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Fünf

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„O oder Null, das ist hier die Frage!“, witzelte Stella und zeigte auf die nackte Brust der Leiche. Timo, der erneut etwas später als die eifrige Gerichtsmedizinerin am Tatort eingetroffen war, zog die Augenbrauen zusammen.

„Zumindest haben wir jetzt ein Problem“, antwortete er, eilte die gut zwanzig Meter zum Absperrband und blaffte ungewohnt gereizt die beiden Streifenbeamten an. „Sagt den Gaffern mal, dass sie verschwinden sollen. Und kein Wort zur Presse. Die Boulevard-Aasgeier sind sicher schon wieder auf dem Weg.“ Timo ärgerte sich weniger über irgendwelche Schaulustigen oder die Medienvertreter, als vielmehr darüber, dass ihre Hauptverdächtige nicht mehr als Täterin infrage kam. Schließlich saß Carolin Reiters momentan in Untersuchungshaft. Jetzt gibt es Druck, dachte Timo. Ein Serienmörder – diese Bezeichnung verdiente sich der Gesuchte nun allemal –, der nach nur fünf Tagen erneut zuschlug, würde auch für ihn und seine Kollegen die Schlinge enger ziehen. Erst recht, wo die bisherigen Ermittlungen trotz vielversprechender Indizien in Richtung Sackgasse tendierten.

Zurück am Tatort streifte sich Timo seine Handschuhe über und durchsuchte fachmännisch die Kleidung des Toten. Der Mörder hatte ihn mit brutal durchtrennter Kehle in Sitzposition an der Eingangstür zurückgelassen. Schaurig, dachte der Kommissar, wie eine blutbesudelte Horrorpuppe. In der rechten Hosentasche fand er die Geldbörse des Opfers. Der darin befindliche Personalausweis identifizierte den jungen Mann als Robert Kiesling.

Jetzt erst sah Timo den schwarzen VW Golf um die Ecke biegen. Carlos stieg aus, zeigte den Beamten, die den Tatort bewachten, seine Dienstmarke und kam auf ihn zu. Timo lächelte und fuhr seinen Stresspegel für einen Moment herunter, als ihm sein Kollege in einer abgewetzten Lederjacke die rechte Hand entgegenstreckte.

„Hola, Señor Enrique Iglesias“, ließ der Hauptkommissar verlauten.

Carlos sah ihn entgeistert an. „Alter, spinnst du? Wenn, dann ist die Jacke ein Axl Rose- oder Lemmy-Gedächtnis-Look. Sag mir lieber, was hier für eine Kacke am Dampfen ist.“

„Ganz große. Wieder eine Leiche. Nach gleichem Muster wie bei Tobias Mürle.“ Was Stellas Frage betraf, war sich Timo sicher. Die makabre Verzierung auf dem Oberkörper stellte die Zahl Null dar.

„Ergibt bis jetzt eine Zwanzig. Rätselraten für Wahnsinnige. Immerhin eine Spur“, bestätigte Carlos Timos Überlegungen.

„Das schon, aber jetzt, wo Frau Reiters aus der Schusslinie ist, haben wir kein Ass im Ärmel. Lediglich, dass Tobias kein Heiliger war und eventuell noch weitere weibliche Feinde hatte, könnte eine Spur sein.“

„Dann lass uns im Präsidium mal die Personalien durch den Computer jagen. Vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Opfern“, schlug Carlos vor und traf erneut exakt die Gedankengänge seines Kollegen.

„Kriminalhauptkommissar Scherder?“, fragte eine dünne männliche Stimme. Timo drehte sich um und blickte in das Gesicht eines echten Grünschnabels der Berliner Streifenpolizei. Der schmächtige Kerl wirkte neben dem gut trainierten Kommissar ziemlich verloren.

„Jo, der bin ich, wie kann ich helfen?“, erwiderte Timo freundlich. Seine Verärgerung über die ungünstige Kursänderung des aktuellen Falls hatte sich fürs Erste gelegt.

„Äh … der Augenzeuge, also der Herr, der das Opfer gefunden hat, wartet immer noch darauf, vernommen zu werden. Er steht dort hinten beim Einsatzwagen. Ich glaube, er hat was Wichtiges zu sagen.“

„Sehr gut, danke.“ Timo und Carlos schritten an der Leiche vorbei, über der immer noch die hartgesottene Stella kniete, um die unappetitliche Halswunde auszumessen, und stellten sich dem Zeugen mit Dienstgrad und Namen vor. Der Mann hieß Hermann Rütgers. Ein Rentner mit markanten Gesichtszügen und einem karierten Schlapphut auf dem Kopf. Timo ergriff das Wort. „Wann haben Sie den Toten gefunden?“

„Das muss gegen einundzwanzig Uhr gewesen sein. Als ich die Polizei angerufen habe, war es jedenfalls viertel nach neun. Ich wohne ein Haus weiter, war spazieren, um frische Luft zu schnappen. Ich sehe also den jungen Kerl, blutüberströmt und … da hockte eine Gestalt bei ihm.“

„Wie bitte? Da war jemand bei der Leiche?“ Carlos konnte es kaum fassen.

„Ja doch. Ich stand dort drüben auf der anderen Straßenseite und hatte freie Sicht. Als mich die Frau entdeckte, packte sie schnell ihren Rucksack und rannte weg. Ich habe noch hinterhergerufen, aber es ging alles zu schnell, als dass ich noch hätte eingreifen können.“

„Eine Frausagen Sie? Wie sah sie aus?“ Jetzt konnte Timo vor Neugier kaum an sich halten.

„Nun ja. Weil es schon langsam dunkel wurde, habe ich nicht viel erkannt. Außerdem hatte sie eine Kapuze über den Kopf gezogen. Darunter meine ich lange Haare gesehen zu haben. Vor allem den Bewegungen nach eindeutig eine weibliche Person.“

„Größe und Statur?“, fragte Carlos.

„Beides normal würde ich sagen. Ungefähr ein Meter siebzig und die Figur weder besonders dick oder dünn.“

„Das kann uns viel weiterhelfen. Ich gebe Ihnen gleich einen Termin für die Phantomzeichnung auf dem Revier.“ Also wieder eine Frau im Visier, dachte Timo. Daran bestanden keine Zweifel mehr.

„Das war noch nicht alles. Als die Täterin weggerannt ist, ist ihr eine Person gefolgt. Aus dem Haus da“, sagte der Zeuge und zeigte mit dem Finger auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite.

„Wirklich? Und wie sah der Verfolger aus?“ Timo spitzte die Ohren.

„Ganz klar eine männliche Person. Also ein Jugendlicher. Er hatte diese weiten Hosen an, die manche von den Jungs heutzutage tragen. Und so eine Baseballmütze, ziemlich albern verkehrt herum aufgesetzt.“

„Hi Ira, ich weiß, es ist noch nicht so lange her und du bist zu Recht wütend auf mich. Aber wir müssen dringend reden.“

Ira fühlte sich leicht überrumpelt. „Hey Roman, erstens haben wir alles gesagt, was zu sagen ist, und zweitens mache ich gerade Mittagspause.“ Neugierig blickte ihre Arbeitskollegin Mareike vom Rechner auf, nicht ohne demonstrativ genervt die Augen zu verdrehen.

Ira hatte sie über ihre Beziehung mit Roman bis zur Trennung vor vier Monaten stets auf dem neuesten Stand gehalten. Roman war im Sommer fremdgegangen und Ira hatte sich nach langem Hin und Her für einen Schlussstrich entschieden. Seine Untreue war gar nicht mal der ausschlaggebende Punkt gewesen. Vielmehr wollte Ira auf zu neuen Ufern. Weg von der Routine. Einen Partner finden, der ihr mehr bieten konnte. Dass sie sich selbst schon Wochen vorher von einer Affäre zur nächsten gehangelt hatte, ließ Ira nicht gerade in einem guten Licht erscheinen. Doch Mareike, die auch darüber im Bilde war, stand natürlich auf der Seite ihrer Tratsch-Freundin.

„Aber es geht nicht um uns. Zumindest nicht um uns als Paar, sondern um alte Schulfreunde. Es ist etwas passiert“, erwiderte Roman mit fester Stimme.

„Wieso … wer … Was ist denn los?“ Dass Roman einmal nicht wegen ihrer in die Brüche gegangenen Beziehung anrief, irritierte die junge Online-Redakteurin. Mareike lauschte gespannt.

„Darüber möchte ich nicht am Telefon sprechen. Wann hast du Zeit?“, antwortete Roman knapp.

Ira wurde neugierig. „Also gut. Ich arbeite bis circa achtzehn Uhr. Früher geht auf keinen Fall, du weißt ja, Busy-Monday. Und heute Abend will ich noch mit Freunden los. Lass uns einfach dazwischen treffen. Um sieben in der Watusi Bar?“ Ira wollte das Wiedersehen mit Roman so knapp wie möglich halten. Ein kurzes Treffen sollte reichen. Und mit ihrer Verabredung hinten raus konnte er nicht auf die Idee kommen, den kompletten Abend mir ihr verbringen zu wollen.

„Super, danke. Und glaub mir, es ist wichtig. Bis später“, erwiderte Roman und legte auf.

„Was wollte der alte Troublemaker denn nun wieder?“ feixte Mareike grinsend.

„Kein Plan. Irgendwas ist mit alten Freunden passiert.“ Ira schaute ihre Kollegin nachdenklich an. „Wehe, das war nur ein Vorwand, um mich wieder einzulullen. Man weiß ja nie.“

„Kannst auf mich zählen“, ließ Mareike ihre eigentlich gar nicht so enge Freundin betont solidarisch wissen.

„Danke dir. So, dann lass uns jetzt mal unser Deluxe Menü vertilgen. Ich habe fast nix im Magen.“ Ira nahm den Rost samt der beiden Fertigpizzen mit einem Topfhandschuh aus dem Backofen der Büroküche und richtete sie auf zwei großen Brettern an.

Eigentlich wären sie lieber zum Mittagstisch essen gegangen. Die Kantine des benachbarten Lack- und Farbenherstellers war nicht schlecht. Aber heute stand ein wichtiges Meeting für die Marketingabteilung auf der Agenda. Die Geschäftsführer des in Münster ansässigen Online-Shops für Kindermode und Spielzeug hatten einen SEO-Spezialisten eingeladen. Dieser sollte die Redaktionsmitglieder auf den neuesten Stand in Bezug auf suchmaschinenoptimiertes Schreiben von Produkttexten, Kategoriebeschreibungen und Landingpages bringen. Immer auf der Höhe der Zeit bleiben. Gerade im schnelllebigen Online-Business. So etwas nahm Ira ernst, sie wollte nie den Anschluss im Beruf verlieren. Dafür hatte sich Ira zu sehr aus den unteren Schichten nach oben gekämpft. Manchmal aber fühlte sie sich in der Akademikerwelt immer noch wie ein Fremdkörper. Kolleginnen wie Mareike waren erträglich. Letztlich aber doch verhätschelte, kleine Gören. Konnte man sich auf solche Leute verlassen, wenn es im Job einmal hart auf hart kam? Schließlich standen Firmen dieser Branche stets mit einem Bein im Aus. Ein neuer Konkurrent lockte die Kundschaft mit Dumpingpreisen auf seine Website – und schon waren jahrelange Arbeit an den Texten und der mühsam erkämpfte Spitzenplatz im Google-Ranking in Gefahr. In diesem Fall konnten die Chefs nur noch versuchen, den Verlust mit teuren Anzeigen zu kompensieren. Das wiederum verlangte Einsparungen beim Personal. So hatte Ira es im Zuge eines Praktikums in einer Hamburger Firma für Karneval- und Halloween-Kostüme live miterlebt. Doch sie würde dafür sorgen, stets auf der Seite der Gewinner zu stehen. War die See ruhig, gab sich Ira so kollegial und gesellschaftskompatibel wie nötig. In stürmischen Zeiten aber würde sie ihren harten Kern ausspielen und mit allen Bandagen kämpfen.

Als Ira in ihre spärlich belegte Tiefkühlpizza biss, dachte sie nicht mehr an Roman und seine merkwürdigen Andeutungen. Stattdessen plauderte sie mit Mareike über die nicht immer einwandfreie Körperhygiene der Mitglieder ihrer IT-Abteilung und den nerdigen Social-Media-Manager. Was einen erwachsenen Mann dazu brachte, in seiner Freizeit Actionfiguren von den Ninja Turtles zu sammeln, blieb für die beiden Frauen ein Rätsel. Auch die x-te Fortsetzung eines Superheldenfilms aus dem Hause Marvel war nicht gerade ihr Lieblingsthema. Dafür hatten sie Stoff zum Lästern. Und das empfand Ira als nette Abwechslung zum Texten über die Beschaffenheit von Babystramplern und den Aufdruck von Kleinkinder­shirts. Soweit alles in Ordnung. Business as usual. Was sie nicht ahnen konnte – am Horizont ihrer scheinbar sicheren Existenz braute sich ein Unwetter zusammen.

Frederick war ganz allein. Saß an der Kasse der Filiale, zu der er tagtäglich zur Arbeit ging. Keine Kunden und keine Kollegen weit und breit. Er wollte aufstehen, raus aus dem Laden. Doch er konnte es nicht, fast so, als würde er an seinem Stuhl festkleben. Irgendetwas stimmte hier nicht. Lauthals rief Frederick um Hilfe. Niemand kam. Sein Ruf verhallte in dem riesigen Gebäude. Stattdessen suchte sich eine schwarze Nebelwand ihren Weg aus dem hinteren Thekenbereich bis nach vorne zu den Kassen. Verschlang die Regale, den Fußboden und alles, was sich ihr in den Weg stellte. Frederick bekam es mit der Angst zu tun, war aber weiterhin nicht in der Lage, seinen Platz zu verlassen.

Bis sich plötzlich das Warenlaufband rückwärts in Bewegung setzte und Frederick aus seinem Stuhl herauszog. Hilflos krabbelte er auf allen vieren, doch je schneller er sich bewegte, desto schneller lief auch das Band in Richtung Nebel. Dieser hatte Frederick jetzt erreicht, hüllte ihn ein und verursachte ein scharfes, kratzendes Gefühl in seinen Atemwegen. Auf einmal baute sich eine vermummte Gestalt vor ihm auf. Sie hielt ein blitzendes Messer in den hoch erhobenen Händen, bereit, auf Fredericks zitternden Körper einzustechen. Frederick schloss die Augen und hoffte inständig, dass alles schnell vorübergehen würde. Sekunden verrannen, nichts passierte.

Als Frederick die Augen öffnete, hatte der Nebel den unheilvollen Fremden wieder eingehüllt, das Band stand still. Frederick sprang herunter und hatte endlich festen Boden unter den Füßen. Die Eingangstüren waren nicht weit entfernt, er würde sie auch im Nebel finden, kannte er doch die Umgebung nur allzu gut. Tastend arbeitete sich Frederick vor. Auf halbem Wege streifte seine rechte Hand ein Stück Papier. Hier muss der Zeitungsständer sein, dachte er.

Schau dir die Titelseite an, flüsterte eine innere Stimme. Frederick wusste nicht warum, aber er tat wie ihm befohlen, nahm die oberste Zeitung und hielt sie ganz nah an sein Gesicht, damit er die Buchstaben trotz der Nebelschwaden erkennen konnte: Es gibt ein drittes Opfer – Frederick L. am Arbeitsplatz erstochen.

Noch während Frederick sich der Bedeutung der Worte bewusst wurde, erschien wie aus dem Nichts erneut das schattenähnliche Wesen und kam über ihn. Das Letzte, was Frederick spürte, war das kalte Metall, das tief in seinen Hals eindrang, und das warme Blut, das aus der Wunde über seinen Oberkörper strömte.

Mit einem lauten Schrei wachte Frederick auf. Gott sei Dank, dachte er, nur ein Traum. Ein irrer Traum. Die Erleichterung wich umgehend der Erkenntnis, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wo er sich befand.

Zuerst nahm er in der Dunkelheit nur Umrisse der Umgebung wahr. Schemenhafte Formen. Dazu ein monotones Summen, dessen Ursprung er nicht zuordnen konnte. Langsam wurde das Bild vor seinen Augen klarer. Er erkannte ein schiefes Regal aus Holz, das mit einem halben Dutzend Schuhkartons bestückt war, und einen Abstelltisch, in dessen Mitte ein aufgeschlagener Notizblock lag.

Wie war er hierhergekommen? Langsam richtete er seinen Oberkörper auf und stützte sich mit den Ellbogen auf den nachgebenden Untergrund. Er lag auf einer alten, fleckigen Matratze ohne Laken. Sein Kopf dröhnte, ihm war schwindelig und übel. Der Raum, in dem er sich befand, hatte keine Fenster, eine Stehlampe neben der Zimmertür spendete helles Licht. Frederick hielt einen Moment inne, bis sich die Übelkeit etwas gelegt hatte, und setzte einen Fuß nach dem anderen auf den steinernen Boden. Er stand auf, schritt behutsam zur Tür und drückte die silberfarbene Klinke herunter. Nichts passierte. Frederick drückte sie abermals nach unten, rüttelte an der Tür. Vergebens. Er war eingeschlossen.

Jetzt dreh bloß nicht durch. Bleib ruhig und denk nach, befahl er sich. Woran kannst du dich erinnern? Frederick musste einen Anhaltspunkt finden, war aber zu verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen. War es Tag oder Nacht? Er tastete seine Hosentaschen ab. Geldbörse und Handy waren weg. Hatte man ihn ausgeraubt? Warum sollte er dann hier eingesperrt sein, das machte keinen Sinn. Er war kein Sohn reicher Eltern, sondern nur ein kleiner Azubi, der … Jetzt schoss es ihm durch den Kopf. Wie er nach der Arbeit mal wieder auf dem Balkon gesessen hatte. Und da war die Gestalt auf der anderen Straßenseite. Er hatte einer Mörderin bei der Arbeit zugesehen. Und war hinterhergerannt. Erst bis in die S-Bahn und dann … dann wurde alles schwarz.

Hatte die Wahnsinnige ihn hier eingesperrt? Frederick blickte sich in dem keine sechzehn Quadratmeter großen Raum noch einmal um. Am Kopfende des Bettes stand ein weißer Kasten. Nein, das war ein Kühlschrank. Daher kam das Summen. Jetzt erst bemerkte Frederick, was für einen Durst er hatte. Kein Wunder, er wusste ja nicht einmal, wie lange er hier geschlafen hatte. Frederick riss die Kühlschranktür auf und erblickte eine Packung mit Salamischeiben, ein Stück Käse, eine Tüte H-Milch und vier Literflaschen stilles Mineralwasser. Hastig entnahm er eine, schraubte den Deckel ab und trank sie in einem Zug halb leer.

Als Frederick die Plastikflasche absetzte, kam ihm der nächste logische Gedanke. Was tun, wenn ihm später einmal die Blase drücken sollte? Doch nicht etwa … Er schaute sich den Eimer aus Metall in der hinteren rechten Ecke genauer an. Tatsächlich. In ihm befanden sich zwei Rollen Klopapier. Das war also seine Toilette. Angewidert entschied sich Frederick, die Verrichtung seiner Notdurft so lange wie möglich hinauszuzögern. Am besten fand er vorher einen Weg hier raus. Was war wohl in den Räumen neben seiner Gefängniszelle? Hastig klopfte Frederick mit beiden Händen die kahlen Wände in der Hoffnung ab, er könne einen Hohlkörper erhorchen, einen verborgenen Raum entdecken. Leider ohne Erfolg. Jede der vier Wände gab denselben dumpfen Klang ab. Auch dass Frederick gegen die Tür hämmerte, führte zu nichts. Anscheinend war sie von außen mit Schallschutz verstärkt, so sehr verpuffte die akustische Wirkung seiner trommelnden Fäuste. Frederick hielt erschöpft inne und dachte nach. Erneut fragte er sich, welchen Zweck die Täterin damit verfolgte, ihn hier festzuhalten. Wenn sie Frederick hätte umbringen wollen, wäre das längst geschehen.

Niedergeschlagen ließ er sich auf die Matratze fallen. Der Notizblock! Vorhin war er noch zu benebelt gewesen, um gleich darauf zu kommen. Frederick schnellte hoch und griff nach dem Block. Auf der aufgeschlagenen ersten Seite stand geschrieben:

Wenn du um Hilfe schreist oder versuchst zu fliehen, bist du tot! Wenn du leben willst, verhalte dich ruhig. In wenigen Tagen wird dich jemand befreien. Genug Lebensmittel sind im Kühlschrank. Entscheide selbst über dein Schicksal!

Rot ist die Rache

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