Читать книгу Meerjungfrauen brauchen's feuchter | Erotischer Fantasy Roman - Starla Bryce - Страница 3
Оглавление1. Fisch-Pediküre
»Und, wie war das Date?« Jannis Stimme am anderen Ende der Leitung verriet Neugier. Marina seufzte. Die Erinnerungen an den letzten Samstag waren alles andere als berauschend.
»Es war wieder mal ein Fiasko!«
»Hast du…?«
»Nein. Du weißt doch, dass ich das so nicht machen kann!« Marina senkte ihre Stimme, um zu verhindern, dass eine ihrer Kolleginnen etwas mitbekam. Eigentlich überflüssig, denn die Tür zu dem Raum, in dem Marina die Fußpflegebehandlungen an ihren Kunden durchführte, war geschlossen. »Er hatte ein ziemlich stolzes Rohr! Unglaublich, weil sein Schwanz zuerst recht klein aussah…«
»Schätzchen… Langsam musst du es doch wissen: Manche Männer haben einen Fleisch-, andere einen Blutpenis!«
»Ja, ich weiß! Aber der Unterschied war so gewaltig! Nicht so wie bei dem Typen vom Mai.«
»Erzähl schon! Was ist passiert?«
»Na ja… Das Übliche. Ich hab ihm einen geblasen. Weit passte er nicht in meinen Mund, doch er stand angeblich sowieso eher darauf, wenn Frauen ihm die Eichel mit der Zunge verwöhnen. Aber so groß sein Schwanz auch war, so schlecht war er im Lecken…«
»Kann denn niemand mehr einen vernünftigen Cunnilingus heutzutage?« Marina sah geradezu vor sich, wie Janni mit seinen Augen rollte.
»Das ist schon der vierte Typ in diesem Monat! Ich weiß nicht, wieso ich immer an Kerle gerate, die einfach kein Gefühl in ihrer Zunge haben!«
»Vielleicht solltest du dein Beuteschema überdenken, Schätzchen. Such dir doch mal einen Biker-Typen oder einen, der Drogen konsumiert. Mit denen erlebst du wenigstens etwas. Aber bitte keinen Heroin-Junkie! Ich will dich nicht an der Nadel hängen sehen! Am besten sind die Kiffer. Meist gechillt und am Grinsen. Die Kokser sind auch tabu! Ich hatte mal einen… Wie nannte er sich noch gleich? Der Anal-Hero, wenn mich nicht alles täuscht. Mein Gott, war der überheblich! Aber eines muss ich ihm lassen: Er war nicht zimperlich im Bett und hat es mir so richtig besorgt.«
Marina grinste und wickelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. Janni und seine Sex-Geschichten! Aber immerhin hatte Janni regelmäßig guten Sex. Die Sachen, die Marina bei ihren Verabredungen mit Männern erlebte, waren nicht das, wonach sie suchte. Sie wollte mehr. Viel mehr!
Marina Pavona war 28 Jahre alt, 1,62 Meter klein und mit langen, schwarzen Haaren und weiblichen Kurven ausgestattet, die sie jedoch während der Arbeitszeit stets unter einem weiten weißen Shirt versteckte. Ihre lapislazuliblauen Augen wurden für gewöhnlich von Lidstrichen im 60er-Jahre-Stil umrahmt. Marina ging regelmäßig mit Männern aus. Auf der Suche nach einem, der es wert war, sie zu entjungfern. Bisher waren ein paar Kerle kurz davor gewesen. Doch die Typen hatten sich im letzten Moment als nicht würdig erwiesen.
»Ich glaube nicht, dass ich auf einem Motorrad mitfahren will. Und ich suche mir einen Partner doch nicht nach seinem Drogenkonsum aus. Überhaupt: Wieso glaubst du, solche Kerle seien besser im Lecken?«
»Keine Ahnung. Ist doch oft so: harte Schale, weicher Kern. Wenn schon deine Sunnyboys nichts mit ihrer Zunge anzufangen wissen, dann vielleicht die scheinbar harten Kerle. Aber vielleicht hast du einfach zu hohe Ansprüche, Schätzchen. Du sollst ja nicht jeden Schwanz ficken, aber was, wenn du einfach auf den Oralsex scheißt und dir einen von den Schwänzen reinstecken lässt? Nur ausprobieren. Vielleicht kannst du einfach nicht beim Lecken kommen.«
»Nein, ich bleibe dabei: Wenn ein Kerl nicht lecken kann, kann er auch nicht ficken!«
»Das weißt du doch gar nicht«, protestierte Janni.
»Ich bleibe bei meiner Theorie. Ein Mann, der kein Gefühl in seiner Zunge hat, kann es mir auch nicht mit seinem Schwanz besorgen.«
»Du bist unbelehrbar!«
»Mag sein. Aber ich weiß, was ich will.«
Janni seufzte. »Das weißt du allerdings. Aber gib den Kerlen nicht die Schuld, wenn du als alte Jungfer stirbst.«
»Mach ich nicht. Keine Angst!«
»Schätzchen, meine Mittagspause ist um. Ich muss wieder ran. Im Lager warten noch jede Menge Zeitschriften und Muschelkörbe darauf, ausgepackt zu werden!«
Janni, der gleichzeitig Marinas Nachbar und ihr bester Freund war, arbeitete im Strand-Kiosk Chillmuschel und war dort für so ziemlich alles zuständig.
»Na gut, ich sollte auch mal ein bisschen aufräumen…« Marina schaute auf die Nagellackfläschchen im Regal, die alle wild durcheinandergewürfelt waren. Auch die sauberen Handtücher auf dem Sideboard hatte Marina noch immer nicht eingeräumt. Tony, Marinas Chefin, würde wieder meckern, wenn sie die Unordnung sah. Also lieber vorbeugen!
»Man sieht und hört sich«, sagte Janni, ehe er auflegte.
Marina seufzte. Der Blick auf die Uhr verkündete nichts Erfreuliches: Es war erst kurz nach zwölf. Der Dienstag würde noch sehr lang werden.
***
»Sie wollen was?« Marinas Augen wurden größer und größer. »Bitte wiederholen Sie das noch mal!« Eigentlich sah der Typ ganz gut aus. Dunkelblonde Haare, grüne Augen. Um seinen Mund herum ein Drei-Tage-Bart. Er war mindestens fünfzehn Zentimeter größer als Marina und trug ein eng anliegendes olivfarbenes Poloshirt sowie eine kurze Jeans. Der Länge seiner Finger nach musste er ganz gut bestückt sein.
Denk nicht daran! Nicht wieder einen Kunden daten!, ermahnte sich Marina innerlich. Das letzte Mal hatte die Sache nicht gut geendet. Nach einem geilen Blowjob wollte der Kerl mehr. Marina auch. Bloß hatten beide unterschiedliche Vorstellungen davon, wie dieses mehr aussah. Marina bestand darauf, dass er mit seiner Zunge ihre Perle verwöhnte. Für einen schnellen Fick war Marina nicht zu haben. Sie wollte das volle Programm mit Küssen, Lecken, Lutschen und jeder Menge Leidenschaft. Kein Rein und Raus im Schnelldurchlauf. Aber die Kerle heutzutage schienen nur darauf aus zu sein, ihn schnell reinzustecken. Jedenfalls die, an die Marina bisher geraten war. So auch besagter Kunde. Marina hatte kein Interesse an einer schnellen Nummer. Sie wollte die Lust auskosten. Quälend langsam. Bis ihre Muschi sich nicht mehr wehren konnte und der Orgasmus rausgelockt wurde. Es hatte eine lange Diskussion darüber gegeben, wie wichtig ein aufheizendes Vorspiel war. Dann hatten beide keine Lust mehr gehabt und waren getrennte Wege gegangen. Marina hatte ihn nie wieder in Tonys Nagelreich gesehen. Ein Stammkunde weniger… Leider war die Anzahl an jungen heterosexuellen Männern, die eine Fußpflegepraxis betraten, sehr gering. Und dieses Exemplar hier, das Marina gegenübersaß, schien richtig einen an der Waffel zu haben!
»Ich möchte gerne eine Fußmassage. Aber massieren Sie mich bitte nicht mit Ihren Händen. Davon bekomme ich Ausschlag. Machen Sie es stattdessen mit Ihren eigenen Füßen. Danach hätte ich gerne eine Fisch-Pediküre und im Anschluss möchte ich Seesterne auf die Zehennägel geklebt bekommen. Nagellack ist doch bestimmt schon wieder out, oder? War ja jetzt lange genug modern.«
»Wir bieten keine Fisch-Pediküre an. Tut mir leid.« Marina hatte wenig Lust, mit diesem Kerl zu streiten.
»Ich dachte, hier in Tonys Nagelreich bleiben keine Wünsche offen? So steht es zumindest auf dem Plakat im Schaufenster. Und auch, dass diese Woche Gratis-Seestern-Woche ist. Bedeutet das nicht, dass man sich Seesterne auf die Nägel kleben lassen kann?«
»Seestern-Sticker. Wir reden hier von Stickern. Nicht von lebendigen Seesternen.« War er wirklich so blöd oder war das seine Masche?
»Das habe ich nirgendwo gelesen. Und wie ist es mit der Fußmassage? Also, dass Sie Ihre Füße statt die Hände nehmen?«
»Ich kann das nicht machen. Ich meine, wer macht so etwas? Ich habe das noch nie gehört.« Allmählich riss Marinas Geduldsfaden.
»Das ist aber schade… Nun ja, dann muss ich mich wohl mit einer normalen Fußmassage begnügen. Aber ich gehe hier nicht weg ohne pinke Fußnägel.«
Er verarschte sie. Eindeutig! Sein Grinsen sprach Bände. Sie hatte ihn durchschaut! Er wollte gewiss keine pinken Fußnägel haben. Dafür war er eindeutig nicht homosexuell genug. Marina kannte sich aus; ihr bester Freund Janni stand auf Männer.
»Pink? Das können Sie kriegen.« Marina hatte genug. Er mochte es ja lustig finden. Sie hingegen konnte es kaum erwarten, endlich Feierabend zu haben. Der Dienstag heute war sehr stressig, nicht zuletzt dadurch, dass die Damengruppe aus dem Seniorenheim wieder gekommen war und Marina vollgeschnattert hatte. Der Juni war bisher sehr vollgepackt mit Arbeit gewesen. Musste wohl daran liegen, dass Hauptsaison war und alle Welt mit hübschen Füßen zum Strand gehen wollte.
Der Kerl zog schmunzelnd seine schwarzen Sneakersocken aus. Marina begann, die Füße des Mannes zu begutachten und sanft mit den Händen über die Fußsohle zu fahren. Er hatte hübsche Füße mit wenig Hornhaut. Die Zehen waren gut geformt und seine Zehennägel kurz geschnitten. Was machte er hier? Sie hatte ihn noch nie zuvor in Tonys Nagelreich gesehen. Und wie sie ihre Kolleginnen kannte, hätten diese ihr von dem Mann erzählt. Sobald ein halbwegs attraktiver Mann den Laden betrat, waren Marinas Kolleginnen - besonders die, die Single waren - Feuer und Flamme. Marina war hübschen Kunden gegenüber auch nicht abgeneigt, aber die Erfahrung von letztens hatte ihr erst einmal gereicht. Kunden waren vorübergehend tabu!
»Wie wäre es mit einem Fußbad? Vor der Massage, meine ich. Zum Schluss könnte ich Ihre Füße mit etwas Fußcreme einreiben. Die Creme ist mit Salz aus dem Toten Meer angereichert. Die Inhaltsstoffe sorgen für glatte und wohlgenährte Haut.«
»Totes Meer… So so… Wieso nicht? So lange meine Füße dann nicht auch tot werden. Haben Sie vielleicht doch ein paar winzige Fische, die…«
Marina unterbrach ihn. »Nein, keine Fische! Außerdem finde ich, dass es Tierquälerei ist, Fische zu solchen Dingen zu zwingen. Sie gehören ins Wasser, in den Ozean und nicht in irgendwelche Schüsseln, um Hornhaut von vernachlässigten Menschenfüßen abzuknabbern.« Sie hatte sich mehr aufgeregt, als sie gewollt hatte.
»Tut mir leid… Ich mache bloß Spaß. Ich fühle mich ein wenig unwohl. Ich war noch nie bei einer Fußpflegerin.«
»Dafür sehen Ihre Füße aber gut aus, Herr…«
Fuck! Marina hatte schon wieder vergessen, in ihren Terminplan zu schauen, um den Kunden mit seinem Nachnamen ansprechen zu können! Sie sollte sich mehr auf ihren Job konzentrieren und nicht so sehr auf die Frage, wo sie einen Mann für ihr erstes Mal herbekam. Einen würdigen Mann. Marina hatte genug von Teenie-Petting, schlechten Küssen und miesen Lickjobs.
»Carpani. Aber Sie können mich Hector nennen, Frau…« Der Kerl namens Hector beugte sich nach vorne, um das Namensschild über Marinas Brust besser lesen zu können. »Marina. Frau Marina. Haben Sie auch einen Nachnamen?«
»Pavona. Marina Pavona.«
»Gut. Dann fehlt ja bloß noch das Du!«
Hector fuhr sich durch die dunkelblonden Haare und entblößte zwei Reihen angenehm weißer Zähne. Diese Lippen… In Marina entstand die Vorstellung, wie genau diese Lippen wohl an ihrem Kitzler saugen würden. Eher sanft? Oder fest? Und Hectors Zunge: Wie sie wohl aussehen mochte? Und, noch wichtiger: Konnte sie etwas?
»Alles klar.« Marina begann, am Waschbecken Wasser in das Fußbad laufen zu lassen. Dazu gab sie etwas Pflegepulver. Dann stellte Marina das Fußbad unter Hectors Füße. Sie befand sich nun in guter Blowjob-Höhe. Wie Hector wohl gucken würde, wenn sie hier und jetzt seinen Schwanz aus der Hose befreien und ihn sich einfach in den Mund stecken würde, so, als gehörte es zum guten Ton einer Fußpflegerin?
»Das fühlt sich klasse an. Die perfekte Temperatur! Lernt man so etwas? Ich meine, ich verschätze mich ständig, wenn ich baden geh. Ohne Thermometer läuft da nichts!«
»Es braucht schon etwas Übung. Und weibliche Intuition.«
»Na, daran wird es wohl liegen! Mir fehlt die weibliche Intuition.«
Marina grinste. Der Typ, der am Anfang ziemlich bescheuert gewirkt hatte, gefiel ihr immer besser. Er hatte Humor. Und grüne Augen, die an Seetang erinnerten… Er sah so gut aus, dass Marina beinahe ihr selbstauferlegtes Verbot vergessen hätte. Keine Oralsex-Spielchen mit Kunden! Aber dieser Hector schien eine Sünde wert zu sein. Wie schlimm konnte ein weiterer Versuch sein? Er war ja kein Stammkunde.
»Die kannst du wohl nicht mal eben lernen…«
»Wer weiß? Vielleicht, wenn ich jetzt öfter herkomme. Möglicherweise springt dann ein bisschen Östrogen auf mich ab. Gehen nicht vorwiegend ältere Damen zur Fußpflege? Oh, und natürlich die Beach-Beauties, die einen Tick zu sehr auf ihr Aussehen achten.«
Marina erwiderte schmunzelnd: »Nein, es kommen auch manchmal Typen her, die eine Fisch-Pediküre und echte Seesterne als Zehen-Dekoration erwarten!«
Hector lachte. »Du bist nicht schlecht! Ganz schön schlagfertig!«
Nach einem zehnminütigen Fußbad trocknete Marina Hectors Füße mit einem weichen Handtuch ab und begann, nachdem sie etwas Öl in ihren Händen erwärmt hatte, mit der Fußmassage. Hectors Füße fühlten sich angenehm zwischen ihren Händen an.
Wie sich wohl der Rest seines Körpers anfühlt?, dachte Marina. Ihre Muschi mischte sich sofort ein und kommentierte Marinas Gedanken mit einem Kribbeln. Hector regte ihre Duftsaftproduktion an. Wie ihm ihr kostbarer Schleim wohl schmecken würde? Zu gerne hätte Marina ihre Jeans aufgeknöpft und Hector aufgefordert, seinen Kopf zwischen ihre Schenkel zu drücken. Sie war schon viel zu lange ohne Sex. Es musste endlich geschehen! Ein geiler Lickjob, der machte, dass Marinas Körper bebte und zuckte - und danach der erste Stoß von vielen, der einen weiteren Orgasmus herbeiführte. Ein Spiel, an dem alle Sinne beteiligt waren. Ein Tanz der Lust, der lange anhielt und dennoch viel zu schnell vorbei war. Marina hatte genug davon, ihre Pussy immer selbst befriedigen zu müssen. Sie wollte nicht bloß durch Streicheln, Rubbeln oder das Einführen eines Vibrators zum Höhepunkt gelangen. Sie wollte geleckt werden. Ihr Kitzler sehnte sich danach, von einer geübten Zunge so lange bearbeitet zu werden, bis es kein Zurück mehr gab und sie aufstöhnte vor Glück.
»Muss ewig her sein, dass mich jemand so verwöhnt hat. Zuletzt wohl meine Mutter, als ich ein kleines Baby war.« Hector grinste und Marina fragte sich, ob er bereits als Baby diese grünen Augen gehabt hatte. Sie versuchte sich zu erinnern, wann ihr ein Mann das letzte Mal derart gefallen hatte. Aber das war eine schwierige Sache: Je attraktiver ein Mann war, desto höhere Ansprüche stellte Marina an seine Leck-Künste. Und für gewöhnlich war die Enttäuschung umso größer.
»Du machst das wirklich sehr gut.« Hector hielt die Augen geschlossen, um die Berührungen an seinen Füßen vollkommen genießen zu können. Marina knetete Hectors Fußsohlen, gerade fest genug, dass auch kitzlige Menschen nicht in Versuchung kamen, zu lachen.
»Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen«, seufzte Hector.
»Dann komm doch öfter hierher.« Klang das komisch? Aufdringlich? So, als könnte sie es nicht erwarten, ihn regelmäßig hier in Tonys Nagelreich zu empfangen? Wenn sie seinen Schwanz lutschen wollte, sollte sie lieber nicht versuchen, aus Hector einen Stammkunden zu machen.
»Ich denke, das könnte ich in Erwägung ziehen. Vielleicht ist Daria ja so lieb und schenkt mir einen weiteren Gutschein zur Fußmassage, wenn ich Geburtstag habe. Ist nicht mehr allzu lange hin.«
»Daria?« Marinas Finger, die bis eben noch einen angenehmen Druck auf Hectors Füße ausgeübt hatten, erschlafften. Wer war diese Daria? Seine Freundin? Ehefrau? Er trug keinen Ring. Hatte er ihn verloren, weil er äußerst schusselig war? Oder übte er einen Beruf aus, bei dem er keinen Schmuck tragen durfte? Eine andere Frau konnte Marina nicht gebrauchen, wenn sie Hector zwischen ihren Beinen platzieren wollte.
»Ja, Daria. Meine Vermieterin. Aber willst du gar nicht wissen, wann ich Geburtstag habe? Ist das nicht so ein Frauending? Sag mir, welches Sternzeichen du bist und ich sage dir, wie du tickst.«
Marina schüttelte den Kopf. »Ich glaub nicht an Sternzeichen und so.« Janni hätte sie für diese Aussage mit einem »Schätzchen, wie kannst du nur so etwas sagen!« getadelt. Laut Marinas bestem Freund war das Sternzeichen etwas Essenzielles bei der Partnerwahl. Neben dem Härtegrad des steifen Schwanzes.
»Jetzt bin ich aber enttäuscht. Ich dachte, du quetschst mich aus. Typisch Löwe, weißt du? Die stellen sich gerne in den Vordergrund und berichten über sich.«
»Das merke ich schon.« Marinas Lippen formten sich zu einem Grinsen. Wenn ich dich ausquetsche, dann auf eine andere Art…
»Was bist du? Lass mich raten… Waage?«
»Falsch!«
»Hmmm… Was gibt es denn noch so? Krake? Pandabär? Hyäne? Ich kenne mich damit absolut nicht aus.«
»Fische.«
»Hätte ich gerne gehabt, um meine Hornhaut…«
»Ich bin Sternzeichen Fische.«
Hector schaute Marina an, ehe er in lautes Gelächter ausbrach. »Sehr gut! Das bedeutet ja, dass ich doch noch meine Fisch-Pediküre bekomme.«
Marina nahm eine Cremetube vom Schrank und verrieb die Creme mit streichenden Bewegungen an Hectors Füßen. Marina schaute in Hectors Augen und setzte ihren Fick-mich-Blick auf. In Hectors Gesicht stand geschrieben, dass er Marinas Blick zu deuten wusste. Doch zu leicht wollte sie es ihm nicht machen. Mit Männern musste man spielen, sie verwirren, anstatt ihnen gleich alles zu geben. So lauteten die ungeschriebenen Spielregeln.
»Fehlt nur noch eine Sache…« Marina schielte zu dem weißen Regal, das an der Wand befestigt war. Hier reihte sich eine Nagellackflasche an die andere. Mittlerweile wieder nach Farben sortiert. »Na, soll ich dir einen schicken Pink-Ton raussuchen?«
»Nein, danke, ich glaube, ich bevorzuge heute Nude an meinen Füßen!« Hector grinste.
»Nude? Bin ich auch gerne.« Marinas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Hector schaute sie an. Mit so einer direkten Aussage hatte er offenbar nicht gerechnet. Ehe Hector jedoch reagieren konnte, sagte Marina: »Bezahlen kannst du dann vorne am Empfang.« Sie war fertig mit ihrem Programm. Zumindest mit dem offiziellen.
»Reicht der Gutschein nicht aus?« Hector fummelte einen Zettel aus seiner Hosentasche. Marina überflog das Stück Papier.
»Stimmt ja, du hast einen Gutschein! Doch, der reicht.«
Hector zog sich Socken und Chucks an und stand auf. Langsam. Anscheinend wollte er die Praxis nicht so schnell verlassen. »Kann ich dir ein Trinkgeld geben?«
»Da sage ich nicht nein. Du kannst es vorne am Tresen in die Spardose stecken.«
»Das werde ich dann gleich mal machen.«
Ob du auch einfach nur wild rumstochern willst? Oder kannst du zur Abwechslung was?
Am liebsten hätte es Marina an Ort und Stelle herausgefunden. Doch Hector sah sie ein letztes Mal an, bedankte sich und verließ das Behandlungszimmer.
Ist wohl auch besser so!, redete sich Marina ein. Nach einem weiteren Fiasko war ihr diese Woche nicht. Marina räumte das Fußbad und das Handtuch weg, desinfizierte sich die Hände und verabschiedete sich um siebzehn Uhr von ihren drei Kolleginnen und Chefin Tony.
Die Fußpflegepraxis befand sich in einer Nebenstraße nahe der Innenstadt im Erdgeschoss eines Ärztehauses. Draußen erwartete Marina die übliche angenehm warme Luft. Sie nahm einen tiefen Atemzug des Duftes, der darauf hindeutete, dass sich ganz in der Nähe das Meer befand. Der Strand war bloß knapp zehn Minuten Fußmarsch von hier entfernt. Doch Marina würde warten, bis es dämmerte, ehe sie ihren Lieblingsplatz aufsuchte. Sie schwang sich auf ihr dunkelblaues Rad, das mittlerweile nicht mehr vollkommen dunkelblau war; dafür sorgten die Rostflecken, die ein wildes Muster bildeten. Während Marina in die Pedalen trat, ließ sie Souvenir-Läden, Boutiquen, Eis-Cafés und andere Geschäfte hinter sich. Sanft wehte der Wind durch ihr schwarzes Haar und stachelte ihre Vorfreude auf heute Abend noch mehr an.