Читать книгу Savitri – Eine Legende und ein Symbol - Sri Aurobindo - Страница 89
ОглавлениеFünfter Canto
Die Gottheiten des kleinen Lebens
Als eine festgelegte und begrenzte Macht mit starren Formen
Nahm er das Reich des kleinen Lebens wahr,
Eine unglückliche Ecke in der Ewigkeit.
Es lebte auf dem Randgebiet der Idee,
Geschützt durch Unwissenheit wie in einer Muschel.
Dann, in der Hoffnung, das Geheimnis dieser Welt zu ergründen,
Spähte er über dessen spärlichen Saum des Blickfeldes,
Um aus dessen oberflächen-klaren Obskurität
Die Kraft loszulösen, die es bewegte und die Idee, die schuf,
Dem Unendlichen Winzigkeit auferlegend,
Den beherrschenden Geist seiner Kleinheit,
Das göttliche Gesetz, das ihm das Daseinsrecht gab,
Seinen Anspruch an die Natur und sein Bedürfnis in der Zeit.
Er senkte seinen Blick in die Nebel-Belagerung,
Die dies schmale schwach beleuchtete Festland
Mit den Firmamenten und Meeren der Unwissenheit umringt hielt
Und es abschirmte gegen Wahrheit und Selbst und Licht.
Als ob ein Scheinwerfer in die blinde Brust der Nacht dringt
Und Behausungen, Bäume und menschliche Gestalten erscheinen lässt,
Enthüllt gleichsam einem Auge im Nichtsein,
So wurde alles Versteckte aus seinen Verhüllungen gerissen
Und in die sonnenweiße Glut seiner Schau emporgehalten.
Ein geschäftiges ruheloses ungehobeltes Volk
Wimmelte dort zu Tausenden in ihrer Düsternis ganz unbeachtet.
In einem Nebel der Heimlichtuerei, der die Weltbühne einhüllt,
Planten die kleinen Gottheiten niederen Tuns der Zeit,
Die fern von Himmels prüfendem Auge wirken,
Unbekannt den Geschöpfen, die sie bewegen,
Die kleinen Verschwörungen dieser Kleinherrschaft,
Sich ergötzend an all den kleinen Tricksereien, den kurzen Hoffnungen
Und den kleinen eifrigen Schritten und kleinen Wegen
Und am reptilienartigen Suhlen im Dunkel und Staub
Und an der Unterwürfigkeit und der Schmach des kriechenden Lebens.
Eine unruhige und bunt gemischte Schar,
Ein seltsames Durcheinander magischer Künstler,
War zu sehen, modellierend den weichen Lehm des Lebens,
Eine Elfenbrut, eine elementare Art.
Verwundert über den ungewohnten Glanz,
Als ob sie nur im Schatten heimisch wären, wurden
Kobolde mit bizarren Gliedern und zerfurchten Tiergesichtern aufgeschreckt,
Einflüsterungsgeister, gnomenrunzelig oder feenklein,
Und holdere Genien, aber unbeseelt und arm,
Und gefallene Wesen, ihren himmlischen Teil verloren,
Und umherirrende Gottheiten, gefangen im Staub der Zeit.
Unwissende und gefährliche Willen, aber mit Macht gewappnet,
Halb Tier, halb Gott in ihrer Stimmung, in ihrer Gestalt.
Aus dem Grau eines düsteren Hintergrundes
Kommt ihr Geflüster, eine unartikulierte Kraft,
Und erweckt im Mental das Echo eines Gedankens oder Wortes,
Zu ihrem Stachel des Impulses sich des Herzens Zustimmung einholend,
Und in dieser kleinen Natur tun sie ihr Werk
Und füllen mit Unbehagen deren Mächte und Geschöpfe.
Deren Saat der Freude verfluchen sie mit der Frucht der Sorge,
Blasen deren spärliches Licht mit dem Atem des Irrtums aus,
Wenden deren oberflächlichen Wahrheiten zu Zwecken der Lüge,
Spornen deren kleinen Gefühle an, treiben deren Leidenschaften
Zum Abgrund hin oder durch Sumpf und Schlamm:
Oder aber sie stacheln mit dem Sporn harter schaler Gelüste,
Während des Lebens Karren auf Abwegen ziellos schwankt
Und keinen Ausweg findet aus der Unwissenheit.
Zu spielen mit Gut und Böse ist ihr Gesetz;
Lockend zu Fehlschlag und bedeutungslosem Erfolg,
Korrumpieren sie alle Konstruktionen, verfälschen alle Maße,
Machen aus Wissen Gift, aus Tugend abgestumpfte Muster,
Und führen die endlosen Zyklen des Begehrens
Durch den Anschein eines traurigen oder glücklichen Zufalls
Zu einem unausweichlichen Verhängnis.
Unter ihrem Einfluss wird dort alles durchgeführt.
Doch endet ihr Reich und ihre Rolle dort nicht:
Wo immer ein seelenloses Mental und ein richtungsloses Leben
Und ein Ich in kleinem Leib alles ist, was zählt,
Wo immer Liebe und Licht und Weite fehlen,
Gehen diese betrügerischen Macher an ihr Werk.
Über alle halb-bewussten Welten dehnen sie ihre Herrschaft aus.
Auch hier treiben diese Gottlinge unsere menschlichen Herzen an,
Das Zwielicht unserer Natur ist ihr Schlupfwinkel:
Auch hier gehorcht das verfinsterte primitive Gemüt
Den verhüllten Suggestionen eines verborgenen Mentals,
Das unsere Erkenntnis mit irreführendem Licht ständig begleitet
Und zwischen uns und der errettenden Wahrheit steht.
Es spricht zu uns mit den Stimmen der Nacht:
Unser verdunkeltes Leben bewegt sich auf größere Dunkelheit zu;
Unser Suchen hört auf verhängnisvolle Hoffnungen.
Eine Struktur von blinden Gedanken wird erbaut
Und Vernunft von einer irrationalen Kraft benutzt.
Nicht nur diese Erde allein ist unser Lehrer und unsere Amme;
Die Mächte aller Welten haben hier den Zutritt.
Auf ihrem eigenen Gebiet folgen sie dem Rad des Gesetzes
Und schätzen die Sicherheit eines sesshaften Typs;
Auf Erden, wo sie ihrer unveränderlichen Laufbahn entrissen sind,
Bleibt ihr Gesetz, doch nicht ihre festgelegte Form der Dinge.
In ein schöpferisches Chaos werden sie geschleudert,
Wo alles nach Ordnung strebt, doch Zufall es drängt;
Als Fremdlinge der Erd-Natur müssen sie die Wege der Erde erlernen,
Einander fremd oder feind, sie müssen sich vereinen:
Sie wirken und kämpfen und vertragen sich nur mit Mühe:
Diese trennen, jene einen sich, alle trennen und einen sich von neuem,
Nie aber können wir wissen und wahrlich leben
Bis alle ihre göttliche Harmonie gefunden haben.
Der ungewisse Weg unseres Lebens windet sich kreisend fort,
Die unruhige Suche unseres Mentals fragt unablässig nach Licht,
Bis sie ihr Geheimnis in ihrer Quelle in Erfahrung gebracht haben,
Im Lichte des Zeitlosen und dessen raumlosem Heim,
In der Freude des Ewigen, allein und eins.
Doch jetzt ist das höchste Licht noch weit entfernt:
Unser bewusstes Leben gehorcht den Gesetzen des Nichtbewussten;
Zu unkundigen Absichten und blinden Wünschen
Bewegt eine zweideutige Kraft unser Herz;
Selbst die Eroberungen unseres Mentals tragen eine verbeulte Krone.
Eine langsam wandelnde Ordnung bindet unseren Willen.
Dies ist unser Los, bis unsere Seele frei ist.
Dann rollt eine mächtige Hand die Himmelsgewölbe des Mentals zurück,
Unendlichkeit übernimmt das Tun des Endlichen
Und Natur betritt in das ewige Licht.
Erst dann endet dieser Traum des niederen Lebens.
Im Anbeginn dieser rätselhaften Welt,
Die sowohl eine riesige brachiale Maschine zu sein scheint
Als auch eine langsame Demaskierung des Geistes in den Dingen,
In dieser sich drehenden Kammer ohne Wände,
In der Gott teilnahmslos überall sitzt,
Als ob er sich selbst nicht kennt und von uns nicht bemerkt
In einem Wunder bewusstloser Heimlichkeit,
Ist dennoch alles hier sein Handeln und sein Wille.
In diesem Gewirbel und dieser Ausstreuung durch unendliche Leere
Wurde der Geist zu Materie und lag im Wirbel,
Ein schlafender Körper ohne Sinn oder Seele.
Ein Massen-Phänomen von sichtbaren Formen,
Aufrechterhalten durch das Schweigen der Leere,
Erschien im ewigen Bewusstsein
Und schien eine äußere und empfindungslose Welt zu sein.
Niemand war da, der sehen, niemand der fühlen konnte;
Nur das wundersame Nichtbewusste,
Ein feinsinniger kunstfertiger Zauberer, war am Werk.
Wege für magische Ergebnisse findend,
Die wunderbare Vorrichtung der Schöpfung handhabend,
Mechanisch die Punkte stummer Weisheit verzeichnend,
Die ungedachte unvermeidliche Idee nutzend,
Tat es die Werke von Gottes Intelligenz
Oder wirkte gemäß dem Willen irgendeines höchsten Unbekannten.
Noch war Bewusstsein im Schoße der Natur verborgen,
Unfühlbar war die Seligkeit, von deren Verzückung die Welten träumten.
Das Sein war eine träge Substanz, getrieben von Kraft.
Zuerst war nur ein ätherischer Raum:
Seine ungeheuren Schwingungen kreisten rund herum,
In sich tragend irgend ungeplante Initiative:
Gestützt von einem höchsten ursprünglichen Atem
Erschuf der mystische Akt von Ausdehnung und Zusammenziehung
In der Leere Berührung und Reibung
Und brachte in die abstrakte Öde Zusammenprall und Umklammerung:
Als Erzeuger eines sich ausdehnenden Universums
In einer Matrix von sich auflösender Kraft,
Bewahrt dieser durch Verausgabung ein endloses Ganzes.
Auf dem Herd des Raumes entfachte er ein unsichtbares Feuer,
Welches, Welten säend wie Korn man sät,
Die leuchtende Ordnung der Sterne aus sich herauswirbelte.
Ein Ozean elektrischer Energie
Formte formlos seine seltsamen Wellenteilchen,
Die durch ihren Tanz diese solide Anordnung erbauten,
Seine Gewalt in das Atom zur Ruhe eingeschlossen;
Massen wurden geschmiedet oder vorgetäuscht und sichtbare Formen;
Licht verstreute den raschen enthüllenden Funken des Photons
Und zeigte, in der Winzigkeit seines Aufblitzens abgebildet,
Diesen Kosmos scheinbarer Dinge.
So ward diese wirkliche unmögliche Welt gemacht,
Ein augenfälliges Wunder oder eine überzeugende Show.
So wenigstens erscheint es dem kühnen Mental des Menschen,
Der sein Denken als den Richter der Wahrheit einsetzt,
Seine persönliche Sicht als das unpersönliche Faktum,
Als Zeugen einer objektiven Welt
Seine irrenden Sinne sowie die Kunstfertigkeit seiner Instrumente.
So muss er das greifbare Rätsel des Lebens
In einem zweifelhaften Lichte lösen, mit Irrtum nach Wahrheit greifen,
Und langsam den Schleier vom Angesicht nehmen.
Oder, verlassen vom Glauben an Mental und Sinne,
Sein Wissen ein heller Körper der Unwissenheit,
Sieht er in allen seltsam gestalteten Dingen hier
Den unwillkommenen Scherz einer täuschenden Kraft,
Ein Gleichnis von Maya und ihrer Macht.
Diese weite immerwährende Bewegung, eingefangen und gehalten
Im geheimnisvollen und wandellosen Wandel
Der fortdauernden Bewegung, die wir Zeit nennen,
Und die ständig ihren wiederkehrenden Rhythmus erneuert,
Diese rastlosen Runden, die ein Fließen festlegen,
Diese statischen Objekte im kosmischen Tanz,
Die nur die sich selbst wiederholenden Wirbel der Energie sind,
Verlängert durch den Geist der sinnierenden Leere,
Erwartete Leben und Sinne und ein erwachendes Mental.
Nur ein wenig änderte der Träumer seine steinerne Pose.
Nachdem das gründliche Werk des Nichtbewussten getan ward
Und der Zufall durch festgelegte unveränderliche Gesetze bezwungen,
War eine Bühne da für das bewusste Schauspiel der Natur.
Nun regte sich des Geistes stummer unbewegter Schlaf;
Dumpf und langsam brach die verborgene Kraft hervor.
Ein Traum vom Leben erwachte im Herz der Materie,
Ein Wille zu leben wühlte den Staub des Nichtbewussten auf,
Ein lebendig Sonderbares erschreckte die leere Zeit,
Kurzlebig in einer kahlen Ewigkeit,
Unendlich klein in einer toten Unendlichkeit.
Ein feinerer Atem stimulierte die toten Formen der Materie;
Der festgelegte Rhythmus der Welt ward zum bewussten Schrei;
Eine schlangenartige Macht verband sich mit empfindungsloser Kraft.
Inseln von Leben übersäten leblosen Raum
Und Keime des Lebens formten sich in formloser Luft.
Ein Leben ward geboren, das den Gesetzen der Materie folgte,
In Unkenntnis der Motive seiner Schritte;
Sich immer ändernd und doch für immer gleich
Wiederholte es das Paradoxon, das ihm zur Geburt verhalf:
Seine rastlosen und unbeständigen Beständigkeiten
Kehrten im Fluss der Zeit unaufhörlich wieder
Und zweckdienliche Regungen in unbesonnenen Formen
Verrieten den Druck eines eingesperrten Willens.
Wachen und Schlafen lagen sich eng umschlungen in den Armen;
Hilflos und schwammig kamen Freude und Schmerz,
Erschauernd von der ersten schwachen Erregung einer Welt-Seele.
Eine Lebensstärke, die weder schreien noch sich rühren konnte,
Ging auf in Schönheit, dem Zeichen einer tiefen Freude:
Eine Empfindsamkeit, unfähig sich auszudrücken,
Herzklopfen einer Welt, die von nichts wusste,
Durchjagte ihre schläfrige Erstarrung und löste dort
Ein vages unsicheres Erschauern aus, ein umherschweifendes Pochen,
Als ob verborgene Augen schwach die Lider öffneten.
Das Selbsterleben als Kind erwuchs und Geburt ward geboren.
Eine Gottheit erwachte, lag aber mit träumenden Gliedern da;
Ihr Haus verwehrte die Öffnung seiner versiegelten Tore.
Unerkennbar für unsere Augen, die nur
Die Form sehen, die Tat und nicht den eingesperrten Gott,
Barg die Lebensmacht in ihrem okkulten Puls von Wachstum und Kraft
Ein Bewusstsein mit lautlosem unterdrücktem Pochen eines Sinns,
Ein verhaltenes Mental, das noch nichts vom Denken wusste,
Einen untätigen Geist, der nur zu sein vermochte.
Zuerst erhob sie keine Stimme, wagte keine Regung:
Mit Welt-Macht versehen, voll von lebendiger Kraft,
Klammerte sie sich nur mit ihren Wurzeln an der sicheren Erde fest,
Erschauerte stumm bei der Wucht von Strahl und Wind
Und streckte rankend Finger der Begierde aus;
Die Stärke in ihrer Sehnsucht nach Sonne und Licht
Empfand die Umarmung nicht, die sie atmen und leben ließ;
Versunken träumte sie zufrieden mit Schönheit und Farbe.
Doch schließlich blickte die bezaubernde Unermessliche auf:
Emsig, lebhaft, hungrig, tastete sie nach dem Mental;
Dann zuckten langsam Sinne und Denken spähte forschend aus;
Sie zwang die unwillige Form, bewusst zu werden.
Herausgemeißelt ward die Magie einer bewussten Form;
Ihre tranceartigen Schwingungen rhythmisierten eine schnelle Reaktion
Und leuchtende Regungen riefen Hirn und Nerven hervor,
Erweckten in der Materie die Identität des Geistes
Und entzündeten in einem Körper das Wunder
Von des Herzens Liebe und der Seele Zeugen-Blick.
Angetrieben durch einen unsichtbaren Willen konnten dort
Fragmente eines ungeheuren Werdedrangs hervorbrechen
Und lebhafte Andeutungen eines geheimen Selbsts,
Und die zweifelhafte Saat und die Kraft zukünftiger Formen
Erwachten aus der unbewussten Ohnmacht der Dinge.
Eine Tierschöpfung kroch und rannte
Und flog und kreischte zwischen Erde und Himmel,
Gejagt vom Tod und dennoch zu leben hoffend
Und froh zu atmen, wenn auch nur für eine Weile.
Dann ward aus dem ursprünglichen rohen Tier der Mensch geformt.
Ein denkendes Mental kam, um des Lebens Stimmungen zu erheben,
Das scharf geschliffene Werkzeug einer gemischten und vagen Natur,
Eine Intelligenz, halb Zeuge, halb Maschine.
Dieser scheinbare Lenker ihres Rades der Werke,
Beauftragt, ihr Treiben zu begründen und zu verzeichnen
Und ihren unsteten Kräften sein Gesetz aufzuprägen,
Diese Haupttriebfeder einer empfindlichen Mechanik,
Bestrebt, ihren Benutzer aufzuklären und aufzubessern,
Erhebend zur Schau der innewohnenden Macht
Die grobe Initiative des in sich versunkenen Mechanikers:
Er hob seine Augen; Himmels-Licht spiegelte ein Angesicht.
Erstaunt über das in ihrem mystischen Schlaf Geschaffene,
Schaute sie auf die Welt, die sie gemacht hatte:
Verwunderung ergriff nun den großen Automat;
Sie hielt inne, um ihr Selbst und Ziel zu verstehen,
Sinnierend lernte sie, nach bewusster Regel zu handeln,
Eine geschaute Maßregel lenkte ihre rhythmischen Schritte;
Denken grenzte mit dem Rahmen des Willens ihre Instinkte ein
Und erleuchtete mit der Idee ihr blindes Drängen.
Auf ihre Masse von Impulsen, ihren Reflex-Handlungen,
Auf die gedrängten oder gelenkten Antriebe des Nichtbewussten
Und die unbedacht akkuraten Schritte seines Mysteriums
Setzte sie das scheinbare Bild eines Selbsts,
Ein lebendes Idol von entstelltem Geist;
Dem Wirken der Materie nötigte sie ein Gesetz bestimmter Muster auf;
Sie schuf aus chemischen Zellen einen denkenden Körper
Und formte ein Wesen aus getriebener Kraft.
Zu sein, was sie nicht war, entfachte ihre Hoffnung:
Sie wandte ihren Traum hin zu einem hohen Unbekannten;
Ein Hauch ward unten gespürt von dem erhabenen Einen.
Eine Öffnung sah auf zu oberen Sphären
Und farbige Schatten umsäumten auf sterblichem Grund
Die vorüberziehenden Figuren unsterblicher Dinge;
Ein schneller überirdischer Blitz konnte manchmal kommen:
Der erleuchtete Seelen-Strahl fiel auf Herz und Fleisch
Und berührte mit dem Anschein idealen Lichts
Den Stoff, aus dem unsere irdischen Träume sind.
Eine zerbrechliche menschliche Liebe, die nicht bestehen konnte,
Mottenflügel des Egos, die die Seraph-Seele emportragen,
Erschien, ein oberflächlicher Glamour eines kurzen Rendezvous,
Ausgelöscht von leichtestem Hauch der Zeit;
Freude, die Sterblichkeit für eine Weile vergaß,
Kam, ein seltener Besucher, der zeitig ging
Aber alle Dinge für eine kurze Stunde schön erscheinen ließ,
Hoffnungen, bald zu grauer Wirklichkeit verblasst,
Und Leidenschaften, die zu Asche zerfallen, während sie noch brennen,
Entfachten die gewöhnliche Erde mit ihrer kurzlebigen Flamme.
Als ein Geschöpf, bedeutungslos und klein,
Besucht und erhöht von einer unbekannten Macht,
Mühte sich der Mensch auf seinem kleinen Fleckchen Erde
Um Mittel, fortzudauern, zu genießen, zu leiden und zu sterben.
Ein Geist, der nicht verging mit dem Körper und dem Atem,
War da wie ein Schatten des Ungeoffenbarten
Und stand hinter der kleinen persönlichen Form,
Doch noch nicht in Anspruch nehmend diese irdische Verkörperung.
Zustimmend der langen sich langsam bewegenden Bemühung der Natur,
Betrachtend die Werke seiner eigenen Unwissenheit,
Lebt der mächtige Zeuge unerkannt, ungefühlt,
Und nichts weist auf die Herrlichkeit hin, die hier ist.
Als eine Weisheit, die die mystische Welt regiert,
Als ein Schweigen, das dem Ruf des Lebens lauscht,
Sieht er die hastende Menge des Augenblicks dahinziehen
Zur stillen Erhabenheit einer fernen Stunde.
Diese riesige Welt dreht sich unverständlich
Im Schatten einer nachsinnenden Bewusstlosigkeit;
Er birgt einen Schlüssel zu entbehrten inneren Bedeutungen,
Er schließt in unsere Herzen eine Stimme ein, die wir nicht hören können.
Als eine geheimnisvolle Arbeit des Geistes,
Als eine exakte Maschine, die hier niemand zu verwenden weiß,
Als eine Kunst und Erfindungsgabe ohne Sinn
Spielt dieses minutiös ausgearbeitete orchestrierte Leben
Für immer seine unmotivierten Symphonien.
Seinen Rücken zur Wahrheit gekehrt, lernt das Mental und weiß nichts;
Es studiert äußerliche Gesetze durch oberflächliches Denken,
Begutachtet die Schritte des Lebens und sieht den Prozess der Natur,
Nicht erkennend, wofür sie wirkt oder warum wir leben;
Es bemerkt ihre unermüdliche Sorgfalt um ein angemessenes Rüstzeug,
Ihre geduldige Feinarbeit im feinen Detail,
Den kühnen einfallsreichen Plan des Erfindergeistes
In ihrer fruchtlosen Unmenge an endlosen Werken,
Fügt ihrer zwecklosen Summe zweckvolle Ziffern hinzu,
Seine gegiebelten Stockwerke, seine hochragenden Dächer
Auf den eng herausgehauenen Fundamenten, die sie legte,
Imaginäre Zitadellen, hochgezogen in mystische Luft
Oder eine Traumtreppe hinaufsteigen zu einem mystischen Mond:
Vergängliche Schöpfungen weisen zum Himmel und stoßen an ihn:
Der Plan von einer Welt-Auffassung wird ausgearbeitet
Auf dem trüben Boden der Ungewissheit des Mentals
Oder mühsam ein fragmentarisches Ganzes aufgebaut.
Undurchschaubar, ein schwer verständliches Mysterium
Ist dieser ungeheure Plan, von dem wir selbst ein Teil sind;
Seine Harmonien sind Missklänge für unseren Blick,
Da wir das große Thema nicht kennen, dem sie dienlich sind.
Unbegreiflich wirken die kosmischen Vertreter.
Wir sehen nur den Saum der weiten Brandung;
Unsere Instrumente haben nicht jenes größere Licht,
Unser Wille stimmt nicht überein mit dem ewigen Willen,
Der Blick unseres Herzens ist zu blind und leidenschaftlich.
Zu machtlos, um in den mystischen Takt der Natur sich einzufügen,
Unfähig, den Pulsschlag und das Herz der Dinge zu erfühlen,
Kann unsere Vernunft das ungeheure Meer des Lebens nicht ergründen
Und zählt nur seine Wogen und untersucht seinen Schaum;
Sie weiß nicht, woher diese Bewegungen herrühren und wohin sie gehen,
Sie sieht nicht, wohin die eilende Flut sich wälzt:
Sie trachtet nur danach, ihre Mächte zu kanalisieren
Und hofft, ihren Lauf zu menschlichen Zwecken zu wenden:
Doch all ihre Mittel kommen aus dem Vorratsraum des Nichtbewussten.
Unsichtbar wirken hier trübe ungeheure Welt-Energien
Und unser Anteil daran sind nur Rinnsale und kleine Ströme.
Unser Mental lebt weit entfernt vom authentischen Licht,
Erfassend nur winzige Bruchstücke der Wahrheit
In einer kleinen Ecke der Unendlichkeit,
Unsere Leben sind die Buchten der Kraft eines Ozeans.
Unsere bewussten Regungen haben versiegelte Quellen,
Aber mit solch schattigen Plätzen nicht konversieren;
Kein Verständnis verbindet unsere kameradschaftlichen Teile;
Unsere Taten entspringen einer Krypta, die unser Mental ignoriert.
Unsere tiefsten Tiefen sind unkund ihrer selbst;
Selbst unser Körper ist ein geheimnisvoller Betrieb;
Wie die Wurzeln unserer Erde verdeckt unter unserer Erde ruhen,
Liegen auch die Wurzeln unseres Mentals und Lebens im Verborgenen.
Unsere Quellen werden unten versteckt gehalten, im Inneren;
Unsere Seele wird von Mächten hinter der Mauer bewegt.
In den unterirdischen Bereichen des Geistes
Wirkt eine Macht und beachtet nicht, was es bedeutet;
Verwendend gedankenlose Helfer und Schreiber,
Ist sie die Ursache von dem, was wir denken und fühlen.
Die Höhlenbewohner des unterbewussten Mentals,
Langsam stotternde Dolmetscher, schlecht ausgebildet,
Sich nur der Routine ihrer kleinen Arbeit bewusst
Und beschäftigt mit der Aufzeichnung in unseren Zellen,
Verborgen in den unterschwelligen Heimlichkeiten
Inmitten einer obskuren okkulten Maschinerie,
Erfassen die mystischen Morsezeichen, dessen bedächtiges Geträller
Die Botschaften der kosmischen Kraft überträgt.
Ein Wispern sinkt in das innere Ohr des Lebens
Und hallt aus den graubraunen unterbewussten Höhlen zurück,
Sprache sprudelt, Denken zuckt auf, das Herz vibriert, der Wille
Antwortet und Gewebe und Nerv folgen dem Ruf.
Unser Leben übersetzt diese subtilen Innigkeiten;
Alles ist der Handel einer geheimen Macht.
Eine denkende Handpuppe ist das Mental des Lebens:
Seine Wahl ist das Werk elementarer Kräfte,
Die weder ihre eigene Geburt noch Ursache und Ziel erkennen
Und keinen Einblick haben in die ungeheure Absicht, der sie dienen.
In diesem niederen Leben des Menschen, eintönig und stumpfsinnig,
Doch voll von schmerzlichen kleinen schändlichen Dingen,
Wird die bewusste Puppe auf hundert Weisen herumgestoßen
Und fühlt den Stoß, doch nicht die Hände, die sie drängen.
Denn niemand kann die maskierte ironische Truppe sehen,
Für die unser Figuren-Selbst nur Marionette ist,
Unsere Taten unbeabsichtigte Bewegungen in ihrem Griff,
Unser leidenschaftliches Ringen ein Schauplatz der Unterhaltung.
Selbst unkundig ihrer eigenen Kraftquellen
Spielen sie ihren Teil im ungeheuren Ganzen.
Als Agenten der Finsternis, die Licht nachahmen,
Als dunkle Geister, die dunkle Dinge bewegen,
Dienen sie widerwillig einer mächtigeren Macht.
Als Anankes Maschinen, die den Zufall organisieren,
Entstellte Kanäle eines enormen Willens,
Werkzeuge des Unbekannten, die uns als ihre Werkzeuge benutzen,
Gut ausgestattet mit Macht im niederen Zustand der Natur,
Bringen sie in das Handeln, das Sterbliche für ihr eigenes halten,
Die Inkohärenzen des Schicksals,
Oder schmieden ein Unheil aus der schludrigen Launenhaftigkeit der Zeit
Und schleudern Menschenleben von Hand zu Hand
In einem folgewidrigen und hinterhältigen Spiel.
Gegen jede höhere Wahrheit rebelliert ihr Stoff;
Nur vor Titanenkraft beugt sich ihr Wille nieder.
Ungeheuerlich ist ihr Einfluss auf menschliche Herzen,
In alle Wendungen unserer Natur greifen sie ein.
Als unbedeutende Architekten klein angelegter Leben
Und Techniker von Wichtigkeit und Begehrlichkeit
Erbauen sie aus grob Erdigem und schlammigen Erregungen
Und derben Reaktionen materieller Nerven
Unsere zusammengedrängten Konstruktionen des Eigenwillens
Und die schlecht erhellten Gebäude unseres Denkens,
Oder umgeben mit den Fabriken und Märkten des Egos
Den schönen Tempel der Seele.
Als minuziöse Künstler der Schattierungen der Kleinheit
Setzen sie das Mosaik unserer Komödie
Oder planen die triviale Tragödie unserer Tage,
Arrangieren die Handlungen, kombinieren die Umstände
Und die Fantasie des Kostüms der Stimmungslage.
Diese unweisen Souffleure des Menschen unwissenden Herzens
Und Tutoren seiner stockenden Rede und seines stolpernden Willens,
Macher von trivialen Zornausbrüchen und Gelüsten und Hassgefühlen
Und wechselvollen Gedanken und oberflächlichen Gefühlsäußerungen,
Diese unbedeutenden Blendwerkmacher mit ihren Masken,
Maler des Dekors einer dunkelfarbigen Bühne
Und behände Kulissenschieber im menschlichen Theaterspiel,
Sind stets beschäftigt auf dieser schlecht erhellten Bühne.
Wir selbst, unfähig unser Schicksal zu gestalten,
Sprechen nur als Schauspieler und brüsten uns in unseren Rollen
Bis das Stück vorüber ist und wir abtreten
In eine hellere Zeit und einen subtileren Raum.
So verhängen sie ihr kleines Pygmäengesetz
Und halten den zunehmenden langsamen Anstieg des Menschen auf,
Bis sie schließlich seinen allzu kurzen Gang mit dem Tod beenden.
Dies ist das alltägliche Leben des Eintagsgeschöpf.
Solange das menschliche Tier noch Herr ist
Und eine dichte niedere Natur die Seele abschirmt,
Solange der nach außen eingestellte Blick des Intellekts
Den irdischen Interessen und Freuden des Geschöpfes dient,
Verfolgt eine unheilbare Kleinheit seine Tage.
Seit Bewusstsein auf der Erde geboren ward,
Ist Leben das gleiche im Insekt, im Affen und im Menschen,
Sein Stoff unverändert, sein Weg die allgemeine Richtung.
Falls neue Pläne, reichere Einzelheiten sich entwickeln
Und Denken und verwirrendere Sorgen hinzugefügt werden,
Wenn es nach und nach ein helleres Antlitz trägt,
Ist selbst im Menschen noch die Anlage schäbig und dürftig.
Eine große Zufriedenheit verlängert seinen gefallenen Zustand;
Seine kleinen Erfolge sind das Scheitern der Seele,
Seine kleinen Vergnügungen unterbrechen zahlreiche Kümmernisse:
Mühsal und Plage sind der hohe Preis, den er zahlt
Für das Recht zu leben und Tod ist sein letzter Lohn.
Eine Trägheit, abgesunken zur Bewusstlosigkeit,
Ein Schlaf, der den Tod nachahmt, ist seine Erholung.
Eine kümmerliche Pracht der schöpferischen Kraft
Wird ihm zum Ansporn für zerbrechliche menschliche Werke gemacht,
Die dennoch den kurzen Atem ihres Schöpfers überdauern.
Manchmal träumt er von den Schwelgereien der Götter
Und sieht die Gebärde des Dionysos vorüberziehen, –
Eine löwenhafte Größe, die seine Seele zerreißen würde,
Wenn durch seine versagenden Glieder und sein ohnmächtiges Herz
Der süße und freudvolle wuchtige Wahnsinn fegte:
Triviale Belustigungen stimulieren und vergeuden
Die Energie, die ihm zum Wachsen und zum Sein gegeben wurde.
Seine kurze Stunde wird mit kleinen Dingen verbracht.
Eine kurze Kameradschaft mit viel Gezänk,
Ein bisschen Liebe und Eifersucht und Hass,
Ein Hauch von Freundschaft inmitten gleichgültiger Menschenmenge
Verzeichnen seinen Herzens-Plan auf der winzigen Karte des Lebens.
Erwacht etwas Großes, dann ist zu schwach entwickelt sein Feld,
Um dessen Gipfel-Spannung der Freude zu offenbaren,
Sein Denken, um dessen kurzzeitigen Höhenflug zu verewigen,
Der Kunst brillantes Leuchten ist für seine Augen Zeitvertreib,
Ein Reiz, der hart auf die Nerven trifft, ist der Zauber der Musik.
Inmitten seiner aufreibenden Mühsal und Fülle von Sorgen,
Bedrängt von der Arbeit seiner Masse an Gedanken,
Zieht er manchmal an seine schmerzende Stirn
Der Natur ruhige mächtige Hände, um seinen Lebensschmerz zu heilen.
Durch ihre Stille wird er von seinen Qualen des Selbsts erlöst;
In ihrer ruhigen Schönheit liegt seine reinste Seligkeit.
Ein neues Leben bricht an, weit blickt er um sich;
Der Atem des Geistes bewegt ihn, aber zieht sich bald zurück:
Seine Stärke reichte nicht, um jenen mächtigen Gast zu halten.
Zu Übereinkunft und Gewohnheit stumpft alles ab
Oder eine heftige Erregung bringt ihm lebhafte Freuden:
Seine Tage sind gefärbt mit der roten Farbe des Streits
Und der Lust beißendem Glanz und der Leidenschaft purpurrotem Fleck;
Kämpfen und morden sind seines Stammes Spiel.
Er hat keine Zeit, seinen Blick nach innen zu wenden
Und nach seinem verlorenen Selbst und seiner toten Seele zu schauen.
Seine Bewegung läuft auf einer viel zu kurzen Achse;
Er kann sich nicht aufschwingen sondern kriecht auf seinem langen Weg
Oder wenn er, ungeduldig des Trotts der Zeit,
Auf dem sich dahinziehenden Weg des Schicksals stattlich eilen würde,
Keucht bald sein rennendes Herz, ermüdet und sackt zusammen;
Oder er wandert immer weiter und findet kein Ende.
Nur einige wenige vermögen es, zu höherem Leben aufzusteigen.
Alles ist abgestimmt auf eine untere Tonleiter und bewusste Tonhöhe.
Sein Wissen wohnt im Haus der Unwissenheit;
Kein einziges Mal naht sich seine Kraft dem Allmächtigen,
Selten bekommt er Besuch von himmlischer Ekstase.
Die Seligkeit, die in den Dingen schläft und zu erwachen versucht,
Bricht in ihm in kleiner Lebensfreude aus:
Diese spärliche Gnade ist sein bleibender Halt;
Sie erleichtert die Bürde seiner vielen Übel
Und versöhnt ihn mit seiner kleinen Welt.
Er begnügt sich mit seiner gewöhnlichen Durchschnittsart;
Sein Hoffen auf Morgen und seine alten Runden des Denkens,
Seine altbekannten Interessen und Wünsche
Hat er zu einer dichten und einengenden Hecke gemacht,
Die sein kleines Leben abschirmt vor dem Unsichtbaren;
Seines Wesens Verwandtschaft mit der Unendlichkeit
Hat er vor sich weggeschlossen in sein innerstes Selbst,
Hat die Größe des verborgenen Gottes abgezäunt.
Sein Wesen war geformt, um eine triviale Rolle zu spielen
In einem kleinen Drama auf unwesentlicher Bühne;
Auf einem kleinen Fleck hat er sein Lebenszelt aufgeschlagen
Unter dem weiten Blick der sternenübersäten Weite.
Er ist die Krone von allem, was geschaffen wurde:
Somit ist die Arbeit der Schöpfung gerechtfertigt;
Dies ist das Ergebnis der Welt, die letzte Ruhestätte der Natur!
Und wäre dies alles, und weiter nichts gemeint,
Wäre das, was jetzt scheint, das Ganze, was sein muss,
Wäre dies nicht ein Stadium, durch das wir gehen
Auf unserer Straße von der Materie zum ewigen Selbst,
Zum Licht, das die Welten schuf, zum Urgrund aller Dinge,
Dann könnte die begrenzte Schau unseres Verstandes leicht erklären,
Das Dasein sei ein Zufall in der Zeit,
Eine Illusion oder ein Phänomen oder eine Laune,
Das Paradox eines schöpferischen Denkens,
Das sich zwischen unwirklichen Gegensätzen bewegt,
Eine leblose Kraft, die zu fühlen und zu wissen ringt,
Materie, die sich zufällig durch das Mental selbst gedeutet hat,
Nichtbewusstsein, das auf monströse Weise Seele hervorbringt.
Manchmal sieht alles unwirklich aus und fern:
Wir scheinen in einer erfundenen Geschichte unserer Gedanken zu leben,
Zusammengesetzt aus dem fantasievollen Reisebericht der Empfindung,
Oder festgehalten auf dem Film des aufnehmenden Gehirns,
Ein Hirngespinst oder Vorkommnis im kosmischen Schlaf.
Ein schlafwandlerischer Spaziergang unter dem Mond,
Ein Abbild des Egos durchschreitet einen ignoranten Traum
Und zählt die Augenblicke einer gespenstischen Zeit.
Mit einer falschen Ansicht von Wirkung und Ursache,
Im Vertrauen auf eine fadenscheinige Aussicht auf den Weltraum,
Treibt es unaufhörlich weiter von Szene zu Szene,
Nicht wissend wohin, an welch fabelhaften Saum.
Alles hier ist geträumt oder existiert ungewiss,
Wer aber der Träumer ist und woher er schaut
Ist noch unbekannt oder nur eine schemenhafte Vermutung.
Oder die Welt ist wirklich, doch wir selbst sind viel zu klein,
Ungenügend für die Mächtigkeit unserer Bühne.
Eine dünne Lebens-Kurve kreuzt den titanischen Wirbel
Der Umlaufbahn eines seelenlosen Universums,
Und im Bauch der verstreuten dahinrollenden Masse
Schaut ein Mental hervor von einem kleinen zufälligen Globus
Und wundert sich, was es und alles andere sei.
Und doch nimmt für irgendein verinnerlichtes subjektives Schauen,
Das sich seltsamer Weise im blinden Stoff der Materie gebildet hat,
Ein winziges Pünktchen eines kleinen Selbsts
Gestalt an als des Welt-Seins bewusster Grundstoff.
Derart ist unsere Szenerie im Halbdunkel unten.
Dies ist das Zeichen der Unendlichkeit von Materie,
Dies ist der seltsame Tenor des Bildes,
Das sich der Gigantin Wissenschaft, Vermesserin ihres Feldes, zeigt,
Wenn sie den Befund ihrer gründlichen Messung aufmerksam überdenkt
Und ihre riesige äußere Welt in eine mathematische Formel bringt,
Im Kreis der Sinne gebunden an die Vernunft,
Oder spekulierend an des Denkens nicht zu fassender weiter Börse
Mit spärlichen weiten Ideen,
Abstraktionen in der Ungültigkeit ihrer Währung,
Deren solide Basiswerte wir nicht kennen.
In diesem Bankrott bietet nur die Religion
Ihre zweifelhaften Schätze unserem Herzen an
Oder unterschreibt ungedeckte Schecks auf das Jenseits:
Dort soll unsere Armut ihre Wiedergutmachung erfahren.
Sich eines fruchtlosen Lebens entledigend geht unser Geist fort
In das blanke Unbekannte oder nimmt mit sich
Des Todes Reisepass in die Unsterblichkeit.
Doch war dies nur ein vorläufiger Entwurf,
Eine falsche Erscheinung, skizziert von begrenzendem Sinn,
Die ungenügende Selbst-Entdeckung des Mentals,
Ein früher Versuch, ein erstes Experiment.
Dies war ein Spielzeug zur Belustigung der kindlichen Erde;
Doch Wissen endete nicht bei diesen oberflächlichen Mächten,
Die auf einem Riff der Unwissenheit leben
Und sich nicht wagen, in gefahrvolle Tiefen zu blicken
Oder nach oben zu starren, um das Unbekannte zu ermessen.
Es gibt ein tieferes Sehen von innen her,
Und haben wir diese kleinen Bezirke des Mentals verlassen,
Begegnet uns auf den Höhen eine größere Schau
In der leuchtenden Weite von des Geistes Blick.
Zuletzt erwacht in uns eine beobachtende Seele,
Die unsichtbare Wahrheiten sieht und das Unbekannte erforscht;
Dann nimmt alles ein neues und wunderbares Antlitz an:
Die Welt erbebt vor einem Gottes-Licht in ihrem Kern,
Tief im Herzen der Zeit regen sich und leben hohe Absichten,
Des Lebens Schranken brechen nieder und es eint sich mit Unendlichkeit.
Dieser breite, verworrene, aber starre Entwurf wird
Ein grandioser Tummelplatz der Götter,
Ein Spiel, ein Werk, das vieldeutig göttlich ist.
Unsere Bestrebungen sind kurzlebige Experimente
Einer wortlosen und unerforschlichen Macht,
Die ihr Herausdringen aus bewusstloser Nacht erprobt,
Um ihrem leuchtenden Selbst von Wahrheit und Seligkeit zu begegnen.
Sie späht durch die scheinbare Form auf das Wirkliche,
Sie müht sich in unserem sterblichen Mental und Sinn;
Inmitten der Figuren der Unwissenheit,
In den symbolischen Bildern, die von Wort und Gedanke gezeichnet sind,
Sucht sie die Wahrheit, auf die alle Figuren hinweisen;
Sie schaut nach der Quelle des Lichts mit der Lampe der Vision;
Sie wirkt, um den Täter aller Werke zu finden,
Das ungefühlte Selbst im Inneren, das der Führer ist,
Das unbekannte Selbst im Obigen, das der Zielpunkt ist.
Nicht alles hier ist die Arbeit einer verblendeten Natur:
Ein Wort, eine Weisheit wacht aus der Höhe über uns,
Ein Zeuge sanktioniert ihren Willen und ihre Werke,
Ein ungesehenes Auge in der blinden Weite;
Es gibt einen Einfluss von einem Licht im Obigen,
Es gibt ferne Gedanken und versiegelte Ewigkeiten;
Ein mystisches Motiv bewegt die Sterne und die Sonnen.
In diesem Durchgang von einer tauben unkundigen Kraft
Zu ringendem Bewusstsein und vergänglichem Atem
Steht eine mächtige Übernatur der Zeit zu Diensten.
Die Welt ist anders, als wir sie jetzt kennen und sehen,
Unser Leben ein tieferes Mysterium, als wir es uns erträumt haben;
Unser Mental ist der Startende im Rennen hin zu Gott,
Unsere Seele ein vom Höchsten gesandtes Selbst.
Auf schmalen Pfaden über das kosmische Feld,
Ein dürftiges Almosen erbittend aus den Händen des Glücks
Und in ärmliche Gewänder gehüllt, so wandert der Eine.
Sogar im Theater der kleinen Leben hier
Atmet eine verborgene Lieblichkeit hinter der Darbietung,
Ein Drängen miniaturhafter Göttlichkeit.
Eine mystische Leidenschaft aus den Brunnen Gottes
Fließt durch die behüteten Räume der Seele;
Eine helfende Kraft stützt die leidende Erde,
Eine unsichtbare Nähe und verborgene Freude.
Da ist das gedämpfte Pochen der Untertöne des Lachens,
Das Murmeln eines okkulten Glücks,
Ein Frohlocken in den Tiefen des Schlafs,
Ein Herz voll Seligkeit inmitten einer Welt von Schmerz.
Ein Kind, gestillt an verdeckter Brust der Natur,
Ein Kind, das in magischen Wäldern spielt,
Flötend zur Verzückung mittels der Ströme des Geistes,
Wartet auf die Stunde, in der wir uns seinem Ruf zuwenden werden.
In dieser Ausstattung von fleischlichem Leben
Überlebt eine Seele, die ein Funke Gottes ist,
Und manchmal bricht sie durch den schmutzigen Vorhang
Und entzündet ein Feuer, das uns halb-göttlich macht.
In den Zellen des Körpers da sitzt eine verborgene Macht,
Die das Ungesehene sieht und Ewigkeit plant,
Unsere kleinsten Teile haben Raum für tiefste Bedürfnisse;
Auch dorthin können die goldenen Botschafter kommen:
Eine Tür ist eingeschnitten in die Lehmwand des Selbsts;
Über die niedere Schwelle treten mit gebeugtem Haupte
Engel der Ekstase und Selbst-Hingabe ein,
Und beherbergt im inneren Heiligtum des Traumes
Leben sie als Erschaffer des Gottheitsbildes.
Dort ist Erbarmen und Feuer-beflügeltes Opfer,
Und Blitze von Mitgefühl und Zärtlichkeit
Entsenden Himmelslichter aus des Herzens abgeschiedenem Heiligtum.
Ein Werk wird in den tiefen Schweigsamkeiten getan;
Eine Glorie und ein Wunder spirituellen Sinns,
Ein Lachen im immerwährenden Raum der Schönheit,
Das Welt-Erfahrung in Freude wandelt,
Bewohnen das Mysterium der unberührten Abgründe;
Eingelullt vom Stundenschlag der Zeit, schläft in uns Ewigkeit.
Im hermetisch versiegelten Herzen, dem frohen Kern,
Unbewegt hinter dieser äußeren Gestalt des Todes,
Bereitet die ewige Wesenheit im Inneren
Ihr Material von göttlicher Glückseligkeit,
Ihr Reich von himmlischer Erscheinung vor.
Sogar in unser skeptisches Mental der Unwissenheit
Kommt eine Voraussicht auf eine immense Befreiung,
Unser Wille hebt zu ihr bedächtige und formende Hände empor.
Jeder Teil in uns begehrt sein Absolutes.
Unsere Gedanken begehren das immerwährende Licht,
Unsere Stärke stammt aus einer allmächtigen Kraft,
Und weil aus verhüllter Gott-Freude die Welten geschaffen wurden
Und weil ewige Schönheit nach Gestalt verlangt
Wird sogar hier, wo alles aus dem Staub des Daseins geschaffen ward,
Unser Herz gefangen von verführerischen Formen,
Suchen unsere eigentlichen Sinne blind nach Seligkeit.
Unser Irrtum kreuzigt die Wirklichkeit,
Um hier ihre Geburt und ihren göttlichen Körper zu erzwingen,
Nötigend, inkarniert in einer menschlichen Gestalt
Und atmend in Gliedern, die man berühren und umarmen kann,
Ihr Wissen, um ein uraltes Unwissen zu retten,
Ihr Erlöser-Licht das nichtbewusste Universum.
Und kommt jenes größere Selbst herab wie ein Meer,
Um dieses Bild unserer Vergänglichkeit zu füllen,
Soll alles von der Seligkeit ergriffen und umgewandelt werden:
In Wogen ungeahnter Ekstase sollen sich wälzen
Unser Mental und Leben und unsere Sinne und in einem Lichte lachen,
Das anders ist als dieser harte begrenzte menschliche Tag,
Das Gewebe des Körpers soll vergöttlicht tief erschauern,
Seine Zellen eine leuchtende Metamorphose erfahren.
Dieses kleine Wesen der Zeit, diese Schatten-Seele,
Diese lebendige zwergenhafte Galionsfigur von verdunkeltem Geist
Soll sich aus dem Verkehr seiner armseligen Träume erheben.
Die Gestalt seiner Person und das Gesicht seines Egos,
Entblößt von dieser sterblichen Lächerlichkeit,
Wie ein Lehmtroll, der in einen Gott geknetet
Neu geschaffen wurde in das Bild des ewigen Gastes,
Soll an die Brust einer weißen Kraft genommen werden
Und, entflammt von der paradiesischen Berührung
In einem Rosen-Feuer süßer spiritueller Gnade,
In der roten Leidenschaft seiner unendlichen Wandlung,
Erzittern, erwachen und erschauern in Ekstase.
Als ob man den Bann einer Entstellung umkehrt,
Befreit von der schwarzen Magie der Nacht,
Dem dunklen Abgrund die Knechtschaft gekündigt,
Soll es schließlich erkennen, wer ungesehen im Inneren lebte,
Und tief ergriffen von Erstaunen im anbetenden Herzen
Voll bewusst niederknien vor der inthronisierten Kind-Gottheit
Und erzittern von der Schönheit und Freude und Liebe.
Doch erst müssen wir den Aufstieg des Geistes vollziehen
Aus der Kluft, aus der sich unsere Natur erhob.
Die Seele muss sich souverän über die Form erheben
Und die Gipfel über dem Halb-Schlaf des Mentals erklimmen;
Unser Herz müssen wir mit himmlischer Stärke durchdringen,
Das Tier überraschen mit dem okkulten Gott.
Dann, entfachend die goldene Zunge des Opfers,
Rufend die Mächte einer leuchtenden Hemisphäre,
Werden wir alles Verrufene unseres sterblichen Zustandes abschütteln,
Den Abgrund zur Straße für die Herabkunft des Himmels machen,
Unsere Tiefen mit dem übernatürlichen Strahl vertraut machen
Und die Finsternis aufreißen mit dem mystischen Feuer.
Noch einmal wagte er sich im geburtlichen Nebel
Durch den gefahrvollen Dunst, dem trächtigen Treiben,
Bahnte sich einen Weg durch das astrale Chaos
Zwischen den grauen Gesichtern seiner dämonischen Götter,
Ausgefragt vom Geflüster seiner flackernden Geister,
Bedrängt von Zaubereien seiner fließenden Kraft.
Wie jemand, der ohne Führung durch fremde Gefilde wandert,
Ohne zu wissen wohin, noch was er hoffen darf,
Trat er auf Boden, der unter seinen Füßen nachgab,
Und wanderte mit felsenfester Stärke einem fliehenden Ziele zu.
Seine Spur hinter ihm war eine schwindende Linie
Von flimmernden Punkten in einer vagen Unermesslichkeit;
Ein körperloses Gemurmel wanderte an seiner Seite
Im verletzten Dunkel, murrend über das Licht.
Ein gewaltiges Hindernis ihr unbewegtes Herz,
Die lauernde Düsterheit vermehrte, so wie er ging,
Ihre feindliche Schar toter und starrender Augen;
Die Finsternis glimmte wie eine erlöschende Fackel.
Um ihn herum ein ersticktes Gespenstergefunkel,
Das mit schattenhaften und irreführenden Gestalten
Die dunkle unermessliche Höhle des vagen Nichtbewussten bevölkerte.
Sein einziges Sonnenlicht war die Flamme seines Geistes.
Ende des fünften Cantos