Читать книгу Die Mutter - mit Briefen über die Mutter - Sri Aurobindo - Страница 12

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Die vier hervorragenden und Namen gebenden Herrschaftsbereiche der Mutter haben sich als Wesenheiten und Verkörperungen ihrer göttlichen Majestät in vier Gestalten personifiziert, durch die Sie auf ihre Geschöpfe einwirkt, in den Welten Ihre Werke vollbringt und harmonisiert und die Auswirkung Ihrer tausend Kräfte steuert. Obwohl die Mutter EINE ist, erscheint Sie uns in unterschiedlichen Gestalten; mannigfaltig sind Ihre Kräfte und Ausstrahlungen, mannigfaltig Ihre Emanationen und Vibhutis10, die Ihr Werk in der Welt verrichten. Die Eine, die wir als DIE MUTTER verehren, ist die göttliche Bewusstseinskraft‚ die alles Dasein beherrscht. Eine und doch so sehr die All-Viele, dass es selbst der schnellsten Auffassungsgabe und der freiesten und weitesten Intelligenz unmöglich ist, Ihren Unternehmungen zu folgen. Die Mutter ist das Bewusstsein und die Kraft des Höchsten, Sie steht hoch über allem, was Sie erschafft. Etwas aber von Ihrer Art und Weise können wir durch die Verkörperungen sehen und fühlen, in denen es Ihr gefällt, sich uns zu offenbaren, und je bestimmter Ihr Temperament und je begrenzter Ihr Wirken ist, desto greifbarer wird die Gottheit für uns.

Es gibt drei Seins-Stufen der Mutter, die wir wahrnehmen können, wenn wir mit der Bewusstseinskraft, die uns und das Universum erhält, in Berührung kommen und einswerden: Transzendent ist Sie die ursprüngliche höchste göttliche Energie, die Shakti; Sie steht über den Welten und verbindet die Schöpfung mit dem ewig verborgenen Mysterium des Höchsten; universal ist Sie die kosmische große göttliche Energie, die Mahashakti; Sie erschafft all diese Wesen, beherrscht und durchdringt all diese Millionen Prozesse und Kräfte, unterstützt und geleitet sie; individuell verkörpert Sie die Macht dieser beiden unermesslicheren Weisen ihres Seins, macht sie uns lebendig, bringt sie uns nah und vermittelt zwischen der menschlichen Individualität und der göttlichen Natur.

Die eine, die SHAKTI, die Mutter, die ursprüngliche transzendente Energie, steht über allen Welten und trägt in Ihrem ewigen Bewusstsein die Höchste Göttlichkeit. Nur Sie birgt in sich die absolute Macht und die unsagbare Gegenwart; Sie bringt die Wahrheiten, die offenbart werden sollen und die in Ihr sind oder die Sie ruft, aus dem Mysterium, in dem sie verborgen waren, herunter in das Licht Ihres unendlichen Bewusstseins und gibt Ihnen aus Ihrer Allmacht und Ihrem unbegrenzten Leben eine gültige Form und einen Körper im Weltall. Das Höchste ist als das ewig währende selige bewusste Sein, Sat-Chit-Ananda11, für immer in Ihr offenbar. Es wird durch Sie in den Welten offenbart, als das eine und duale Bewusstsein des Herrn und der Schöpferkraft, Ishvara-Shakti12, und als das duale Prinzip des inneren Zeugen und der handelnden Natur, Purusha-Prakriti13. Durch Sie ist das Höchste in den Welten, in den Sphären, in den Göttern und deren Energien verkörpert. Ihretwegen nahm es Gestalt an als all das, was ist, in den bekannten wie auch in unbekannten anderen Welten. Alles ist Ihr Spiel mit dem Höchsten; alles ist Ihre Offenbarung der Geheimnisse des Ewigen, der Wunder des Unendlichen. Alles ist Sie, denn alles ist Teil und Anteil der göttlichen Bewusstseinskraft. Nichts kann hier oder sonst wo bestehen, was Sie nicht bestimmt und das Höchste nicht gutgeheißen hat; nichts kann Gestalt annehmen, was Sie nicht, bewegt durch das Höchste, geschaut und – nachdem Sie es ausgesät hat in Ihrer schöpferischen Ananda – formt.

Die Universale Mutter, die MAHASHAKTI, arbeitet aus, was immer Ihr vom Höchsten durch Ihr transzendentes Bewusstsein übermittelt wird und die Welten betritt, die Sie geschaffen hat; Ihre Gegenwart erfüllt und erhält diese kraft göttlichen Geistes und göttlicher allerhaltender Macht und Seligkeit, ohne die sie nicht existieren könnten.

Das, was wir Natur oder Prakriti nennen, ist nur Ihr sichtbarster ausführender Aspekt; Sie ruft die Harmonie Ihrer Kräfte und Prozesse hervor und arrangiert sie, treibt die Naturabläufe an und bewegt sich – verborgen oder offenbar – in allem, was sichtbar oder erfahrbar ist oder ins Leben gerufen werden kann.

Jedwede Welt ist nichts anderes als ein Spiel der Großen Mutter jenes betreffenden Weltensystems oder Universums, die dort als die kosmische Seele und Persönlichkeit der transzendenten Mutter sich befindet. Jedwede Welt stellt etwas dar, was Sie in ihrer Vision geschaut, in Ihr Herz der Schönheit und Macht aufgenommen und in Ihrer Seligkeit geschaffen hat.

Aber es gibt viele Bereiche der Göttlichen Mutter, viele Abstufungen der Göttlichen Shakti. Auf dem Gipfel jener Offenbarung, der wir angehören, gibt es Welten unendlichen Daseins und Bewusstseins, unendlicher Kraft und Seligkeit, über denen die Mutter als die unverhüllte Macht thront. Alle Wesen leben und bewegen sich dort in unsäglicher Vollkommenheit und unwandelbarem Einklang, denn Sie trägt sie auf ewig sicher in Ihren Armen. Näher sind uns die Welten einer vollkommenen, supramentalen Schöpfung; dort ist die Mutter die supramentale Mahashakti, eine Macht von göttlich allwissendem Willen und allmächtigem Wissen, immer offenbar in Ihren unfehlbaren Werken und einfach vollkommen in jedem Prozess. Dort sind alle Regungen von der Wahrheit geprägt, alle Wesen Seelen, Kräfte und Verkörperungen des göttlichen Lichtes, alle Erlebnisse dort sind Fluten und Wogen und Ozeane einer intensiven und absoluten Seligkeit. Wir hier aber leben in den Welten der Unwissenheit, den Welten des Denkens, des Lebens und des Körpers, die bewusstseinsmäßig von ihrem Ursprung getrennt sind, Welten, unter denen diese Erde einen wichtigen Mittelpunkt darstellt, deren Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Doch trotz all ihrer Dunkelheit, all ihrem Kämpfen und ihrer Unvollkommenheit werden auch sie von der All-Mutter erhalten, und auch sie werden von der Mahashakti angetrieben und ihrem verborgenen Ziel zugeführt.

Die Mutter als die Bewusstseinskraft, die Mahashakti, dieser dreifachen Welt der Unwissenheit steht auf einer Vermittlerebene zwischen dem supramentalen Licht, dem wahren Leben und der wahren Schöpfung, die hier herabgebracht werden müssen, und dieser aufsteigenden und abfallenden Hierarchie von Bewusstseins-Sphären, die wie eine doppelte Leiter in die völlige Unwissenheit der Materie hinab – und aus ihr wiederum durch das Aufblühen des Lebens, der Seele und des Denkens hinaufführt bis in die Unendlichkeit des Geistes.

Alles, was in diesem Weltall sein und in der irdischen Evolution geschehen soll, bestimmt Sie durch das, was Sie sieht und fühlt und verströmt; Sie steht dort über den Göttern; all Ihre Mächte und Persönlichkeiten hat Sie einsatzbereit vor sich aufgestellt und sendet Ausstrahlungen von ihnen in diese niederen Welten, um einzugreifen, zu lenken, zu kämpfen und zu erobern, ihre Zyklen einzuleiten und in Gang zu halten und die Richtungen ihrer Kräfte im Großen wie im Kleinen festzulegen. Diese Emanationen stellen die vielen göttlichen Erscheinungsformen und Personifikationen dar, unter denen die Menschen die Göttliche Mutter durch die Jahrtausende unter verschiedenen Namen verehrt haben. Durch diese Mächte und Ihre Emanationen aber bereitet Sie auch den Geist und die Körper ihrer Vibhutis vor und gestaltet sie, genauso wie Sie den Geist und die Körper für die Vibhutis des Ishwara vorbereitet und formt, damit Sie in der physischen Welt und in der Verkleidung des menschlichen Bewusstseins einen Schimmer Ihrer Macht, Ihrer Eigenart und Gegenwart zu offenbaren vermag. Alle Szenen des irdischen Dramas sind wie ein Schauspiel von Ihr entworfen, ausgearbeitet und inszeniert mit Ihr selbst als verborgener Spielerin und den kosmischen Göttern als Ihren Mitspielern.

Die Mutter lenkt nicht nur alles von oben her, sondern steigt sogar in diese mindere dreifache Welt hinab. Alle Dinge hier sind Sie selbst, sogar die Regungen der Unwissenheit, unpersönlich zwar und in verhüllter Macht, aber doch Ihre Schöpfungen, nur in verminderter Substanz; es sind Ihr Natur-Leib und Ihre Natur-Kraft; und alles hier existiert, weil Sie dem großen Opfer zugestimmt und die Seele und die Formen der Unwissenheit wie eine Maske angelegt hat, veranlasst durch das geheimnisvolle »Es werde« des Höchsten um etwas herauszuarbeiten, was im Bereich der Möglichkeiten des Unendlichen lag. Aber auch persönlich hat Sie sich herabgelassen, in diese Welt der Dunkelheit hinabzusteigen, um sie in das Licht zu führen, in diese Welt der Täuschungen und des Irrtums, um sie zur Wahrheit zu bekehren, in diesen Tod, um ihn in ein gottgleiches Leben zu verwandeln, in diesen Weltschmerz und seine hartnäckigen Sorgen und Leiden, um ihnen ein Ende zu bereiten in der verwandelnden Ekstase Ihrer sublimen Ananda.

In Ihrer tiefen und großen Liebe zu Ihren Kindern hat Sie eingewilligt, sich den Mantel dieser Dunkelheit umzulegen, hat es auf sich genommen, den Angriffen und quälenden Einflüssen der Mächte der Finsternis und der Täuschungen standzuhalten, hat ertragen, durch die Tore der Geburt zu gehen, die ein Tod ist. Sie hat die Schläge und Schmerzen und Leiden der Schöpfung auf sich genommen, da es schien, dass die Welt allein auf diese Weise in das Licht, die Freude, die Wahrheit und das ewige Leben hinaufgehoben werden könne. Das ist das große Opfer, das manchmal das Opfer des Zeugen, des Purusha, genannt wird, das aber, im Grunde genommen, das Brandopfer der Natur – Prakriti –, das Opfer der Göttlichen Mutter ist.

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Vier große Aspekte der Mutter haben bei Ihrer Führung dieses Universums im Vordergrund gestanden, vier Ihrer hauptsächlichen Charaktereigenschaften haben bei Ihrem Einsatz im irdischen Spiel Gestalt angenommen: Die eine repräsentiert gelassene Weite und umfassende Weisheit und ruhiges Wohlwollen und unerschöpfliches Erbarmen und erhabene und überragende Majestät und alles beherrschende Größe. Eine andere verkörpert die Macht Ihrer wunderbaren Stärke und unwiderstehlichen Leidenschaft, Ihre kriegerische Natur, Ihren überwältigenden Willen, Ihre stürmische Schnelligkeit und Ihre weltenerschütternde Kraft. Eine dritte ist lebendig und anmutig und wundervoll im tiefen Geheimnis Ihrer Schönheit, Ihrer Harmonie und Ihrer feinen Rhythmen, Ihres vielfältigen und erlesenen Reichtums, Ihrer unwiderstehlichen Anziehungskraft und Ihrer bezaubernden Anmut. Die vierte ist ausgestattet mit einer verborgenen großen Fähigkeit zu intimem Wissen, zu sorgfältiger, untadeliger Arbeit und zu ruhiger und exakter Vollkommenheit in allen Dingen. Weisheit, Macht, Harmonie und Vollkommenheit sind Ihre verschiedenen Attribute; und diese Kräfte bringen sie auch mit sich in die Welt, offenbaren sie in menschlicher Verkleidung in Ihren Werkzeugen, den Vibhutis, und werden sie in all jenen verankern, die Ihre irdische Natur dem direkten und lebendigen Einfluss der Mutter öffnen können, und zwar in eben dem Maße, wie sie dem Göttlichen entgegenstreben. Wir geben ihnen die vier großen Namen: Maheshwari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasaraswati.

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Majestätisch thront die große Mutter der Weisheit, MAHESHWARI, in der Weite über dem denkenden Geist und Willen, vergeistigt und steigert sie zu Weisheit und Größe oder überflutet sie mit der Herrlichkeit des Jenseits. Denn Sie ist die mächtige und weise Eine, die uns für die supramentalen Unendlichkeiten und die kosmische Weite aufschließt, für die Herrlichkeit des höchsten Lichtes, für das Schatzhaus übernatürlichen Wissens, für die unermesslichen Bewegungen der ewigen Kräfte der Mutter. Ruhevoll ist Sie und wunderbar, groß und gelassen in Ewigkeit. Nichts kann Sie erschüttern, denn alle Weisheit ist in Ihr; nichts ist Ihr verborgen, was Sie zu wissen wünscht; Sie begreift alle Dinge und alle Wesen und deren Natur, und auch, was sie bewegt, die Gesetze der Welt und ihrer Zeitalter, und auch, wie alles war, ist und sein muss. Sie besitzt eine Stärke, die allem gewachsen ist, die alles meistert; letztlich kann sich niemand gegen Ihre weite und unbegreifbare Weisheit und Ihre hoheitsvolle und ruhige Macht behaupten. Sie ist gleichmütig, geduldig und in Ihrem Willen unbeeinflussbar; sie verfährt mit den Menschen ihrer Natur gemäß, mit den Dingen und Ereignissen gemäß der Kraft und Wahrheit, die in ihnen walten. Sie ist unparteiisch, folgt aber den Weisungen des Höchsten; die einen erhebt, die anderen erniedrigt Sie oder weist sie von sich in die Dunkelheit. Den Weisen verleiht sie größere und leuchtendere Weisheit; die Seher lädt sie ein zu Ihrer Beratung; den Feindseligen bürdet sie die Folgen ihrer Feindseligkeit auf; die Unwissenden und Narren führt Sie ihrer Blindheit gemäß. In jedem Menschen erwidert und behandelt Sie die verschiedenen Elemente seiner Natur, ihrer Notwendigkeit, ihrem Verlangen und ihrer Erwartung gemäß, übt den erforderlichen Druck auf sie aus oder überlässt sie ihrer geschätzten Freiheit, in der Unwissenheit zu gedeihen oder zugrunde zu gehen.

Denn Sie thront über allem, ist durch nichts gebunden, unabhängig von allem und jedem in diesem Universum. Und doch hat Sie mehr als irgend eine andere das Herz der All-Mutter, denn Ihr Mitgefühl ist unbegrenzt und unermüdlich. In Ihren Augen sind alle Wesen Ihre Kinder und Teile des Einen, sogar die widergöttlichen Kräfte, die Asuras14 und Rakshasas15 und Pisachas16, und auch diejenigen, die sich auflehnen und feindselig sind. Selbst Ihre Zurückweisungen bedeuten lediglich Aufschub, selbst Ihre Bestrafungen sind eine Gnade. Doch macht das Mitgefühl Ihre Weisheit nicht blind und lenkt Ihr Wirken nicht vom vorgeschriebenen Wege ab; denn die Wahrheit der Dinge ist Ihr einziges Anliegen, Wissen ist Ihr Machtzentrum, und Ihr Auftrag und Ihre Arbeit besteht darin, unsere Seelen und unsere Natur in der göttlichen Wahrheit zu verankern.

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MAHAKALI ist von anderer Art. Nicht Weite, sondern Höhe, nicht Weisheit, sondern Kraft und Stärke charakterisieren Sie. Sie besitzt eine überwältigende Intensität, eine mächtige, leidenschaftliche Schaffenskraft, eine göttliche Heftigkeit, die jede Begrenzung und jedes Hindernis im Sturm zerschmettern. Ihre ganze Göttlichkeit lodert auf in der Herrlichkeit einer stürmischen Aktion; Sie steht für Geschwindigkeit, für den sofort wirksamen Prozess, den jähen und direkten Schlag, den frontalen Angriff, der alles vor sich aufrollt. Schrecklich ist Ihr Antlitz den Titanen, gefährlich und unbarmherzig Ihre Haltung jenen gegenüber, die das Göttliche hassen; denn Sie ist die Kriegerin der Welten, die vor keinem Kampf zurückschreckt. Sie duldet keine Unvollkommenheit, begegnet allem im Menschen schonungslos, was nicht guten Willens ist. Sie ist hart gegenüber allem Widerspenstigen, Unwissenden und Finsteren. Ihr Zorn, angesichts von Verrat, Lüge und Böswilligkeit, ist jäh und tödlich, Missgunst geißelt Sie ohne zu zögern.

Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit und Trägheit im gottgegebenen Werk kann sie nicht ertragen, sondern rüttelt den unzeitigen Schläfer und den Faulenzer unverzüglich wach, notfalls mit heftigen Schmerzen. Impulse, die schnell, geradeaus und freimütig sind, Regungen, die vorbehaltlos und unbedingt sind, Sehnsucht, die wie eine Flamme auflodert, sind charakteristisch für Mahakali. Ihr Geist ist unbändig, Ihre Vision und Ihr Wille reichen hoch und weit wie der Flug eines Adlers, Ihre Füße erklimmen geschwind jeden ansteigenden Pfad, Ihre Hände sind ausgestreckt, zu schlagen und zu helfen. Doch auch Sie ist die Mutter, und Ihre Liebe ist so intensiv wie Ihr Zorn, und Ihre Güte ist tief und leidenschaftlich. Wenn man Sie mit Ihrer Kraft eingreifen lässt, zerbricht Sie im Nu wie Kartenhäuser die Hindernisse, die den Sucher blockieren, oder vernichtet die Gegner, die ihn belagern.

So schrecklich Ihr Zorn den Feindseligen ist und so schmerzhaft die Heftigkeit Ihres Druckes den Schwachen und Furchtsamen, so wird Sie geliebt und verehrt von den Großen, den Starken, den Edlen; denn die fühlen, dass Ihre Schläge alles Rebellische in ihnen umschmieden in Stärke und vollkommene Wahrheit, alles Krumme und Verkehrte gerade hämmern, alles Unreine und allen Makel austreiben. Aber was Sie an einem Tage schafft, würde ohne Sie Jahrhunderte dauern. Seligkeit mag ohne sie weit und feierlich sein oder wohl auch sanft und süß und schön, würde aber die Flammenfreude Ihrer absoluten Intensität einbüßen. Dem Wissen verleiht Sie erobernde Macht; Schönheit und Harmonie steigert Sie ins Hoheitsvolle; der langsamen und schwierigen Bemühung um Vollkommenheit gibt Sie einen Schwung, der die Kraft vervielfacht und den langen Weg verkürzt. Nichts kann Sie zufriedenstellen, was hinter der äußersten Ekstase, den höchsten Höhen, den edelsten Zielen und der weitesten Perspektive zurückbleibt. Deshalb kann das große Werk durch die Gnade Ihres Feuers, Ihrer Leidenschaftlichkeit und Schnelligkeit schon jetzt gelingen und nicht erst in ferner Zukunft, weil die siegreiche Kraft des Göttlichen mit Ihr ist.

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Die höchste Mutter offenbart sich aber nicht nur als Weisheit und Macht; es gibt ein noch subtileres Geheimnis Ihrer Natur, ohne das Weisheit und Macht unvollkommen wären und Vollkommenheit nicht makellos. Über ihnen wohnt das Wunder einer ewigen Schönheit, ein unbegreifbares Geheimnis göttlicher Harmonie, der bezwingende Zauber eines unwiderstehlichen, allumfassenden Charmes und einer Anziehungskraft, die die Dinge und Kräfte und Wesen einnimmt und zusammenhält und sie veranlasst, sich zu begegnen und zu verbinden, damit eine verborgene Seligkeit hinter dem Schleier aus ihnen das Spiel ihrer Rhythmen und Figuren machen kann. Das ist die Macht der großen Mutter der Schönheit und Liebe, der MAHALAKSHMI, und es gibt keinen Aspekt der Göttlichen Shakti, der für die Herzen aller Lebewesen anziehender wäre. Maheshwari, die Weisheit, mag zu ruhig, zu groß, zu fern erscheinen, als dass die kleine irdische Natur sich Ihr zu nähern oder sie zu erfassen wagte, Mahakali, die Macht, zu schnell und zu furchterregend, als dass unsere Schwachheit Sie ertragen könnte, alle aber wenden sich voll Freude und Sehnsucht Mahalakshmi, der Schönheit und Liebe zu. Denn Sie verbreitet den Zauber der berauschenden Süße des Göttlichen: Ihr nahe zu sein bedeutet tiefe Glückseligkeit, und sie im Herzen zu fühlen erfüllt das Dasein mit Entzücken und Staunen; Gnade und Charme und Zärtlichkeit entströmen Ihr wie das Licht der Sonne‚ und wohin auch immer Sie ihren wundervollen Blick richtet, oder wem auch immer Sie die Lieblichkeit Ihres Lächelns schenkt, dessen Seele ist ergriffen und gefangen und in die Tiefe einer unergründlichen Seligkeit getaucht. Magnetisch wirkt die Berührung Ihrer Hände, und Ihr verborgener und sanfter Einfluss veredelt den Geist, das Gemüt und den Leib, und wohin auch immer Sie Ihre Füße setzt, da entspringen Ströme verzückender Seligkeit.

Und doch ist es nicht leicht, den Anforderungen dieser hinreißenden Macht nachzukommen oder Sie zum Bleiben zu bewegen. Harmonie und Schönheit in Geist und Seele, Harmonie und Schönheit im Denken und Fühlen, Harmonie und Schönheit in jeder äußeren Handlung und Regung, Harmonie und Schönheit im Leben und in unserer Umgebung, das sind die Forderungen Mahalakshmis. Wo Sie auf Übereinstimmung mit den Rhythmen der geheimen All-Seligkeit trifft, wo der Ruf des All-Schönen beantwortet wird, wo Eintracht herrscht und viele Leben freudig dem Göttlichen entgegenströmen, in solcher Atmosphäre willigt Sie ein, zu bleiben. Alles aber, was hässlich ist, schäbig und niedrig, alles, was ärmlich ist, geizig und schmutzig, alles, was brutal ist und roh, stößt Sie ab und verhindert Ihr Kommen. Sie erscheint auch nicht, wo Liebe und Schönheit fehlen oder nur widerwillig zugelassen werden; und wo sie mit gemeinen Dingen vermischt und verunstaltet sind, da wendet Sie sich bald ab oder denkt nicht daran‚ Ihre Reichtümer auszugießen.

Auch wo Sie sich in den Herzen der Menschen von Selbstsucht, Hass und Eifersucht, von Bosheit, Neid und Streit umgeben sieht, wo Verrat, Begierde und Undankbarkeit sich in den heiligen Kelch mischen, wo rohe Leidenschaft und grobes Verlangen die Verehrung mindern, da will die holde und schöne Gottheit nicht verweilen‚ ein göttlicher Widerwille ergreift Sie, und Sie zieht sich zurück, denn es ist nicht Ihre Art, auf etwas zu bestehen oder zu kämpfen; oder aber Sie wartet verhüllten Angesichts, bis dieser bittere und giftige Teufelsstoff zurückgewiesen wird und verschwunden ist, ehe Sie erneut Ihren beglückenden Einfluss ausübt.

Asketische Blöße und Härte gefallen Ihr nicht, ebensowenig wie das Unterdrücken der tieferen Herzensregungen und das rigorose Verdrängen des Schönen im Seelischen und im Leben. Denn Sie bindet die Menschen durch Liebe und Schönheit an das Göttliche. In Ihren höchsten Schöpfungen wird das Leben in ein reiches himmlisches Kunstwerk verwandelt und alles Dasein in eine Dichtung heiligen Entzückens: Die Reichtümer der Welt werden zusammengetragen und zu schönster Ordnung auf einander abgestimmt, und sogar die einfachsten und alltäglichsten Dinge werden wundervoll durch Ihre Intuition des Einklangs und durch den Hauch Ihres Geistes. Wenn Sie Einlass in die Herzen gefunden hat, dann hebt Sie Weisheit empor auf die Gipfel des Übernatürlichen und enthüllt ihr die mystischen Geheimnisse der Ekstase, die über alle Erkenntnis hinausgeht; Sie kommt der Anbetung mit der leidenschaftlichen Anziehungskraft des Göttlichen entgegen; Sie verleiht der Stärke und Kraft jenen Rhythmus, der die Macht ihres Wirkens harmonisch und maßvoll hält und breitet über die Vollkommenheit jenen Zauber aus, der ihr Dauer verleiht auf ewig.

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MAHASARASWATI verkörpert die Schaffenskraft der Mutter und Ihren Geist der Vollkommenheit und Ordnung. Sie ist die Jüngste der Vier, der physischen Natur am nächsten und die Geschickteste im Umsetzen von Ideen in die Wirklichkeit. Maheshwari, die Weisheit, legt die Weltenkräfte in großen Linien fest, Mahakali, die Macht, verleiht ihnen ihren Schwung und ihre Energie, Mahalakshmi, die Liebe, enthüllt ihre Rhythmen und Maße, Mahasaraswati, die Große Mutter der Vollkommenheit aber waltet über ihrer Organisation und deren Wirken im einzelnen, über dem Verhältnis der Teilkräfte zueinander, über der Wirksamkeit ihrer Verbindung untereinander und über der unfehlbaren Stimmigkeit der Ergebnisse und der Ausführung. Wissenschaft, Kunstfertigkeit und Technik sind Mahasaraswatis Bereich. Sie besitzt von Natur aus das intime und genaue Wissen, die Geschicklichkeit und die Geduld, die Sicherheit intuitiven Denkens, das Fingerspitzengefühl und das richtige Augenmaß des vollkommenen Arbeiters und kann das all jenen vermitteln, die Sie dazu ausersehen hat.

Diese Macht stellt die starke, unermüdliche, sorgfältige und tüchtige Baumeisterin dar, die Organisatorin, die Verwalterin, die Technikerin, Künstlerin und Ordnerinder Welten. Wenn Sie es auf sich nimmt, die Naturkräfte umzuwandeln und neu zu bilden, dann geht Sie bedächtig und gründlich vor und erscheint uns in unserer Ungeduld häufig zu langsam, ja nie zu Ende zu kommen; dafür aber erfasst Sie alles, ist ausdauernd und unfehlbar. Denn in Ihrem Schaffenswillen ist sie gewissenhaft, wachsam, unermüdlich; über uns geneigt, bemerkt und berührt Sie jedes kleine Detail, spürt Sie jeden noch so geringfügigen Fehler auf, jede Lücke, jede Entstellung oder Unvollständigkeit, bedenkt und erwägt genau alles, was bereits getan wurde und was noch alles zu tun verbleibt. Nichts ist Ihrer Aufmerksamkeit zu gering oder zu unbedeutend; nichts kann Ihr entgehen und sei es noch so ungreifbar, maskiert oder unterschwellig verborgen.

Formend und wieder umformend arbeitet Sie jedes Detail durch, bis es seine wahre Form erreicht, seinen richtigen Platz im Ganzen gefunden hat und seinen eigentlichen Zweck erfüllt. In Ihrem unaufhörlichen und sorgfältigen Ordnen und Neuordnen der Dinge behält Sie alles Notwendige gleichzeitig im Auge und auch, wie man ihm entsprechen muss; intuitiv weiß Sie, was ausgewählt und was verworfen werden muss. Erfolgreich bestimmt Sie das richtige Werkzeug, die richtige Zeit, die richtigen Umstände und das richtige Verfahren.

Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit und Trägheit verabscheut Sie; alles schludrige, flüchtige und verpfuschte Werk, alles Ungeschickte, Ungefähre und Missglückte, alles Fehlangepasste, jeder Missbrauch von Instrumenten und Fähigkeiten, alles Unerledigte oder Halbfertige ist Ihrem Wesen zuwider und fremd. Wenn Sie Ihre Arbeit abgeschlossen hat, ist nichts vergessen, nichts steht am falschen Platz, ist unterlassen oder in mangelhaftem Zustand verblieben; alles ist gediegen, ordentlich, vollständig, bewundernswert. Nur das makellos Vollkommene befriedigt Sie, und Sie ist bereit, eine Ewigkeit an Mühe auf sich zu nehmen, wenn das für die Fülle Ihrer Schöpfung erforderlich ist. Insofern ist Sie von allen Machtverkörperungen der Mutter diejenige, die mit den Menschen und ihren tausend Unvollkommenheiten am längsten leidet.

Sie ist bei uns, freundlich lächelnd und hilfreich, nicht leicht entmutigt, beharrlich, sogar nach wiederholtem Misserfolg, Ihre Hand unterstützt uns bei jedem Schritt, allerdings unter der Bedingung, dass wir in unserem Bemühen eindeutig sind, geradeaus und aufrichtig; denn Hintergedanken wird Sie nicht dulden, und Ihre entlarvende Ironie ist mitleidlos dem Dramatisieren, dem theatralischen Getue, der Selbsttäuschung und der Heuchelei gegenüber.

Unseren Bedürfnissen gegenüber ist Sie eine Mutter, wenn wir in Schwierigkeiten geraten, eine Freundin, und immer eine zuverlässige und ruhige Ratgeberin und Mentorin; Sie verjagt mit ihrem strahlenden Lächeln die Wolken der Schwermut, der Verärgerung und der Depression, indem Sie stets an die immer gegenwärtige Hilfe erinnert und auf den ewigen Sonnenschein hinweist; Sie ist unerschütterlich, ruhig und ausdauernd in Ihrem tiefen und fortwährenden Drängen, uns zu der Ganzheit der höheren Natur zu treiben. Alle Arbeit der anderen Mächte stützt sich auf Sie in Hinsicht auf Vollkommenheit; denn Sie sichert die materielle Grundlage, arbeitet alle Einzelheiten durch, errichtet den Bau und befestigt seine Armierung.

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Es gibt noch weitere große Persönlichkeiten der Göttlichen Mutter, aber Sie waren schwieriger herabzubringen und haben in der Entwicklung des Erdgeistes nicht so auffällig im Vordergrund gestanden. Zu ihnen zählen Verkörperungen, die für die Realisierung des Supramentalen unentbehrlich sind, vor allem eine, Ihre Personifikation jener geheimnisvollen, mächtigen Ekstase und Ananda, die aus der höchsten göttlichen Liebe strömt, jener Glückseligkeit, die allein die Kluft zwischen den höchsten Höhen des supramentalen Geistes und den tiefsten Abgründen der Materie überbrücken kann, jener Glückseligkeit, die den Schlüssel zu dem wundervollsten göttlichen Leben in Händen hält und auch jetzt schon aus Ihrer Verborgenheit heraus das Wirken aller Kräfte des Universums unterstützt.

Die menschliche Natur aber, unfrei, egoistisch und verfinstert, ist unfähig, diese großen Wesenheiten zu empfangen oder ihr machtvolles Wirken zu ertragen. Erst wenn alle vier Ihre Harmonie und Bewegungsfreiheit in den umgewandelten Schichten des Denkens, des Lebens und des Leibes aufgebaut haben, können sich jene anderen, selteneren Kräfte in der Entwicklung der Erde offenbaren und das supramentale Werk ermöglichen. Denn erst, wenn all Ihre Persönlichkeiten in Ihr versammelt sind und sich offenbart haben, Ihr getrenntes Wirken in harmonisches Zusammenwirken verwandelt und sich zu Ihrer supramentalen Göttlichkeit erhoben haben, erst dann ist die Mutter als die supramentale Große Mutter, Mahashakti, offenbart, und erst dann lässt Sie die leuchtenden Transzendenzen aus Ihrem unbeschreibbaren Himmel herabströmen. Dann kann sich die menschliche Natur in die dynamische göttliche Natur umwandeln, weil alle Grundlinien des supramentalen Wahrheits-Bewusstseins und der Wahrheitsmacht miteinander verbunden sind und die Harfe des Lebens auf die Rhythmen des Ewigen eingestimmt ist.

Wenn du diese Umwandlung wünschst, begib dich in die Hände der Mutter und Ihrer Kräfte, und lass Sie ungehindert, ohne Nörgelei oder Widerstand in dir wirken.

Drei Eigenschaften brauchst du dazu: Bewusstsein, die Fähigkeit zur Wandlung und rückhaltlose Hingabe. Du musst dir in deinem Denken wie in deiner Seele, in deinem Herzen wie in deinem Leben, ja bis in die Zellen deines Körpers hinein der Mutter, Ihrer Kräfte und Ihres Wirkens bewusstwerden; denn obwohl Sie sogar in der Dunkelheit und in den unbewussten Schichten und Augenblicken in dir wirken kann und das auch tut, so ist es nicht dasselbe, wie wenn du in wacher und lebendiger Verbindung mit Ihr stündest.

Deine ganze Natur muss wie Wachs in Ihren Händen sein, nichts in Frage stellen, so wie die überhebliche unwissende Vernunft in Frage stellt, anzweifelt und bestreitet und damit der Feind ihrer eigenen Erleuchtung und Umwandlung ist; sie darf nicht auf ihren eigenen Regungen bestehen, so wie das Vitale im Menschen ständig seine hartnäckigen Begierden und seine Böswilligkeit allem göttlichen Einfluss entgegenstellt; sie darf sich nicht selbst blockieren und hinter Unfähigkeit, Trägheit und Tamas verschanzen, so wie es das körperliche Bewusstsein im Menschen tut, das in seinem Haften an armseligen und fragwürdigen Vergnügungen gegen jede Berührung aufbegehrt, die seine seelenlose Routine oder seine träge Faulheit oder seinen dumpfen Dornröschenschlaf stört.

Die rückhaltlose Hingabe deines inneren und äußeren Wesens wird diese Wandelbarkeit in alle Schichten deiner Natur bringen. Überall in dir wird Bewusstsein erwachen, und zwar durch die gleichbleibende Offenheit gegenüber der Weisheit, dem Lichte, der Kraft, der Harmonie, Schönheit und Vollkommenheit, die von oben herabströmen. Sogar der Körper wird erwachen und am Ende sein – nicht mehr länger unterschwelliges – Bewusstsein mit der supramentalen überbewussten Macht vereinen, sich von oben, von unten und aus der Umgebung von all Ihren Kräften durchdrungen fühlen und in der Ekstase höchster Liebe und Ananda erbeben.

Aber hüte dich davor, die Göttliche Mutter mit deinem kleinen irdischen Verstand begreifen und beurteilen zu wollen, der gerne sogar jene Dinge, die über ihn hinausgehen, seinen eigenen Normen und Maßstäben unterwirft, seinem engstirnigen Denken, seinen irrigen Eindrücken, seiner bodenlos aggressiven Unwissenheit und seinem engstirnigen selbstsicheren Wissen.

Der menschliche Verstand im Gefängnis seines Dämmerlichtes kann den Schritten der Göttlichen Mutter in Ihrer vielseitigen Freiheit nicht folgen. Die Komplexität Ihrer Schau und die Geschwindigkeit Ihres Handelns übersteigen sein begrenztes Fassungsvermögen; die Ausmaße Ihrer Bewegungen entsprechen einfach nicht seinen Maßstäben. Verwirrt vom schnellen Wechsel Ihrer vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, der Hervorbringung und Wiederauflösung von Rhythmen, der Beschleunigung und Wiederverlangsamung, Ihrer unterschiedlichen Art und Weise, die Probleme des einen und des anderen zu lösen, einmal diesen, dann jenen Faden aufzunehmen, wieder fallenzulassen, und dann wieder zusammenzufassen, davon verwirrt, wird er die Wege der höchsten Macht nicht erkennen, wenn Sie über dem Irrgarten der Unwissenheit kreisend sich aufschwingt zum überirdischen Lichte.

Öffne Ihr lieber deine Seele und gib dich damit zufrieden, Sie mit Hilfe der seelischen Natur, die allein auf die Wahrheit direkt anspricht, zu fühlen und mit der Seele wahrzunehmen. Dann wird die Mutter selbst deinen Verstand, dein Herz, dein vitales und dein physisches Bewusstsein mit Hilfe der seelischen Elemente erleuchten und auch ihnen Ihre Wege und Ihr Wesen enthüllen.

Vermeide auch den Irrtum des beschränkten Verstandes, von der Göttlichen Macht zu verlangen, immer unseren groben, oberflächlichen Vorstellungen von Allwissen und Allmacht gemäß zu handeln. Unser Verstand fordert nämlich, bei jeder Gelegenheit durch Wunderkräfte, leichten Erfolg und blendenden Glanz beeindruckt zu werden; andernfalls kann er nicht glauben, dass hier das Göttliche anwesend ist. Die Mutter stellt sich der Unwissenheit auf der Ebene der Unwissenheit; Sie ist zu uns herabgekommen und weilt nicht mehr nur hoch oben. Teilweise verschleiert und teilweise entschleiert Sie Ihr Wissen und Ihre Macht, hält sie häufig vor Ihren Instrumenten und Persönlichkeiten zurück und folgt, um diese umzuformen, dem Weg des suchenden Verstandes, der sich sehnenden Seele, des kämpfenden Vitalen, der gefangenen und leidenden physischen Natur. Es gibt Bedingungen, die von einem Höchsten Willen festgelegt worden sind, viele verschlungene Knoten, die gelöst werden müssen und die wir nicht kurzerhand durchhauen können. Die Asuras und Rakshasas halten diese sich entfaltende irdische Natur im Griff; man muss ihnen entgegentreten und sie nach ihren eigenen Spielregeln in ihrem eigenen, lang in Besitz genommenen Lehen und Herrschaftsbereich unterwerfen; und dann muss das Menschliche in uns dazu gebracht werden, seine Grenzen zu überschreiten; dazu muss es vorbereitet werden, denn es ist zu schwach und zu dunkel, um plötzlich zu einer Ebene emporgehoben zu werden, die so hoch über ihm liegt. Das Göttliche Bewusstsein und die Göttliche Kraft sind am Werk, sie veranlassen in jedem Augenblick alles für die Arbeit Notwendige, unternehmen die entscheidenden Schritte und formen inmitten der Unvollkommenheit die Vollkommenheit, die kommen muss. Aber nur, wenn das Supramentale in dich eingedrungen ist, kann die Mutter unmittelbar als die supramentale Shakti in dir als supramentale Natur wirken. Folge nicht deinem Verstand, denn er wird die Mutter nicht erkennen, selbst dann nicht, wenn Sie sich vor dir offenbart.

Folge deiner Seele und nicht deinem Verstand, deiner Seele, die auf die Wahrheit reagiert, nicht deinem Verstand, der sich auf die Welt der Erscheinungen stürzt; vertraue der göttlichen Macht, und sie wird die göttlichen Elemente in dir freisetzen und alles in einen Ausdruck der göttlichen Natur umwandeln.

Die supramentale Wandlung ist eine beschlossene Sache und unausbleiblich in der Entfaltung des Erdbewusstseins, denn dessen Aufstieg ist noch nicht beendet und Vernunft nicht sein letzter Gipfel. Damit die Wandlung kommen, Form annehmen und dauern kann, ist der Ruf von unten notwendig und muss von dem Willen getragen werden, das Licht, wenn es kommt, zu erkennen und nicht zu verleugnen; und ebenso notwendig ist die Zustimmung des Höchsten von oben.

Die Macht aber, die zwischen der Zustimmung und dem Ruf vermittelt, das ist die Gegenwart und Kraft der Göttlichen Mutter. Keine menschliche Bemühung und Tapasya17 kann je unsere Augen öffnen, nur die Kraft der Mutter kann die Hülle fortreißen und das Gefäß formen und in diese Welt des Dunkels, der Lüge, des Todes und des Leidens die Wahrheit, und das Licht, und das göttliche Leben und die Ananda der Unsterblichen herabbringen.

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10 Vibhuti: Göttliche Macht, Mensch mit partieller göttlicher Macht dadurch befähigt, mit großer Macht in der Welt zu wirken.

11 Sat-Chit-Ananda: Sein-Bewusstsein-Seligkeit.

12 Ishvara-Shakti: Der Herr und die Schöpferkraft.

13 Purusha-Prakriti: Die Seele und die Natur.

14 Asura: Titan, auf der mental-vitalen Ebene, antigöttlich.

15 Rakshasa: Antigöttliches menschenfressendes Ungeheuer.

16 Pisacha: Dämon der niedersten vitalen Ebene.

17 Tapasya: Asketische Konzentration von Wille und Energie zur Eroberung der Natur.

Die Mutter - mit Briefen über die Mutter

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