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»Ich wünschte wirklich, du würdest etwas besonnener werden.« Oswin seufzte, als er abends mit Alice vor dem Feuer in der Halle saß. Die Cranleys waren zwar nur Gentry, niederer Landadel, weit unter dem Stand eines Earls of Blackford, dennoch verfügten sie über weitläufige Ländereien, großes Vermögen und einen herrschaftlichen Landsitz. In der näheren Umgebung wurde Halcyon Hall lediglich von Morannis Castle, der Burg der Sheldrakes, in den Schatten gestellt.

Sein üppiger Wohlstand hatte es Sir Oswin erlaubt, Alice nach dem frühen Tod ihrer Mutter nach Frankreich zu schicken, wo man durch höfische Erziehung aus dem Wildfang eine vornehme junge Dame machen sollte. Erst seit Kurzem war sie wieder zu Hause, erwachsen zwar, aber noch immer ungestüm und stolz. Es würde schwierig werden, sie zu verheiraten. Niemand mochte eine Frau mit eigenem Willen. Das war viel zu anstrengend.

Sir Oswin ließ seinen Blick über die zierliche Gestalt seiner Tochter gleiten, die eingehüllt in eine Decke auf einem Hirschfell saß und trotzig in die Flammen starrte. Das sanfte Licht ließ ihr Haar golden schimmern. Alices feine Gesichtszüge, die wassergrünen Augen, das alles wollte überhaupt nicht zu dem Bluterguss passen, der wütend-rot auf ihrer Wange prangte und verriet, dass sie bei Weitem nicht so damenhaft war, wie sie aussah.

»Du wirst mich morgen auf jeden Fall begleiten«, bestimmte er. »Er hat extra einen Boten geschickt mit einer zusätzlichen Einladung für dich.«

»Muss das sein? Wäre ich ihm im Dorf nicht begegnet, wüsste er nicht einmal, dass ich hier bin.«

»Begegnet? Du hast ihn brüskiert! Vor den Leuten! Glaub nur nicht, ich wüsste nicht, was geschehen ist. Von allen Seiten wurde mir zugetragen, wie du dich benommen hast. Du kannst von Glück sagen, dass er es dir nicht übel zu nehmen scheint. Wenn er dir schon die Hand reicht und dich einlädt, dann wirst du dich bemühen, die Wogen zu glätten. Ist das klar, Alice? Wir brauchen die Sheldrakes. Enttäusche mich nicht.«

»Wozu sollten wir jemanden wie Henry brauchen?«

»Er hat Einfluss und Macht. Und das ist in Zeiten wie diesen die beste Lebensversicherung.«

Sie stand auf und ließ ihre Decke zu Boden sinken. »Ich bin müde. Ich werde mich zurückziehen.«

»Hast du mich verstanden, Kind?«

»Ja, Papa. Ich werde dir keine Schande machen. Gute Nacht.«

»Und gib irgendetwas auf diese Beule in deinem Gesicht, damit sich die Leute nicht noch mehr das Maul zerreißen!«, rief er ihr hinterher. Aber er war nicht sicher, ob sie ihn gehört hatte.

Die Rose und der Schwan

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