Читать книгу Meerjungfrauen brauchen's feuchter | Erotischer Fantasy Roman - Starla Bryce - Страница 6

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4. Meine weibliche Seite

»Nimm ruhig noch mehr mit« Cyanea strich sich die langen grauen Haare aus dem Gesicht und griff in den Bratentopf, um eine weitere Ladung Zwiebeln herauszuholen, die in dem Frischhaltebeutel landete, den Marina in ihren Händen hielt.

»Das reicht! Wir brauchen doch bloß 500 Gramm.«

»Ach, Zwiebeln sind so gesund, da könnt ihr ruhig noch mehr in die Suppe knallen.«

Marina und Cyanea standen in der großen Küche, die mit weißen Hängeschränken, einem modernen Herd und einer blau gepolsterten Sitzecke ausgestattet war. Auf der Arbeitsplatte stand ein Tee-Regal mit fein säuberlich sortierten Teesorten, daneben der Bratentopf, den Tante Cyanea als Zwiebelvorratsdose nutzte. Marinas sogenannte »Tante« war die Schwester von Marinas Großmutter Arenaria. Seit jeher erinnerte sie Marina an ein seltenes übrig gebliebenes Hippie-Exemplar. Auch heute trug sie eine luftige Tunika in einem auffälligen Farbmix aus Grün und Orange.

»Dann ist es aber irgendwann keine Suppe mehr…« Schnell band Marina die Tüte mit einem Plastikclip zu.

»Was macht ihr denn hier? Nicht wieder so einen Zwiebelwickel, oder?« Arenaria rümpfte die Nase. Den grauweißen Bob hatte die 76-Jährige unter einem Handtuch versteckt. In ihrem Gesicht lag die Würde einer Frau, die wusste, dass sie auch im hohen Alter noch äußerst attraktiv aussah. Und auch jetzt strahlte Marinas Großmutter eine würdevolle Schönheit aus, trotz des lila Bademantels und der grauen Schlappen an den Füßen. Arenarias Lippen schimmerten in einem dezenten Pfirsichton. Sah man die beiden Schwestern nebeneinanderstehen, so glaubte man kaum, hier auf zwei Verwandte gestoßen zu sein. Während Cyaneas Kleidung nicht bunter und mit mehr Mustern übersäter hätte sein können, kleidete sich Arenaria stets in Nude- und Rosatönen. Auch sonst wies ihr Erscheinungsbild keinerlei Ähnlichkeit auf: Cyaneas wettergegerbte Haut wurde umrahmt von ihren langen grauen Haaren, die seit Ewigkeiten keine Schere mehr gesehen hatten. Arenaria legte großen Wert darauf, dass ihre Frisur stets akkurat lag und ihre Q10-Gesichtscreme nie leer wurde, bevor sie keine Reserve im Schrank hatte.

»Keine Wickel, Omi! Janni und ich wollen bloß eine Zwiebelsuppe kochen. Und er hat keine Zwiebeln mehr.«

Arenarias Mundwinkel verformten sich zu einem leichten Lächeln. »Das sieht ihm ähnlich! Eine Zwiebelsuppe kochen wollen und die wichtigste Zutat nicht da haben!«

»Eigentlich war das mit der Suppe meine Idee«, gab Marina zu.

Arenaria sah auf den mit Zwiebeln gefüllten Beutel. »Pack bloß reichlich ein! Dann muss ich Cyaneas morgendlichen Zwiebelatem vorübergehend nicht mehr ertragen!«

Cyanea lachte. »Von mir aus kann Marina alle mitnehmen! Die nächste Ladung auf der Terrasse ist bald erntefertig.«

Die Dachterrasse der Familie Pavona war vollgestellt mit allerlei Kübeln, in denen Cyanea Tomaten, Gurken, Salat und jede Menge Zwiebeln züchtete. Im vorigen Jahr hatte es auch Sonnenblumen gegeben, doch dieses Mal hatte Arenaria das verboten. Schuld waren die vielen Vögel, die die Sonnenblumenkerne als Einladung zum Picknick gesehen und die Terrasse mit jeder Menge Kot verziert hatten.

»Du solltest auch mal mehr Zwiebeln essen! Dann wärst du sicher von dieser Erkältung verschont geblieben. Zwiebeln sind das beste natürliche Antibiotikum.«

»Nein, danke! Ich will nicht noch mal so fürchterlich stinken wie nach dem Wespenstich vor ein paar Jahren.«

Cyanea stemmte die Hände in die Hüften, die von ihrer grün-orangenen Tunika umhüllt wurden. »Aber es hat geholfen, oder?«

Das musste Arenaria zugeben. »Ja. Doch der Gestank war nicht auszuhalten!«

Nicht schon wieder die Zwiebel-Diskussion!, dachte Marina und sah es als Anlass, die Wohnung schnell zu verlassen, bevor es lauter wurde. »Ich geh dann mal! Wenn etwas sein sollte, ruft mich auf meinem Handy an.«

»Wenn was ist, komme ich persönlich rüber«, stellte Arenaria klar. Ihre Großmutter vergrub sich lieber mit einem anspruchsvollen Buch in ihrem Lieblingssessel im Wohnzimmer, als einen Computer-Kurs an der Volkshochschule zu machen. Von Handys ganz zu schweigen. »Es geht doch nichts über eine persönlich überbrachte Nachricht. Heutzutage wird alles schnell per E-Mail oder Wottsepp erledigt! Fürchterlich ist das!«

Marina schmunzelte. »WhatsApp nennt sich das, Omi.«

Früher hatte ihre Oma ihr die Welt erklärt - nun war es andersrum. Ab und zu wünschte sich Marina, für ein paar Augenblicke wieder das kleine Mädchen zu sein, dem die Oma Märchen aus dem alten, abgegriffenen Buch vorliest. Märchen von Meerjungfrauen, die eins sind mit den Wellen und sich nicht vor Quallen fürchten. Für die handschriftlich hinzugefügten Rezepte und Einträge, die von Generationen von Meerjungfrauen in dem Buch hinterlassen worden waren, hatte sich Marina nie interessiert. Die vielen prachtvollen Zeichnungen von Meerjungfrauen unter Wasser oder auf Klippen inmitten eines Sturms hatten sie weitaus mehr gefesselt. Ja, die Kindheit hatte Marina trotz allem Leids so manche Freude gebracht.

»Grüß Janni schön«, sagte Cyanea, während Arenaria ihr Handtuch enger um die noch nassen Haare schlang.

Marina verließ die Vier-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock des Wohnhauses. Janni wohnte gleich nebenan auf derselben Etage. Die Freundschaft mit Janni hatte sich zufällig ergeben. Als Marina mit ihrer Oma und Tante Cyanea vor gut sechs Jahren in das neuerbaute Haus gezogen war, hatte Janni seine Hilfe beim Kartonschleppen angeboten. »Zu mehr bin ich nicht zu gebrauchen«, hatte er gleich klargestellt und damit Arenaria die Hoffnung genommen, einen Mann gefunden zu haben, der ihnen die Wohnwand aufbauen konnte.

Marinas Finger drückten auf das Klingelschild mit dem verschnörkelten Schriftzug Janni Lee Ackles. Es dauerte, bis sich die Tür öffnete.

»Du? Jetzt schon? Du weißt, dass zu frühes Erscheinen auch eine Art von Unpünktlichkeit ist, oder? Ich habe extra gesagt: Nicht vor achtzehn Uhr!«

»Das ist die nette Begrüßung, mit der ich gerechnet habe.« Marina schmunzelte und hielt Janni den Zwiebelbeutel entgegen.

»Komm rein, aber sieh dich bloß nicht um! Schon gar nicht in der Küche! Meine Wohnung ist gerade ein Paradebeispiel für einen schlampig geführten Haushalt.« Janni nahm die Zwiebeln und winkte Marina zur Tür herein. Er war einen winzigen Tick größer als Marina, spindeldünn und hatte hellbraune, verstrubbelte Haare. Sein Bart wirkte wie ein Drei-Tage-Bart, doch Marina wusste, dass Janni Wochen gebraucht hatte, um diese Mischung aus Schnauz- und Ziegenbart zu züchten. Jannis Augenbrauen waren beinahe stets in Bewegung und die darunterliegenden braunen Augen blitzten vor Schalk, manchmal auch vor Einfällen. Janni trug ein beiges Shirt mit einem goldenen Pailletten-Tiger und dazu schwarze Shorts.

»Sah schon mal schlimmer aus«, stellte Marina fest, als sie durch den engen, mit schmutzigen Wäschestücken belegten und Poster behangenen Flur ging. Im Schnitt wechselte Janni seine Wanddekoration alle zwei bis drei Monate. Gerade waren es die indischen Götter mit unzähligen Armen, die ihn faszinierten. Es hatte in der Vergangenheit auch schon eine Jesus-Phase und eine Zeit gegeben, in der Buddha das Maß aller Dinge war. Jetzt gerade hatte Janni den Hinduismus für sich entdeckt. Letztens erst hatte Janni Marina von seiner Traumvorstellung erzählt: »Ich wünschte, mein künftiger Partner hätte acht Arme! Für was er die alles benutzen könnte! Er könnte mir einen Handjob geben, währenddessen meine verspannten Schultern massieren, den Abwasch erledigen und sich der Steuererklärung widmen. Und vielleicht auch noch ein Tiramisu zubereiten.«

Marina, jetzt anstatt des weißen Arbeitsshirts ein hellblaues Top und dunkelblaue Sandaletten zur engen Jeans tragend, dachte an Hector und ihr misslungenes Spielchen. Es hatte so gut begonnen. Diese Küsse waren mehr als gut gewesen. Wieso gab es nicht irgendwo eine Organisation, die es sich zur Aufgabe machte, Männern das richtige Muschi-Lecken beizubringen? Marina war im Gegenzug auch mehr als bereit, an ihren Blowjob-Künsten zu arbeiten und endlich den Deep Throat zu erlernen. Wenn es denn jemanden gab, der es wert war, dass Marina seinen Stab ganz in den Rachen nahm!

»Lass uns erst einen Schluck trinken! Du weißt ja, mit einem Schlückchen Wein geht mir das Kochen besser von der Hand.« Janni bog ins Wohnzimmer ein. Die Einrichtung spiegelte seinen Charakter perfekt wieder: Jede Menge Stile verschmolzen zu einem bunten Gemisch. Janni öffnete die Tür der von ihm selbst in Grün und Gelb angemalten Schrankwand, hinter der, wie Marina wusste, jede Menge Gläser standen. Doch jetzt herrschte dort Leere.

»Mist«, entfuhr es Janni.

Marina kicherte. »Wurdest du ausgeraubt?«

»Nein, ich habe lange nicht mehr abgewaschen. Ich sollte wirklich darüber nachdenken, mir eine Geschirrspülmaschine anzuschaffen.«

»Ja, das wäre eine sinnvolle Überlegung.«

Janni gab sein Geld lieber für Deko und Kleidung aus, als sich Haushaltsgeräte anzuschaffen. Statt mithilfe eines Wischmopps putzte er das Laminat in Aschenputtel-Pose mit Tüchern. Wenn er denn Zeit fand zum Saubermachen.

»In der Küche müsste ich noch Tassen haben. Bin gleich zurück!«

Kurze Zeit später überreichte Janni Marina eine mit Rotwein gefüllte Tasse. Eine Tasse mit orangenem Perserkatzenmotiv, deren Griff einen Katzenschwanz darstellte.

»Prost!« Janni hielt Marina seine Tasse entgegen, die mit einem leuchtend grünen Fisch geschmückt war.

»Prost!« Die beiden Tassen berührten sich. Kein elegantes Kliiing!, sondern ein Ton, der an eine versehentlich angetippte Vase erinnerte. Jannis Wohnung war der Ort, an dem es völlig normal war, Rotwein aus einer Katzenkasse zu trinken und währenddessen endlose Gespräche über Penislängen und die männliche Psyche zu führen. Manchmal schien es Marina so, als hätte sie in Janni ihre beste Freundin gefunden. Obwohl er selbst ein Mann war, sorgte sein Überschuss an weiblichen Hormonen dafür, dass Männer für ihn selbst eine fremde Spezies waren, deren Verhalten er nicht immer zu entschlüsseln wusste.

Janni setzte seine Tasse ab, nachdem er gut die Hälfte des Weins getrunken hatte. »Ah, der gute Rotwein aus dem Supermarkt. Jetzt bin ich bereit zum Kochen.«

Sie gingen in die Küche und Janni räumte schnell ein paar schmutzige Töpfe, Gläser und anderen Kram von der Arbeitsfläche, ehe er sein Rezeptbuch aufschlug und nach der Zwiebelsuppe suchte.

»Du übernimmst das Schneiden?«, fragte er Marina und setzte seinen besten Dalmatiner-Blick auf.

»Ja, ist gut.« Jedes Mal, wenn sie bisher die Zwiebelsuppe gekocht hatten, war Marina diejenige, die hinterher wie ein hysterischer Teenie nach einem Boy-Band-Konzert ausgesehen hatte: vollkommen verheult.

»Ich… äh, toaste in der Zwischenzeit schon mal das Brot. Und hole den Weißwein aus dem Kühlschrank. Eigentlich kann ich ihn auch gleich draußen lassen. Der Abend ist noch jung!«

Während Marinas Augen unter den Zwiebeln litten, nutzte Janni die Zeit, um Marina seinen neuen Song vorzustellen. »Endlich habe ich das Lied geschrieben, das mir den Durchbruch ermöglicht.«

Marina schmunzelte. Sie war gespannt, ob es dieses Mal um ein anderes Thema als die Vorzüge von Achselhaaren an Männern ging. Janni war sich in den letzten Jahren mehrmals sicher gewesen, auf den nächsten Ohrwurm gestoßen zu sein. Bisher hatte sich jedoch noch keine Plattenfirma auf seine zahlreichen Demos gemeldet. Doch Janni zweifelte nicht an seinem Talent. »Ich bin nicht der perfekte Sänger, ja. Aber es gibt einige in dem Business, die keine zarte Rotkehlchen-Stimme besitzen. Auf das Charisma kommt es an!« Und das besaß Janni in jedem Fall. »Bist du bereit?« »Und wie bereit ich bin! Jede Sekunde, die du wartest, macht mich nur noch trauriger.« Marina deutete auf die Zwiebeltränen in ihrem Gesicht.

»Also gut.« Janni räusperte sich und sang mit tief gestellter Stimme drauf los: »Das ist meine weibliche Seite und die steckt tief in mir drin! Meine weibliche Seite, die gehört einfach zu mir hin!«

Marina wartete ab, ob noch mehr kam. Doch Janni sagte: »So, das habe ich bis jetzt. Der Refrain steht! Den restlichen Text kriege ich schon noch hin. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.«

»Ich dachte, du hättest einen ganzen Song fertig?« Marina schob die bisher geschnitten Zwiebeln an den Rand des Schneidebrettes und zog die Haut einer weiteren Zwiebel ab.

»Ach, der Rest kommt von ganz alleine«, war Janni sicher. »Wie gefällt es dir denn bis jetzt?«

»Schwer zu sagen. Aber ich finde, es spricht die weibliche Seite im Mann an.« Marina grinste.

»Das ist moderne Musik für den modernen homosexuellen Mann. Längst überfällig!«

Janni summte noch mehrmals den Refrain vor sich hin und zeigte sich so gnädig, Wein und Brühe anzugießen, während Marina sich vom Zwiebelschneiden erholte. Der Rest wurde in mehr oder minder fairer Arbeitsteilung erledigt. Im Wohnzimmer aßen sie die Zwiebelsuppe und tranken dazu eine weitere Tasse Rotwein.

Ein kleines Fellknäuel huschte über den Boden und unter das Sofa.

»Zafira«, entfuhr es Marina. Zafira war Jannis zwei Jahre alte Hamsterdame, die die Figur eines Tennisballs und das Fell einer norwegischen Waldkatze besaß.

»Sie hat gerade ihre scheue Phase. Kommt nur zum Futtern hervor. Und das ist auch gerade so ein Punkt… Sie ist sauer auf mich, weil ihr das neue Diät-Futter nicht schmeckt. Doch was soll ich machen? Der Tierarzt meinte ausdrücklich, dass ich sie auf Diät setzen muss. Nicht soll, sondern muss!«

»Vielleicht könntest du ihr ab und zu ein bisschen was vom alten Futter geben. Oder misch beides.«

Janni überlegte. »Gar keine schlechte Idee! Aber ob sie das nicht merkt und sich die ganzen Saaten und Nüsse raussucht, die in dem normalen Futter vorkommen? Na ja, einen Versuch ist es wert!«

Marina beugte sich nach unten, doch Zafira machte keine Anstalten, hervorzukommen, und somit beließ sie es dabei.

»Du, ich muss dir was erzählen«, sagte Marina, während sie ein angebissenes Toast in die Suppe tunkte.

»So?« Janni war ganz Ohr.

»Ich hatte da heute wieder diesen Kunden. Er war schon mal da. Vor ungefähr einer Woche, glaube ich. Hector ist sein Name.«

»Sieht er gut aus?«

»Sehr gut«, bestätigte Marina. »Aber nicht auf die eingebildete Art und Weise. Er hat blonde Haare, einen Drei-Tage-Bart und ist leger gekleidet.«

»Wie groß ist er?« Janni hatte eine Vorliebe für große Männer.

»Ich schätze so eins achtzig. Das Auffälligste an ihm aber sind seine grünen Augen.«

»Kann es sein, dass du verliebt bist?« Janni grinste.

Hatte es sich so angehört? Diesen Eindruck hatte Marina nicht erwecken wollen. Ja, Hector sah gut aus. Doch das änderte nichts daran, dass der Lickjob alles andere als gut gewesen war. Klar, lange hatte er sich nicht beweisen können, dafür hatten Valerie und Coldplay gesorgt…

»Verliebt? Ich? Wann war ich zum letzten Mal verliebt?«

»Gar nicht, wenn ich mich richtig erinnere. Womit wir bei einem meiner Lieblingsthemen wären: Zeit, dass dir endlich mal jemand begegnet, dem du dein Herz öffnen kannst, Schätzchen.«

»Das musst gerade du mir sagen?« Marina lachte und nahm ihre Tasse mit Wein vom Tisch, um sich einen ordentlichen Schluck zu genehmigen. »Du bist doch derjenige von uns beiden, der beinahe jedes Wochenende einen anderen Kerl in seinem Bett liegen hat!«

Janni nickte langsam. »Ja. Aber nur, weil mein Mr. Big auf sich warten lässt. Würde er jetzt, in diesem Moment, an der Tür klingeln, ich schwöre dir, niemals wieder würde ich einem anderen Mann hinterhergucken. Na ja, vielleicht dem süßen Blonden im Tiergeschäft, aber sonst niemandem!«

»Hör zu, ich freue mich, wenn du diesen Jemand gefunden hast. Ich organisiere auch gerne eure Hochzeit. Vorausgesetzt, sie wird kein kitschiger Albtraum. Aber ich selbst will keine Beziehung haben, bei der nach drei Monaten der ganze Alltagstrott alles vermiest.«

»Es ist doch nicht in jeder Beziehung so«, erwiderte Janni. »Ja, okay, mit vielen Männern ist das Zusammenleben nach einiger Zeit nicht mehr allzu spannend. Man hat alles erlebt, so ziemlich jede Stellung durch und seinen Schwanz schon aus allen Perspektiven ein Dutzend Male gesehen. Aber irgendwo muss es diese eine, wahre Liebe geben.«

»Du hast zu viele Bollywood-Filme gesehen!«

Janni zuckte die Schultern. »Mag sein. Aber wenigstens glaube ich noch an die Liebe. Auch wenn ich es nicht verachte, mein Bett mit hübschen Kerlen zu teilen. Du wirst sehen, wenn erst mein Mr. Perfect auf der Matte steht, gibt es nur noch ihn! Aber wir sind abgeschweift… Jetzt erzähl mir von diesem Hector. Ich will alles über ihn wissen!«

»Er hat schöne Füße«, gab Marina zu. Viel mehr wusste sie nicht über ihn. »Und seine Vermieterin schenkt ihm gerne was. Zum Beispiel einen Gutschein für die Fußpflege. So hat er nämlich in unsere Praxis gefunden.«

»Und weiter?«

»Na ja, ich habe…«

Marina konnte nicht zu Ende erzählen, da Janni seinen Löffel, den er eben noch im Mund gehabt hatte, mit einem Klirr! in den Suppenteller fallen ließ und schrie: »Du hast dein Blasegesicht! Wieso habe ich das nicht schon eher gesehen?!«

Marina verdrehte die Augen. Janni wollte ihr schon seit Längerem weismachen, dass sie diesen ganz speziellen Gesichtsausdruck an sich hatte, sobald ein Schwanz den Weg in ihrem Mund gefunden hatte und sie über den betreffenden Mann redete.

»Keine Ausreden! Ich weiß, dass du seinen Lümmel nach Marina-Art verwöhnt hast! Du kleines Luder! In der Fußpflegepraxis! Das war eine Premiere, oder? Oh, Marina, Schätzchen, du brauchst es so dermaßen dringend! Deine Grenzen lockern sich ganz schön. Bald springst du die Kunden schon im Wartebereich an! Du musst zugeben, dass dein erstes Mal überfällig ist!«

»Ja, natürlich ist es das. Ich will es ja auch! Aber auch dieser Hector hat ohne jegliches Gefühl geleckt. Eher, als würde er einen Buchstabierwettbewerb an meinem Kitzler austragen!«

»Und du bist sauer, weil er zum Abschuss gekommen ist, während du mal wieder selbst für deinen Höhepunkt verantwortlich gewesen bist?«

Marina schüttelte den Kopf. »Er ist nicht gekommen. Er hat gefragt, wie ich es haben will. Und dann habe ich mich auf den Behandlungsstuhl gelegt und mich von ihm lecken lassen. Lange konnte er sich nicht behaupten, denn eine Kollegin von mir klopfte an die Tür. Und sein Handy nervte! Danach hat er keinen mehr hochgekriegt, aber ich habe auch keine Anstalten gemacht, seinen Schwanz wieder in den Mund zu nehmen oder so. Die Situation war extrem unangenehm! Er ist dann gegangen mit den Worten: Man sieht sich! Das war mir nur recht nach der unbefriedigenden Nummer. Den sehe ich ganz bestimmt nicht wieder.«

»Aber du würdest ihn gerne noch einmal zwischen deine Beine lassen!«

»Nein, würde ich nicht«, protestierte Marina. Dass Janni es immer besser wissen musste! Auch wenn sie nichts von Sternzeichen hielt, in dem Punkt erwies sich ihr bester Freund als typischer Widder!

»Weißt du, ich glaube, du bist immer zu voreilig. Du sortierst die Männer zu schnell aus. Gib ihnen doch mal eine zweite oder auch eine dritte Chance. Vielleicht war dieser Hector einfach zu aufgeregt? Soll vorkommen. Natürlich sollte es nicht passieren und echte Kerle sollten auf Anhieb lecken wie ein Chamäleon mit XXL-Zunge! Aber auch wenn du zum ersten Mal Sex mit einem Kerl hast, wird es wahrscheinlich nicht so gut werden wie in deiner Vorstellung. Noch nicht. Erste Male sind überbewertet! Und mit viel zu hohen Erwartungen behaftet«, sagte Janni, während er seine polierten und kurz geschnittenen Fingernägel betrachtete.

»Schreibst du heimlich Sexratgeber-Artikel für Teenie-Magazine, oder was wird das hier?«

»Ich kann dir sagen: Beinahe jedes erste Mal mit einem Kerl, mit dem ich jemals zusammen war, war nicht annähernd so gut wie der Sex, den ich nach einer Weile mit ihm hatte. Man muss sich einfach erst auf den anderen einspielen, ehe man gut zusammen harmoniert. Vielleicht ist das bei Lickjobs genauso.«

Marina fuhr sich durch die schwarzen Haare und steckte eine Strähne hinters Ohr. »Das klingt logisch. Aber es muss doch irgendwo diesen Kerl geben, der bei mir nicht nur Geilheit, sondern auch einen Höhepunkt auslöst, oder nicht? Oder glaubst du, etwas stimmt mit mir nicht?«

»Außer, dass deine Muschi langsam mal abgenutzt vom Rubbeln sein müsste, finde ich, dass du ganz normal bist. Na ja, außer diese Meerjungfrauen-Sache… Aber hey, jeder hat ein kleines Geheimnis, oder?«

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