Читать книгу In dieser Minute - Steffen Georg Beitz - Страница 10

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Paris

Nah!“, rief Rahim. „Nah!

Dirk war sofort hellwach. Er griff dorthin, wo Rahim lag, landete mit der Hand auf dessen Brust und schüttelte ihn.

„Wach auf! Du träumst!“

Rahim fingerte im Dunkeln nach der kleinen Stehlampe neben dem Bett und schaltete das Licht an. Er richtete sich auf und fuhr seufzend mit beiden Händen durchs Gesicht. Dirk sah fragend zu ihm hoch.

„Ich hatte diesen Albtraum“, sagte Rahim nach einer Weile tonlos. „Er kommt immer wieder. Sie zwängen mich in einen viel zu kleinen Sarg. Ich versuche sie mit meinen Händen und Füßen daran zu hindern, dass sich der Deckel über mich schließt. Immer wenn ich das Licht nur noch durch einen Spalt sehe, wache ich auf.“

„Aber es ist nur ein Traum“, versuchte Dirk zu beruhigen.

„Nein“, erwiderte Rahim leise. „So werden politische Gefangene in Iran gefoltert.“

„Ist dir das passiert?“

Rahim schüttelte verneinend den Kopf. „Doch stell dir das mal vor! Sie ziehen das monatelang durch. Sie wollen so Geständnisse erzwingen. Aber was sie damit erreichen, ist, dass du wahnsinnig wirst.“

Rahim schaltete die Lampe wieder aus. Im Dunkeln legte Dirk fest seinen Arm um Rahim.

„Jetzt hast du mich.“

„Ja, jetzt habe ich dich“, flüsterte Rahim. Dann fuhr er fort: „Weißt du, dass ich morgens aufwache und nach dir taste? Und auf der Straße suche ich nach dir. Ich stelle mir immer vor, dass du gleich vor mir stehst.“

„Und in Düsseldorf suche ich nach dir.“

Während sich der Mond mit seinem fahlen Schein durch dunkle Wolkenbänke seinen Weg zu ihrem Dachgeschoss bahnte, wurde in der Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses in Teheran der Deckel eines viel zu kleinen Sarges mit Gewalt geschlossen.

In dieser Minute

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