Читать книгу Das Wutbuch - Sophie Gabriela und Horst Peter Fragenreich Ängstlich und Fassungslos - Страница 5
Das Bundesinstitut für Risikobewertung schützt den Verbraucher
ОглавлениеIrrtum. Nicht immer und nie kompromisslos. Industriell verantwortungsloses Handeln zum Schaden des Menschen und der Umwelt kennen wir leider haufenweise in Deutschland und auf der ganzen Welt. Aber Körperverletzung quasi mit Siegel der Bundesregierung und des EU-Parlaments, ist schon der höchste Grad des Hohns. Es gibt viele Beispiele, hier nur mal eines aus aktuellem Anlass: Das BfR beurteilt das Pflanzenschutzmittel Glyphosat nach wie vor als unbedenklich und nicht krebserregend, womit auch der Entscheidungsweg in Brüssel vorbereitet wurde. Wir wissen bewiesenermaßen, dass in Brüssel die Industrie und die Geldwirtschaft entscheidet. Und nun will das verantwortungslose EU-Parlament das Pflanzenschutzmittel weiter genehmigen, völlig konträr zum genannten "Vorsorgeprinzip", das gesetzlichen Charakter hat. Woher beziehen aber das Institut und das Parlament sein Wissen mit den Basisinformationen zur Beurteilung – man ahnt es: Ausschließlich von den Herstellern und Händlern, die das fürchterliche Zeugs in mehr als 40 verschiedenen, namentlich unterschiedlichen Produktmarken vertreiben. Es gibt jedoch unabhängige Studien und Untersuchungen von weltweit anerkannten Forschungsanstalten und Wissenschaftlern, die Glyphosat als Umwelt- und die Gesundheit schädigend einstufen. Diese Studien weisen die gruseligen Inhaltsstoffe des Pflanzenschutzmittels zwischenzeitlich in Lebensmitteln, sogar in 14 Biersorten und neuesten Untersuchungen zufolge sogar im Organismus jedes dritten Menschen nach. So ergibt sich ein erhöhtes Krebsrisiko von 73 Prozent. „73 zu 0“ und kein Schelm lacht. Das ist, Entschuldigung, mal eben weghören, zum Kotzen. Die Chemieindustrie bleibt wie die Lebensmittelherstellung unbehelligt. Hier sehen die Regierungen keinen Handlungsbedarf. Das Zeugs bleibt ebenso im Markt, wie gefährliche Substanzen in Holzschutzmitteln. Noch im Jahre 2013 stellte „Stiftung Warentest“ in der Juniausgabe fest: In vielen Altbauten und Holzhäusern verbergen sich noch heute Holzschutzgifte der übelsten Sorte. Die Stiftung erklärt dazu: „Giftige Holzschutzmittel wurden bis in die 80er Jahre hinein ziemlich sorglos eingesetzt. Sie erhielten unter anderem die heute verbotenen Wirkstoffe PCP, Lindan oder DDT. PCP wurde überwiegend in den 70ern verwendet, 1986 wurde die Produktion in Deutschland eingestellt. DDT wurde 1972 gesetzlich verboten. Die Verwendung von Teerölen (Karbolineum) zum Zwecke des Holzschutzes ist in der BRD seit 1991 gesetzlich geregelt. Enthalten waren die Stoffe jahrzehntelang, weil weder Regierungsstellen noch die Chemieindustrie einen Handlungsbedarf erkennen wollten. In der DDR war es nicht viel anders. Dort wurde zumeist das Mittel „Hylotox 95“ mit den Wirkstoffen DDT und Lindan eingesetzt. Weiter erklärt Stiftung Warentest im Jahre 2013: „In der Vergangenheit wurden 5000 Holzproben auf chemische Altlasten untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend und zeigt, das die Problematik bis heute besteht“. Ein Webseitenbesuch der Interessengemeinschaft der Holzschutz-Geschädigten e.V. informiert Interessierte. Auch der Film „Legal vergiftet, dann vergessen“ des mehrfach ausgezeichneten Filmjournalisten Mirko Tomic zeigt eindrucksvoll die Hintergründe und Auswirkungen dieser Giftfalle.
Von einem „Bundesinstitut für Risikobewertung“ sowie von einem „Verbraucherministerium“ erwarten wir, dass gemäß dem Vorsorgeprinzip schon kleine, ernst zunehmende Hinweise, Verdachtsmomente und Symptome ausreichen müssen, um auch nur vermeintlich Gesundheitsgefährdende Produkte, aber auch Produktionsstätten mit Gefährdungspotential SOFORT so lange vom Markt zu nehmen, beziehungsweise zu stoppen, bis ausreichende unabhängige Gutachten kausale Zusammenhänge und die Gefährdung der menschlichen Gesundheit garantiert ausschließen. Ein Lebensmittel-, Chemie- oder ein Pharmagigant geht ebenso wie Exxon nicht pleite, nur weil das eine oder andere Produkt oder Verfahren neu bewertet werden muss. Auf der ganzen Welt und natürlich auch in Deutschland ist es jedoch so, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen zweitrangig hinter den Wirtschaftsinteressen verschwinden. Die Industrie muss, darf und soll Umsätze machen, von uns aus in Milliardenhöhe, aber nicht beim leisesten Verdacht, diese Umsätze auf Kosten der menschlichen Gesundheit zu erwirtschaften. In Anbetracht der tatsächlichen Verantwortungslosigkeit zeigt sich die wahre Deutung des viel benutzten Begriffs „Industrienation“. Gleich neben der Chemie platziert sich die Pharmaindustrie. Das schlimmste Beruhigungs- und Schlafmittel der bisherigen Zeit, namens Contergan, wurde auch nach Aufdeckung und Feststellung der katastrophalen Auswirkungen auf schwangere Frauen im Ausland skrupellos weiterhin verkauft. Und heute? Ein halbes Jahrhundert später? Da hat sich nicht viel geändert. Der katastrophal wirkende Inhaltsstoff „Thalidomid“ wurde 1954 von der Firma „Grünenthal“ entwickelt und war kurzerhand daraufhin in mehr als 40 Ländern der Erde verbreitet. Die FAZ berichtet in Ihrer Ausgabe vom 13. Mai 2008 über die Auswirkungen des Inhaltsstoffs in Südamerika. Wir empfehlen zur Information einen Besuch der Webseite: www.contergan.de
Auch der 80er Jahre Bluter-Skandal mit HIV verseuchten Bluter Medikamenten, dessen ganzes weltweites Ausmaß erst in den 90er Jahren deutlich wurde, erhielt in Deutschland deutliche Regierungshilfe zur Amtszeit Horst Seehofers als Bundesgesundheitsminister in den Jahren 1992 bis 1998. Denn es waren seinerzeit nicht alle Produkte der Pharmaindustrie betroffen, sondern nur die Billigeren. Seehofers „Kampf“ gegen die steigenden Gesundheitskosten veranlassten seine Anweisung die kostengünstigeren Medikamente zu verschreiben. Unter anderem hatte die Firma Behringer schon durch Hitze steril erzeugte Medikamente, die HIV-Viren abtöten. Dieses Produkt war geringfügig teurer und wurde daher weitaus weniger verschrieben. Namhafte Mediziner waren involviert, denn schon vor dem öffentlichen bekannt werden der HIV-Infektionen war es einigen Klinik- und Fachärzten bekannt, dass die verwendeten Bluterpräparate gefährlich infektiös sind. Ein schuldhaftes Verhalten war den Ärzten in späteren Prozessen jedoch gerichtlich nicht nachweisbar. Die Schadensersatz- und Schmerzensgelder sind letztlich ebenfalls so unmoralisch und höhnisch wie im Contergan Prozess, 60 bis 85.000 DM für ein Menschenleben. Wer es genauer wissen möchte kann sich mit den Leidenswegen konfrontieren: der dokumentarische ZDF-Spielfilm „Blutgeld“ sowie die action press Reportage: „Das Schrecklichste ist der lange Abschied“ oder „Mit dem Clown kamen die Tränen“ dokumentieren Einzelschicksale und den Gesamtskandal. Laut Wikipedia wurden weltweit rund 20.000 Menschen durch HI infizierte Präparate mit dem AIDS-Virus infiziert. Da nicht nur Hämophile weltweit betroffen waren, sondern weit aus mehr Menschen, muss die ursächliche Ausbreitung der AIDS-Erkrankung auch unter Berücksichtigung dieser Zahlen bewertet werden. Die Betroffenen haben mangels Information mit Wissen der Mediziner und mit Beihilfe der Pharmamitarbeitern/innen sowie von Politikern unterstützt, als HIV Infizierte, ein sorgloses Sexual- und Familienleben geführt. Rund die Hälfte der Gesamtzahl aller HIV-Positiven in Deutschland resultieren direkt oder indirekt aus diesem ärztlich und politisch begleiteten Pharmaskandal.
Zurück zur aktuellen Industrienation im Allgemeinen. Dass die Umwelt zunehmend verseucht und die Menschheit erkennbar und steigend unter dem Einfluss der Industrie krank wird, kümmert in der Berliner und der Brüsseler Schaltzentrale der Macht niemanden. Allergien beispielsweise: Simple Statistiken belegen: jedes dritte Baby kommt heute in Deutschland mit einer Allergie oder mit einer „Unverträglichkeit“ zur Welt. Die Krebsrate ist in Deutschland weitaus höher, als in nicht Industriestaaten und in den vergangenen 20 Jahren sind die Erkrankungen dramatisch angestiegen. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts sagt aus, dass fast jeder zweite Bundesbürger irgendwann im Leben an Krebs erkrankt. Natürlich spielt der jeweilige Lebensstil eine ebenso große Rolle, wie das krank machende Rauchen und sicherlich auch noch einige andere Faktoren. Ein solch dramatischer Anstieg der Allergie- und Krebserkrankungen kann ursächlich aber nicht alleine durch die Faktoren des ohnehin stark rückläufigen „Tabak rauchen“ oder „ungesunden Lebensstil“ und einer zunehmenden Luftverschmutzung verursacht worden sein. So sind beispielsweise hormonell wirkende Substanzen und mehr als 20 weitere Stoffe in Pflege- und Kosmetikprodukte nicht nur im Grund- und Trinkwasser, sondern auch bei Bluttesten nachweisbar. Die Gesundheitsgefährdung durch Zusatzstoffe der Körperpflege- und Lebensmittelindustrie, durch Pflanzenschutzmittel sowie durch pharmazeutische Produkte, die mittlerweile auch im Trinkwasser nachgewiesen wurden, ist an sich klar ersichtlich. Es gibt in Deutschland ganze Regionen, deren Grundwasser aufgrund zu hoher chemischer bzw. pharmazeutischer Belastung nicht mehr verwendet werden kann. Vielleicht ist es im Einzelfall nicht immer detailliert beweisbar, aber schon der sachlich fundierte und wissenschaftlich erklärbare Verdacht muss ausreichen, um Menschen zu schützen. Das verstehen wir als Job einer Bundesbehörde für Risikobewertung oder für die Aufgaben eines Ministeriums für Verbraucherschutz. Geschützt wird aber zuerst die Industrie, auch nicht deutsche Industriekonzerne, wie beispielsweise Exxon. Die Regierung hat nun für ganz Deutschland das gefürchtete "Fracking” genehmigt. Obwohl 212 Ärzte der Region Rotenburg, wo das Fracking u.a. betrieben wird, davor warnen. In der Region Rotenburg, werden Hunderte Tonnen von Quecksilber und Benzole verbraucht und nun ist jeder ZWEITE Bewohner an Krebs erkrankt. Aber das kümmert die Regierung und das BfR in keinster Weise. Es könnte ja angehen, das eigentlich kein Zusammenhang besteht. Aber auch dann müsste man diesem seltsamen Sachstand auf dem Grund gehen. Die Kausalität der schwersten Krebserkrankungen mit Umweltgiften zu beweisen, ist schwierig. Aber muss nicht der begründete Verdacht alleine schon ausreichen? Ist das nicht sogar im Vorsorgeprinzip festgelegt? (In den USA besteht das Nachsorgeprinzip).
Fracking: https://goo.gl/ut7Aju und https://goo.gl/ukmbzO
Links, Legal vergiftet, dann vergessen SWR-Film auf youtube, Teil 1 und 2:
Blutgeld, die Dokumentation des ZDF (nicht das Dokumentarspiel)