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Vorbemerkungen

Am Anfang der Geschichte des flavischen Kaiserhauses stand Ägypten. Fast hundert Jahre nachdem Octavian, der spätere Augustus, im Jahr 30 v. Chr. siegreich in der ägyptischen Hauptstadt Alexandria eingezogen war und damit eine der wichtigsten realpolitischen Grundlagen für seine Alleinherrshaft schuf, tritt uns mit Vespasian abermals ein Herrscher entgegen, dem der Besitz Ägyptens am 1. Juli 69 n. Chr. den Kaiserthron brachte. Der von den Zeitgenossen als Geizkragen verschriene Kaiser schaffte es innerhalb kürzester Zeit, die durch Nero und die Krise des Vierkaiserjahres zerrütteten Finanzen des Reiches zu konsolidieren. Bei seinem Tod im Jahr 79 n. Chr. hinterließ Vespasian seinem Sohn Titus ein geordnetes Reich. Die nur etwas mehr als zwei Jahre währende Herrschaft des Titus war dann von drei Katastrophen geprägt – dem Ausbruch des Vesuv im August 79 n. Chr., einer Seuche in Rom und dem Brand der Stadt im Jahr 80 n. Chr. Glanzvoll bewältigte der von seinen Zeitgenossen als „Liebling des Menschengeschlechts“ bezeichnete Titus diese Krisen, starb aber bereits im Jahr 81 n. Chr. Ihm folgte sein Bruder Domitian, ein im Senat verhasster Herrscher. Für die Provinzen sollte das Regiment dieses angeblich so maßlosen Kaisers jedoch von großem Vorteil sein, da er auf eine gerechte und maßvolle Amtsführung der römischen Statthalter achtete. Eine der vielen senatorischen Verschwörungen, die die Herrschaft des autokratisch regierenden Prinzeps begleiteten, erreichte im Jahr 96 n. Chr. ihr Ziel – der Kaiser fiel einem Anschlag zum Opfer. Mit ihm endete die Epoche der flavischen Dynastie, die Gegenstand des vorliegenden Studienbuches ist.

Demjenigen, der sich heute mit der Geschichte des flavischen Kaiserhauses beschäftigen möchte, bietet sich als deutschsprachiges Werk in erster Linie das Buch Hermann Bengstons (1979) an. Den auf jeden Fall vorhandenen historiographischen Wert der Bengston’schen Gesamtdarstellung stellte allerdings Werner Eck in einer Besprechung (1981) massiv in Frage, als er zusammenfassend schrieb, „daß hier nicht wissenschaftlicher Fortschritt, vielmehr erheblicher Rückschritt erzielt worden“ sei. Der Versuch Bengtsons, eine Darstellung der Flavierherrschaft zu geben, sei sogar „schon an den elementaren Voraussetzungen historischen Arbeitens gescheitert“. Das Buch Bengtsons ist also nur unter Hinzunahme der Besprechung von Eck zu benutzen. Daneben treten vor allem die englischsprachigen Kaiserbiographien von Barbara Levick zu Vespasian (1999) und von Brian W. Jones zu Titus (1984) und Domitian (2 1993). Hinzu kommt der informative Überblicksartikel zu den Flaviern in der ,Cambridge Ancient History aus der Feder von Miriam Griffin (2000). Monumental ist schließlich der Sammelband von Anthony J. Boyle und W.J. Dominik, Flavian Rome. Culture, Image, Text (2003). Im Anhang der vorliegenden Darstellung ist die weitere wichtige Literatur zum Thema zusammengestellt. Die verwendeten Abkürzungen sind nach dem Verzeichnis des Neuen Pauly, Band 1, aufzulösen.

Mannheim, im Juni 2008

Stefan Pfeiffer


Die Zeit der Flavier

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