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Kapitel 9

Forschungsstation FE Sektion 0

Sektorebene 3: Medizinische Abteilung

Hope spürt Finger, die ihr über das Gesicht streichen, die sie dazu veranlassen, die Augen zu öffnen. Sie blickt in das Gesicht eines Jungen. Seine Haut ist so schwarz wie die Schatten der Nacht, so schwarz wie ihre Haare, die ihr zur Hälfte die Sicht verdecken.

Hope erinnert sich nur zu gut an die Ereignisse auf dem Dach der Forschungsstation. Sie weiß, es hätte nichts genützt, sich den Blicken der Vollstrecker mit ihren Fähigkeiten zu entziehen, sich unsichtbar zu machen.

Sie hätten sie trotzdem aufgespürt. Sie waren jetzt im Besitz einer Technologie, vor der sie sich nicht mehr verstecken kann.

Und Hope erinnert sich an Freija. Eine Heldin, eine Femme fatal mit 17 Jahren. Unglaublich, wie sie die Drohnen überlistet hat. Noch unvorstellbarer, wie sie es geschafft hat, ihr das Leben zu retten. Sie auf der Schwelle des Übertritts, auf der Schwelle des Todes zurückzuholen.

Ich wusste, da gibt es mehr als nur so körperlicher Kram.

Hope hat gespürt, wie eine Energie von enormen Ausmaßen durch Freijas Körper pulsierte und in den ihren hinein floss. Aber die Quelle ist ihr ein Rätsel. Natürlich nimmt die Energie zu, wenn man sich in der Nähe anderer Symbionten befindet. Eine alte Geschichte erzählt von einem Band, welches zwischen genau zwei Symbionten entstehen kann und unendlich viel Energie dadurch freigesetzt wird, die sogar Raum und Zeit und selbst den Tod überwindet. Aber das sind doch nur Geschichten. Unmöglich kann auch Adams Blut die Ursache sein. Oh ja, Hope weiß es, sie spürt es, wonach es Freija dürstet.

Aber Adams Blut. Das ist doch unmöglich. Und den Energietanz hat sie auch nicht drauf, denkt sie.

Es ist ihr schleierhaft, wie Freija dazu imstande war. Wo diese abnormale Menge an Energie herströmte, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.

„Bist du echt?“, fragt der Junge. Es sind die ersten Worte, die sie aus seinem Mund hört. Kein Wunder, viel Gelegenheit gab es dazu bisher nicht.

„Wie meinst du das, Kleiner?“

„Ich habe dich kämpfen sehen. Das sah nicht echt aus. Du und der Engel. Ihr seid wie sie. Ihr seid wie V. Und wie die Acht.“

Hope kann sich nicht erinnern, je einen solchen Namen gehört zu haben.

„V? Wer soll das sein?“

„Sie hat violette Haare.“

Jetzt erinnert sich Hope.

„Asha? Du meinst Asha. Ist sie auch hier?“

„Ja.“

„Und weißt du auch, wo sie ist?“

„Ja, sie haben sie dort hin gebracht, wo der Engel ist.“

„Der Engel? Du meinst Freija, die mit den blonden Haaren?“

„Ja.“

„Kannst du mich dort hinbringen?“

„Das geht nicht“, sagt Neo.

Jetzt erst sieht sich Hope um. Zurückhaltend und verdrießlich begutachtet sie das Zimmer, in dem sie sich befindet. Eine Krankenstation. Sie entdeckt Schläuche, die aus ihren Unterarmen ragen und Kabel, die zu Monitoren und Geräten führen. Das eigentlich Seltsame ist jedoch, dass sie keine Ausgänge, keine Türen finden kann.

Sie will sich aufrichten, um noch mehr zu sehen, aber der Schmerz in ihrer Brust zwingt sie zurück auf das Krankenbett.

Die Drohne. Der Blitz. Natürlich!

Diese Wunde lässt sich nicht so einfach mit ihren Selbstheilungskräften schließen, wie die Bisswunden, die ihr Freija beigebracht hat.

Violet - Dunkelheit / Entfesselt - Buch 4-5

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