Читать книгу Politisch motivierte Kriminalität und Radikalisierung - Stefan Goertz - Страница 40
1.3.1 Definition und Kurzzusammenfassung
ОглавлениеIslamistischer Terrorismus
wendet Aufsehen erregende Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und staatliche Stellen an, um Angst und Schrecken zu verbreiten und dadurch politische Entscheidungen von Staaten zu beeinflussen. Die politischen und gesellschaftlichen Ziele des islamistischen Terrorismus basieren auf einer extremistischen Interpretation der Religion Islam und ihrer Rechtsquellen.[1]
Islamistischer Terrorismus
• | ist der strategisch und taktisch geführte Kampf für islamistische Ziele, die mit Hilfe von Anschlägen auf Leib, Leben und Eigentum erreicht werden sollen; |
• | Terrorismus ist kein kohärentes, stringentes Phänomen, sondern eine Strategie mit zahlreichen unterschiedlichen Taktiken, die von unterschiedlichen Akteuren in unterschiedlichen politischen Situationen angewendet werden; |
• | Terrorismus ist die strategische und taktische Wahl eines rational handelnden Akteurs; |
• | „Homegrown“-Terroristen sind radikalisierte Islamisten ab der zweiten Einwanderergeneration, in europäischen/westlichen Ländern geboren und/oder aufgewachsen und sie lehnen aufgrund religiöser, gesellschaftlicher, kultureller und/oder psychologisch-biographischer Faktoren das westliche, demokratische Verfassungssystem ab; |
• | Gewalt ist für den islamistischen Terrorismus ein Mittel in Form eines kommunikativen Aktes zur Erreichung religiös-politischer Ziele; |
• | ist geprägt von einer dezentralen Netzwerk-Struktur auf substaatlicher Ebene; |
• | basiert auf multiplen Finanzquellen und Logistik; |
• | hat eine globale Zielsetzung, zunächst die Errichtung eines Kalifats in einzelnen Staaten bzw. Regionen, danach die Errichtung eines weltweiten Kalifats („Gottes Herrschaft auf Erden“), eine zeitgenössische Kalifatinterpretation ist diejenige der jihadistischen Organisation „Islamischer Staat“; |
• | geprägt von der Multinationalität seiner Kämpfer, Mitglieder und Unterstützer; |
• | hohe taktische Flexibilität; |
• | anders als der ethno-nationale Terrorismus (ETA, IRA etc.) ist er durch die globale Reichweite seiner religiös-ideologischen Ausrichtung in höchstem Maße international orientiert; |
• | profitiert entscheidend von den Entwicklungen der Globalisierung, von geöffneten bzw. von schwach bis gar nicht kontrollierten Grenzen und modernen Kommunikationsmitteln (Internet, Mobiltelefone, soziale Netzwerke); |
• | seine Gruppierungen und Akteure nutzen sowohl schwache und gescheiterte Staaten der sog. zweiten und dritten Welt (Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia) als auch europäische und westliche Staaten; |
• | internationale islamistisch-terroristische Organisationen verfügen in westlichen, demokratischen Staaten über organisatorische Strukturen wie Zellen und Schläfer in ethnischen und religiösen Milieus („Diaspora-Communities“) und sind über solche Milieus auch in Konfliktregionen wie Afrika, den Nahen und Mittleren Osten und den Kaukasus vernetzt; |
• | die Akteure des (internationalen) islamistischen Terrorismus wenden völkerrechtlich illegale taktische Mittel wie Angriffe und Straftaten gegen die Zivilbevölkerung an; |
• | die Akteure des internationalen islamistischen Terrorismus tragen keine Uniformen bzw. identifizierende Abzeichen, um sich nicht als Kombattanten erkennen zu geben.[2] |