?
Evie hatte keine Ahnung und eigentlich spielte es auch gar keine Rolle. Selbst, wenn er wiederauftauchen würde, spielten Männer wie er einfach nicht in ihrer Liga … Tristan spielte sein Spiel mindestens zwei Klassen höher und diese Erkenntnis machte sie ein wenig traurig.
„Nein, das glaube ich nicht. Steig wieder aufs Pferd Evie. Du bist eine so starke, selbstbewusste Frau. Lass dich von einem Arsch wie Collin nicht unterkriegen. Er ist hunderte Meilen weit weg. Er wird dir nichts mehr tun.“ „Ich weiß, aber Angst macht er mir trotzdem. Hör zu Trevor, ich werd jetzt nach Hause fahren und den Rest des Tages auf der Couch genießen. Wenn du Lust hast, kannst du später noch auf ein Bier vorbeikommen, aber lass uns dann bitte über interessantere Dinge reden, als mein Liebesleben.“ „Mal sehen ob die Karre hier …“, Trevor kickte mit dem Fuß gegen den abgefahrenen Reifen, „mir die Zeit dazu lässt. Und dann können wir ja über mein Liebesleben reden … da haben wir wenigsten was zu lachen“, Trevor schmunzelte aufmunternd und auch Evie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. Denn, als alleinerziehender Vater einer 12-jährigen Tochter glichen seine sexuellen Bemühungen erst recht einer kargen Wüstenlandschaft. Im Grunde hatte es in seinem Leben schon seit vielen Jahren keine andere Frau mehr gegeben als seine Tochter und vielleicht war das auch der Grund, warum gerade Trevor nur zu gut verstand, was Evie für ihren Bruder tat, was sie für ihn zu opfern bereit war.
„Ich liebe dich wirklich“, dankend schlang Evie ihre Arme um seinen Hals. Es war ihr ganz egal, dass sein Öl verschmierter Overall Flecken auf ihren Klamotten hinterlassen würde. Sie hatte so sehr das Bedürfnis ihn zu umarmen, dass solche Kleinigkeiten nun wirklich keine Rolle spielten.
Trevor erwiderte ihre Umarmung so gut es ihm möglich war ohne sie mit seinen schmutzigen Händen zu berühren: „Und ich liebe dich meine Süße. Aber erzähl das nicht Jay.“ „Nein, bestimmt nicht“, Evie küsste ihn liebevoll auf die Wange, wandte sich ab und verschwand.
Ja, … auf Trevor und Jay konnte sie sich wirklich verlassen. Die beiden waren die besten Freunde, die sie sich jemals wünschen konnte. Aber ihr fehlte ein Mann. Ein Kerl, der sie aufs Bett schmiss und ihre unerfüllten sexuellen Wünsche wahr werden ließ. Ein Kerl, der sie in den siebten Himmel vögeln konnte ohne danach zu fragen, was sie für ihn zu tun bereit war. Sie suchte einen Mann, der ihr den Glauben an Liebe und Leidenschaft zurückgab, der sie wie eine Königin auf Händen trug. Aber dieser Mann, in dessen Armen sie sich wie eine Königin fühlen durfte, musste wohl erst noch geboren werden.
Evie lag den ganzen Abend mit Fastfood und Cola auf der Couch und zappte gedankenverloren durch die Fernsehkanäle. Was war das nur für ein beschissener Sonntag gewesen? Bald ging die neue Woche von vorne los und sie fühlte sich wie erschlagen, völlig kraftlos.
Wie lange stehst du das noch durch?
Eine gute Frage, aber letztlich war das völlig unerheblich. Evie musste funktionieren. Sie musste die Kohle ranschaffen, die sie brauchte um Tobis Studium zu bezahlen … egal ob sie sich wie ein Nager im Hamsterrad fühlte. Irgendwann war Tobi schließlich fertig, irgendwann schloss er das Studium sicher ab und dann hatte sie noch Zeit genug um über ihre eigene Zukunft nachzudenken.
Evie dachte an Tristan. Sein Auftauchen hatte sie durcheinander gebracht … und der Kuss erst recht. Seine Lippen hatten sich wundervoll angefühlt, … stark, fordernd und doch so unglaublich zärtlich und sinnlich. Ihr Herz hatte sich in diesen viel zu wenigen Augenblicken angefühlt, als würden Million winzige Seifenblasen platzen und ein wundervolles Kribbeln hinterlassen. Es war wunderschön gewesen.
Ob es sich auch so wundervoll anfühlt mit ihm zu schlafen?
Evie wollte sich am liebsten selbst für ihre wirren Gedanken ohrfeigen.
Was bildest du dir denn ein?
‚Halt die Klappe, träumen ist nicht verboten’ – blaffte Evie ihrem Gewissen entgegen. Wem tat es denn schon weh, wenn sie von einer Welt träumte, in der ein Mann, der eine 20000$ Uhr am Handgelenk trug, sich in sie verlieben konnte. Träumen war nicht verboten und in dieser Welt, in der sie mit Tristan zusammen sein durfte, war sie keine Go-Go-Tänzerin und er kein Anwalt. In dieser Welt waren sie einfach zwei Menschen, die sich liebten.
Das die Realität anders aussah, spielte keine Rolle … nicht an diesem Abend, an dem Evie mit ihrem kleinen pinkfarbenen Kumpel zu Bett ging und sich wünschte Tristan würde sie berühren, als sie schwer atmend, mit hochrotem Kopf die Welt um sich herum vergaß.