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EINLEITUNG

Guten Abend, gut’ Nacht

Guten Abend, gut’ Nacht,

mit Rosen bedacht,

mit Näglein besteckt,

schlupf’ unter die Deck’:

Morgen früh, wenn Gott will,

wirst du wieder geweckt.

Morgen früh, wenn Gott will,

wirst du wieder geweckt.

Guten Abend, gut’ Nacht,

von Englein bewacht,

die zeigen im Traum

dir Christkindleins Baum.

Schlaf nun selig und süß,

schau im Traum’s Paradies.

(Melodie: Johannes Brahms; Text: Des Knaben Wunderhorn)

Traum eines fünfjährigen Jungen:

„Ich habe mit meiner Freundin aus dem Kindergarten gestritten und mich zu den Dinosauriern teleportiert. Dort bin ich auf einen Vulkan gestiegen und die Lava hat das Eis am Vulkan geschmolzen. Als die Lava wieder herauswollte, hab ich zur Lava gesagt: ‚Bleib da drinnen!‘ Dann ist der Asteroid auf die Dinosaurier zugerast und ich habe ihn wieder ins Weltall zurückgeschleudert, damit die Dinosaurier weiterleben können. Dann bin ich mit meiner Freundin in die Zukunft gereist und habe sie geheiratet.“

Traum eines achtjährigen Jungen:

„Ich war Ski fahren und nach 50 Metern sind plötzlich ganz viele Hügel auf der Piste aufgetaucht und ich habe einen halben Salto rückwärts gemacht. Danach habe ich mich gewundert, weil ich jetzt die Skier an den Händen trug und weiterfuhr. Ich bin über den Rand der Piste auf einen Baum gesprungen und wie schwerelos immer wieder weg vom Baum und auf einen Ast darunter gesprungen. Später saß ich dann auf dem Sessellift und konnte meinen Bügel nicht mehr öffnen, sodass ich den ganzen Tag im Kreis gefahren bin.“

Schlaf und Traum begleiten uns während unseres gesamten Lebens und verändern sich mit uns und den Umständen unseres Daseins. Man könnte auch sagen: Der Schlaf und seine Qualität sind ein Spiegelbild unseres wachen (Er-) Lebens. Gewohnheiten, wie Geschichten vorzulesen bzw. vorgelesen zu bekommen, Lieder zu singen und das Anlegen bequemer Kleidung nach der Körperpflege, stellen die häufigsten Gewohnheiten vor dem Schlafengehen dar. So können sich die meisten Menschen an Lieder wie „Guten Abend, gut’ Nacht“ oder ähnliche „Lullabies“, also Schlaflieder aus ihrer Kindheit, erinnern. Diese Schlafbereiter sorgen für wohlige Entspannung und erleichtern damit das Einschlafen unter der warmen Decke.

Am Morgen wiederum erwachen wir immer wieder aus einem Traum oder gar einer Abfolge von Träumen und können in den ersten Minuten nach dem Aufwachen ganze Geschichten nacherzählen. Diese Traumberichte nehmen nicht nur im Kindesalter fantastische Gestalt(en) an, sondern auch während unseres restlichen Lebens. Im Traum sind wir, neurobiologisch betrachtet, von gewissen Instanzen befreit, die unsere Handlungen im Wachzustand überwachen und somit möglichst gut in unsere sozialen und moralischen Regeln einbetten. Die Möglichkeit zu träumen bleibt unser gesamtes Leben mehr oder weniger erhalten und bietet uns einen „Ort“, an dem wir praktisch „offline“ und nur für uns Erlebtes, Erhofftes oder noch zu Erlebendes in Ruhe betrachten können.

Verschiedene Veränderungen der Schlafstruktur wie eine Minderung des Tiefschlafanteils, häufigeres nächtliches Erwachen oder mehr Atemaussetzer (Apnoen) im Schlaf sind unweigerlich mit dem Alterungsprozess verknüpft. Diese Punkte sind glücklicherweise nicht a priori als Ausdruck eines gestörten Schlafs oder einer zugrunde liegenden Erkrankung zu werten.

Im Zusammenhang mit dem Erkennen (Diagnose) und der Behandlung (Therapie) von Schlafstörungen ist auch und gerade in Zeiten einer globalen Gesundheitskrise (COVID-19) zu betonen: Wissen ist Macht! Dies gilt ganz besonders auch für den Schlaf als wiederkehrenden und essenziellen körperlichen Vorgang. Wer mehr über den Schlaf, seine Entstehung, Regulation und psychophysiologische Bedeutung weiß, kann den Stellenwert von Schlafproblemen besser einordnen und dementsprechend früher darauf reagieren.

Wissen über den Schlaf stellt die Grundlage für unser Handeln in Bezug auf Schlafstörungen dar. An dieser Stelle sei die Insomnie, d. h. die Störung des Ein- bzw. Durchschlafens mit negativen Folgen für die Befindlichkeit tagsüber, exemplarisch erwähnt, da gerade bei dieser Schlafstörung der langfristige Therapieerfolg von einer profunden und nachhaltigen Änderung gewisser Verhaltensweisen bestimmt wird. Natürlich verhält es sich bei vielen Schlafstörungen so wie im Leben ganz allgemein: Das beste Rezept für ein gesundes Leben und ein gesundes Älterwerden besteht vor allem aus zwei Ingredienzen – aus regelmäßiger körperlicher Aktivität und einer guten Portion Optimismus.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre – und schlafen Sie gut (oder wieder besser)!

Der Schlaf

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