Читать книгу Blind Date in Paris - Stefanie Gerstenberger - Страница 8

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Es ist wieder geschehen. Das Mädchen, das Wanda heißt, weiß davon natürlich nichts und ich werde es ihr auch nicht erzählen. Nach den schlechten Erfahrungen mit meinem besten Freund Niklas und ihr, deren Namen ich nicht mehr denken möchte, halte ich meine Klappe. Niklas fragte ununterbrochen, quetschte mich aus, quälte mich mit seinen dummen Vermutungen über die Zukunft. Los, mach das noch mal, sag doch, bitte …! Unerträglich! Und sie? Hat mich nicht treffen wollen, nachdem sie hörte, dass ich blind bin. Dann habe ich ihr davon erzählt. Sie hat mir nicht geglaubt, natürlich nicht, hat nur noch zurückgeschrieben, meine Wichtigtuerei wäre abartig.

Niemand weiß es außer Mama. Und die hat sich an ihren verrückten blinden Sohn gewöhnt. Musste sie ja, was blieb ihr anderes übrig. Es ist eine Gabe, hat die alte Muriel gesagt. Mann, wie die immer aussah, damals vor dem alten Kino, mit den langen, schmutzigen Röcken und den weiß-schlierigen Augen. Zum Abgewöhnen.

Ich wollte keine Gabe, ich wollte weiterhin sehen können, wie ich es bereits elf Jahre getan hatte, bevor der ganze Mist anfing. Aber sie hatte recht mit ihrer Prophezeiung. Manchmal überkommt es mich, ich kann nichts dagegen tun. Es nervt, wenn meine Augenlider wie wild zu klimpern anfangen wie eben. Es passiert, wenn das Leben, das Universum oder wer auch immer, mir etwas zeigen will. Nein danke! Kein Bedarf, mir dieses Mädchen näher anzuschauen, obwohl sie sehr gut riecht und mich bescheuert nervös macht, das muss ich zugeben. Ich mag ihre Stimme und ihr seltenes Lachen, aber ich darf mich nicht ablenken lassen, bin gerade mit etwas anderem beschäftigt. Ich werde mir mein Paris zurückerobern, zusammen mit Barbie, dem allerbesten Führhund. Und vielleicht, wenn ich den Mut haben sollte, werde ich mir die Frau vornehmen, die die Liebe meiner Eltern zerstört hat! Und wenn ich sie fertiggemacht habe, so wie sie es verdient, dann kommt es nur noch darauf an, meinem Vater zu beweisen, dass sein Sohn, der Behinderte, mit seinem Leben gut klarkommt, ganz gechillt, in seinem eigenen Tempo. Keine Ahnung, ob ich das schaffe.

Ich habe mir abgewöhnt, Sachen zu verhindern, die ich vorhersehe, oder die Abläufe des Lebens zu korrigieren, damit es andere Menschen besser haben. Es bringt nichts. Das Unglück sucht sich seinen Weg dennoch, ganz easy räumt es die Hindernisse beiseite, die ich ihm in den Weg zu werfen versuche, wie ein Wasserstrom im Sand. Es passiert, wenn es passieren soll. Manchmal habe ich davon natürlich auch schon profitiert. Ich sehe, ich ahne und höre in die Zukunft hinein, ich kann sie herbeirufen; aber das ist anstrengend. Wenn ich mir vorstelle, am Rande einer großen, sandigen Ebene zu stehen, in der nichts wächst, gelingt es manchmal. Es ist ein bisschen wie Meditieren, ich versuche, in der Leere meines Kopfes zu versinken, und presse dann meine Augen, die wieder klimpern wollen, fest zu. Fest, sehr fest. Und dann, unfassbar, wie ein Traum, an den man sich gerade noch so erinnert, ist sie manchmal da, die Zukunft. Ich werde Wanda nicht in meine Zukunft holen, keine Lust, mich für irgendwas, was ich tue oder auch nicht tue, zu rechtfertigen. Verlieben ist nicht, Monsieur!

Blind Date in Paris

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