Читать книгу Das Wutbuch - Sophie Gabriela und Horst Peter Fragenreich Ängstlich und Fassungslos - Страница 6
Im Umweltschutz ist Deutschland beispielhaft
ОглавлениеWas für ein Märchen! Fataler Irrtum. Doch die meisten Menschen glauben, dass Deutschland beispielhaft die Umwelt schützt. Durch die Geldmaschine „Grüner Punkt“ und dem Wirtschaftsfaktor „Mülltrennung“, durch das Wirtschaftsprogramm „Energiesparlampen“, sowie durch den AKW-Ausstieg und auch von Seiten der Umwelt und Naturschutzorganisationen mit hervorgerufen, glaubt die überwiegende Anzahl deutscher Bürgerinnen und Bürger, sie seien ein umweltbewusstes Volk. Sachlich betrachtet ist es jedoch nur so, dass der Sinn des Umweltschutzes erkannt wurde und Wege für ein umweltgerechtes Leben gesucht werden. Leider versumpfen die Ideen immer in reinen Erwirtschaftungszweigen die mit Umweltschutz nur noch am Rande zu tun haben. Doch nicht nur die Industrie und unsere Politik, sondern auch das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger ist wenig Umwelt schützend. Der Mantel stimmt also, aber unter dem Mantel stinkt es gewaltig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Allein nur der Verpackungsmüll stieg von 2003 zu 2013 pro Kopf von 187,5 Kilo auf 212,5 Kilogramm. Während der Glasabfall um rund 372 Kilotonnen schrumpfte, wuchs der Verpackungsmüllberg um 2 Millionen Tonnen. Betrachten wir nur mal die Müllberge in allen Ländern der europäischen Union, dann ist Deutschland mit großem Abstand Europameister in der Liga „Verpackungsmüll“, was unter anderem durch die Kaufsucht in Internetshops verursacht wird. Schaut man sich den stinkenden und umweltbelastenden Gesamtmüllberg an, verursacht jeder Deutsche 614 Kilogramm Müll pro Kopf und pro Jahr. In Japan wird einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zu Folge nur rund die Hälfte des deutschen Müllberges produziert. Dennoch ist in der Oberliga „Gesamtmüll pro Kopf“ nicht die Bundesrepublik, sondern Dänemark mit rund 751 Kilogramm Müll pro Kopf und Jahr Europameister, wir folgen dann aber schon an zweiter Stelle als „Müll-Vizeeuropameister“. Trotz „AAplus-Waschmaschinen“ und anderen Energiegaukeleien haben Politiker und der deutsche Bürger nur ein halbherziges Interesse daran, die Umwelt tatsächlich zu schonen oder gar zu schützen. Auch die Landwirtschaft und die Luft sind in Deutschland nicht „sauberer“ und umweltfreundlicher, als in den meisten anderen Staaten der Welt. Die Auswertung einer europäischen Messtabelle aller Umweltämter, in welcher die Ergebnisse von 1206 Messstationen in ganz Europa ausgewertet wurden, weist Deutschland nur einen mittleren Platz zu. Saubere Luft genießen dieser Tabelle nach die Einwohner/innen von Island, Finnland, Schweden, Portugal und Estland. Ganz schlimm ist es in Polen, Bulgarien, Slowakei, Tschechien, Ungarn und in der Türkei sowie in weiten Teilen Norditaliens. Die schmutzigsten Spitzenreiter in Deutschland sind Stuttgart und Herne, dicht gefolgt von Berlin, Frankfurt und Hamburg, selbst Kiel an der Ostsee gehört zu den schmutzigen “Luftstädten”.
Hinsichtlich des erklärten und fatalen Irrtums, Deutschland sei eine, „die Umwelt schützende Nation“, muss man noch eines ganz deutlich machen: Fünf deutsche Kohlekraftwerke gehören zu den Schlimmsten und Klima feindlichsten Kraftwerken Europas. Nur das bislang jährlich 37 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßende polnische Kraftwerk Belchatow ist laut Greenpeace eine größere Dreckschleuder und gefährlicher als die deutschen Kraftwerke. Legt man jedoch das Gesamtvolumen zu Grunde, ist Deutschland laut einem Bericht der EU-Kommission mit seinen Kohlekraftwerken der Luftverschmutzer NUMMER 1 in Europa. Wie? Das haben Sie nicht gewusst? Weil wir Deutschen ja immer so gerne mit dem Finger nach Osteuropa oder nach Italien zeigen, dort sollten doch eigentlich die Luftverpester stehen, aber doch nicht hier, im weltweit berühmten „Umweltschutz Vorzeigeland“. In Deutschland hat sich zwar ein Umweltbewusstsein entwickelt, das jedoch noch nicht zum realen Umweltschutz führt. Ganz im Gegenteil – die deutschen Bürgerinnen und Bürger, die Industrie und die Politik zeigen kein tatsächliches umweltgerechtes Handeln. Nicht die Worte, allein die Taten sind wichtig. Und die liegen ganz dicht bei Null. Umweltschutz steht zwar politisch auf jeder Parteifahne, aber es sind nur Worthülsen. Die Farbe der Parteifahne ist übrigens unwichtig, denn Handlungen gibt es bei keiner der in Berlin agierenden Parteien. Ergo auch bei den „Grünen“ nicht, die sich nur noch so durchschlängeln und längst dem Machterhalt verfallen sind. Auch der VW-Abgasskandal hat in Deutschland nichts bewirkt, ganz im Gegenteil. Denn es war und ist unsere Bundesregierung, die vertreten durch die Bundeskanzlerin Merkel nicht nur vor Bekanntwerden des Skandals in den Jahren 2013 und 2014 vehement Lobbyarbeit für die deutsche Automobilindustrie leistete, sondern auch selbst nach Aufdeckung der VW-Betrugssoftware die Autoindustrie vor dem erforderlichen Handeln schützt. Die empfohlenen CO2 Grenzwerte zu erreichen, ist ein längst vereinbartes Ziel der Verkehrspolitik in Brüssel. Doch die Werte und die Zeitspannen sind durch die Bundeskanzlerin Deutschlands im Namen der Bundesregierung, also auch im Namen und im Auftrag des deutschen Volkes, drastisch verschoben worden. Die Abgaswerte nach oben und die Zeitspannen zum Erreichen der Werte nach hinten: sie wurden um Jahre verlängert. Ein Grund liegt als Vermutung auf der Hand: die deutsche Automobilindustrie will oder kann sich technisch noch nicht anpassen. Einerseits verkaufen sich große Motoren grad so gut und die Einhaltung der Grenzwerte ist zu teuer. Dennoch müssen wir Fahrzeughalter zwangsweise immer noch Umweltplaketten kaufen, übrigens auch für VWs, die weder mit den tatsächlichen Fahrzeugwerten, noch mit den Vorgaben der Verkehrspolitik übereinstimmen. Das kümmert den deutschen Wähler und Autokäufer aber irgendwie nicht. Auch nicht die Großspende der Familie Quandt im Herbst 2013 in Höhe von 690.000 Euro. Kurz vor den Brüsseler Grundsatzfestlegungen für den CO2 Schadstoffgehalt europäischer Motorfahrzeuge klingelte das Geld in der CDU Parteikasse. Familie Quandt gehören unter anderem 46,7 Prozent Anteile an BMW sowie der Chemiekonzern „Altana“ und große Anteile an der Firma SGL-Carbon, am Windanlagenbauer Nordex, an der BHF-Bank und einigen anderen Unternehmen. Natürlich spendet Familie Quandt ohne Hintergedanken, natürlich möchten sie die CDU nur so “allgemein” unterstützen, weil sie Frau Merkel so mögen. Auf gar keinen Fall besteht ein Zusammenhang zwischen der Spende und Merkels damals bevorstehender Teilnahme in Brüssel. Obwohl natürlich jedem Menschen klar sein sollte, dass zwischen Spenden von Unternehmen und politischen Entscheidungen ganz zwangsläufig ein Zusammenhang besteht. Wie auch immer, niemand regt sich sichtlich auf. Ablenkend setzen sich alle Parteien für Elektroautos ein. Davon mal abgesehen, dass super teure Fahrzeuge mit einer nur 120 bis 230 Kilometer weit reichenden Kraft nicht gebraucht werden, weil man mit Ihnen eben nicht weit kommt, ist der CO2 und Feinstaubgehalt nicht am Auto selbst, aber bei der Herstellung der elektrischen Energie für diese Autos nicht niedriger, als bei Benzinmotoren. Momentan jedenfalls noch nicht, denn Deutschland produziert Strom (noch) nicht durchgehend umweltschonend. Wie immer: Nichts ist durchdacht, nichts ist klug und weise, nichts von dem was gesagt wird, wird auch tatsächlich gemacht. Umweltschutz gehört nicht zum deutschen Verhalten und ist schon gar nicht im Sinne der Regierung.
An der Müllmisere indes tragen die Verbraucher die Hauptschuld. Denn Billig-Geräte vom Fernsehgerät über Staubsauger, Drucker bis zu Wasch- und Spülmaschinen sowie die Handy-Mania sind für die Umweltverpestung ebenfalls verantwortlich. Einer Studie der Verbraucherzentrale in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest zufolge, gehen rund 87% aller elektrischen bzw. elektronischen Geräte kurz nach Ablauf der Garantie kaputt. An sich kennt jeder dieses Phänomen. Der versteckte Betrug der Industrie am Verbraucher liegt auch, aber nicht ausschließlich, am billigen Produktionspreis. Halt billig, ergo lassen sich Defekte quasi programmieren. Als „Made in Germany“ noch etwas mit Deutschland zu tun hatte, hielten Fernsehgeräte, Staubsauger, Waschmaschinen und so weiter oftmals länger als zehn oder sogar 20 Jahre, heute durchschnittlich nur noch 3,6 Jahre. Aber damals kosteten Haushaltsgeräte auch mehr als einen durchschnittlichen Monatslohn oder mehr als ein durchschnittliches Monatsgehalt. Alle 1, 2 oder 3 Jahre ein neues Handy anzuschaffen ist schlimme Umweltverseuchung und beinhaltet Ausbeutung der nur noch geringen Ressourcen sowie Ausbeutung der Menschen in der so genannten dritten Welt. Wir empfehlen unter anderem den „planet.e“ Fernsehbeitrag „Garantie vorbei, Gerät kaputt.“ Gaby benutzt noch immer einen zwölf Jahre alten Staubsauger, der damals 400,- Euro gekostet hat. Wir gehen momentan davon aus, dass der Staubsauger noch einige Jahre durchhält. Dieses Gerät lässt sich übrigens auch noch reparieren, wenn es erforderlich wird. Horst Peters Handy aus dem Jahr 1999 hat er erst 2014 gegen ein moderneres Gerät ausgetauscht. Nur den Akku musste er in 14 Betriebsjahren für wenig Geld einmal erneuern. Es geht also, man muss es nur wollen. Das Zauberwort heißt „Verantwortung“, übrigens auch dem eigenen Einkommen gegenüber. Verzichten muss man auf nichts, nur sparsam und überlegt handeln.
Übrigens wurde die Mülltrennung schon 1903 eingeführt und zwar in Berlin. Damals wurde der getrennte Müll vom Staat aus der Rohstoff-Not heraus wieder verwertet. Die Nazis perfektionierten die Trennung für die Aufrüstung. Neu ist die Mülltrennung also nicht.
Fracking und andere erlaubte Umweltgefährdungen haben wir in verschiedenen Beiträgen des Buches erwähnt.
planet e Filmbeitrag “Garantie vorbei, Gerät kaputt” https://goo.gl/C5OWbc
Link zur Ausgabe des Handelsblatts mit der Tabelle zur Luftverschmutzung: http://goo.gl/TyQ5d6