Читать книгу Optionen für jedermann - Stefan Deutschmann - Страница 11

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2.2 Grundlagen: Call vs. Put

Wie du bereits festgestellt hast, gib es nur zwei Arten von Optionskontrakten - Calls und Puts - und alles, was du, stark vereinfacht gesagt, können musst, ist mit diesen umzugehen. Lass uns ein bisschen tiefer in die Materie gehen. Beschränken wir uns jedoch zunächst auf sogenannte Long-Calls und Long-Puts.

Die Long-Call-Option ist die grundlegende Handelsstrategie, bei der du eine Call-Option kaufst, mit der Erwartung, dass der Kurs der Aktie vor dem Verfallsdatum deutlich über den Ausübungspreis hinaus steigen wird. Das bedeutet, umso weiter der Kurs von deinem gewählten Strike nach oben steigt, umso mehr wird die Option am Ende wert sein. Diesen Strikepreis musst du zunächst jedoch auswählen. Dazu kannst du eine Call-Option wählen, die entweder „am oder im Geld“ liegt. Wenn du nicht warten kannst, was das bedeutet, blättere bitte kurz zum Kapitel „Moneyness“. Eine Option am Geld, also am jetzigen Preis, wird früher im Wert steigen, als eine Option, die weiter außerhalb (in diesem Fall oberhalb des aktuellen Kurses) liegt. Dafür ist erstere jedoch auch deutlich teurer. Sagen wir, eine Aktie notiert derzeit bei 30 USD und du hast einen Strike von 40 USD gewählt, also einen Strike „außerhalb des Geldes“, da du sehr optimistisch für die Zukunft des Titels bist.

Nun ist deine Erwartung natürlich, dass der Aktienkurs irgendwann in der Zukunft deutlich über dem 40er-Kurs liegt, bevor er verfällt. Wenn im Moment der Aktienkurs etwa 30 USD beträgt, hoffst du, dass der Kurs mit der Zeit über 40 USD steigt, denn hier liegt deine „Ausgangsbasis“. Erst wenn der Kurs über 40 USD notiert, fängst du an, Geld zu verdienen. Dies liegt in erster Linie an dem intrinsischen und extrinsischen Wert, auf den wir später detailliert eingehen werden. Verglichen mit dem direkten Kauf von Aktien nutzt der Käufer einer Kaufoption die zuvor erwähnte Hebelwirkung, da ein Kontrakt 100 Aktien auf einmal bewegt.

Der maximale Verlust ist bei Call-Optionen begrenzt und zwar auf die Höhe der Prämie, die du hierfür gezahlt hast. Was genau bedeutet das? Es kann vorkommen, dass du die Call-Option noch hältst und die Aktie am Verfallstag unter deinem Strike liegt. Die Option würde dann wertlos verfallen und der Verlust wäre der für die Call-Option gezahlte Preis. In unserem Beispiel hier gehen wir also davon aus, dass du für diesen Optionsvertrag 2 USD zahlen musstest. Gemäß der Umrechnung, die du bereits kennst, hättest du also 200 USD bezahlt, was auch zeitgleich deinen maximalen Verlust darstellt.

Auch der positive Fall ist logisch und einfach zu verstehen. Wenn du davon ausgehst, dass die Aktie weit über dem Ausübungspreis von 40 USD liegen wird, wäre dies für dich eine gute Sache. Nehmen wir an, am Verfallstag liegt der Titel bei 50 USD. Du hast nun das Recht, deine Option auszuüben und würdest die Differenz in Höhe von 10 USD sofort kassieren. Durch den Multiplikator sprechen wir hier von 1.000 USD.

Was passiert jedoch, wenn die Aktie bei 30 USD notieren würde? Wir haben bereits gesagt, dass du dann einen Verlust von 200 USD akzeptieren müsstest. Erinnere dich an das Beispiel des Gutscheins für einen Cheeseburger. Die Aktie notiert nun tiefer als von dir angenommen. Warum solltest du sie jetzt noch kaufen, wenn dein erworbener Gutschein doch bei 40 USD liegt und du sie nun günstiger direkt am Markt erwerben könntest. In diesem Fall ist deine Option wertlos verfallen.

Ich denke, hier kommen wieder einige der Vorteile der reduzierten Risikofunktionen des Optionshandels ins Spiel, denn jetzt wärest du sicher glücklich, nur die 200 USD zu verlieren, anstelle des Verlustes, der dir geblüht hätte, wenn du 100 Aktien bei 40 USD gekauft hättest und diese nun nur noch 30 USD wert wären. Eine nachvollziehbare Rechnung – oder?

Du hast folglich eine Verlustbegrenzung. Aber gibt es auch eine Grenze nach oben? Mit Long-Call-Optionen ist das Gewinnpotenzial theoretisch unbegrenzt, da das Beste, was passieren kann, ist, dass der Aktienkurs „ins Unendliche“ steigt. Dies ist natürlich eine rein fiktive Betrachtung und wird nicht passieren. Wichtig ist nur, dass du weißt, dass prinzipiell kein Limit nach oben herrscht.

Wie wird der Preis über den Verlauf der Zeit denn überhaupt beeinflusst? Nun, da die implizite Volatilität über die Zeit zunimmt, worüber wir später noch sehr genau sprechen werden, wirkt sich dies positiv auf die Strategie aus, wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben. Also eine Annahme ceteris paribus. Der Gesamtwert der Long-Optionen wird dadurch tendenziell gesteigert, da der Ausübungspreis mit größerer Wahrscheinlichkeit bis zum Verfalldatum überschritten wird. Eine ansteigende Volatilität würde dir in diesem Fall in die Karten spielen.

Kann die Volatilität auch gegen mich spielen? Unbedingt kann sie das. Wenn die Option oder die Aktie derzeit bei 40 USD pro Aktie gehandelt wird und der Markt nicht volatil ist, was bedeutet, dass sich die Aktie nicht wirklich bewegt, also vielleicht ein paar Cent nach unten, ein paar Cent hoch, dann sinkt der Wert dieses Optionskontrakts, da die Chance nicht mehr so groß ist, dass die Aktie in eine potenzielle Gewinnzone schwankt. Bevor an dieser Stelle Kritik geübt wird, hierbei handelt es sich um ein einfaches, plakatives Beispiel. Die Volatilität ist bei Weitem nicht der einzige Faktor, der sich auf Optionspreise auswirkt, aber an dieser Stelle versuchen wir auch nur, das erste Mal einen Fuß ins Wasser zu setzen. Sämtliche Faktoren werden noch zu Genüge besprochen.

Mit der Zeit wirkt sich dies negativ auf die Strategie aus. Das gilt für alle Long-Optionen (Long-Call sowie Long-Put. Diese sollten nicht mit dem Terminus des „long seins“ bei Aktien verwechselt werden), denn Optionen haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Durch den Ablauf der Zeit wird der Wert oder die Zeit, die die Aktie braucht, um in eine günstige Zone zu gelangen, immer weniger. Hierbei spricht man von einem Zeitwert (Theta). Dieser nimmt jeden Tag weiter ab. Sobald der Zeitwert verschwindet, bleibt nur der innere Wert übrig - also die Differenz zwischen dem Ausübungspreis und dem aktuellen Marktpreis.

Noch mehr, was meine Option beeinflusst? Ja, ganz richtig. Neben der Schwankungsintensität spielt also auch die Zeit eine entscheidende Rolle. Du brauchst an dieser Stelle jedoch keine Angst vor Überforderung haben. All diese Begrifflichkeiten werde ich dir detailliert erklären und du wirst feststellen, dass das Ganze wirklich nicht schwer ist. Nochmal, Optionen sind keine Hexerei.

Also gut, jetzt drehen wir die Dinge um und schauen uns die Put-Optionen an. Die Long-Put-Option ist die zweite Optionshandelsstrategie, die wir betrachten wollen, bei der du eine Put-Option mit der Erwartung kaufst, dass der Aktienkurs vor Ablauf der Option deutlich über den Ausübungspreis hinaus nach unten fällt. Wenn du bereits Erfahrungen in der Welt der Aktien gesammelt hast, wird dich der Begriff des Long-Puts bestimmt verwirren. Vergiss für eine Sekunde, was du bisher als Interpretation genutzt hast und lass dich auf das Folgende wertneutral ein. Verglichen mit dem Short von Aktien, also dem sog. Leerverkauf, hast du nun die Möglichkeit, mit begrenztem Risiko eine bearische Position in deinem Portfolio aufzubauen, indem du eine Long-Put-Option verwendest.

Mit einer Put-Option schließt du eine Vereinbarung mit einer anderen Person, die besagt, dass du künftig Aktien zu 40 USD pro Aktie verkaufen wirst. Das ist dein Basispreis. Machen wir das Ganze wieder mit einem plakativen Beispiel. Stell dir vor, du baust ein Haus für jemanden. Wenn du dich einverstanden erklärst, das Haus für 100.000 EUR für die Vertragspartner zu bauen, stimmen diese gleichzeitig zu, 100.000 EUR für dieses Haus zu zahlen, wenn es fertig ist. Du schließt also nun einen Put-Vertrag als Wohnungsbauer ab.

Jetzt ist es dein Ziel und Aufgabe, dieses Haus für weniger als 100.000 EUR zu bauen - Materialien, Arbeit, Genehmigungen, alles - du möchtest weniger Geld ausgeben, das Material günstiger kaufen und nur die Leute einstellen, um das Haus für weniger als den vereinbarten Preis zu bauen, der bereits vereinbart wurde. Wenn du es also schaffst, das Haus beispielsweise für 80.000 EUR fertig zu stellen, verkaufst du es trotzdem für die vereinbarten 100.000 EUR, die Differenz ist folglich dein Gewinn. Bestimmt klingt dieses Beispiel logisch, aber wenn du es noch nicht ganz auf Put-Verträge ummünzen kannst, dann ist das nicht schlimm. Wir werden mit diesem Prinzip noch oft in Berührung kommen, sodass nicht alles beim ersten Anlauf verstehen musst.

Also, nochmal, nur dieses Mal ohne Häuser. Du verkaufst eine Aktie zu einem bestimmten Preis in der Zukunft und hoffst, dass du die Aktie zukünftig zu einem niedrigeren Preis kaufen kannst. Das bedeutet, dass der Wert der Aktie sinkt und daher steigt auch dein Gewinn inkrementell. Also ein klassischer Leerverkauf.

Lass uns noch ein Beispiel mit Zahlen einbringen. Sagen wir, dass eine Aktie bei 50 USD notiert und wir möchten einen Put „aus dem Geld“ kaufen. Nehmen wir den Strike bei 40 USD (je baerisher du bist, umso weiter würdest du hier natürlich nach unten gehen). Das bedeutet, dass wir in den profitablen Bereich kommen, wenn das Underlying unter 40 USD fällt. Ebenso wie bei den Long-Call-Optionen hast du auch hier wieder eine integrierte Verlustbegrenzung. Dein Verlust beträgt nur die gezahlte Prämie, die bei Vertragsbeginn festgelegt wurde. beispielsweise 200 USD.

Anders als bei dem Beispiel mit unserem Hausbauprojekt, bist du jedoch nicht dazu verpflichtet, die Aktie abzunehmen, wenn sie über den 40 USD liegt. Vergiss nicht, als Optionskäufer bist du Inhaber von Rechten, nicht von Pflichten. Es ergibt für dich keinen Grund, die Aktie bei 50 USD abzunehmen, wenn du auf fallende Kurse spekuliert hast.

Auch hier wirkt sich eine erhöhte Volatilität positiv auf die Strategie aus, genau wie wir es bei Long-Call-Optionen gesehen haben. Wenn die Volatilität ansteigt und der Markt volatiler ist, was bedeutet, dass der Kurs von 40 bis 30, von bis zu 50 und wieder bis 30 reichen könnte, besteht eine größere Chance, dass die Option weiter in die Gewinnzone läuft. Die Volatilität, also das Vega, sorgt bei einem Anstieg für die Verteuerung des Optionspreises – genau das, was du möchtest.

Nun, wie bei den Call-Optionen wirkt sich die Zeit (Theta) auch auf eine Long-Put-Option aus. Bei Long-Optionen, sowohl Put als auch Call, wirkt sich der Zeitwertverfall negativ auf den Optionspreis aus. Wir erinnern uns, Optionen sind endlich. Sie haben ein endgültiges Datum, an dem sie verfallen. Wenn also die Zeit vergeht, sinkt der Wert dieser Optionen, da die Aktien weniger Zeit haben, um in die potenzielle Gewinnzone zu gelangen. Als Optionskäufer spielen wir also immer gegen die Zeit, was sich gerade in Verbindung mit wenig Volatilität stark negativ auswirken kann.

Bevor wir dieses Kapitel schließen, müssen wir uns noch einmal mit dem Breakeven bei Long-Puts beschäftigen, also dem Punkt, an welchem du anfängst, profitabel zu sein. Bleiben wir bei oben genanntem Beispiel, in welchem du einen Long-Put bei einem Strike von 40 USD für 2 USD Prämie gekauft hast. Dein Breakeven wird also bei 40 USD – 2 USD = 38 USD erreicht. Umso weiter die Aktie unter diesen Preis fällt, umso mehr wirst du verdienen. Das theoretische Gewinnpotential ist hier jedoch begrenzt, da eine Aktie prinzipiell auch auf 0 fallen könnte. Auf der anderen Seite besteht dein größtmöglicher Verlust besagte 200 USD.


Merke:

Bei Optionen obliegt dir die Wahl eines Strikepreises, du bist nicht an den Aktienpreis gebunden.

Bei Long-Calls/Puts zahlst du eine Prämie, die zeitgleich dein maximaler Verlust ist, dein Gewinn ist (theoretisch) unbegrenzt Optionen werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst (die „Griechen“).

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