Читать книгу Ronnys Flucht - Steinar Sörlle - Страница 8

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Ronny starrte hinterher. Mußten sie übers Dach? Was erwartete ihn da oben? Wurde er vielleicht entführt?

Er mußte grinsen. Der Gedanke war zu dumm. Über ihm knarrte es. Ronny legte den Kopf in den Nacken. Da oben öffnete sich noch ein Spalt zwischen zwei Platten. Er starrte verblüfft hinauf.

Da kam eine Angelschnur mit Blinker herunter, direkt über der Tiefkühltruhe. Ein kleiner Ruck, und sie wurde wieder hochgezogen. Am Haken hing eine Packung gefrorener Lachs in Scheiben.

Vom Dachboden herunter ertönte ein seltsames Gelächter. Es klang wie aus weiter Entfernung.

Ronny kletterte zögernd hinauf und steckte den Kopf über die Kante. Da sah er vor sich einen riesigen Speicherraum. Er kam aus dem Staunen nicht heraus. Fast zwei Meter hoch war er. Die niedere Decke oder der Boden waren sicher deshalb so gebaut, um den Supermarkt unten behaglicher erscheinen zu lassen, dachte er. Da erkannte er ein Stück weg ein Zelt. Schwach grün schimmernd stand es da. Davor war ein Stück künstlicher Rasen ausgerollt. Jetzt leuchteten rote und grüne Lichter auf, die von oben herunterhingen. Er sah zwei Campingstühle und einen Tisch. Sträuße mit künstlichen Blumen in Bechern standen herum. Auf einer Kiste prangte eine Mikrowelle. Daneben erkannte er einen kleinen Herd.

Mehr zu sehen gelang ihm nicht, denn Flekken fauchte: «Rauf mit der Leiter! Sie kommen!»

Im Nu war Ronny die letzten Sprossen oben. Er schob den Rucksack vor sich auf den Dachboden und rollte hinterher.

Rasch war Flekken neben ihm, zog die Leiter nach oben und legte die Platte an ihren Platz.

Im Zelt lagen zwei Schlafsäcke. An der Firststange hing ein Käfig mit einem ausgestopften Papagei.

Am Boden stand eine Lampe mit grellen blauen und grünen Farben. Jetzt fing der Lampenschirm an, sich zu drehen. Ronny sah einen Wasserfall, der immer schneller nach unten floß. So wirkte es zumindest.

Flekken steckte noch einen Stecker ein. Da blinkte es rot und gelb und grün, ein kleiner, künstlicher Weihnachtsbaum.

«Der kann ‹O du Fröhliche› spielen», flüsterte Flekken. «Dreht sich ganz von selber. Wer da heroben is, kann Weihnachten feiern, wann er mag. Oder Angeln. Is nur, man wird leicht wirr im Kopf», fuhr Flekken fort. «Muß am Tag schlafen und in der Nacht Unfug machen.»

Alles hier ist komisch, dachte Ronny. Ein bißchen unheimlich. Das Ganze gefiel ihm nicht. Und schon gar nicht das Gewehr, das im Zelt in der Ecke lehnte.

Flekken folgte seinem Blick.

«Nimm ich bloß zum Scheibenschießn.»

«Knallt das nicht?» Ronny bemühte sich, daß seine Stimme nicht zitterte.

«Is’n Luftgewehr, du Dummian», grinste Flekken. «Hab ausgestopfte Sachen, Geschenkartikel und so was, überall am Dachboden hängen.»

Jetzt dröhnten unter ihnen die Reinigungsmaschinen.

«Sie fahrn nur rum und machn für uns alles sauber», grinste Flekken. «Is nachher son feiner Duft nach Sauberkeit da. Am Tag trampeln ja alle möglichen Leute da unten rum.» Flekken setzte sich auf den einen Schlafsack. «Machs dir bequem. Bis die fertig sin, ham wir unsere Ruhe. Dann kannste dir denken, daß wir ’ne Menge anstelln.»

Ronny betastete den Schlafsack. Er schien nicht ganz neu zu sein. Hatten andere hier gewohnt? Wenn sie nun plötzlich auftauchten? Vielleicht waren es gerissenere Burschen als Flekken, die sich eigentlich hier versteckten? Wenn sie nun in einem anderen Verschlag hockten und warteten?

Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Es sauste leicht in seinen Ohren.

Was würde geschehen?

Wie lange würden sie hier bleiben?

Flekken schien seine Gedanken zu lesen.

«Cool down. Das is bloß der Anfang», lächelte er schlau.

Etwas zu schlau, fand Ronny und beobachtete Flekken von der Seite. Die schmalen Augen wirkten jetzt tiefschwarz. Das magere Gesicht war dunkel von dem Dreitagebart. Eine kohlschwarze Haarlocke hing vor seinen Augen. Es sieht aus, als würde er mit den Schatten hier oben verschmelzen, dachte Ronny. So hätte er ihn jedenfalls gezeichnet. Ohne daß er hätte sagen können, warum.

Ronnys Flucht

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