Читать книгу Die Kiste Gottes - Stefan Gämperle - Страница 8
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ОглавлениеAgent Miller liebte seine Arbeit. Sie gestaltete sich meist einfach. Nachdem er erst einmal Verbindungen zu Behörden und Wirtschaft hergestellt hatte, flossen ihm die Informationen fast von alleine zu. So erfuhr er auch das Gerücht von einem sensationellen Fund direkt in seinem Einsatzgebiet. Miller pflegte enge Kontakte zu seinen Informanten und verhielt sich ihnen gegenüber grosszügig. Auf diese Weise konnte er sicher sein, dass er Neuigkeiten immer als einer der Ersten erfuhr. Er ging davon aus, dass die Informationen auch noch an andere Quellen verkauft wurden, doch das störte ihn nicht weiter - er hatte nie versucht, ein Exklusivrecht auf die Neuigkeiten zu erhalten. Wichtig war ihm alleine, dass seine Informanten zuverlässig lieferten.
Mit seinen zweiunddreissig Jahren hatte er schon viel erreicht. Er lebte und arbeitete an einem Ort, an dem er sich wohl fühlte. Es blieb ihm genug Zeit zum Tennisspielen und zum Tauchen. Damit hielt er sich fit. Mit seinen Vorgesetzten hatte er nicht viel zu tun und konnte sich seine Tage meistens selber einteilen. Miller bewohnte alleine ein grosses Haus und konnte sich eine Hausangestellte leisten, die ihm alles sauber hielt und für ihn kochte, wenn er mal nicht in einem Restaurant essen wollte. Gefühlsmässige Beziehungen waren in seinem Geschäft hinderlich. Was er brauchte, gaben ihm die Touristinnen oft und gerne. Damit war er zufrieden.
Nach dem Anruf aus Washington hatte er als erstes ein Treffen mit seinem Informanten arrangiert. Der Mann studierte Archäologie und unterstützte bei den Ausgrabungen teilweise direkt von Deutz. Sie trafen sich in einer kleinen Hotelbar und sprachen alles noch einmal Punkt für Punkt durch.
In der Bar herrschte kaum Betrieb. An der gemauerten Theke standen zwei Männer und unterhielten sich gedämpft. Miller und sein Informant sassen alleine auf unbequemen Stühlen in einer Ecke, im Hintergrund spielte leise Musik.
Seit der Informant Miller zum ersten Mal von dem möglichen Fund berichtet hatte, und nachdem ihm Miller die Anweisung gegeben hatte an der Sache dran zu bleiben, war es dem Studenten nicht gelungen weitere Details herauszufinden. Von Deutz schottete sich immer mehr ab, berichtete der Student. Ebenfalls sei ihm aufgefallen, dass Deutz nervöser wirke als sonst und scheinbar niemandem mehr traue. Er arbeitete meist alleine und sei kaum mehr auf der Grabungsstätte anzutreffen, meinte der Student. Die Grabungen leite nun hauptsächlich seine Assistentin, die sich allerdings auch verändert habe. Von Deutz bliebe oft in seinem Hotel. Mehr konnte der junge Mann Miller nicht sagen.
Miller hatte sich bei seinem Informanten bedankt, ihm das übliches Honorar zugesteckt und aufgetragen, weiterhin alles zu melden, was mit dem Fund in Zusammenhang stehen könnte.
Nach diesem Bericht gelangte Miller zum Schluss, dass er sich auf der Grabungsstätte nicht mehr umzusehen bräuchte. Wenn von Deutz etwas gefunden hatte, dann befand es sich höchstwahrscheinlich nicht mehr im Grabungsgebiet, wenn es sich überhaupt noch im Lande befand.
Nun stand er vor dem Hotel in dem Deutz wohnte. Es handelte sich um ein kleines, billiges Hotel, mitten in der Stadt. Die Wände weiss gekalkt und dreckig von den Autoabgasen des ewigen Verkehrs. Jedes Zimmer verfügt über einen kleinen Balkon mit einem Eisengeländer. Miller kannte die Zimmernummer von Deutz. Er hätte einfach durch die Lobby ins Zimmer spazieren können, wollte aber nicht gesehen werden. Er rechnete mit Schwierigkeiten. In vereinzelten Fenstern brannte immer noch Licht. Es war zwei Uhr morgens und die Strassen waren fast menschenleer. Das letzte Auto war vor einer halben Stunde durch die kleine Nebenstrasse gefahren, in der das Hotel lag. Von Deutz hatte vor einer Stunde das Licht gelöscht, seitdem hatte sich nichts mehr hinter dem Fenster im ersten Stock gerührt. Miller zog seine Handschuhe an, nahm die Waffe aus dem Halfter, montierte den Schalldämpfer, zog die schwarze Mütze über den Kopf und marschierte zu der Seite des Hotels, die ihm den einfachsten Aufstieg versprach.
Problemlos und ohne gesehen worden zu sein, erreichte er den Balkon. Er wartete einen Moment, um zu verschnaufen und um zu horchen. Im Zimmer herrschte völlige Stille. Die Vorhänge waren zugezogen, die Tür geschlossen. Miller holte ein kleines, schwarzes Etui aus der Jackentasche und entnahm ihm einen Glasschneider und einen Saugnapf. Er platzierte diesen und zog mit dem Glasschneider vorsichtig einen Kreis darum, gerade gross genug, damit seine Hand hindurchpasste. Nachdem er den Kreis ins Glas geritzt hatte, hielt er erneut inne, um zu lauschen.
Nichts, alles blieb ruhig.
Vorsichtig brach er den Glaskreis aus dem Fenster. Es kam ihm vor, als ob es einen Heidenlärm verursachte. Doch im Zimmer regte sich weiterhin nichts. Er legte das Stück Glas auf den Boden und packte die Werkzeuge ein. Dann griff er durch das Loch und schloss die Tür auf. Nach jeder Aktion hielt Miller kurz inne und lauschte. Er schob die Tür auf und glitt lautlos ins Zimmer.
Trotz den zugezogenen Vorhängen drang ein wenig Licht von der Strassenbeleuchtung ins Zimmer.
Seine Augen brauchten einen kurzen Moment, bevor sie im Zimmer die einzelnen Gegenstände wahrnehmen konnten. Das Bett stand an der gegenüberliegenden Wand. Von Deutz lag darin mit dem Gesicht gegen die Wand gedreht und schien tief und fest zu schlafen. Miller schlich am Schreibtisch vorbei zum Bett und zog dabei eine Rolle Klebeband aus der Tasche. Als er nahe genug an von Deutz herangekommen war, beugte er sich vorsichtig über ihn und klebte ihm mit einer schnellen Bewegung ein Stück des Bandes über Mund.
Von Deutz erwachte abrupt, fuhr entsetzt in seinem Bett hoch und tastete in der Dunkelheit nach dem Schalter der Nachtischlampe. Mit der anderen Hand versuchte er sich das Band vom Mund zu reissen. Ein harter Schlag beförderte rücklings ins Bett zurück und liess ihn erstarren.
Miller knipste die Nachtischlampe an. Gedämpftes Licht kroch durchs Zimmer. Er hatte bereits die Waffe gezogen und hielt sie von Deutz an den Kopf.
Verwirrung, Angst und Panik blickten aus Deutz Augen.
„Guten Tag Herr von Deutz“, begann Miller mit ruhiger Stimme und in Deutsch. „Können Sie sich denken, was ich von Ihnen will?“
Von Deutz starrte ihn entsetzt an und machte keine Anzeichen, auf die Frage zu reagieren.
„Nun Herr von Deutz?“, die Stimme blieb ruhig.
Das erste Entsetzen wich Verwunderung. Von Deutz blickte sein Gegenüber mit einem abschätzigen Blick an. Er machte weiterhin nicht den Eindruck auf die Frage antworten zu wollen.
Der zweite Schlag traf Deutz überraschend. Die Waffe, eben noch auf seine Stirn gerichtet, traf mit voller Wucht die rechte Wange und schleuderte seinen Kopf zur Seite.
„Herr von Deutz“, fuhr Miller noch immer im selben, ruhigen Ton fort. „Machen Sie es uns doch nicht so schwer. Ich werde bekommen, was ich will, glauben Sie mir. Es läuft allerdings einfacher, wenn Sie mithelfen. Glauben Sie mir, für Sie wird es erheblich angenehmer werden, wenn Sie mit mir kooperieren. Haben Sie das verstanden?“
Von Deutz nickte zögernd, ohne Miller anzusehen und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Wange. Sein Kopf schmerzte entsetzlich. Er blickte sich verzweifelt um und die Aussichtslosigkeit seiner Lage traf ihn wie ein weiterer Schlag. Der Mann war ein Profi - das Vorgehen und sein Auftreten liessen keinen Zweifel daran aufkommen.
„Na also“, hörte Deutz die Stimme seines Gegners in seine Gedanken bohren. Von Deutz lehnte sich gegen die Wand und sah, wie sich der Mann den Stuhl vor dem Schreibtisch heranzog. Miller setzte sich in etwa einem Meter Abstand vor das Bett. Die Waffe blieb die ganze Zeit auf Deutz gerichtet.
„Nun gut, Herr von Deutz“, begann Miller erneut. „Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Sie wissen sicher, um was es sich handelt.“ Als von Deutz nach kurzem Zögern nickte, fuhr Miller ruhig fort: „Sehr gut. Nun Professor: Stimmen die Gerüchte, dass Sie einen aussergewöhnlichen Fund gemacht haben?“
Von Deutz drehte seinen Kopf auf die Seite, um Millers fragendem Blick auszuweichen. Er wollte nichts von seiner Entdeckung preisgeben. Aber was blieb ihm anders übrig? Hatte er eine andere Wahl, als dem Mann zu sagen, was er wissen wollte? Langsam nickte er.
„Sehr schön“, Millers Stimme klang jetzt fast liebevoll. „Ist das Fundstück noch hier?“
Von Deutz schüttelte vorsichtig den Kopf. Er spürte immer noch die Schmerzen von den Schlägen.
„Nun, dass macht die Sache leider etwas komplizierter.“ Miller überlegte kurz und fragte dann weiter: „Haben Sie den Fund an Oberhofer geschickt?“
Von Deutz blickte überrascht und entsetzt zu Miller, der ihn überheblich lächelnd ansah.
„Sie sehen, Herr von Deutz, wir wissen schon Einiges - aber leider noch nicht genug. Es ist uns wichtig, dass gewisse Sachen nicht unkontrolliert in der Welt herumgeistern. Die Leute könnten sie falsch interpretieren oder möglicherweise gelangen sie in falsche Hände. Es ist wichtig, dass jemand den Überblick behält.“ Miller schaute seinem Gegenüber direkt in die Augen.
„Herr von Deutz, nehmen Sie sich bitte das Klebeband vom Mund. Wir kommen jetzt zu Fragen, die Sie nicht mehr ohne Worte beantwortet können. Aber!“, er erhob die Hand, „zweifeln Sie bitte keinen Moment daran, dass ich unverzüglich schiessen werde, falls Sie versuchen sollten zu schreien. Haben Sie das verstanden?“
Von Deutz nickte und Miller forderte ihn mit einer Handbergung auf das Klebeband von seinem Mund zu entfernen. Vorsichtig zog sich Deutz das Band vom Mund und massierte sich den Mund und die Wangen.
„Wer sind Sie? Und...“
„Moment“, unterbrach Miller Deutz freundlich, aber energisch. „Eines müssen wir gleich klarstellen: Ich stelle hier die Fragen. Haben sie mich verstanden?“
„Aber Sie können…“
„Bitte, Herr von Deutz!“, unterbrach Miller erneut, „Sie sind doch ein intelligenter Mann. Ich möchte nicht meine Zeit damit verschwenden Ihnen klar zu machen, wie das hier abläuft. Haben sie mich jetzt verstanden?“ Er blickte von Deutz ernst an. Als dieser zustimmend nickte, fuhr Miller im Plauderton fort: „Gut. Was haben Sie also gefunden?“
„Das kann ich noch nicht mit Sicherheit sagen. Ich hatte bisher keine Zeit es genauer zu untersuchen.“ Deutz versuchte Zeit zu gewinnen. Fieberhaft überlegte er, welche Möglichkeiten es für ihn gab.
„Und wo befindet sich der Fund jetzt?“
„Ich habe ihn ausser Landes bringen lassen.“
„Ist er schon bei Oberhofer angekommen?“
„Das weiss ich nicht“, antwortete Deutz vorsichtig. Er wusste es tatsächlich nicht, denn er hatte keinen weiteren Kontakt aufnehmen können.
„Es scheint Ihnen aber sehr wichtig gewesen zu sein, dass der Fund so schnell wie möglich ausser Landes gebracht wurde.“
„Richtig. Die Hinweise sprachen eine deutliche Sprache.“
„Was genau haben Sie denn gefunden?“
„Eine Metallkiste.“ Von Deutz überlegte wie viel er preisgeben konnte, oder musste. Er entschloss sich so vage wie möglich zu bleiben.
„Und was war in der Kiste?“
„Bücher und Aufzeichnungen.“
„Um was geht es in diesen Büchern und Aufzeichnungen?“
„Es sind antike Dokumente und Berichte von Zeitzeugen. Jedenfalls das, was ich bisher einsehen konnte.“
„Um was genau geht es?“
„Das kann ich, wie gesagt, noch nicht sagen. Ich konnte noch keine genaueren Studien anstellen.“
„Herr von Deutz“, sagte Miller gelangweilt. „Bitte versuchen Sie mich nicht für dumm zu verkaufen. Weshalb haben sie den Fund an Oberhofer geschickt?“
„Ich wollte, dass er es begutachtet.“
„Nun, das hätten Sie auch hier machen können. Also warum Oberhofer?“
„Weil ich verhindern wollte, dass ich den Fund abgeben muss und er nicht Leuten wir Ihnen in die Hände fällt!“, Deutz wurde wütend.
„Seien Sie sicher, Herr von Deutz, früher oder später wird der Fund in unsere Hände gelangen. Es ist also besser, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten.“
„Niemals!“
Von Deutz sah wie Miller lächelte und hörte ein leises „Plopp“. Nach kurzem Staunen realisierte er, dass eine Kugel dicht neben seinem Arm in der Wand eingeschlagen hatte.
„Herr von Deutz, Sie haben scheinbar noch immer nicht verstanden. Wir werden die Informationen und die Kiste bekommen, ob Sie mit uns zusammenarbeiten oder nicht!“
„Ich werde Ihnen nichts weitersagen! Es sind Leute wie Sie und ihre Arbeitgeber, die der Welt schon zu lange Beweise und Informationen vorenthalten. Es ist an der Zeit, dass die Wahrheit bekannt wird. Die Menschheit hat ein Recht darauf alles zu erfahren. Ich werde dafür sorgen, dass endlich ans Licht kommt, was Sie und Ihresgleichen schon zu lange leugnen!“
„Ich hätte Sie für vernünftiger gehalten Herr von Deutz“, entgegnete Miller sanft.
„Sie reden von Vernunft? Was ist denn daran vernünftig den Menschen wichtige Informationen und neues Wissen zu verheimlichen?“
„Herr von Deutz, ich will mich nicht mit Ihnen streiten. Ich habe einen Auftrag, den ich erfüllen werde. Die Entscheidungen treffe ich nicht, ich führe sie nur aus. Sagen Sie mir nun was sich in der Kiste befindet?“
Von Deutz überlegte fieberhaft. Er wollte nicht mehr verraten, aber was blieb ihm für eine Wahl? Wenn er log, würde ihm das zwar Zeit verschaffen, aber er glaubte nicht, dass ihn sein Gegenüber dann so einfach in Ruhe liesse.
„Nein, das werde ich nicht!“ Von Deutz versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen, hatte aber das Gefühl, dass sie vibriere. Bestimmt bemerkte sein Gegenspieler seine Angst. „Wenn Sie wissen wollen, was ich gefunden habe, müssen Sie das schon selber herausfinden.“
„Oh das werde ich, das werde ich bestimmt. Es wäre allerdings einfacher, wenn Sie mir helfen würden.“
„Vergessen Sie’s!“, Deutz konnte seine Wut nicht länger unterdrücken. „Niemals werde ich mit Ihnen oder Leuten wie Ihnen zusammenarbeiten.“ Der ruhige, herablassende Ton, mit der die Antwort gekommen war, hatte ihn seine Fassung verlieren lassen.
„Ist das Ihr Laptop?“, fragte Miller noch immer im gleichen Tonfall und mit einem hämischen Lächeln. Er deutete auf den Schreibtisch, auf dem ein aufgeklapptes Notebook unter einer kleinen Leselampe stand.
Von Deutz explodierte. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und stürzte sich auf Miller. Dieser blickte ihn vollkommen überrascht an. Im letzten Moment versuchte Miller auszuweichen. Deutz bemerkte es, erwischte aber noch Millers Hand, die die Pistole hielt. Es gelang ihm die Waffe zu packen. Deutz dreht Miller den Rücken zu. Mit beiden Händen hielt er die Waffe fest umschlossen und versuchte sie Miller zu entreissen. Dieser hatte seinen linken Arm um Deutz Hals gelegt. Deutz spürte, wie ihm die Luft wegblieb. Er versucht nicht darauf zu achten und konzentrierte sich ganz auf die Waffe. Aber Miller war jünger und stärker. Er drängte Deutz vorwärts gegen die Wand. Deutz versuchte dagegenzuhalten, hatte aber keine Chance. Die Wand kam immer näher. Mit aller Kraft versuchte Deutz die Waffe aus Millers Hand zu schlagen, aber sie blieb darin eingequetscht wie ein Stück Metall in einem Schraubstock.
Der Jüngere verfügte über mehr Kraft. Als sie bei der Wand angelangt waren, änderte Miller blitzschnell den Griff und legte seine linke Hand auf Deutz Hinterkopf. Dankbar zog dieser die Luft ein und bemerkte nicht, dass sich seine Situation dadurch nicht besserte. Kaum durchflutete die Luft seine Lungen, schmetterte Miller Deutz Kopf mit voller Wucht gegen die Wand. Sofort spürte Deutz einen dumpfen Schmerz. Erneut krachte seine Stirn gegen die Wand. Bums. Deutz wurde schwindlig, er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Seine Hände versagten ihm den Dienst und er liess die Waffe los.
Sofort löste Miller seinen Griff, trat zwei Schritte zurück und richtete die Waffe erneut auf Deutz. Der ältere Mann drehte sich langsam und benommen um. Vorsichtig hob er den Kopf und blickte Miller an. Zuerst schien sein Blick durch Miller hindurch zu gehen, irgendwo ins Leere. Dann plötzlich fixierten Deutz Augen Miller. Er sprang mit einem schnellen Satz auf ihn zu. Miller drehte sich sofort weg, als er die Bewegung wahrnahm.
Der Schlag traf von Deutz mit voller Wucht ins Genick. Er erstarrte mitten in der Bewegung und sackte dann langsam in sich zusammen.
Miller betrachtete ihn kurz, wie Deutz vor ihm auf dem Boden lag. Als sich Deutz nicht mehr regte, steckte er seine Waffe in das Halfter zurück und kniete sich zu Deutz hinunter, um dessen Puls zu fühlen. „Gut“, sagte er zu sich selber. Er hatte nicht die Absicht gehabt Deutz zu töten. Er war sicher, dass er ihn noch brauchen würde.
Er erhob sich und ging zum Schreibtisch. Er öffnete den Laptops und startete ihn. Von Deutz hatte kein Bootpasswort eingegeben, so dass Windows direkt startete. Während der Computer hochfuhr, durchsuchte er den Schreibtisch. Nichts, ausser Deutz persönlicher Dokumente. Der Computer hatte das Betriebssystem geladen, verlangte nun aber ein Passwort. Miller versuchte es mit einigen gängigen Passwörtern. Als diese nicht den gewünschten Erfolg brachten, versuchte er einige Daten aus Deutz Pass, den er in der obersten Schublade des Schreibtisches gefunden hatte.
Er erhielt keinen Zugang zum System. Also entschloss er sich den Laptop mit nach Hause zu nehmen und es dort weiter zu versuchen.
Als von Deutz geknebelt war, legte er ihn draussen auf die Terrasse. Er ging nochmals zurück in das Zimmer, um es gründlicher und in aller Ruhe zu durchsuchen. Miller packte zuerst den Laptop in den Rucksack und schaute sich dann im Raum um und begann sogleich mit der Durchsuchung von Deutz Sachen. Im Schrank fand er eine Digitalkamera. Der Chip in der Canon Spiegelreflexkamera war leer. Auch die vielen Papiere, die sich im Kleiderschrank stapelten, enthielten keine Hinweise auf das, was Miller suchte. Alles nur belanglose Berichte über die Grabung, die Deutz offiziell leitete. Als er das gesamte Zimmer durchsucht hatte, schaute er sich nochmals um. Er wollte keine Spuren hinterlassen, die jemanden zu ihm hätten führen können. Doch fand er nichts, was ihn hätte verraten können, dachte er.
Auf dem Balkon warf er sich von Deutz über die Schulter und band ihn so fest, dass er nicht von seiner Schulter rutschen konnte. Dann begann er den kurzen Abstieg zur Strasse.
Auf den Strassen war es noch immer ruhig, so dass er unbemerkt zu seinem Wagen gelangte, den er in der Nebenstrasse geparkt hatte.
Er brauchte einen ruhigen Ort, wo er mit Deutz länger sprechen könnte.