Читать книгу Das Wutbuch - Sophie Gabriela und Horst Peter Fragenreich Ängstlich und Fassungslos - Страница 7

Deutschland betreibt eine musterhaft sparsame und umweltgerechte Energiewirtschaft

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Falsch. Natürlich nicht, das ergibt sich schon aus dem vorangegangenen Irrtum in Sachen Umweltbewusstsein. Nach dem Austritt aus der Kernenergie, oder besser ausgedrückt trotz des Verlustes der Energieproduktion aus Atomkraftwerken verkaufen deutsche Energiekonzerne so viel Strom ins Ausland wie niemals zuvor und kaufen wesentlich weniger Strom bei Engpässen ein, als in den Vorjahren. ERGO: der in Deutschland hergestellte Strom als elektrische Energie aus Kraftwerken aller Art, also inklusive erneuerbarer Power aus Wind, Sonne und Biomaterial, reicht aus, um die vielfältigsten Ansprüche in dieser Republik zu befriedigen. Import bei starker Beanspruchung ist kaum noch erforderlich. Wie jetzt? Die Konzerne machen doch derzeit Verlust und haben vor Ausfällen, Engpässen und dramatischen Auswirkungen gewarnt, als der AKW Ausstieg beschlossen wurde. Fachleuten war damals aber schon klar, dass es tatsächliche Engpässe nicht geben wird, sofern sie nicht fahrlässig oder gezielt herbeigeführt werden. Allein im ersten Halbjahr 2013 (aktuellere Zahlen liegen uns zurzeit nicht vor) exportierten Deutschlands Energieriesen laut des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft 15 Terawattstunden Strom (rund 15 Milliarden Kilowattstunden, somit hochgerechnet rund 30 Milliarden im Jahr 2013). Das sind trotz der fehlenden AKW-Energie 50 Prozent mehr, als im Vorjahr 2012. Das liegt zum Teil daran, dass RWE, Vattenfall & Co ihre Umwelt verpestenden Kohlekraftwerke non Stopp am Netz lassen, obwohl genügend, zumeist umweltfreundliche Energie vorhanden ist. Die Energiewirtschaft ist technisch komplex, die Zwischenspeicherung ist quasi nicht möglich und der Transport von Nord nach Süd noch immer nicht gelegt. Doch dass die Energieindustrie staatlich unterstützt die Aktionärstaschen füllt, ist nicht hinnehmbar. Trotz dieser genannten und offiziellen Zahlen haben die Umweltsünder nicht nur Milliarden Euro als Entschädigung erhalten, beispielsweise für die Stilllegung von vier RWE-Kraftwerksblöcken, sondern auch wesentlich mehr Genehmigungen für Neubauten von Kohlekraftwerken erhalten, als ursprünglich geplant. Hinzu kommt der Tagebau, der nicht gestoppt wird und weiterhin Dörfer und Kleinstädte in den kommenden fünf Jahren im Sinne des Wortes weg baggert, (bspw. Borschemich). Wir sind nicht sicher, was der Fernsehzuschauer tatsächlich bei der breit angelegten, Millionen Euro teuren Werbekampagne von RWE: „VoRWEg gehen und sich gemeinsam für die Umwelt engagieren“ denkt. Gleichzeitig wirbt E.ON mit der Aussage: „Schon jetzt produzieren wir Solarstrom für 20 Millionen Menschen“. (Vermutlich nicht für in Deutschland lebende Personen). Die gigantischen Verluste der Energieunternehmen beruhen Wirtschaftsmagazinen und Zeitungsberichten zu Folge auf Fehlinvestitionen in den Jahren vor 2012. Auch ohne AKW-Ausstieg hätten RWE, E.ON und Vattenfall demzufolge Riesenverluste erwirtschaftet, weil sie falsch investierten, zu viele Kraftwerke bauten, die gar nicht erforderlich sind und der internationale Energiemarkt wurde völlig falsch eingeschätzt. Die Strompreise sind nämlich aufgrund des entstandenen Überangebots drastisch gesunken. Natürlich nicht für den Verbraucher, denn der Staat kassiert üppig mit. Die EEG-Umlage steigt jährlich, OBWOHL der Strompreis an den Energiebörsen in den vergangenen Jahren rapide gefallen ist. Wir zahlen also wesentlich mehr Geld für Energie, zirka das Dreifache dessen, was eine Kilowattstunde tatsächlich kosten würde. Das Geld fließt aber überwiegend in den Staatshaushalt und nicht in die Kassen der Energieunternehmen. Die sinkenden Strompreise durch die von uns finanzierten neuen "grünen" Produktionen werden nicht nur nicht an uns als Verbraucher weitergegeben, nein, sie verteuern sich ständig.

Die "Welt" hat das in ihrer Ausgabe vom 22.01. 2016 wie folgt geschildert: "An der Strombörse sinken die Preise seit Jahren. Doch beim privaten Verbraucher kommen die fallenden Notierungen nicht an: Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mitteilte, bleiben die Strompreise 2016 bestenfalls konstant: Wie schon im vergangenen Jahr beläuft sich die Stromrechnung eines Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden weiterhin auf knapp 84€ im Monat. Deutliche Verschiebungen gab es allerdings bei der Zusammensetzung des Strompreises. So stieg der Anteil von Steuern und staatlich ausgelöster Abgaben und Umlagen um zwei Prozentpunkte auf nunmehr 54 Prozent an: ein historischer Rekordwert. Seit Beginn der Energiemarkt-Liberalisierung im Jahre 1998 ist der Strompreis für private Haushalte damit um 68 Prozent gestiegen. Hauptverantwortlich dafür waren die um 281 Prozent gestiegenen Steuern, Abgaben und Umlagen. Die oft als Preistreiber gescholtenen Energieversorger haben hingegen nur ein Plus von einem Prozent zu verantworten: Der von ihnen verursachte Anteil an der monatlichen Stromrechnung ist mit monatlich durchschnittlich 38,44 Euro fast genauso hoch wie vor 18 Jahren". Das macht uns sprachlos.

Weitere Fakten in Sachen "Umweltschutz": Deutschland ist der zweitgrößte Braunkohleförderer der Welt, 300 Ortschaften fielen seit Beginn des 20. Jahrhunderts der Braunkohle zum Opfer, mindestens 140.000 Menschen wurden durch den Tagebau vertrieben. Neben einem gefährlichen CO2 Gehalt schleudern Braunkohlekraftwerke nach wie vor rund 3.500 Kilo hochgiftiges Quecksilber in die Luft, das schwere Nervenschäden verursacht und das Trinkwasser beeinflusst. Unterstützt wird der Irrsinn übrigens von den Gewerkschaften, die Angst um ein paar Hundert Arbeitsplätze haben. Die nächste Ironie, wenn nicht sogar die Makaberste, versteckt sich in den Strompreisen für Unternehmen. Umso mehr ein Unternehmen verbraucht, umso günstiger wird der Bezugspreis. Dieser Irrsinn geht soweit, dass es manchen Unternehmen betriebswirtschaftlich unmöglich gemacht wird, Energie tatsächlich einzusparen. Wenn die Jahreskosten für den sparsamen Verbrauch höher, je nach Lieferant auch immens höher, als der verschwenderische Verbrauch wird, können sich Investitionen zum Energie sparen nicht rechnen. Simples Beispiel des besseren Verständnisses wegen mit einem unrealistischen Phantasie-kWh/Preis: Unternehmen Meyer bekommt einen Vorzugspreis in Höhe von, sagen wir mal rein rechnerisch, 1.000 Euro im Monat und verbraucht dafür rund 10.000 kWh (*). Der Unternehmer entscheidet sich aber, Energie einzusparen, modernisiert für 50.000 Euro und spart jetzt 3000 kWh je Monat ein, verbraucht also nur noch 7.000 kWh pro Monat. Toll. Hierfür bekommt er aber eine Rechnung seines Versorgers in Höhe von angenommenen 1250,- Euro je Monat, weil nun der Vielverbraucherrabatt wegfällt. Fazit: 50.000 investiert und 3.000 Euro mehr Energiekosten im Jahr. Was für ein Desaster. So wird Sparsamkeit bestraft. Den Energieunternehmen wiederum ist es grundsätzlich nicht zu verdenken, so viel Geld wie möglich zu verdienen, zumal sie auch am hohen Strompreis nicht partizipieren, sondern nur die Staatskasse. Fazit, nicht die Natur und nicht die Umwelt ist der große Sieger vermeintlichen deutschen Umweltschutzes: Der Gewinner ist der deutsche Staatshaushalt und erst danach die Energiewirtschaft. Akribisch und kritisch betrachtet nimmt die Bundesregierung der angeblich reichsten Industrienation die gravierenden Umweltschäden und die immense finanzielle Belastung der Bevölkerung billigend in Kauf, um Steuergeld zu erwirtschaften, das nur zu einem kleinen Teil in die Erweiterung der Stromnetzwege fließt. Fatalerweise wird auch nicht zwischen armen Stromverbrauchern und wohlhabenden unterschieden. Ganz im Gegenteil.

(Hinweise: Laut Wikipedia wird bei der Stromerzeugnis im physikalischem Sinne keine Energie erzeugt, sondern eine „andere Form der Energie in elektrische umgewandelt“). (* Die Leistung und der Leistungspreis sind fiktiv und dienen nur der vereinfachten mathematischen Erklärung).

Das Wutbuch

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