Читать книгу Savitri – Eine Legende und ein Symbol - Sri Aurobindo - Страница 91

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Siebter Canto

Der Abstieg in die Nacht

Das Mental vom Leben gelöst, zum Erkennen still gemacht,

Das Herz getrennt von der Blindheit und dem Schmerz,

Vom Siegel der Tränen und dem Band der Unwissenheit,

Ging er nun dem Grund des weiten Welt-Versagens nach.

Weg schaute er vom sichtbaren Antlitz der Natur

Und sandte seinen Blick in die undurchschaubare Weite,

In das ungeheure unbekannte Unendliche,

Das schlafend hinter dem endlosen Wirrwarr der Dinge

In seinen zeitlosen Breiten das Universum trägt

Und die Kräuselungen von dessen Dasein unsere Leben sind.

Durch seinen unbewussten Atem werden die Welten erbaut

Und Materie und Mental sind seine Formen oder seine Mächte,

Unsere wachen Gedanken das Ergebnis seiner Träume.

Zerrissen war der Schleier, der die Tiefen der Natur bedeckt:

Er sah die Quelle des andauernden Schmerzes der Welt

Und den Schlund der schwarzen Grube der Unwissenheit;

Das Böse, das an den Wurzeln des Lebens Wache hielt,

Erhob sein Haupt und sah ihm in die Augen.

An einem düsteren Ufer, wo der subjektive Raum stirbt,

Von einem kahlen Berggrat, der alles Seiende überblickt,

Starrte die düstere erwachte Nichtwissenheit

Mit ihren weiten leeren Augen staunend über Zeit und Form hinweg

Auf die Erfindungen der lebendigen Leere

Und auf den Abgrund, aus dem unser Anfang erstieg.

Dahinter erschien eine graue geschnitzte Maske der Nacht,

Beobachtend die Geburt aller erschaffenen Dinge.

Eine verborgene Gewalt, ihrer Kraft bewusst,

Eine vage und überall lauernde Gegenwart,

Ein widriges Verhängnis, das alle geschaffenen Dinge bedroht,

Ein Tod, der als die dunkle Saat des Lebens auftritt,

Schien die Welt zu erzeugen und zu erschlagen.

Dann, aus dem düsteren Mysterium der Schlünde

Und aus dem hohlen Inneren der Maske

Kroch etwas hervor, das ein formloser Gedanke zu sein schien.

Ein fataler Einfluss stahl sich auf die Kreaturen,

Dessen todbringende Berührung den unsterblichen Geist verfolgte,

Auf das Leben ward der schreckliche Finger des Todes gelegt

Und überschüttet mit Irrtum, Kummer und Schmerz

Wurde der Seele eingeborener Wille zu Wahrheit und Freude und Licht.

Eine geschlängelte Deformation, die vorgab,

Die Art des Wesens, der wahre Antrieb der Natur zu sein.

Ein feindseliges und pervertierendes Mental,

Versteckt in jedem Winkel des bewussten Lebens am Werk,

Verdarb die Wahrheit mit ihren eigenen Formeln;

Als Abfänger des Lauschens der Seele,

Behaftend Wissen mit des Zweifels Färbung,

Fing es die Orakel der okkulten Götter ab,

Entfernte die Wegweiser auf der Pilgerfahrt des Lebens,

Hob die von der Zeit tief in den Felsen eingehauenen Edikte auf

Und auf den Fundamenten des kosmischen Gesetzes

Errichtete es die bronzenen Pylone seiner Missherrschaft.

Selbst Licht und Liebe wandten sich durch den Bann der getarnten Gefahr

Von der brillanten Natur der Götter ab

Hin zu gefallenen Engeln und irreführenden Sonnen

Und wurden selber eine Gefahr und ein Zauber,

Eine perverse Süße, eine vom Himmel geborene Bosheit:

Ihre Macht konnte die göttlichsten Dinge entstellen.

Ein Wind des Wehklagens wehte auf der Welt;

Alles Denken ward von Falschheit heimgesucht, alles Tun

Geprägt von Mangelhaftigkeit oder vom Zeichen der Vereitelung,

Jeder hohe Versuch von Misserfolg oder Scheinerfolg,

Doch konnte niemand den Grund für seinen Fall erkennen.

Die graue Maske flüsterte, und obwohl kein Laut zu hören war,

Ward doch in das unkundige Herz ein Samenkorn gelegt,

Das die schwarze Frucht von Leid, Tod und Elend trug.

Aus den frostigen Steppen eines öden Ungesehenen

Trafen unsichtbar, tragend die graue Maske der Nacht,

Die schattenhaften schrecklichen Boten ein,

Eindringlinge aus einer gefährlichen Welt der Macht,

Botschafter des Absolutums des Bösen.

Im Schweigen sprachen die unhörbaren Stimmen,

Hände, die keiner sah, pflanzten den fatalen Samen,

Keine Form war zu sehen, doch wurde ein schauerliches Werk getan,

Ein eisernes Gebot, geschrieben in krummen Buchstaben,

Zwang ein Gesetz von Sünde und verhängnisvollem Schicksal auf.

Die Lebensmacht blickte ihn mit veränderten und düsteren Augen an:

Ihre Schönheit sah er und das sehnende Herz in den Dingen,

Das sich mit ein wenig Glück zufrieden gibt,

Antwortend einem schwachen Strahl von Wahrheit oder Liebe;

Er sah ihr goldenes Sonnenlicht und ihren fernen blauen Himmel,

Das Grün ihrer Blätter und die Farbe und den Duft der Blumen,

Den Liebreiz der Kinder und die Liebe der Freunde

Und die Schönheit der Frauen und das gütige Herz der Männer,

Doch sah er auch die fürchterlichen Mächte, die ihre Launen steuern

Und die Qualen bestimmen, die sie auf ihre Wege ausgestreut hat,

Das Schicksal, das der unsichtbaren Schritte des Menschen harrt,

Und ihr Böses und ihr Leid und den Tod als letzte Gabe.

Ein Hauch von Desillusion und Dekadenz

Lauerte verderbenbringend der Reife des Lebens auf

Und ließ der Seele volles Korn verrotten:

Fortschritt wurde zum Versorger des Todes.

Eine Welt, die sich an das Gesetz eines erschlagenen Lichtes klammerte,

Ergötzte sich an den verwesten Leichen toter Wahrheiten,

Pries entstellte Formen als die freien, neuen und wahren Dinge,

Trank Schönheit aus Hässlichkeit und Übel,

Und fühlte sich selbst als Gast bei einem Bankett der Götter,

Genießend Korruption als ein gut gewürztes Mahl.

Ein Finsteres senkte sich auf die schwere Luft;

Es scheuchte das helle Lächeln von den Lippen der Natur

Und erschlug in ihrem Herzen das angeborene Vertrauen

Und legte in ihre Augen den irren Blick der Angst.

Die Lust, die das natürliche Wohl des Geistes verfälscht,

Ersetzte durch fabrizierte Tugend und Laster

Den unbefangenen spontanen Impuls der Seele:

Quälend die Natur mit der Lüge eines zweigeteilten Wesens,

Deren zweierlei Werte eine verbotene Lust anregten,

Das Böse zu einer Erleichterung von verfälschtem Guten machten,

Das Ego mit Selbstgerechtigkeit und Sünde aufblähten

Und jedes wurde ein Instrument der Hölle.

In verschmähten Haufen neben einer monotonen Straße

Wurden die alten einfachen Freuden zurückgelassen

Im Ödland von des Lebens Abstieg zur Nacht.

Alle Herrlichkeit des Lebens war verblasst, getrübt durch Zweifel;

Alle Schönheit fand ihr Ende in einem alternden Gesicht;

Alle Macht wurde als eine von Gott verfluchte Tyrannei angesehen

Und Wahrheit als Fiktion für den Bedarf des mentalen Geistes:

Die Jagd nach Freude war nun eine müde Hatz;

Vom Wissen blieb nur fragende Unwissenheit.

Auftauchen wie aus einem obskuren Schoß sah er

Den Körper und das Gesicht eines dunklen Unsichtbaren,

Versteckt hinter den schönen Fassaden des Lebens.

Sein gefahrvoller Handel ist der Grund unseres Leidens.

Sein Atem ist ein subtiles Gift im Herzen des Menschen;

Alles Böse stammt aus diesem zweideutigen Antlitz.

Eine Gefahr suchte jetzt die gewöhnliche Luft heim;

Die Welt füllte sich mit bedrohlichen Energien,

Und wo er auch hinsah, um Hilfe oder Hoffnung zu finden,

Zu Feld und Haus, zu Straße, Lager und Markt,

War räuberisches und verstohlenes Kommen und Gehen

Von beunruhigenden leibhaftigen Einwirkungen, ausgerüstet mit Waffen.

Ein Aufmarsch von Göttin-Gestalten, dunkel und nackt,

Schreckte die Luft mit grandiosem Unbehagen auf;

Entsetzliche Schritte näherten sich unsichtbar,

Gebilde, die eine Bedrohung waren, drangen in das Traum-Licht ein,

Und unheilbringende Wesen zogen auf der Straße an ihm vorbei,

Deren schlimmer Blick schon ein Unglück war:

Ein Charme und eine Süße, unerwartet und beeindruckend,

Gesichter, die verführerisch Lippen und Augen hoben,

Nahten sich ihm gewappnet mit Schönheit wie mit einer Schlinge,

Aber eine fatale Bedeutung in jedem Zuge bargen

Und jeden Augenblick sich in Gefahr verwandeln konnten.

Doch nur er bemerkte diesen getarnten Angriff.

Ein Schleier lag über dem inneren Schauen,

Eine Kraft war da, die ihre schauerlichen Schritte verbarg;

Alles ward Lügen gestraft, hielt sich aber selbst für die Wahrheit;

Alle wurden bedrängt, wussten aber nichts von der Belagerung:

Denn niemand konnte die Urheber ihres Sturzes sehen.

Einer dunklen, noch vorenthaltenen Weisheit gewahr,

Die dieser Stärke Siegel und Garant war,

Folgte er der Spur von düsteren schreckensvollen Schritten

Zurück in jene Nacht, aus der sie kamen.

Ein Gebiet erreichte er, unbebaut und im Besitz von niemandem:

Alle konnten es betreten, aber niemand konnte lange bleiben.

Es war ein Niemandsland voller übler Luft,

Ein dicht gedrängtes Viertel ohne ein einzig Heim,

Ein Grenzland zwischen Welt und Hölle.

Unwirklichkeit war dort Herr der Natur:

Es war ein Raum, in dem nichts wahr sein konnte,

Denn nichts war so, wie es zu sein behauptet hatte:

Eine hohe Erscheinung umhüllte eine trügerische Leere.

Doch nichts wollte seine Vortäuschung eingestehen,

Nicht einmal sich selbst im eigenen zwiespältigen Herzen:

Eine gewaltige Täuschung war das Gesetz der Dinge;

Einzig durch diese Täuschung vermochten sie zu leben.

Ein substanzloses Nihil garantierte

Die Falschheit der Formen, die diese Natur annahm,

Und ließ sie eine Weile scheinbar sein und leben.

Eine geborgte Magie zog sie aus der Leere;

Sie nahmen eine Gestalt und Sachen an, die ihnen nicht gehörten,

Und trugen eine Farbstimmung zur Schau, die sie nicht halten konnten,

Spiegelbild eines Phantoms der Wirklichkeit.

Jeder Regenbogenglanz war eine großartige Lüge;

Eine unechte Schönheit zierte ein glamouröses Gesicht.

Auf nichts konnte man sich verlassen, dass es bliebe:

Freude nährte Tränen und Gutes erwies sich als Böses,

Doch niemals pflückte man aus Bösem etwas Gutes:

Liebe endete bald als Hass, Freude ward durch Schmerz getötet,

Wahrheit wurde zur Lüge und über Leben herrschte der Tod.

Eine Macht, die über das Unheil in der Welt lachte,

Eine Ironie, die die Gegensätze der Welt vereinte

Und sie zum Kampfe einander in die Arme warf,

Legte auf das Antlitz Gottes einen sardonischen Zug.

Unnahbar, ihr Einfluss drang überall ein

Und hinterließ den Abdruck von gespaltenen Hufen auf der Brust;

Ein verschrobenes Herz und ein seltsam düsteres Lächeln

Machten sich über die finstere Komödie des Lebens lustig.

Verkündend die Ankunft einer gefährlichen Gestalt

Dämpfte ein unheilvolles Schreiten seinen schrecklichen Schritt,

Damit keiner verstehen und sich in acht zu nehmen vermag;

Keiner hörte etwas, bis ein schrecklicher Griff nahe war.

Oder aber alle versprachen eine göttliche Annäherung,

Fühlten eine Luft der Prophezeiung, ein himmlisches Hoffen,

Lauschten auf ein Evangelium, spähten nach einem neuen Stern aus.

Der Unhold war sichtbar, doch eingehüllt in Licht,

Er schien ein helfender Engel aus den Himmeln zu sein;

Er wappnete Unwahrheit mit Schrift und Gesetz;

Er täuschte mit Weisheit, erschlug mit Tugend die Seele

Und führte ins Verderben auf dem zum Himmel führenden Pfad.

Er gab ein Gefühl des Schwelgens in Macht und Freude,

Und wenn sich im Inneren die warnende Stimme erhob,

Beruhigte er das Ohr mit wohlklingenden Tönen

Oder fing den mentalen Geist in seinem eigenen Netz;

Seine strenge Logik ließ das Falsche wahr erscheinen.

Mit heiliger Kunde die Erwählten in Staunen versetzend,

Sprach er wie mit Gottes eigener Stimme.

Die Luft war voller Verrat und Hinterlist;

Die Wahrheit von sich gebend war eine Strategie an diesem Ort;

Hinterhalt lauerte in einem Lächeln, Gefahr tarnte sich

Mit Sicherheit, Vertrauen nahm sie als ihr Eingangstor:

Falschheit kam lachend daher mit den Augen der Wahrheit;

Ein jeder Freund konnte zum Feind oder Spion sich wandeln,

Die Hand, die man ergriff, trug im Ärmel stoßbereit den Dolch,

Eine Umarmung konnte der Eisenkäfig eines Unheils sein.

Qual und Gefahr lauerten auf ihre zitternde Beute

Und sprachen sanft wie zu einem ängstlichen Freund:

Plötzlich brach die Attacke heftig und unversehens hervor;

Angst packte das Herz auf Schritt und Tritt

Und schrie mit einer gequälten entsetzlichen Stimme auf;

Sie rief nach jemand um Rettung, doch niemand kam.

Alle wandelten mit Bedacht, denn der Tod war immer nah;

Doch Umsicht schien eine vergebliche Vorsichtsmaßnahme zu sein,

Denn alles, was beschützen sollte, erwies sich als ein tödliches Netz,

Und traf nach langem Bangen die Rettung ein,

Die freudige Hilfe brachte, entschärfend die Gewalt,

War sie nur ein lächelnder Durchgang zu schlimmerem Geschick.

Es gab keinen Waffenstillstand und keinen sicheren Zufluchtsort;

Man wagte nicht zu schlummern oder die Waffen wegzulegen:

Es war eine Welt von Kampf und Überfall.

Dort lebten alle einzig für sich allein;

Es kämpften alle gegen alle, aber mit einem gemeinsamen Hass

Wandten sie sich gegen den Geist, der ein höheres Gut anstrebte;

Die Wahrheit war verbannt, sonst würde sie zu sprechen wagen

Und mit ihrem Licht das Herz der Finsternis verletzen

Oder sie würde mit dem Stolz ihres Wissens

Die festgefügte Anarchie der etablierten Dinge verhöhnen.

Dann wechselte die Szenerie, behielt jedoch ihr grausiges Innerstes:

Seine Form verändernd, blieb Leben doch dasselbe.

Es gab eine Hauptstadt ohne einen Staat:

Sie hatte keinen Herrscher, nur streitende Gruppen.

Er sah eine Stadt von uralter Unwissenheit

Auf einem Boden errichtet, der von Licht nichts wusste.

Dort wandelte jeder für sich in seiner eigenen Dunkelheit:

Einig waren sie nur, auf den Wegen des Bösen uneins zu sein,

Auf ihre eigene Art nur für sich selbst zu leben

Oder eine gemeinsame Lüge und ein Unrecht durchzusetzen;

Dort war das Ego der Herr auf seinem Pfauenthron

Und Falschheit saß bei ihm, seine Gattin und Königin:

Die Welt wandte sich ihnen zu, wie der Himmel der Wahrheit und Gott.

Unrecht rechtfertigte durch strenge Dekrete

Die souveränen Gewichte des legalisierten Handels der Inkorrektheit,

Doch waren alle Gewichte falsch und keines wie das andere;

Mit ihrer Waage und einem Schwert war sie stets auf der Wacht,

Damit kein frevelhaftes Wort

Die geheiligten Formeln ihrer alten Missherrschaft enthüllt.

In hohen Ämtern gepackt wandelte Selbst-Willkür weit daher

Und Kon­zes­si­on stolzierte schwätzend von Recht und Ordnung herum:

Dort war kein Altar für Unabhängigkeit errichtet;

Wahre Freiheit wurde verabscheut und gejagt:

Harmonie und Toleranz konnten nirgendwo gesehen werden;

Jede Gruppe proklamierte ihr schreckliches und nacktes Gesetz.

Ein Ethikrahmen, versehen mit biblischen Regeln

Oder einer leidenschaftlich geglaubten und gelobten Lehre,

Schien die Tafel von hohen Himmels heiligem Gebot.

Ein förmlicher Brauch, gepanzert und eisenbesohlt,

Gab einem rohen und unbarmherzigen Kriegergeschlecht,

Den wilden Eingeweiden der Erde entsprungen,

Eine hochmütige strenge Haltung von herbem Adel,

Eine gesellschaftliche Stellung, unnachgiebig und furchtgebietend.

Doch all ihr privates Tun widersprach der Position:

Macht und Eigennutz waren ihre Wahrheit und ihr Recht,

Eine adlerhafte Raubgier krallte sich in ihr begehrtes Gut,

Schnäbel zerhackten und Klauen zerrissen jede schwächere Beute.

In der süßen Heimlichkeit ihrer vergnüglichen Sünden

Gehorchten sie der Natur und nicht einem moralischen Gott.

Als nichtbewusste Händler bündelweiser Gegenteile

Taten sie das, was sie bei anderen ahndeten;

Wenn ihr Auge auf das Laster eines Mitmenschen fiel,

Flammte Empörung auf, ein tugendhafter Zorn;

Vergessend ihren eigenen tief verborgenen Verstoß,

Steinigten sie pöbelhaft einen bei der Sünde ertappten Nachbarn.

Ein pragmatischer Richter im Inneren sprach falsche Urteile aus,

Stellte schlimme Ungerechtigkeiten auf den Sockel der Gerechtigkeit,

Räsonierte schlechte Taten als Recht, sanktionierte die Waage

Des Händlers Eigeninteresse und Eigenbegehren.

So hielt sich ein Gleichgewicht, konnte leben die Welt.

Ein fanatischer Eifer forcierte ihre erbarmungslosen Kulte,

Als Ketzerei geißelten sie den Glauben, der nicht ihrer war;

Sie verhörten, inhaftierten, folterten, verbrannten oder steinigten

Und zwangen die Seele vom Recht zu lassen oder zu sterben.

Inmitten ihrer widerstreitenden Konfessionen und bekriegenden Sekten

Saß die Religion auf einem blutbefleckten Thron.

Hunderte von Tyranneien unterdrückten und erschlugen

Und gründeten Einheit auf Betrug und Gewalt.

Nur der Schein wurde dort als Wirklichkeit geschätzt:

Das Ideal war eine Zielscheibe zynischen Spotts;

Verschrien von der Menge, verhöhnt von aufgeklärtem Verstand,

Schweifte spirituelle Suche ausgestoßen umher, –

Als das selbst-betrügerische Hirngespinst eines Träumers

Oder als verrückte Chimäre oder Schwindel eines Heuchlers erachtet,

Kroch ihr leidenschaftlicher Instinkt durch obskure Gemüter,

Verloren in den Kreisbahnen der Unwissenheit.

Eine Lüge war dort die Wahrheit und Wahrheit eine Lüge.

Hier muss der Wanderer auf dem ansteigenden Wege

Denn der Weg zum Himmel windet sich kühn durch die Reiche der Hölle –

Innehalten oder langsam gehen durch diesen gefährlichen Raum,

Auf seinen Lippen ein Gebet und den großen Namen.

Hätte die scharfe Speerspitze der Unterscheidung nicht alles geprüft,

Könnte er in das endlose Netz der Unwahrheit stolpern.

Oft musste er über seine Schultern nach hinten schauen

Wie jemand, der den Atem eines Feindes im Nacken spürt;

Von hinten könnte sonst ein tückischer Stoß

Ihn niederstrecken und auf ruchlosem Boden festnageln,

Sein Rücken durchbohrt vom spitzen Pfahl des Bösen.

So könnte man auf dem Pfad des Ewigen fallen,

Verwirkend die einzige Gelegenheit des Geistes in der Zeit,

Und keine Kunde würde die wartenden Götter erreichen,

Im Verzeichnis der Seelen als „verschollen“ vermerkt,

Sein Name ein Hinweis auf eine Hoffnung, die sich zerschlug,

Die Position eines in Erinnerung gebliebenen erloschenen Sternes.

Gefeit waren nur jene, die Gott in ihrem Herzen trugen:

Mut ihre Rüstung, Glaube ihr Schwert, so müssen sie vorwärtsschreiten,

Die Hand zum Schlagen bereit, das Auge zum Erkunden,

Vorauswerfend einen durchdringenden Speeresblick,

Helden und Soldaten der Streitmacht des Lichts.

Aber auch so, wenn vorbei die grässliche Gefahr

Und entlassen in eine ruhigere reinere Luft,

Wagten sie kaum wieder frei zu atmen und zu lächeln.

Einmal mehr schritten sie unter einer wirklichen Sonne.

Obwohl Hölle Herrschaft beanspruchte, hatte doch Geist noch Macht.

Dies Niemandsland durchschritt er ohne Streitgespräch;

Ihn sandten die Höhen, der Abgrund begehrte ihn:

Keiner stand ihm im Wege, keine Stimme verbot.

Denn rasch und leicht ist der Weg nach unten,

Und jetzt war der Nacht sein Antlitz zugewandt.

Eine tiefere Dunkelheit wartete, eine schlimmere Herrschaft,

Wenn schlimmer es noch geht, wo alles das Extrem des Bösen ist;

Doch für das Verhüllte ist das Unverhüllte nackter Graus.

Dort waren Gott und Wahrheit und das höchste Licht

Niemals gewesen oder besaßen keine Macht mehr.

Als ob man in einem tiefen Moment der Trance

Über die Grenze des Mentals in eine andere Welt hinübergleitet,

Überschritt er eine Grenze, deren verstohlene Spur

Das Auge nicht sehen, sondern nur die Seele fühlen konnte.

In einen gerüsteten grimmigen Herrschaftsbereich gelangte er

Und sah sich wandern, verlorener Seele gleich,

Zwischen dreckigen Wänden und barbarischen Slums der Nacht.

Um ihn herum drängten sich graue und verwahrloste Hütten

In Nachbarschaft zu prunkvollen Palästen pervertierter Macht,

Unmenschliche Viertel und dämonische Bezirke.

Ein Stolz auf das Böse umarmte dessen Erbärmlichkeit;

Ein Prunk heimsuchend Elend lag schwer auf jenen gefallenen

Graubraunen Vororten der Städte eines Traum-Lebens.

Dort zeigte die Lebensmacht der Zuseherin Seele

Die schattigen Tiefen ihres seltsamen Wunders.

Eine starke und gefallene Göttin ohne Hoffnung,

Verfinstert, entstellt durch einen grässlichen gorgonischen Bann,

Gleich einer Dirnenkönigin in einem Freudenhaus,

Hob sie frohlockend, nackt und schamlos,

Ihr übles Angesicht von gefährlicher Schönheit und Charme

Und, panische Angst bringend über schaudernden Kuss

Zwischen der Pracht ihrer verhängnisvollen Brüste,

Lockte in deren Abgrund den Geist zum Sturz.

Über sein Blickfeld vervielfältigte sie

Wie auf einem szenischen Film oder einer sich bewegenden Platte

Die unerbittliche Pracht ihres alptraumhaften Prunkes.

Vor dem dunklen Hintergrund einer seelenlosen Welt

Inszenierte sie zwischen gespenstischem Licht und Schatten

Ihre Dramen des Leidens der Tiefen,

Geschrieben auf die gequälten Nerven lebender Dinge:

Epen des Grauens und der grimmigen Majestät,

Ironischer Skulpturen, in des Lebens Schlamm gespuckt und erstarrt,

Ein Haufen entsetzlicher Formen und scheußlicher Taten,

Die jedes Mitleid in der verhärteten Brust lähmten.

In Sündennestern und Nachtquartieren des Lasters

Verdrehten Schändlichkeiten körperlicher Fleischeslust

Und schmutzige Vorstellungen, eingeätzt ins Fleisch,

Die Lust in eine dekorative Kunst:

Der Natur Geschenk missbrauchend, verewigte ihr pervertiertes Können

Den ausgestreuten Samen des lebendigen Todes,

Goss in einen Lehmkelch den Wein des Bacchus

Und reichte einem Satyr den Thyrsusstab eines Gottes.

Unrein, sadistisch, mit fratzenden Mäulern,

Kamen schauerlich verdorbene Ausgeburten, grausig und makaber,

Ferngesendet aus den Schlünden der Nacht.

Ihre Kunstfertigkeit, genial in Monstrosität,

Unduldsam gegenüber aller natürlichen Gestalt und Ausgewogenheit,

Ein Glotzen nackter übertriebener Linien,

Verlieh der Karikatur einen ausgesprochenen Realismus,

Und Kunstparaden von schrecklich entstellten Formen

Und wasserspeiende Masken, obszön und schauerlich,

Zertrampelten zu gequälten Posen den zerrissenen Sinn.

Als Anbeterin des unerbittlich Bösen

Machte sie Niedertracht zu etwas Großem und verfeinerte den Schmutz;

Eine Drachengewalt reptilartiger Energien

Und seltsame Epiphanien der zu Kreuze kriechenden Kraft

Und Schlangen-Erhabenheiten, die im Schlamme aalen,

Zogen Verehrung auf ein Glitzern von Schleim.

Die ganze Natur, aus ihrem Gefüge und Fundament herausgerissen,

Ward in eine unnatürliche Pose verdreht:

Abstoßung stimulierte träges Begehren;

Agonie wurde zu einer rot gewürzten Speise für die Glückseligkeit,

Hass wurde mit dem Werk der Lust betraut

Und Folter nahm die Form einer Umarmung an;

Ein Ritual von Qualen weihte den Tod;

Anbetung ward dem Ungöttlichen gezollt.

Eine neue Ästhetik der Kunst des Infernos,

Die den mentalen Geist jenes zu lieben schult, was die Seele hasst,

Legte zitternden Nerven Gehorsamspflicht auf

Und zwang den unwilligen Körper zu vibrieren.

Zu lieblich und zu harmonisch, um ein Anreiz zu sein

In solch einem Regime, das des Wesens Kern beschmutzte,

War Schönheit verbannt, des Herzens Fühlen in Schlaf gelullt,

Und stattdessen der Nervenkitzel der Sensation wertgeschätzt;

Die Welt ward nach Strömen durchforscht, die die Sinne reizen.

Hier war der kalte materielle Intellekt der Richter

Und brauchte lustvollen Stich und Stoß und Hieb,

Damit seine harte Nüchternheit und toten Nerven

Etwas Leidenschaft und Macht und Lebenswürze fühlen mögen.

Eine neue Philosophie theoretisierte die Rechte des Bösen,

Schwelgte in der schimmernden Fäule der Dekadenz,

Oder verlieh einer Pythonkraft schlagkräftige Beredsamkeit

Und rüstete den primitiven Rohling mit Wissen aus.

Grübelnd gebeugt einzig über Leben und Materie,

Wandelte sich der mentale Geist in das Bild einer ungezügelten Bestie;

Er kroch in die Grube, um nach Wahrheit zu graben,

Und erleuchtete seine Suche mit dem Flackerlicht des Unterbewussten.

Da stiegen blasig auf, besudelnd die obere Luft,

Der Schmutz und die eitrigen Geheimnisse des Abgrunds:

Dies wird positiver Tatbestand und reales Leben genannt.

Dies bildete nun die stinkende Atmosphäre.

Eine wilde Tierleidenschaft kroch aus geheimer Nacht,

Um ihre Beute mit bannenden Augen anzuschauen:

Um ihn herum, gleich einem Feuer mit zischenden Zungen,

Rekelte und lachte eine bestialische Ekstase;

Die Luft war voller Gelüste, brachial und wild;

Wimmelnd und stechend in einem monströsen Schwarm

Drängten sich mit verderblichem Gesumme in sein Mental hinein

Gedanken, die den himmlischsten Atem der Natur vergiften konnten,

Aufzwingend widerstrebenden Augenlidern bestürmten Blick,

Taten, die das Mysterium der Hölle offenbarten.

Alles dort war nach diesem Muster gemacht.

Eine besessene Rasse hauste in diesen Regionen.

Eine dämonische Kraft, die lauernd in des Menschen Tiefen

Sich stemmt, unterdrückt von des Herzens menschlichem Gesetz,

Eingeschüchtert von den ruhigen und souveränen Augen des Denkens,

Kann in einem Feuer und Erdbeben der Seele

Sich erheben und, rufend ihre heimische Nacht,

Die Vernunft überwältigen, sich des Lebens bemächtigen,

Und ihren Huf dem schwankenden Grund der Natur aufprägen:

Dies war für jene der flammende Kern ihres Wesens.

Als eine mächtige Energie, ein Monstergott,

Hart zu den Starken, unerbittlich zu den Schwachen,

Starrte sie auf die unbarmherzige raue Welt, die sie machte,

Aus steinernen Augenlidern ihrer unumstößlichen Idee.

Ihr Herz war trunken vom Weine schrecklichen Hungers,

Fühlte im Leiden anderer begeisterte Freude

Und hörte aus Tod und Verderben grandiose Musik.

Macht zu haben, Herr zu sein, war einzige Tugend und das einzig Gute:

Sie beanspruchte die ganze Welt als Lebensraum des Bösen,

Die düstere totalitäre Herrschaft ihrer Partei

Das grauenhafte Geschick der atmenden Dinge.

Alles war nach einem Plan geformt und genormt

Unter dem atemlosen Gewicht einer dunklen Diktatur.

In Straße und Haus, in Räten und Gerichten

Traf er Wesen, die wie lebende Menschen aussahen

Und Reden schwangen in hohem Gedankenflug,

Doch alles in sich bargen, was untermenschlich ist, gemein

Und niedriger als das Gekrieche des niedrigsten Reptils.

Die Vernunft, bestimmt den Göttern nahe zu sein

Und durch die Berührung des Mentals auf himmlische Stufe zu heben,

Verstärkte bloß mit ihrem erhellenden Strahl

Die angeborene ironische Monstrosität deren Natur.

Oft, beim Prüfen eines vertrauten Antlitzes,

Das freudig er an gefährlicher Wendung traf

In Erwartung des Erkennens eines Lichtblickes,

Entdeckte seine Schau, durch das innere Auge des Geistes gewarnt,

Dort plötzlich die Markenzeichen der Hölle,

Oder sah mit dem inneren Sinn, der nicht irren kann,

In der Erscheinung einer holden oder virilen Gestalt

Den Dämon und den Kobold und den Ghul.

Es herrschte eine Unverfrorenheit von kalter steinherziger Stärke

Machtvoll, befolgt, gebilligt vom Gesetz des Titanen,

Das gewaltige Gelächter einer gigantischen Grausamkeit

Und wilde Freudentaten von Monstergewalt.

In jener weiten zynischen Höhle denkender Bestien

Suchte man vergeblich nach einer Spur von Mitleid oder Liebe;

Es gab nirgendwo einen Hauch von Lieblichkeit,

Sondern nur Kraft und ihre Schergen, Gier und Hass:

Dort gab es keine Hilfe für das Leiden, keiner, der rettete,

Keiner wagte Widerstand zu leisten oder ein edles Wort zu sagen.

Gewappnet mit dem Schild tyrannischer Macht,

Unterschreibend die Erlasse ihrer fürchterlichen Herrschaft

Und Blut und Folter als Siegel gebrauchend,

Gab Finsternis der Welt ihre Losungen kund.

Ein fügsames scheuklappiges Schweigen ließ das Mental verstummen

Oder es wiederholte nur die ihm angelernten Lehren,

Indes die Mitra tragend und den Stab des guten Hirten haltend,

Die Falschheit den ehrfürchtigen und gedemütigten Herzen

Kulte und Dogmen auferlegte, die den lebendigen Tod organisieren

Und die Seele auf dem Altar einer Lüge schlachten.

Alle wurden betrogen oder dienten ihrem eigenen Betrug;

In solch stickiger Luft konnte Wahrheit nicht bestehen.

Dort glaubte Erbärmlichkeit an ihre eigene Freude

Und Angst und Schwäche liebkosten ihre jämmerlichen Tiefen;

Alles, was niedrig und hässlich-denkend, niederträchtig ist,

Alles, was faul und armselig und miserabel ist,

Atmete in einer laxen Zufriedenheit seine naturgemäße Luft

Und fühlte keine Sehnsucht nach göttlicher Befreiung:

Arrogant, verspottend hellere Zustände,

Verabscheute das Volk der Abgründe die Sonne.

Eine verschanzte Autarkie schloss das Licht aus;

Im Willen fest entschlossen, das eigene graue Selbst zu sein,

Rühmte sie ihre einzigartige Norm und prächtige Art:

Sie stillte ihren Hunger mit den Träumen eines Plünderers;

Das Kreuz ihrer Knechtschaft zur Schau tragend wie eine Krone,

Hing sie an ihrer tristen harten Autonomie.

Ein Bullenschlund brüllte mit seiner dreisten Zunge;

Sein grobes und schamloses Geschrei, erfüllend den Raum

Und alle bedrohend, die es wagten, der Wahrheit zu lauschen,

Erhob für sich das Monopol auf das zermürbte Ohr;

Eine taub gewordene Ergebung gab ihre Stimme,

Und prahlerische Dogmen, in die Nacht geschrien,

Bewahrten der gefallenen Seele, die einst ein Gott zu sein wähnte,

Den Stolz auf ihre abgrundtiefe Absolutheit.

Als einsamer Entdecker in diesen bedrohlichen Gefilden,

Die wie Termiten-Städte abgeschirmt sind vor der Sonne,

Bedrängt von der Menge, dem Getrampel, Lärm und Aufbrausen,

Schreitend von Dämmerung zu noch tieferer gefährlicherer Dämmerung,

Rang er mit Mächten, die dem Mental sein Licht entrissen,

Und schlug ihre anhaftenden Einflüsse von sich ab.

Bald danach drang er in einen schummrigen Raum ohne Mauern ein.

Denn nun waren die bevölkerten Gebiete hinter sich gelassen;

Er wandelte zwischen weiten Ufern schwindenden Abends.

Um ihn wuchs eine trostlose spirituelle Leere,

Eine bedrohliche Öde, eine schauerliche Einsamkeit,

Die das Mental einem unsichtbaren Angriff schutzlos preisgab,

Eine leere Seite, auf die alle, die es wollten, unkontrolliert

Monströse Botschaften schreiben konnten.

Auf den absteigenden Wegen der Dämmerung ein wandernder Punkt

Zwischen kargen Feldern und Scheunen und verstreuten Hütten

Und ein paar krummen und gespenstischen Bäumen,

Trotzte er einem Gefühl von Tod und bewusster Leerheit.

Aber noch war dort unsichtbar ein feindliches Leben,

Das sich in scheinbar toter Haltung Licht und Wahrheit widersetzte

Und Dasein zum öden Hohlraum im Nichtsein machte.

Er hörte die grausigen Stimmen, die alles verneinen;

Bestürmt von Gedanken, die wie Geisterhorden in Schwärmen auftauchten,

Eine Beute für die glotzenden Phantome der Düsterkeit

Und den Terror, der mit seinem vernichtenden Rachen nahte,

Von einem seltsamen Willen tiefer und tiefer hinabgetrieben,

Das Firmament oben ein Kommuniqué des Verhängnisses,

Kämpfte er, seinen Geist von der Verzweiflung abzuschirmen,

Fühlte aber das Grauen zunehmender Nacht

Und den Abgrund, der sich erhob, um seine Seele einzufordern.

Dann hörten die Wohnstätten dieser Kreaturen und ihre Formen auf

Und Einsamkeit hüllte ihn in ihre stimmlosen Falten ein.

Plötzlich war alles weg gleich einem ausgelöschten Gedanken;

Sein Geist ward zu einer leeren lauschenden Kluft,

Bar der toten Illusion einer Welt:

Nichts war geblieben, nicht einmal ein übles Gesicht;

Er war allein mit der grauen Python-Nacht.

Ein dichtes und namenloses Nichts, bewusst, stumm,

Das lebendig schien, doch ohne Körper oder mentalen Geist,

Gelüstete alles auszutilgen, was ist,

Damit es für immer nackt und allein sein könne.

Wie von ungreifbaren Fängen eines gestaltlosen Tieres

Gepackt, gewürgt von diesem gierigen viskösen Schandmal,

Angezogen von einem schwarzen und gigantischen Maul

Und schlingendem Schlund und einem Riesenbauch des Verhängnisses,

Entschwand sein Wesen seiner eigenen Sicht,

Hinabgezerrt in Tiefen, die nach seinem Falle lechzten.

Eine formlose Leere erdrückte sein ringendes Gehirn,

Eine Dunkelheit, grimmig und kalt, betäubte sein Fleisch,

Eine geflüsterte graue Suggestion ließ sein Herz erkalten;

Von einer Schlangenkraft aus seinem warmen Heim geschleift

Und zur Vernichtung in ödes Nichtsein hinabgezerrt,

Hing das Leben mit Seilen keuchenden Atems an seinem Sitz;

Aufgeleckt ward sein Körper von einer dunklen Zunge.

Dasein, am ersticken, kämpfte ums Überleben;

Hoffnung, erdrosselt, ging in seiner leeren Seele zugrunde,

Vernichtet starben Glaube und Erinnerung

Und alles, was dem Geist auf seinem Wege hilft.

Da kroch durch jeden angespannten und schmerzenden Nerv,

Zurücklassend ihre scharfe zitternde Spur,

Eine namenlose und unbeschreibliche Angst.

Wie reglos gebundenem Opfer das Meer sich naht,

So beunruhigte seinen mentalen Geist, für immer stumm,

Das Näherkommen einer unerbittlichen Ewigkeit

Von unmenschlichem und unerträglichem Schmerz.

Dies musste er ertragen, seiner Hoffnung auf den Himmel entfremdet;

Ohne den Frieden der Auslöschung musste er auf immer fortbestehen

In langsam leidender Zeit und gequältem Raum,

Wo ein angsterfülltes Nichtsein sein Dauerzustand war.

Eine leblos gewordene Leere ward nun seine Brust,

Und dort, wo einst ein leuchtendes Denken war,

Blieb nur wie ein blasses regloses Gespenst

Eine Unfähigkeit zu Glaube und Hoffnung

Und die furchtbare Gewissheit einer bezwungenen Seele,

Zwar noch unsterblich, aber ihre Göttlichkeit verloren,

Das Selbst verloren und Gott und den Kontakt mit glücklicheren Welten.

Doch hielt er aus, beruhigte den sinnlosen Terror, ertrug

Die würgenden Umschlingungen von Agonie und Schrecken;

Dann kehrte der Friede zurück und der Seele souveräner Blick.

Dem blanken Entsetzen antwortete ein ruhiges Licht:

Unwandelbar, unsterblich und ungeboren,

Mächtig und stumm erwachte die Gottheit in ihm

Und trat dem Schmerz und der Gefahr der Welt entgegen.

Er meisterte mit seinem Blick die Gezeiten der Natur:

Er traf mit seinem bloßen Geist die nackte Hölle.

Ende des siebten Cantos

Savitri – Eine Legende und ein Symbol

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