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Der Wetterbeobachter

Den Beruf des Technischen Assistenten für Meteorologie (TAM) auszuüben, bedeutete Schichtdienst, selbstverständlich auch an Wochenenden und Feiertagen, denn das Wetter macht schließlich niemals Pause. Für eben dieses Wetter war man zuständig, genauer gesagt: für die Beobachtung des Geschehens am Himmel sowie das Messen bestimmter meteorologischer Parameter. Dies geschah allerdings nicht nach Lust und Laune, sondern nach einem exakt festgelegten, minutengenauen Plan.

Alle Wetterbeobachter sind angehalten, sich an diesen Plan zu halten, wirklich alle, auf der ganzen Welt. Jede Wetterstation ist Bestandteil eines weltumspannenden Mess- und Beobachtungsnetzes. Sinn und Zweck ist es, das Wetter in seiner gesamten Bandbreite zu erfassen – und dies mit vergleichbaren Methoden. So schauen überall auf der Erde Wetterbeobachter zur gleichen Zeit in den Himmel. Das synchrone Betrachten der Vorgänge in der Atmosphäre gibt dem Teilbereich der Meteorologie, der sich mit aktuellem Wetter und seiner Vorhersage beschäftigt, seinen Namen: Synoptische Meteorologie, kurz Synoptik genannt.

Im Fachjargon ist die mindestens stündlich erfolgte Meldung eines Wetterbeobachters an die Zentrale Sammelstelle des nationalen Wetterdienstes ein SYNOP. Ohne diese SYNOPs geht gar nichts oder zumindest nicht viel. Sie sind die Grundlage für die Wettervorhersage, denn nur durch sie erfahren die Meteorologen, wie sich das Wetter auf der Welt oder in ihrer Region, für die sie zum Beispiel eine Vorhersage machen sollen, gestaltet. Theoretisch könnte also jeder Meteorologe, der sich der synoptischen Wettervorhersage widmet, erfahren, wie das Wetter an jedem Ort der Welt gerade ist, vorausgesetzt, dieser Ort hat eine Wetterstation und sein Wetterdienst stellt die Daten zur Verfügung.

Wetterstationen gibt es auf Bergen, in Tälern, in Städten und Dörfern, mitten in der Pampa oder in der Wüste. Das Netz ist nicht überall eng gesponnen, je nach Besiedlungsdichte liegen zwischen den Messpunkten wenige oder hunderte Kilometer. Je dichter es ist, desto besser kann man den Istzustand erfassen.

In der DDR war der Meteorologische Dienst für das Erfassen der Wetterdaten zuständig und beschäftigte dafür Technische Assistenten für Meteorologie. Ein Knochenjob. Musste man doch pro Stunde mindestens einmal aus seinem Bürostuhl aufstehen und vor die Tür gehen, natürlich bei Wind und Wetter. Ziel war, zu erfassen, wie sich das Wetter gerade darstellte. Bevor weite Teile der Datenerfassung automatisiert wurden, gab es zum Beispiel die Temperaturmessung „von Hand“. Die Thermometer hingen in einer schneeweißen „Thermometerhütte“, diese schirmte die Messinstrumente von jeglicher Sonnenstrahlung ab, was auch die immer vorhandene Rückstrahlung des Erdbodens einschloss. Alte Hütten waren aus Holz, die neueren aus Plastik. Die Lamellenwände, durch die der Wind problemlos wehen konnte, hielten den Regen von den Thermometern fern, auch unter dem leicht schrägen weißen Dach gab es kleine Lüftungsschlitze.

Gemessen wurde stets zwei Meter über Grund und dies auf zwei Flüssigkeitsthermometern gleichzeitig. Bei einem war das kleine Flüssigkeitsgefäß des Thermometers mit einem „Strumpf“ überzogen. Das so eingepackte Gefäß tauchte man in ein kleines Gläschen, das mit destilliertem Wasser gefüllt war. Nach diesem Anfeuchten wurde mit einer speziell dafür vorgesehenen Vorrichtung Luft angesaugt und an beiden Flüssigkeitsgefäßen vorbeigeführt, aspirieren nennt sich dieser Vorgang. War die Luft trocken, verdunstete viel Wasser aus dem feuchten Strumpf, wobei Wärme verbraucht wurde. Das feuchte Thermometer zeigte folglich nach kurzer Zeit eine tiefere Temperatur an als das trockene. Hatte man mehrfach die Temperatur des Feuchtthermometers abgelesen, hörte die Temperatur auf zu sinken und die „Feuchttemperatur“ war erreicht. Je größer die Differenz zwischen beiden Temperaturwerten, desto trockener die Luft: So ließ sich die relative Luftfeuchtigkeit ermitteln und die Taupunkttemperatur. Sind trockene und feuchte Temperatur gleich, gibt es keine Verdunstung, da die vorbeiströmende Luft bereits zu 100 Prozent gesättigt ist, bei Nebel zum Beispiel. Dann ist die Lufttemperatur auch gleich der Taupunkttemperatur. Kurz: Durch das Aspirieren lässt sich feststellen, wie viel Wasserdampf in der Luft enthalten, ob sie eher feucht oder trocken ist.

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