Читать книгу Summer Rose - Sonja Haiber - Страница 6
Kapitel - 3 Kapitel 4
Оглавление„Evie“, Jay brüllte durch das halbe Haus. Er wollte eigentlich gerade zu einer 10 Stunden Schicht ins Mandalay aufbrechen, als dieser Kerl vor seiner Haustür stand und nach Evie fragte. Jay wusste, dass er zu spät kommen würde, bliebe er, bis er sich sicher seine konnte, dass dieser Typ in Anzug und Krawatte seiner Kleinen nichts tun würde, aber das war egal.
„Evie“, Jays Gebrüll wurde lauter, ungeduldiger. Es war Freitagabend und der Verkehr in die Stadt sicher mörderisch.
„Herr je, was ist denn? Ich wollte gerade duschen“, nur mit einem mehr als knappen Handtuch um den Körper gewickelt, trat Evie in den Flur. Das Wasser in der Dusche lief schon als sie ihm genervt entgegen ging.
„Du hast Besuch“, etwas verwirrt sah Jay an Evie hinab, der das spärliche Handtuch gerade knapp über den Po reichte, gerade genug verdeckte um nicht nahezu nackt dazustehen.
Neugierig, krampfhaft das Handtuch festhaltend, schielte Evie an Jay vorbei den Flur entlang zur Haustür.
Mit einem Schlag rutschte ihr das Herz komplett in die Hose. Tristan stand etwas unbeholfen, in einem bestimmt sündhaft teuren Anzug in der Tür und wartete darauf eingelassen zu werden. Er sah aus als fühle er sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Und Evie wirkte auf Jay, als hätte sie gerade einen Geist gesehen: „Alles okay Süße?“ „Ja natürlich“, als hätte er sie gerade aus einem Traum gerissen, sah Evie ihren Freund an.
Jay schien mit Evies Reaktion auf diesen Typen, der in der Tür stand als wisse er selbst nicht was er da eigentlich wollte, nicht wirklich etwas anfangen zu können: „Ist das der Kerl von der Party neulich? Was will der von dir?“ „Beruhige dich. Das ist nur Tristan.“ „Ach … Tristan?“ Jay klang abfällig. Zu abfällig für Evies Geschmack: „Lass den Ton Jay.“ „Sicher nicht, oder muss ich dich daran erinnern, dass ich derjenige war, der dich immer vor Collin gewarnt hat?“ „Nein, das brauchst du nicht und ich hab aus der Geschichte wirklich gelernt, aber Tristan ist nicht wie Collin. Sag ihm, dass er warten soll“, Evie machte auf dem Absatz kehrt, doch für Jay war diese Unterhaltung noch lange nicht beendet: „Du glaubst doch nicht, dass ich ihn ins Haus lasse und arbeiten gehe solange du nackt unter der Dusche stehst.“ „Doch, das glaub ich. Tristan ist in Ordnung … vertrau mir“, Evie ließ das Handtuch fallen und stieg in die Dusche. Es war ihr egal, dass Jay sie nackt sah. Sie und er führten eine WG, in der keiner irgendwelche Geheimnisse vor dem anderen hatte, also, warum sich voreinander verstecken? Schließlich rannte Jay auch oft genug nackt im Haus herum.
„Ich soll dir vertrauen. Und was ist, wenn du naives Mädchen dich genauso irrst wie bei Collin“, Jay schauderte, wenn er sich daran erinnerte, wie Collin seine Kleine damals zugerichtet hatte.
„Keine Sorge. Ich kenne Tristan schon sehr lange. Du kannst unbesorgt arbeiten gehen, sonst schmeißt dein Boss dich noch raus, wenn du zu spät kommst. Du kennst den Verkehr auf dem Strip“, Evie schielte aus der Dusche und hoffte darauf, dass Jay endlich abzischte und er schien wirklich nachzugeben: „Na schön, aber ich warne dich … wenn dir was passiert bring ich dich eigenhändig um, weil du nicht auf mich gehört hast.“ „Ich liebe dich auch Jay. Los geh“, Evie zog den Duschvorhang zu und ignorierte Jays Gebrabbel, als er das Bad verließ.
Evie hatte weiß Gott genug damit zu tun, das Herz, dass ihr bei Tristans Anblick in die nicht vorhandene Hose gerutscht war, wieder an Ort und Stelle zu befördern. Die ganze Woche hatte sie erfolgreich verdrängt, das Tristan seine Rückkehr angekündigt hatte, weil sie einfach nicht daran glauben wollte, dass ihm vielleicht doch etwas an ihr lag. Doch, ihn nun im Wohnzimmer zu wissen, wo sie nackt unter der Dusche stand und so sehr zitterte vor Aufregung, dass ihr gleich zweimal das Duschgel aus den Händen flutschte, machte sie verrückt. Evie zitterte am ganzen Körper. Sie wurde schier wahnsinnig bei der Vorstellung, dass er sich vielleicht ins Bad schlich und sie heimlich beobachtete. Dennoch war sie fast ein wenig enttäuscht, als sie den Duschvorhang zurückzog und feststellte, dass er zu sehr Gentleman war um eine Frau auf solch plumpe Weise zu beobachten.
Naja, … egal, zog sie sich eben so schnell wie möglich an um ihn nicht länger warten zu lassen, doch als sie ins Wohnzimmer kam, war auch dort niemand.
Ist das jetzt ein dummer Scherz?
Hat Jay Tristan etwa doch rausgeschmissen?
Verwirrt riss Evie die Haustür auf um nachzusehen, ob ein fremder Wagen vor der Tür stand. Dabei wäre Tristan ihr beinahe vor die Füße gefallen, denn er saß in seinem Designer Anzug vor der Tür auf dem Boden und wartete darauf, dass er endlich ins Haus durfte.
„Was machst du denn hier draußen“, endgültig durcheinander sah Evie zu, wie sein wundervoller Körper sich vor ihr aufrichtete und er den Staub aus seinem Anzug klopfte.
„Dein Freund meinte, es wäre ihm lieber, wenn ich hier draußen auf dich warte. Er dachte wohl, ich würde über dich herfallen während du duschst“, Tristan schob die Hände tief in die Hosentasche, als wolle er damit eindringlich verdeutlichen, dass ihm ein solcher Gedanke niemals gekommen wäre.
„Jay beschützt mich eben wie ein großer Bruder“, Evie ging bei Seite und ließ Tristan eintreten, um hinter ihm die Tür zu schließen.
„Wie ich sehe hast du deine alte Kiste wieder“, Tristan stellte diese Tatsache beinahe vorwurfsvoll in den Raum. Es gefiel ihm nicht, dass Evie mit diesem nicht mehr verkehrstauglichen Vehikel in der Gegend herumfuhr.
Evie jedoch kümmerte das nicht: „Ich kann mir nun mal keinen anderen Wagen leisten und den Jeep klaut mir schon keiner.“ „Da hast du recht. Würdest du deinem Freund aus der Werkstatt dann sagen, dass er die Rechnung an diese Adresse schicken soll“, Tristan reichte Evie eine Visitenkarte, nach der sie zwar griff, aber dennoch vehement den Kopf schüttelte: „Ich bezahl meine Rechnungen selbst Tristan.“ „Okay, …“, Tristan dachte angestrengt über seine Worte nach, „ich dachte du hast keine Kohle.“ „Ich sagte, ich hab kein Geld für einen neuen Wagen.“ „Oh natürlich … entschuldige. Und was hat dein Freund an der Klapperkiste alles repariert?“ „Genug um ihn fahrtauglich zu machen“, Evie war nicht gewillt darüber zu diskutieren. Aber auch Tristan gab nicht nach: „Ich hab ihm ganz deutlich gesagt, was er zu tun hat.“ „Was interessiert es dich?“ „Darf ich mir denn keine Sorgen machen?“ „Warum? Die letzten sechs Jahre hat es dich auch nicht interessiert. Warum tauchst du nach all der Zeit hier auf und spielst dich auf wie ein reicher Pascha?“ Evie wurde langsam sauer. Sie mochte Tristan, mehr als sie wahrscheinlich sollte, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht plötzlich auf Beschützer zu machen. Aber irgendwie süß war es doch.
„Ich möchte einfach nicht, dass dir was passiert. Ich bin damals wirklich stocksauer auf dich gewesen, weil du mich versetzt hast. Aber nach letztem Wochenende weiß ich, dass du sicher gute Gründe dafür hattest. Ich akzeptiere das, obwohl du mir nicht sagen willst was los gewesen ist, warum du hier als Stripperin arbeitest anstatt deinen Träumen zu folgen.“ „Wenn du weiterhin dauernd darauf rumreiten willst, dass dir meine Berufswahl nicht passt, dann solltest du verschwinden und möglichst nicht wiederkommen“, Evie meinte das todernst. Seit sie Tristan hatte in der Tür stehen sehen, schlug ihr Herz schneller, zitterten ihre Knie, fühlte sie sich, als könne sie trotz des harten Tages Bäume ausreißen. Dennoch stand sie zu dem was sie tat, weil sie es tun musste Weil es ein anstrengender, aber guter Weg war, Tobi zu unterstützen und wenn Tristan das nicht akzeptieren konnte, war er definitiv fehl am Platz, ganz egal wie verrückt ihr Herz nach ihm schrie.
„Du scheinst das nicht zu verstehen“, Tristan ließ sich auf die Couch fallen. Er wirkte hilflos, beinahe so, als wisse er, dass er nicht in Vegas sein sollte, aber nirgends anders sein wollte.
„Was verstehe ich nicht TJ?“ Evie setzte sich nicht neben ihn, sondern in den durchgesessenen Sessel, der der Couch gegenüberstand.
„Nenn mich nicht TJ, das konnte ich damals schon nicht leiden“, Tristan sah sie mit ernst zusammen gekniffenen Augenbrauen an.
„Sorry, … erklär mir, was ich nicht verstehe“, Evie bekam plötzlich Angst vor seiner Antwort.
Was, wenn sie eigentlich nicht hören wollte, was er zu sagen hatte?
„Her zu kommen war eine verdammt beschissene Idee. Mein Leben ist zurzeit kompliziert genug und du machst das alles noch viel schlimmer, aber seit wir uns in der Villa wiedergesehen haben macht mich jede Sekunde ohne dich verrückt. Ich wollte wütend auf dich sein, so wie damals, aber ich kann es nicht“, Tristan sah Evie direkt an, wich ihrem entsetzten Blick nicht aus. Eigentlich war er nicht nach Vegas zurück gekommen um die Hosen runter zu lassen.
Aber, was spielte es schon für eine Rolle?
Sollte Evie doch wissen, dass er schon damals verrückt nach ihr gewesen war. Es war ganz egal. Es interessierte ihn nicht, dass die mahnende Stimme seines Vaters in seinem Kopf widerhallte wie ein Mantra, dass ihm einzureden versuchte, dass diese Frau, die ihm wunderschön wie ein Strauß Frühlingsblumen, gegenübersaß, der größte Fehler seines Lebens war.
Evie vibrierte, ihr Herz begann zu flattern. Tristan wollte wirklich bei ihr sein. Er war zurückgekommen, weil er an sie glaubte … an eine Zukunft. Nichts in seinem Blick deutete darauf hin, dass er nur an schnellen Spaß dachte. Er wirkte, als würde er über den Rest seines Lebens sprechen. Evie machte dieser Gedanke so glücklich, dass sie langsam aufstand und seinen zärtlichen Blick genoss, als sie auf ihn zu ging. Ein Blick, der sie behutsam streichelte und ihr den Mut gab, sich rittlings auf seinen Schoss zu setzen. Wortlos strich sie ihm über die Wange, fühlte, wie seine Hände ihren Rücken abwärts glitten und auf ihrem Po liegen blieben. Evie spürte sein Zögern. Aber sie wollte genau das nicht. Trevors Worte schwirrten durch ihren Verstand, seine Aufforderung endlich wieder aufs Pferd zu steigen, machte sie mutig … mutig genug um sich das Shirt über den Kopf zu ziehen. Die Tatsache, dass sie nichts drunter trug, schien Tristan zu gefallen. Seine glühenden Augen glitten über ihre nackte Haut, streichelten ihre Brüste förmlich und machten Evie völlig verrückt.
Wann hatte sie sich in der Nähe eines Mannes das letzte Mal wie eine wunderschöne Frau gefühlt?
Evie konnte sich nicht erinnern und es war ihr auch ganz egal, als sie ihre Hände auf seine Wangen legte und ihn festhielt. Er durfte ihr nicht entkommen, als sie ihre Lippen auf die seinen legte und inständig darauf hoffte, dass er ihren zärtlichen Kuss erwidern würde.
Und wie er das tat. In seinen fordernden Lippen lag alles was Evie begehrte. All seine Leidenschaft, all seine Lust und all seine Begierde. Noch nie in ihrem Leben war sie sich so sicher gewesen, dass der Mann, dessen Erregung sie deutlich spüren konnte, sie genauso sehr wollte, wie sie ihn. Und wie sie das tat.
Evies Herz pochte wie verrückt, ihr Puls beschleunigte, als sie ihre Zunge seinen Mund erobern ließ. Nein, ganz sicher gab sie nicht nach. Sie wollte dieses Spiel voller Lust und Leidenschaft gewinnen, ihn erobern und als Trophäe behalten. Es war ihr ganz egal, was der nächste Morgen bringen würde. Es interessierte sie nicht, dass Jay Tristan gegenüber mehr als nur misstrauisch zu sein schien. Es war ganz egal, dass sie diese Nacht, in dem Wissen, dass er einen Ehering trug, bereuen würde. Evie wollte nach der Katastrophe mit Collin endlich wieder Frau sein, endlich wieder einmal nur an sich denken und den Moment mit jeder Faser ihres Körpers genießen.
Evie spürte, wie sich seine Brust bei jedem Atemzug fest gegen ihre Brust drängte. Sie spürte, wie sein Körper sie erregte obwohl er immer noch in diesem Anzug steckte. Unbedingt musste sie daran etwas ändern und so glitten ihre Hände von seinen Wangen zur Krawatte, zerrten an dem Windsor-Knoten, bis sie ihm lose um den Hals hing und sie die Knöpfe seines Hemdes öffnen konnte. Ein kleinwenig löste Tristan sich von der Rückenlehne der Couch, um ihr den Versuch zu erleichtern ihm das Jackett über die Schultern zu schieben und als sie begann, das offene Hemd aus seiner Hose zu zerren ohne ihre Lippen von den seinen zu lösen, hatte er genug davon, der Passive zu sein.
So schnell, dass Evie gar nicht wusste, wie ihr geschah, warf er sie auf den Rücken und richtete sich zwischen ihren Beinen auf. Die Lüsternheit in seinen Augen ließ Evies Blut sofort kochen. Sie spürte die Vorfreude dessen, was nun unweigerlich geschehen würde, genau dort, wo sich ihre Beine vereinten, als Tristan auch seine Hose öffnete ohne seinen Blick von ihr zu lassen.
Ja, … verdammt … Evie war mehr als nur bereit sich diesem Mann hinzugeben, dessen makellos, sportlich schöner Körper sich vor ihr aufbäumte, wie ein Berg, den sie bezwingen musste um endlich wieder glücklich zu sein. Bewundernd fesselte sie seinen Blick als sie sich aufrichtete um seine Lippen erreichen zu können. Wie wundervoll warm und zärtlich sie doch schmeckten. Evie stöhnte hingebungsvoll in seinen Mund, wartete darauf, dass er ihren Kuss erwiderte. Und wie er das tat. Als hinge sein Leben davon ab forderte er ihre Lippen und als ihre Hände seine Haut berührten, war es endgültig um ihren Verstand geschehen.
Nein, sie hatte sich das nicht einfach nur eingebildet. Tristan war zurückgekommen, weil er genauso fühlte wie sie selbst. Sie waren noch lange nicht fertig miteinander. Damals, an der Uni, hatte zwischen ihnen etwas begonnen, das unvollendet geblieben war und genau das versuchten sie nun mit solcher Leidenschaft zu ändern, dass sie knutschend von der Couch rutschten und lachend zu Boden fielen.
Tristan dachte nicht daran aufzustehen, als er sich auf den Rücken drehte. Evie saß auf seinen Schenkeln. Lächelnd richtete sie sich auf, als ihre Hände bewundernd über seine Brust strichen.
Nein, sie brauchten sich nicht zu beeilen. Die ganze Nacht gehörte nur ihnen und Evie liebte die Vorstellung diesen wunderschönen Mann zu genießen, als sie sich ihrer Shorts entledigte.
Tristan sah sie einfach nur an. Es gefiel ihm, dass Evie sich in ihrem Körper offensichtlich wohl fühlte. Er verdrängte den Gedanken, dass das wohl daran lag, dass sie beinahe jeden Tag spärlich bekleidet vor Publikum tanzte. Nein, daran wollte er nicht denken. Er durfte sich, in dem Moment als sie sich zu ihm herabbeugte, ihre nackten Brüste seine Haut berührten und ihre Zunge erwartungsvoll seine Lippen teilte, nicht vorstellen wie viele Männer diesen wundervollen Körper schon angegafft und an gegrabscht haben mochten. Weil ihn diese Vorstellung wahnsinnig machte. Weil sie in seinem Herzen Empfindungen aufkeimen ließ, die er in diesem Moment nicht haben wollte. Evie war für ihn etwas Heiliges, etwas Wundervolles, etwas wofür es sich lohnte alle Grenzen zu sprengen und genau diese Empfindungen ließen ihn die Kontrolle übernehmen.
Wieder drehte er sie auf den Rücken, wobei sie sich die Schulter am Couchtisch stieß. Verlegen sah er sie an, weil er instinktiv erwartete, dass sie zu jammern begann, doch Evie nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn zärtlich, als wolle sie ihm bewusst machen, dass sie nicht aus Porzellan bestand und durch einen solch kleinen Rempler keinen Schaden davontrug. Also lächelte er als er sich von ihren Lippen löste, um die seinen ihren Hals entlang abwärts gleiten zu lassen.
Evie wurde heiß und kalt zu gleich als sie die Augen schloss, sich ihm entgegen reckte und sich ihm genüsslich schnurrend hingab. Nichts wollte, nichts brauchte sie in diesem Augenblick mehr als ihn zu spüren, seine Lippen zu fühlen und seine Hände zu begehren. Viel zu lange hatte sie sich danach gesehnt so mit ihm zusammen zu sein. Für Evie fühlte es sich an, als hätte sie die letzten Jahre nur auf Tristan gewartet, als hätte sie nur für den Augenblick gelebt, in dem er sich tief in ihr vergrub. Dieser Augenblick, in dem sie die Welt vergaß, sich ihr Körper für einen Moment versteifte um dann in einer unglaublichen Explosion von Gefühlen zu zerspringen. Dieser Augenblick, als Tristan sich gegen die Enge ihres Körpers drängte, ihr eine Sekunde Zeit gab um zu realisieren, dass er nicht mehr warten konnte. Dieser Augenblick, als er stöhnend in ihr versank.
Evie war die glücklichste Frau der Welt, als er sich behutsam zu bewegen begann, als er immer wieder verharrte um sich selbst zu kontrollieren. Evie liebte das, sie war verrückt nach dem Gefühl, die begehrenswerteste Frau der Welt zu sein. Denn genau das war es, was er ihr zu vermitteln verstand.
Beide gemeinsam verloren sie die Welt um sich herum. Vergaßen alles während sich ihre Körper aneinander rieben, sich ihre Lippen liebkosten, sich ihre Hände zärtlich streichelten. Selbst wenn in diesem Moment ganz Vegas explodiert wäre, hätte es sie nicht interessiert, weil es nur noch sie gab. Sie und die Liebe, die sie sich schenkten. Noch nie hatte Evie diese bedingungslose Hingabe eines Mannes gespürt. Noch nie war sie sich so sicher gewesen, dass das der Anfang vom Rest ihres Lebens war. Noch nie war sie so bedingungslos glücklich gewesen wie in dieser Sekunde, als Tristan erschöpft über ihr zusammen sank, sich sein Brustkorb angestrengt gegen den ihren presste und sich ihre Herzen im Einklang beruhigten.
Evie spürte das unerbittliche Pochen, das ihr verdeutlichte, dass dieser Mann, der sich mit den Ellbogen am Boden aufstützte um sie mit seinem Körpergewicht nicht zu ersticken, ihr mehr geschenkt hatte, als einen unglaublichen Orgasmus. Tristan hatte ihr sein Herz geschenkt, ihr bedingungslos bewiesen, dass sie zusammen gehörten und Evie wollte in dem Augenblick, als er sich zurück zog, daran glauben, dass es keine einmalige Sache gewesen war. Das es vielleicht doch einen Weg gab ihre Welten miteinander zu vereinen.
Evie hatte keine Ahnung, wie lange sie schweigend, eng umschlungen auf dem harten Fußboden lagen und mit geschlossenen Augen ihren Gedanken nachhingen. Sie wusste nur, dass es nichts Schöneres gab, als zu spüren, wie sich sein Herzschlag im Einklang mit seiner Atmung beruhigte. Zu fühlen, wie Tristan eindöste, beruhigte sie auf eine so friedliche Weise, das auch sie nach einem langen Tag gegen den Schlaf ankämpfte.
„Schläfst du“, Tristans müde Stimme riss sie aus ihrem Dämmerzustand. Ihr Verstand brauchte eine Sekunde um zu realisieren, dass er mit ihr sprach: „Ja, ganz fest.“
„Geh von mir runter“, Tristan stupste Evie an, „ich glaub ich spür meinen Rücken nicht mehr.“ „Ich will jetzt nicht aufstehen.“ „Komm schon …“, wieder stupste er sie an, „wenn du aufstehst leg ich dich im Bett nochmal flach.“ „Versprochen?“ „Ehrenwort … los beweg deinen süßen Arsch“, Tristan beharrte darauf, dass Evie sich bewegte. Von dem harten Boden tat ihm jeder Knochen im Leib weh. Aber es dauerte einen Moment ehr Evie hatte ein Einsehen hatte und sich aufrappelte, obwohl sie eigentlich überhaupt nicht aufstehen wollte. Im Gegensatz zu Tristan lag sie schließlich auch nicht größtenteils auf dem Holzboden, sondern mehr auf ihm und sein Körper fühlte sich unter ihr wundervoll weich und warm an.
Evie reichte Tristan die Hand und half ihm auf die Beine. Sie schmunzelte als er stöhnend den Rücken streckte: „Trau dich nicht zu lachen.“
Natürlich war ihm nicht entgangen, dass sie hinter dem Finger, auf dem sie lasziv herum kaute, ein dickes Schmunzeln verbarg. Und ihm entging auch nicht, dass sie dabei so verdammt süß aussah, dass er ihr niemals hätte böse sein können.
„Ich lach nicht“, erwiderte Evie ohne den Finger aus dem Mund zu nehmen.
„Ich seh doch, dass du es dir kaum verkneifen kannst“, Tristan zog sie fest in seine Arme, biss sie sanft in den Finger, auf dem sie ohne Unterlass herum kaute und dabei so unschuldig wirkte, dass er kaum glauben konnte, dass das die gleiche Frau war, die sich vor etwa einer halben Stunde das Shirt über den Kopf zog und ihm damit verdeutlichte, das sie Sex wollte.
„Du bist ein kleines Miststück … weißt du das?“ Tristan drängte seinen Körper an den Ihren. Wobei er sie so begierig ansah, dass ihr erneut heiß wurde: „Naja, … gefällt dir das nicht?“ „Sehr sogar, … wo ist dein Zimmer?“ „Zweite Tür links“, erwiderte Evie, wobei sie ihn fast erwartungsvoll ansah. Er hatte ihr versprochen, sie flachzulegen und Evie freute sich geradezu darauf, als sie spürte, wie er sie an der Hand griff und hinter sich herzog. Es schien ihm ganz egal zu sein, dass all ihre Klamotten im Wohnzimmer verstreut lagen. Dass Jay die ganze Nacht arbeitete und erst an späten Morgen zurück kam, konnte er ja nicht wissen.
„Ich muss hier erst aufräumen“, Evie entzog ihm ihre Hand und begann hektisch die Klamotten zusammenzusammeln, sie im halben Wohnzimmer verteilt lagen. Sie wollte Jay, obwohl er wirklich noch lange nicht nach Hause kommen würde, nicht direkt auf die Nase binden, was zwischen ihr und Tristan geschehen war. Zumindest nicht, bis sie abschätzen konnte, wie die Beiden zueinander standen.
Tristan sah ihr einen Augenblick verwirrt dabei zu, wie sie sich nach den Klamotten bückte. Er brauchte scheinbar eine Weile bis er begriff, das Evie nicht allein in dem kleinen Haus wohnte: „Wann kommt denn dein Kumpel nach Hause?“ „Morgen früh … hast du meinen Slip gesehen“, Evie war ein wenig nervös. Die Vorstellung, dass ausgerechnet Jay das schwarze Spitzenhöschen finden würde, war ihr peinlich. Tristan dagegen amüsierte ihre hektische Sucherei eher: „Glaubst du ernsthaft, dass er aus allen Wolken fällt, wenn er das Ding findet? Ich bin sicher er weiß längst das du keine Jungfrau mehr bist.“ „Wir brauchen seine Vorstellungskraft trotzdem nicht anzuspornen … hast du ihn nun gesehen?“ „Ich glaub er ist unter die Couch gerutscht“, splitternackt, mit vor der sportlich trainierten Brust verschränkten Armen sah er zu, wie Evie sich bückte um unter der Couch nachzusehen. Dabei platzte ihm, allein von dem Anblick, den sie ihm bot, beinahe die Halsschlagader.
Warum warst du nur ein solcher Idiot und hast damals nicht nach ihr gesucht?
Ja, Tristan wollte sich im Nachhinein am liebsten dafür ohrfeigen, dass er die Suche zu schnell aufgegeben hatte, aber das konnte er nicht und so gab er sich damit zufrieden, den Anblick nun, im hier und jetzt, zu genießen. Ihr Körper war einfach wundervoll, fest und doch weich, ihre Haut absolut makellos und das Gefühl in ihr zu versinken, dass schönste der Welt. Auch wenn dieses etwas, was da zwischen ihnen aufkeimte, seine Lage noch viel komplizierter machte, als sie es in den vergangenen Wochen ohnehin schon war, spielte das keine Rolle, als Evie endlich den Slip fand. Es sah lustig aus, wie sie die Klamotten fein säuberlich sortiert in den Armen hielt. Die Seinen ordentlich zusammen gelegt über dem Unterarm hängend, die ihren dagegen zusammen geknüllt einfach unter den Arm geklemmt.
„So …“, triumphierend sah sie Tristan an, „wie war das jetzt mit dem flachlegen?“ „Jederzeit Babe“, Tristan streckte ihr die Hand entgegen und führte sie in ihr Zimmer. Er beobachtete, wie sie seinen Armani Anzug auf einen Kleiderbügel hängte. Dass sie dabei nach wie vor splitternackt war, schien sie nicht zu stören und so legte Tristan sich aufs Bett und sah ihr einfach dabei zu. Wie wundervoll normal diese Frau doch war. Normal und wunderschön. So schön, dass er sicher war, dass sie zusammen ganz bezaubernde Kinder haben würden.
Idiot, …woran denkst du denn???
Sein Verstand fuhr Achterbahn seit Evie sich das Shirt über den Kopf gezogen hatte, doch das war ihm ganz egal. Im Grunde war er ohne Erwartungen nach Vegas zurückgekommen. Er wollte Evie einfach wiedersehen, ihre Schönheit für eine kurze Zeit genießen, endlich herausfinden, warum sie damals verschwand und sie zurechtstutzen, weil sie ihn nicht die Reparatur ihres Wagens bezahlen ließ. Sein Verstand versuchte vernünftig zu sein, doch seinem Herzen war das scheißegal gewesen, als ihre nackten Brüste ihn geradezu aufforderten sie zu berühren.
Warum hast du damals deinen dummen Stolz nicht einfach über Bord geworfen?
Ja, das war definitiv eine gute Frage. Eine Frage die wirklich leicht zu beantworten war. Damals war er ein Kerl gewesen, der der ganzen Welt, aber vor allem sich selbst und seinem Vater, beweisen musste, dass er der Beste, der Coolste, der Schlauste war. Für Tristan war die Welt damals einfach nicht groß genug. Er wollte sie im Sturm erobern und in diesem Plan lief er keiner Frau nach, die ihn einfach sitzen ließ. Tristan war damals nicht einmal in der Lage sich einzugestehen, dass sie ihn damit wirklich zu tiefst verletzt hatte. Er war einfach nur wütend. Wütend, weil man einen Tristan Aaron Harper Jeffrey einfach nicht versetzte. Damals erwartete er von jeder Frau, dass sie ihm zu Füßen lag und die Eroberung der kleinen Evangeline Graham hatte ihn ohnehin schon viel zu viel Zeit und Mühe gekostet. Mehr Zeit und Anstrengung als er einkalkuliert hatte und doch machte es aus vielerlei Gründen Spaß um sie zu werben.
In den vergangen 6 Jahren war viel passiert, was seine Sicht auf das Leben veränderte. Ein Vollidiot war er gewesen, ein Mann, der in vielerlei Hinsicht einfach nicht in der Lage war mit dem Verstand zu denken und genau das war nun auch das Problem mit der nackten Frau, die, anstatt sich einfach zu ihm zu legen und seine Männlichkeit zu genießen, wie er sich das eindringlich wünschte, seinen Anzug glatt strich, irgendwelche Fussel entfernte und offenbar nach Flecken suchte, die nicht vorhanden waren.
„Kommst du jetzt endlich ins Bett oder willst du lieber mit dem blöden Anzug schlafen?“ Tristan war sich nicht so ganz sicher, was Evie damit bezweckte. Wollte sie ihn wahnsinnig machen, hatte sie ihr Ziel beinahe erreicht.
„Nein, aber das Ding war doch sicher verdammt teuer“, Evie sah ihn etwas hilflos an. Sie verstand nicht ganz, warum Tristan das edle Stück so völlig egal zu sein schien.
„5800$ wenn du es genau wissen willst, aber was spielt das denn jetzt für eine Rolle. Komm endlich ins Bett. Du machst mich wahnsinnig“, Tristan sah sie ernst an. Ihm entging sicher nicht, dass Evie seinem Blick mit weit aufgerissenen Augen begegnete.
5800$ für einen einzigen Anzug?
Ist der Kerl scheiß Krösus, oder was?
Evie wurde allein bei der Vorstellung, was sie mit 5800$ alles anstellen könnte, schlecht. Damit wäre sie in der Lage gewesen beinahe ein Drittel der Studiengebühren zu bezahlen und Tristan trug so viel Geld als Anzug spazieren. Sie lebten definitiv in verdammt verschiedenen Welten.
„5800$? Hast du eine Ahnung wie verdammt viel Geld das ist“, das Entsetzen in Evies Gesicht machte Tristan erst bewusst, wie diese Summe auf sie wirken musste. Deshalb erhob er sich vom Bett und trat ihr entgegen: „Ja, ich weiß wie verdammt viel Geld das ist und ich weiß auch das du dafür verdammt lange arbeiten musst. Aber du solltest deswegen nicht so ein Fass aufmachen. Meine Familie hat nun mal mehr Kohle als Verstand und ich verdiene in meinem Job als Anwalt für Wirtschaftsrecht auch nicht gerade schlecht. Deshalb solltest du ja auch mich die Rechnung bei deinem Freund bezahlen lassen.“ „Genau das will ich aber nicht“, Evie wurde langsam böse. Offenbar verstand Tristan ihre Beweggründe nicht oder sie waren ihm schlichtweg egal.
„Ich weiß. Das hat Trevor durchaus klargestellt und dass er mir eine aufs Maul haut, wenn ich seiner Kleinen weh tue, auch“, Tristan versuchte witzig zu sein, weil er spüren konnte wie sich die ganze Situation Zusehens verkrampfte.
„Dann ist ja gut“, Evie überhörte seinen kleinen Scherz, was Tristan ebenfalls zwang ernst zu sein: „Es ist trotzdem Blödsinn. Wie viele von diesen guten Freunden, die mich schlagen wollen hast du eigentlich?“ „Warum willst du das wissen? Bist du etwa eifersüchtig?“ „Ja … auch. Aber vorrangig interessiert es mich, ob ich künftig mit Bodyguard nach Vegas kommen muss“, Tristan sah Evie todernst an, als er sie in seine Arme schloss und seinen Körper erwartungsvoll an sie drängte.
„Darüber solltest du vielleicht wirklich nachdenken, denn Freunde hab ich viele“, erwiderte Evie genauso ernst, obwohl beide Mühe damit hatten, nicht laut heraus zu lachen.
Doch mit einem Mal verfinsterten sich Tristans Augen. In dem leuchtenden hellgrün spiegelte sich plötzlich Entschlossenheit wider: „Im Ernst Evie, du hast ganz offensichtlich finanzielle Probleme und auch wenn du mir nicht erzählen willst warum, würde ich dir gerne helfen.“ „Und ich danke dir dafür, aber ich möchte das nicht. Ich will dir nichts schuldig sein, wenn du irgendwann nicht mehr nach Vegas kommst.“ „Das ist ein ehrenvoller Einwand Evie, aber wie kommst du darauf, dass ich irgendwann nicht mehr wieder komme?“ „Das liegt doch auf der Hand. Oder glaubst du, dass mir das nicht aufgefallen ist“, Evie griff nach seiner linken Hand und zeigte auf den hellen Streifen um seinen Ringfinger. Diesen schmalen Streifen, dem eine solch enorme Bedeutung innewohnte, hatte sie bislang ganz bewusst ignoriert, weil sie den Mann mehr als alles andere wollte. Weil sie sich wenigstens eine Weile wie eine Königin fühlen wollte. Aber wo er nun schon grundsätzliche, ernste Dinge ansprach musste auch die Tatsache auf den Tisch, dass er eben ganz offensichtlich verheiratet war. Und der Umstand, dass er mit einem Mal zurückwich, den Blick zu Boden senkte und über seine Antwort nachzudenken schien, war für Evie an Eindeutigkeit nicht zu übertreffen.
„Es ist nicht so wie du denkst“, Tristan schien nicht so recht mit der Sprache rausrücken zu wollen. Dabei war seine Körpersprache in diesem Moment, als sie nach ihrem Shirt griff und es hastig anzog, wirklich Statement genug.
Sie spürte, dass sie ihm nicht nackt gegenüberstehen wollte, wenn er zu gab ein verheirateter Mann zu sein, weil es sie verrückt machte überhaupt nur darüber nachzudenken, welche Konsequenzen dieser schmale Streifen an seinem Ringfinger in sich trug: „Dann erklär mir wie es wirklich ist. Ich kann damit leben, wenn das hier eine einmalige Sache war, aber ich kann nicht damit leben, wenn du jetzt versuchst mir etwas vorzumachen.“ „Na schön …“, Tristan setzte sich auf das Bett, „du hast recht, ich bin verheiratet. Aber ich hab vor drei Monaten die Scheidung eingereicht. Ich denke nicht im Traum daran zu Miley zurück zu gehen, aber die ganze Sache ist nicht so einfach, wie sie sein sollte.“ „Erklär mir das“, obwohl die Hoffnung in ihrem Herzen zu leben begann und die Angst davor belogen zu werden langsam niederrang, brauchte sie endgültige Klarheit.
„Wir haben einen knallharten Ehevertrag. Mein Vater hat das Ding aufgesetzt und wenn sie mir nicht Untreue oder Gewalt in der Ehe nachweisen kann, kriegt sie nichts. Du bist intelligent genug um zu wissen, welche Schiene Miley eingeschlagen hat.“ „Sie will dir was anhängen“, natürlich leuchtete Evie diese Feststellung ein, war es doch das, was sie selbst unter gewissen Umständen tun würde. Die Frage war nur, waren die Umstände wirklich wie sie vermutete?
„Hat sie einen Grund den Ehevertrag anzufechten?“ Evie spürte, wie ihr langsam schlecht wurde. Der Cheeseburger, den sie auf dem Heimweg vertilgt hatte, kroch ihr ganz langsam wieder den Hals hoch und sie hasste dieses Gefühl.
„Nein, ich war ihr weder untreu noch habe ich sie geschlagen oder sonst irgendwie misshandelt“, Tristans Augen wurden immer dunkler. Es schien ihn zu kränken, dass Evie ihm offenbar zu traute untreu oder gar gewalttätig zu sein.
„Und warum willst du dich scheiden lassen“, Evie wollte alles wissen, auch wenn sie die Wahrheit vielleicht nicht ertrug.
„Weil ich sie einfach nicht mehr ertragen kann. Wir haben viel zu überstürzt geheiratet und in den letzten Jahren bin ich einfach über sie hinaus gewachsen. Verstehst du was ich meine“, fragend sah Tristan Evie an. Niemand konnte verstehen, warum er sich von Miley scheiden ließ, schließlich war sie einmal seine Traumfrau gewesen. Aber Evie kannte sie nicht. Vielleicht verstand sie ihn ja gerade deswegen.
„Nein, nicht wirklich“, Evie schüttelte den Kopf, spürte aber, dass Tristan etwas Zustimmung brauchte um weiterzusprechen, deshalb setzte sie sich zu ihm, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und hoffte darauf nicht endgültig aus der Bahn geworfen zu werden, wenn er ihr vielleicht Dinge erzählte, die sie nicht hören wollte.
„Ich meine das nicht intellektuell Evie. In dieser Beziehung ist sie mir ohnehin hoffnungslos unterlegen“, Tristan klang keinesfalls eingebildet. Eher wie ein Mann, der in der Lage war klar und geradlinig zu denken: „Ich bin über sie hinausgewachsen, weil ich all das, was ich mal an ihr so sehr geliebt habe, heute nicht mehr ertragen kann und letztlich kann sie nicht mal was dafür. Miley hat sich nicht sonderlich verändert. Sie ist immer schon eine dieser wunderschönen Frauen gewesen, in die man sich sehr leicht verliebt. Und wie verknallt ich Idiot gewesen bin“, Tristan schmunzelte traurig, fast so, als begreife er erst jetzt wie dumm es gewesen war Miley überhaupt zu heiraten.
„Miley ist süß, hat Beine bis zur Brust, liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und hatte noch nie Migräne, wenn ich mit ihr schlafen wollte, aber all das bedeutet mir heute einfach nicht mehr dasselbe wie damals. Sie ist nicht die Frau, mit der ich meinen Lebensabend verbringen möchte und wenn ich heute so darüber nachdenke konnte ich mir noch nie vorstellen mit ihr Kinder zu haben.“ „Warum habt ihr dann geheiratet?“ Bei allem, was Tristan ihr erzählte, verstand Evie nicht, was ihn jemals mit seiner Frau verband.
„Keine Ahnung“, Tristan zuckte mit den Schultern, „damals dachte ich, sie sei die beste Frau für einen Mann wie mich. Und sie war anfangs einfach verdammt gut im Bett.“ „Naja, das ist natürlich ein unschlagbares Argument für eine Ehe.“ „Doofe Kuh“, grinsend stupste Tristan Evie an. Er hatte ihren Sarkasmus durchaus verstanden: „Wir Männer denken eben nicht immer mit dem Verstand. Aber Miley ist im Grunde wirklich perfekt für einen Mann wie mich. Ich arbeite ständig. Sogar zu Hause sitze ich oft die halbe Nacht in meinem Büro. Miley beschäftigt sich mit einkaufen, Gartenpartys und Kaffeekränzchen, geht mit ihren Freundinnen Essen oder richtet das Haus neu ein. Ihr gefällt das so. Sie ist eine Frau, die einen Mann braucht, mit dem sie posen kann und ich bin dieser Kerl lange Zeit wirklich gern für sie gewesen. Aber ich bin über diese Rolle hinausgewachsen. Diese Welt ist mir einfach zu klein geworden. Ich will eine Frau, mit der ich mich beim Abendessen über andere Dinge unterhalten kann, als über die Farbe der Vorhänge oder die Passform ihrer neuen Schuhe. Ich will eine Partnerin und genau deswegen lasse ich mich scheiden.“ „Okay“, Evie schluckte, weil sie einen Augenblick darüber nachdachte, ob sie ihm eine solche Frau sein konnte. Aber vielleicht dachte er gar nicht so weit. Vielleicht wollte er einfach nur Spaß.
„Ich hätte nicht herkommen sollen Evie“, Evie mochte diesen melancholisch traurigen Unterton in seiner Stimme nicht. Er verletzte sie beinahe mehr als seine Worte. Für ihn war es also doch ein Fehler gewesen was zwischen ihnen geschehen war.
„Dann geh Tristan. Ich werde dich nicht hindern“, Evie war sich sicher, dass sie dabei war an ihren eigenen Worten zu ersticken.
Natürlich wollte sie ihn daran hindern einfach wieder zu verschwinden. Ihr Herz riet ihr mit aller Eindringlichkeit dazu, aber ihr Verstand war wach genug um zu begreifen, dass sie Tristan nicht halten konnte.
„Ich will nicht gehen Evie. Du hast mir gefehlt. Aber wenn Miley hiervon Wind kriegt bin ich geliefert. Dann wird sie begründete Zweifel an meiner Treue aufwerfen und spätestens dann kriegt ihr Anwalt mich am Arsch … und mein Vater bringt mich um“, Tristan sah wirklich verzweifelt aus.
„So schlimm wird's schon nicht werden. Darf ich dir eine Frage stellen Tristan?“ Evie spürte deutlich, wie sich ihr nun endgültig der Magen umdrehte, als sie nur darüber nachdachte, was sie ihn fragen wollte. Denn, obwohl sie eine ehrliche Antwort verlangte, wusste sie dennoch, dass sie genau diese womöglich nicht ertragen konnte.
„Natürlich“, Tristan schien keine Angst vor ihrer Frage zu haben. Evie aber schon: „Du wirst ehrlich sein?“ „Zu 100%.“ „Na schön, …“, Evie holte nochmal tief Luft: „Hat dir das vorhin wirklich etwas bedeutet.“ „Hast du das nicht gemerkt?“ „Hör auf mit einer Gegenfrage zu antworten“, Evie machte das generell fuchsteufelswild, aber in diesem Moment, wo ihr Herz wie wild pochte vor Angst, machte es sie schier wahnsinnig.
„Oh Evie“, Tristan drehte sich in ihre Richtung und sah ihr ganz tief in die Augen. So tief, dass es sich für sie anfühlte, als würde er ihr Herz streicheln: „Ich bin noch nie so glücklich gewesen, wie in den letzten 2 Stunden. Ich bin nicht hier, weil ich Bock auf eine unkomplizierte Nummer hatte. Dafür hätte ich nicht nach Vegas fliegen und mir alle möglichen Ausreden ausdenken müssen um mir zwei Tage freizuschaufeln. Das einzige, was ich bereue ist, dass ich damals so ein Idiot war. Ich hätte dir nachlaufen sollen. Ich hätte wenigstens versuchen müssen dich zu finden. Aber damals war ich noch ein anderer Mensch. Ich will bei dir sein. Und das nicht nur, weil mir neulich beinahe die Hose geplatzt ist, als du mit meinem Kumpel getanzt hast. Ich vermisse unsere Gespräche Evie.“ „Ich hatte damals Gründe, die mein ganzes Leben verändert haben, wie du siehst. Irgendwann werde ich dir das vielleicht erklären, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wenn du morgen oder übermorgen wieder gehst, möchte ich, dass du nicht wieder kommst bis deine Scheidung durch ist.“ „Nein Evie, das kannst du vergessen“, entrüstet wich Tristan zurück. Aber Evie griff nach seinem Arm bevor er entrüstet aufspringen konnte: „Bitte … ich hab keine Zeit und auch keine Energie um mir ständig Gedanken darüber zu machen, ob und wann du zurück kommst. Wenn ich dir wirklich etwas bedeute, dann regle, was du regeln musst, damit wir versuchen können etwas daraus zu machen.“ „Du meinst das wirklich ernst?“ „Ja, denn solange du verheiratet bist, werde ich dir nie völlig vertrauen können.“ „Warum glaubst du das?“ „Es gibt so viele Gründe dafür Tristan. Du wärst mit Sicherheit nicht der Erste, der nach einer Affäre zu seiner Frau zurück kriecht. Drück die Scheidung durch und dann sehen wir, wie und ob das mit uns beiden funktioniert. Ich will nicht einfach nur ein Spielzeug sein.“ „Das bist du nicht, das warst du nie und wirst du auch nie sein. Damals war ich ein Idiot, aber glaub mir, dass wird mir nicht wieder passieren.“ „Dafür danke ich dir Tristan, aber bitte versuch mich trotzdem zu verstehen“, Evie sah Tristan eindringlich an. Ihr Herz starb jede Sekunde, die er zögerte, ein winziges kleines Stückchen mehr. Es machte sie verrückt in seine grünen Augen zu sehen und nicht zu wissen, ob er ihren Wunsch akzeptieren konnte oder nicht. Er musste einfach darauf eingehen. Er musste einfach verstehen, dass sie nicht in der Lage war um ihn zu kämpfen. Wenn er zu ihr zurück kam, musste er ein freier Mann sein. Nur so war sie in der Lage über den feinen, hellen Streifen an seinem Ringfinger hinwegzusehen. Wenn er frei und ungebunden war, dann würde auch dieser Abdruck seines Eherings verblassen und nur dann war Evie bereit sich mit Haut und Haaren auf ihn und eine Zukunft einzulassen, von der niemand sagen konnte, wo sie vielleicht hinführen würde.
„Bitte Tristan … versprich mir, dass du diesen Wunsch akzeptierst.“ „Na schön“, Tristan atmete schwer. Es fiel ihm beim besten Willen nicht leicht zu akzeptieren, was sie ihm abverlangte. 6 Jahre lang war ihm nicht bewusst gewesen, was er damals verloren hatte. Aber nun steckte ihm eben dieses Bewusstsein tief in den Knochen. Es dominierte seinen Verstand und ließ ihn sich, in der Hoffnung diese Chance nutzen zu können, so lebendig fühlen, wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Und genau das wollte Evie ihm nun wieder nehmen. Sie wollte ihn zwingen, sie zurückzulassen, wo für ihn nichts erstrebenswerter war, als sie mit sich zu nehmen. Sie aus Vegas rauszuholen und mit ihr in LA zu leben war das Einzige was ihm neuerdings wirklich wichtig war. Aber genau das wollte Evie nicht und Tristan bezweifelte stark, dass sie jemals aufgeben würde, was sie tat. Ganz sicher gab es einen triftigen Grund, warum sie sich selbst zum Lustobjekt machte. Und nichts anderes war sie, solange sie als Go-Go-Tänzerin arbeitete … auch wenn sie selbst das nicht so sah.
Für Evie war das einfach nur ein Job, mit dem sie gutes Geld verdienen konnte. Ihm kam jedoch, bei dem bloßen Gedanken daran, dass sie sich in kurzen Röckchen oder Hot-Pants und knappen Bustiers den Blicken wildfremder Kerle aussetzte, die pure Galle hoch.
Am vergangenen Wochenende hatte er Evie beim Tanzen beobachtet. Heimlich saß er im Publikum als sie im Forty-Seven auftrat. Und obwohl sie, anders als in der Villa, keinen Körperkontakt zu den gaffenden Typen hatte und sich nur aufs Tanzen konzentrierte, spürte er bittere Eifersucht. Niemand außer ihm durfte ihren Körper, ihre wohlgeformten Hüften, ihre üppigen Brüste und ihre langen, festen Schenkel angaffen. Aber Tristan begriff auch, dass er sie nicht würde davon abbringen können, egal wie sehr er versuchte sie an die Zeit zu erinnern, in der ihre Ziele und Träume andere waren.
Aber gab es denn dann letztlich überhaupt eine Chance für sie beide?
Tristan wusste, dass es nicht an der Zeit war darüber nachzudenken. Bis sie zu dem Punkt kamen, an dem sie sich über eine Beziehung Gedanken machen konnten, die es heute genauso wenig gab wie damals, musste er erst einmal Miley aus seinem Leben streichen. Und das war ein Vorhaben, dass nicht so einfach werden würde, wie er es sich erhoffte, als er die Scheidung einreichte. Tristan war festentschlossen obwohl Miley heulte und zeterte. Für sie kam das alles aus heiterem Himmel, obwohl er sich immer wieder fragte, warum sie die kleinen Zeichen für das Scheitern ihrer Ehe nicht bemerkte. Vielleicht war sie einfach zu blauäugig, vielleicht wollte sie aber auch nicht erkennen, dass es keine gemeinsame Zukunft mehr gab. Tristan ertrug diese Ehe einfach nicht mehr. Dabei hatte sie letztlich nicht einmal etwas falsch gemacht. Er war der ganzen Sachen eben einfach entwachsen.
Tristan erinnerte sich noch gut daran, wie er seinen Eltern, von seinem Entschluss erzählte. Geduldig ließ er die darauffolgende Standpauke über sich ergehen, bemühte sich ihnen seine Entscheidung zu erklären und letztlich akzeptierten sie, dass er in dieser Ehe keine Zukunft mehr sah.
Auch wenn Tristan und Harper sich nicht immer verstanden, waren sie doch eine Familie. Sie waren eine Gemeinschaft in der zwei Alphatiere um die Herrschaft buhlten. So zumindest bezeichnete seine Mutter Cassandra das Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Ein Verhältnis, dass in der Familie oft für Spannungen sorgte und auch, wenn Tristan sich immer wieder mal zurückzog und dem alten Mann seine Sturheit ließ, war er doch immer für seine Mutter und seine beiden jüngeren Schwestern LeaAnn und Bethany, da.
Tristan war der Stammhalter, der Sohn, auf dem alle Hoffnungen ruhten und nach schwierigen Jahren, in denen Vater und Sohn sich nach allen Regeln der Kunst bekämpften, war Tristan längst bereit in Harpers Fußstapfen zu treten und er tat das mit Bravour. Aus ihm war ein verdammt guter Anwalt geworden. Er war nicht mehr der Kerl, der ohne Plan durchs Leben chillte, wie damals auf der Uni als er Evie kennenlernte, sondern längst ein harter Arbeiter, ein knallharter Verhandler und ein geschickter Wortführer. Wenn es darum ging, Mandanten zu gewinnen, konnte Tristan genauso überzeugend sein, wie sein Vater das in seinen besten Jahren gewesen war. Aber Evie nun ihre Bitte abzuschlagen und darauf zu bestehen, dass sie darum kämpfen mussten aus diesem Schäferstündchen eine richtige Beziehung zu machen, konnte Tristan nicht, weil er tief in seinem Herzen wusste, dass sie recht hatte. Es funktionierte nicht, solange die Scheidung nicht durch war, solange Miley versuchte, und er gestand ihr sogar zu, dass sie das mit Recht tat, soviel herauszuquetschen wie nur möglich war.
Tristan wollte eigentlich nur eines … die Sache endlich hinter sich bringen. Er wäre sogar bereit gewesen ihr die Summe zu bezahlen, die sie als Entschädigung einforderte, doch sein Vater war strikt dagegen. Obwohl Miley der Inbegriff seines Traumes einer Schwiegertochter war. In Harpers Augen war sie einfach perfekt für einen Mann wie seinen Sohn, dennoch war Blut eben dicker als Wasser. Also agierten Vater und Sohn vielleicht das erste Mal in ihrem Leben wirklich als Team und versuchten die Sache zu regeln.
Evie spürte den dicken Klos, der in ihrem Hals steckte und es ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer machte überhaupt zu atmen. Tristan würde wieder gehen. Er blieb nicht bei ihr, weil sie selbst darauf bestand und sie fragte sich einen Moment lang, ob sie noch alle Latten am Zaun hatte.
War es denn wirklich das Beste, abzuwarten, was aus seiner Scheidung wurde?
Ja, ganz sicher sogar, weil das Ganze ohnehin schon kompliziert genug war. Auch ohne eine Ehefrau, die zwischen ihnen stand, lagen ihre Welten so weit auseinander, dass sie sich nicht einmal mehr mit einem Fernglas erspähen konnten. Also musste sie wieder einmal die Vernünftige sein. Diejenige, die die wichtigen Dinge im Blick behielt und bereit war sich selbst in den Hintergrund zu stellen.
Dabei brach Evie beinahe das Herz. Sie hatte sich in Tristan verliebt und sie spürte, dass diese Liebe sehr viel bedeutender war als die Schwärmerei damals auf dem Uni Campus. Damals war sie noch so jung gewesen und hatte keine Ahnung vom Leben. Aber das war nun alles anders. Ihre Träume waren nicht mehr dieselben. Heute ging es für sie nicht mehr darum wo sie einmal als Staatsanwältin arbeiten wollte, sondern darum ihrem Bruder ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie musste dafür sorgen, dass er auf der rechten Bahn blieb und die Möglichkeiten nutzte, die ihm das Universum schenkte.
Evie war sich sicher, dass es in ihrem Leben einmal einen Mann geben würde, der ihr einen Ring und wunderschöne Kinder schenken würde. Aber bis dahin war noch Zeit und ob Tristan dann dieser Mann war, stand völlig in den Sternen. Dennoch war sie nicht bereit an ihrem Wunsch, ihn mit aller Macht festzuhalten, zu verzagen. Ja, sie hoffte auf eine weitere Chance, aber erst wenn er ein freier Mann war und bis dahin wollte sie diese wundervollen Stunden mit ihm in ihrem Herzen bewahren.
„Hast du Hunger“, Evie versuchte sich und ihn auf andere Gedanken zu bringen und was war da vernünftiger, als in die Küche zu verschwinden und etwas zu essen zu machen?
„Nein“, Tristan zog Evie in seine Arme, hielt sie fest, als er sich nach hinten aufs Bett fallen ließ. Er wollte sie einfach nur spüren: „Ich will nicht, dass du jetzt in die Küche verschwindest. Ich will dich wenigstens in dieser Nacht genießen.“
Tristans Worte glitten wie zähfließender Honig durch ihren Verstand bis tief in ihr Herz und ließen sie wissen, dass er mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden war, sie aber dennoch akzeptierte, weil ihm letztlich keine andere Wahl blieb.
Zärtlich senkten sich seine Lippen auf die Ihren als er sie an sich zog. Es war ihm ganz egal, dass irgendwo eine Frau saß und darauf hoffte, dass er seine Meinung änderte. Es war ihm egal, was sein Vater zu einer Frau wie Evie sagen würde. Eines Tages saß er mit ihr im Flugzeug nach LA und dann ließ er sie niemals wieder gehen. Dann legte er seine Zukunft in ihre Hände und vertraute darauf, dass sie es verstand ihn in die richtige Richtung zu leiten. Denn sie war die Frau, nach der er sich sehnte, die es verstand ihn glücklich zu machen.