Читать книгу Tagebuch einer dicken Hure - Sonja Sommer (Pseudonym) - Страница 8
Geschichte 6
ОглавлениеMitte Fünfzig, graumelierte Haare, braungebrannt, drahtiger Typ, dicke goldene Halskette, teure Lederjacke, BMW-Schlüssel im Finger hängend, Handgelenktasche. Entsprach irgendwie dem Klischee des Puff-Kunden.
Er kam öfter, wählte lange, entschied sich mal für diese, mal für jene. Aber immer für füllige Frauen mit hübschem Gesicht.
Nach dem dritten Besuch begann er, Preisverhandlungen zu führen. Niemand von uns ließ sich darauf ein, aber er versuchte es immer wieder. Dann versuchte er, die vereinbarte Zeit massiv zu überschreiten. Auch das klappte nicht so richtig, da man ein untrügliches Zeitgefühl entwickelt auch ohne auf die Uhr zu schauen.
Als nächstes versuchte er, eine nach der anderen zu überreden, seine Privatgeliebte zu werden. Auch das lief an die Wand.
Da wir alle der Meinung waren, dass es ihm finanziell sehr gut ging, dachte keine von uns im Traum daran, ihm irgendwelche Vergünstigungen einzuräumen.
Er sprach nur von wochenlangen Auslandsreisen mit seiner Frau, war ständig knusperbraun und der Goldschmuck wechselte oft. Teneriffa war ihm wohl besonders ans Herz gewachsen, deshalb hieß er bei uns Teneriffa. Am Telefon meldete er sich jedes Mal mit einem anderen Vornamen, obwohl ihn jede von uns an der Stimme erkannte. Er gehörte zu der Sorte Mann, die sich einbildet, alle Frauen sind naiv und etwas minderbemittelt. Er schleimte um uns herum, übergoss uns förmlich mit Komplimenten und hatte dabei doch nur seinen Vorteil im Sinn.
Als er das erste Mal seine gediegene Garderobe ablegte, kam ein ziemlich schlaffer, von der vielen Sonne strapazierter Körper mit grauer Behaarung zum Vorschein.
Seine Sexgelüste waren völlig normal, eben 08-15-Sex.
Allerdings spreizte er sich wie ein Pfau, wenn er die Sache hinter sich gebracht hatte. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn ich ein Loblied auf seine Liebeskünste gesungen hätte.
Aber das waren sie nun wirklich nicht wert.