Читать книгу Optionen für jedermann - Stefan Deutschmann - Страница 10
2. Grundlagen 2.1 Wesentliche Merkmale von Optionskontrakten
ОглавлениеIch bin der Meinung, dass es wirklich wichtig ist, die Grundlagen einer Sache zu verstehen, bevor man in die Tiefe geht. Niemandem ist geholfen, ein Haus auf einem wackeligen Fundament zu bauen. Deshalb werde ich an dieser Stelle noch einmal auf die Merkmale von Optionsverträgen eingehen.
Ein Optionsvertrag besteht aus mehreren Bestandteilen. Zunächst die eigentliche Aktie, um die es sich handelt, auf welche wir Optionen schreiben wollen. Da es sich nicht immer um Aktien handelt, sondern auch Futures gemeint sein können, werden wir den englischen Begriff des Underlyings verwenden. Dies können beispielsweise ETF / ETN / ETC / Futures oder jedes sonstige, handelbare Produkt sein. Also, wir wählen uns zunächst ein solches aus, das wir handeln möchten. Von dieser grundlegenden Auswahl hängen alle weiteren, folgenden Faktoren ab. Der zweite Teil ist das Ablaufdatum / Verfallstag (im englischen: expiration date). Wie der Name ist suggeriert, handelt es sich dabei um jenen Tag, an welchem der Optionskontrakt endet. In der Regel ist so ein Ablaufdatum oder auch Verfallstag genannt, immer der dritte Freitag in jedem Monat. Gleichwohl gibt es hier auch Ausnahmen, so haben manche Underlyings jeden Freitag einen Verfallstag, beim SPY (= ETF auf den S&P 500) gibt es beispielsweise zusätzlich noch den zweitägigen und quartalsweisen Verfall. Bei Futures verhält es sich wieder ein bisschen anders, diesen sind jedoch in diesem Buch nicht Thema. Der Einfachheit halber halten wir jedoch den dritten Freitag im Monat fest. Nun wissen wir also, welche Aktie wir in welchem Zyklus handeln möchten.
Der dritte Teil des Kontraktes ist der Basispreis (Strike). Das ist der Preis, zu dem du zustimmst, die zugrundeliegenden Aktien in der Zukunft entweder zu kaufen oder zu verkaufen. Bedenke dabei, dies ist nicht der Preis, zu dem die Aktie gerade gehandelt wird. Nehmen wir an, das Underlying notiert gerade bei 50 USD. Du bist nicht dazu gezwungen, diesen Preis zu wählen, sondern kannst beispielsweise sagen, dass du erst bei 40 USD bereit wärest, Aktien zu übernehmen. Der vierte Teil der Optionskontrakte wirkt vielleicht zuerst etwas abstrakt, aber du hast ihn schon kennengelernt. Hierbei handelt es sich um die Wahl des „Types“. Dies hängt einfach damit zusammen, ob du Call- oder Put-Optionen handeln möchtest. Grundsätzlich gibt es nur diese beiden Arten – Calls oder Puts. Der große Unterschied liegt darin, wie, in welcher Art und in welchem Verhältnis zueinander du sie einsetzt, damit sie ihre volle Wirkung entfalten können.
Der letzte und fünfte Teil eines Optionsvertrags ist die Prämie, die von den Vertragsparteien gezahlt oder erhalten wird. Erinnere dich, wenn du ein Optionskäufer bist, würdest du in diesem Fall eine Prämie für diesen Optionsvertrag zahlen. Wenn du ein Optionsverkäufer bist, würdest du die entsprechende Prämie erhalten. So viel sei an dieser Stelle bereits gesagt. Du willst in der Regel auf der Seite der Optionsverkäufer stehen, Prämien kassieren und sie nicht ausgeben.
Prämien und Optionskontrakte haben in der Regel (außer bei Futures beispielsweise) einen 100-Punkte-Multiplikator. Wenn du also eine Prämie von beispielsweise 1,00 USD siehst, ist der tatsächliche Wert des Kontraktes 1,00 USD pro Aktie * 100 Aktien, also 100 USD. Der angezeigte Preis bezieht sich auf die Prämie für eine Aktie. Ein Optionskontrakt besteht immer aus 100 Aktien, daher kommt der Multiplikator.
Jeden einzelnen dieser Bestandteile werden wir im Laufe der Zeit genauer kennenlernen, sodass sich irgendwann ein Verständnis für das Große und Ganze ergibt. Andernfalls hast du aber auch die Möglichkeit, jederzeit wieder ein paar Seiten zurück zu blättern und noch einmal nachzulesen.
Option Chain (Optionskette)
Die oben genannten Informationen müssen nun noch übersichtlich dargestellt werden, sodass jeder Benutzer sie nachvollziehen und verstehen kann. Außerdem habe ich dir ja bereits gesagt, dass es möglich ist, Optionen zu handeln, ohne jemals einen Chart sehen zu müssen. Um genau diesen Zweck zu erfüllen, gibt es die sogenannte Option Chain (= Optionskette)
Eine Optionskette ist eine Matrixliste für einen einzelnen Basiswert, die alle Puts, Calls, Strike-Preise und Preisinformationen für einen bestimmten Fälligkeitszeitraum anzeigt. Die Mehrheit der Online-Broker und Aktienhandelsplattformen stellt Optionskurse in Form einer Optionskette mit Echtzeit- oder verzögerten Daten dar. Die Kettenanzeige ermöglicht ein schnelles Scannen von Aktivitäten, offenen Zinsen und Preisänderungen. Händler können sich über die spezifischen Optionen informieren, die zur Erfüllung einer bestimmten Optionsstrategie erforderlich sind.
Du kannst schnell die Handelsaktivitäten eines Vermögenswertes einschließlich des Handelsvolumens, der Prämien nach Ausübungspreis und Fälligkeitsmonate finden. Die Sortierung der Daten kann nach Ablaufdatum erfolgen, am ehesten bis am weitesten entfernt, und dann nach Ausübungspreis weiter verfeinert werden – grundsätzlich bist du hier in den meisten Applikationen frei, deine „Chain“ zu gestalten, wie du möchtest.
Die Begriffe in einer Optionsmatrix sind relativ selbsterklärend. Ein erfahrener Anwender kann den Markt schnell über Preisschwankungen und hohe und niedrige Liquidität entschlüsseln. Für eine effiziente Abwicklung des Handels und die Rentabilität sind dies wichtige Informationen und du wirst merken, dass dir diese Interpretation mit der Zeit in Fleisch und Blut übergehen wird.
In der Regel hast du vier Spalten, die du bestimmen kann, beziehungsweise kannst du entscheiden, welche Informationen für dich wichtig ist. Hier gibt es keine Goldrandlösung, da jeder Händler auf andere Informationen Wert legt und diese für seine Interpretation nutzt. Jede einzelne Zeile und ihre Bedeutung werden dir im Laufe dieses Buches ausführlich erklärt, sodass du am Ende in der Lage sein wirst, deine eigene, fundierte Entscheidung zu treffen. Um dich nicht weiter auf die Folter zu spannen, hier nun ein Screenshot, wie so eine Optionskette in der Realität aussehen kann.
Abbildung 6: Optionskette des SPY
Quelle: Screenshot, Brokersoftware Tastyworks
Merke:
Eine Option besteht aus fünf wesentlichen Bestandteilen:
Underlying / Verfallsdatum / Strike / Typ und Prämie.
Eine Standardoption hat einen Multiplikator von 100.
Eine Optionskette liefert dir alle relevanten Basisinformationen auf einen Blick und nach deinen Präferenzen.
Somit ist der Optionshandel möglich, ohne auch nur ein einziges Mal einen Chart der jeweiligen Aktie sehen zu müssen. Hierdurch werden (prinzipiell) sämtliche Emotionen aus dem eigenen Handeln entfernt.