Читать книгу Warrior & Peace - Stella A. Tack - Страница 13
Nur Warrior hat die Eier, den alten Herren Daddy zu nennen
Оглавление»Was soll das werden, wenn es fertig ist?«
»Was?«, fragten Madox und ich gleichzeitig.
Die hellbraune Schönheit mit den dichten langen Haaren zog missbilligend eine Augenbraue nach oben und schnalzte mit der Zunge. »Das!«, fauchte sie und zeigte abfällig auf uns beide.
Nachdem Madox, so schnell er konnte, aus meinem Zimmer abgehauen war, hatte ich ihn nach einer schweißtreibenden Verfolgungsjagd endlich im Salon abgefangen, wo ich erfolglos probiert hatte, ihn mit einem Kissen zu ersticken. Leider war der Sohn des Hades um einiges stärker und kampferprobter im Umgang mit Kissen als ich, sodass wir uns letztendlich in einem Knäuel aus Armen und Beinen am Boden gewälzt hatten. Madox hatte sich nach einigen wilden Zwickattacken meinerseits dazu entschlossen, seine Überlegenheit zu demonstrieren und sich einfach auf meinen Bauch gesetzt, wo er nun meine Hände im Zaum hielt, während ich verzweifelt versuchte, ihm Fußtritte zu verpassen. Das Lachen war mir allerdings abrupt im Hals stecken geblieben, als Persephone in den Salon gerauscht kam. Ein wenig verlegen hörte ich auf, Madox zu treten. Hastig versuchte ich, ihn von mir herunterzuschütteln. Er blieb jedoch dümmlich grinsend auf mir sitzen. Seine Haare standen wild in alle Richtungen ab, während er in unserer Aufregung Dutzende Federn aus seinen Flügeln im Salon verteilt hatte.
Die Göttin starrte uns angewidert an. »Sohn, könntest du die Missgeburt bitte loslassen! Ich sehe es nicht gerne, wenn du ihr zu nahe kommst.«
Madox’ Grinsen verfinsterte sich. Unauffällig stupste ich ihn an. Er zog trotzig eine Augenbraue nach oben und blieb unter dem giftgrünen Blick seiner Mutter auf mir sitzen. Wie schön, dass ihm dieser nichts anzuhaben schien, aber mir zog er beinahe die Haut von den Knochen. Leicht panisch stupste ich ihn wieder an, bis er sich schließlich langsam aufrichtete. Schnaufend rappelte ich mich auf und wollte mich unauffällig aus dem Staub machen. Mein herzallerliebster, idiotischer Bruder packte mich aber an den Schultern und drückte mich beherzt an seine Brust. Na toll! Jetzt stand ich zwischen ihnen! Wütend funkelte ich Madox an, doch der hielt seinen Blick störrisch auf seine Mutter fixiert. Persephone kniff indessen ihre vollen Lippen zusammen, der Ausdruck ihrer lindgrünen Augen wurden immer giftiger. Ihr Körper steckte in einem grünen Kleid, das ihren Oberkörper wie eine zweite Haut umschmeichelte und elegant zu Boden fiel. Ein breiter Schlitz offenbarte ihre langen goldbraunen Beine, auf denen sich Efeu und Blumenranken wie lebendige Schlangen nach oben wanden. Ihr Haar, in dem Rosen und Veilchen aufblühten und ihre Köpfe Persephones Stimme entgegenstreckten, fiel wie glänzende Seide über ihren Rücken. Bei jedem ihrer eleganten Schritte strich eine Sommerbrise durch den Raum. Als Tochter der Demeter war sie zwar nur eine niederrangige Göttin, dennoch reichte ein durchdringender Blick von ihr aus, um mich wissen zu lassen, dass ich nicht mehr als ein armseliger kleiner Mensch im Dreck zu ihren Füßen war. Ihre Präsenz erleuchtete den Raum und füllte jedes noch so dunkle Eck im Salon. Bei dem Anblick ihres geliebten Sohnes, der den Bastard ihres Mannes umklammerte, wurde es abrupt um einige Grade kälter im Raum. Unauffällig hauchte ich aus und sah meinen eigenen Atem zu Wölkchen kondensieren. Himmel, war Persephone eine Frostbeule!
»Ähm … ich glaube, du solltest mich loslassen, sonst enden wir noch als Eis am Stiel«, flüsterte ich Madox zögerlich zu.
»Sie kann mich mal! Du bist meine Schwester«, brummte er zurück. Dennoch wollte ich es mir nicht bereits am ersten Tag mit Persephone verscherzen, also wand ich mich resolut aus Madox’ klammerndem Würgegriff und richtete meine Kapuze gerade. Schatten umhüllten mein Gesicht, als ich mich knapp vor der Frau meines Vaters verbeugte. »Willkommen, Persephone, es ist schön, dich wieder in der Unterwelt zu sehen! Wie war der Sommer?«
Ihr Blick stieß wie ein Schwert durch meine Gedärme und drehte genüsslich die Klinge einmal um. »Warrior! Ich habe gehört, du wurdest heute beinahe getötet.« Um ihre Lippen zuckte ein erfreutes Lächeln. Wow. Wie nett es war, sie mal lachen zu sehen, oder?
»Ähm … ja. So ist es. Ich hatte einen unglücklichen Zusammenstoß auf Ebene 144.«
»Ja, wie unglücklich!«, stieß Persephone hervor, bevor sie sich mit deutlich sanfterem Gesichtsausdruck zu Madox umdrehte. »Mein Sohn, ich soll dich zum Essen holen. Ich bestehe an meinem ersten Tag in diesem Höllenloch auf ein Essen mit der Familie.«
Madox nickte und lächelte leicht verlegen, seine Schultern entspannten sich. »Natürlich. Ich freue mich, Mutter. Warrior und ich folgen dir.«
Persephone zog eine Augenbraue nach oben. »Ich sagte Familie, Madox«, rügte sie ihn milde.
»Ganz genau«, erwiderte dieser trocken. »Warrior ist ebenfalls Familie! Also, sollen wir los? Ansonsten wird der alte Herr noch ungemütlich.«
Ungehalten schnalzte Persephone mit der Zunge und sah aus, als würde sie ihrem Sohn jeden Moment verbieten, mich mitzunehmen, ähnlich einem Kleinkind, dem man untersagte, eine hässliche Kröte mit an den Esstisch zu nehmen. Die herausfordernd funkelnden Augen ihres Sohnes schienen sie jedoch davon abzuhalten. Trotzdem warf sie mir einen Blick zu, der einer Giftnatter nicht unähnlich war, während die Raumtemperatur erneut um einige Grade sank. »Du solltest Hades nicht als alt bezeichnen, Madox. Nenne ihn Vater, wie jeder gute Sohn es tun sollte«, warf sie tadelnd ein, drehte sich geschmeidig auf ihren nackten Füßen um und glitt leichtfüßig wie eine Katze durch die Tür. Mad grinste indessen nur verschmitzt und zog mich hinter sich und seiner Mutter aus dem Raum. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mich an dem Türrahmen festzukrallen. Ein Familienessen mit dem Rest meiner Brüder und Persephone war in etwa so angenehm, wie sich angespitzte Bambusspäne unter die Nägel zu treiben. Leider schien Madox meine Gedanken zu erraten, denn er schob mich nur noch schneller durch den nächsten Raum.
»Niemand nennt Hades Vater, Mutter«, erklärte er dabei Persephone, die langsam eine Augenbraue hochzog.
»Ach ja? Soweit ich weiß, nennt die kleine Missgeburt ihn Vater.«
»Ich habe auch einen Namen«, warf ich grummelnd ein.
Beide ignorierten mich. Madox nickte mit ergriffener Miene.
»So ist es! Nur Warrior hat die Eier, den alten Herren Daddy zu nennen. Uns anderen würde er bei dem Versuch die Federn einzeln ausreißen. Von meinem einzigen und letzten Versuch habe ich immer noch eine kahle Stelle am rechten Flügel.«
Persephone schnaubte ungehalten. Ihre Schritte hallten laut von den Wänden wider. Unauffällig ging ich aus der Schusslinie. Warum sagte Mad so etwas? Wollte er mich mit Efeuranken stranguliert am Boden wiederfinden? Ängstlich äugelte ich nach einer der Rosen in Persephones Haar. Kam es nur mir so vor oder sahen die Blumen mich komisch an?
»Hades ist viel zu weich, was dieses Mädchen betrifft. Ich sehe nicht ein, dass er sie euch ständig vorzieht. Aber von Aphrodites Brut war im Grunde nichts anderes zu erwarten. Ihre Bälger waren von Beginn an nervtötend, doch die hier ist zu allem Überfluss auch noch eine tickende Zeitbombe!«
»Ähm … ihr wisst schon, dass ich jedes Wort hören kann, oder?«, fragte ich, wurde jedoch erneut ignoriert. Allein die Rose starrte weiterhin so komisch auf mich runter. Finster starrte ich zurück.
Madox schnaubte aufgebracht und fuhr sich durch die Haare. »Lass es einfach, Mutter! Sind Bright und Hunter schon hier?«
»Natürlich sind sie das. Lax und Rade ebenfalls. Spade sollte bald nachkommen.« Schwungvoll warf sie ihre dunkle Haarmähne zurück und stieß die Türen zum Speisesaal auf. Der Raum erinnerte mich immer an eine wirre Mischung aus Mittelalter und einer gedeckten Tafel auf einer Teeparty bei Alice im Wunderland. Ein langer hölzerner Tisch stand in der Mitte eines riesigen, ansonsten leeren Saals, dessen Wände aus grob behauenen Steinen gefertigt waren. Von der kargen Decke hing ein gigantischer Kronleuchter. Der schwarz-weiß geflieste Fußboden erinnerte an ein Schachbrett und in der Mauer prangte eine Feuerstelle, in der man ganze Ochsen hätte braten können.
Unauffällig durchquerte ich den Speisesaal und setzte mich so weit wie möglich von Persephone weg. Madox pflanzte sich wie immer direkt neben mich, verschränkte die Arme am Hinterkopf und kippelte mit seinem Stuhl hin und her. Hades saß schon auf seinem üblichen Platz am Ende der Tafel. Die Göttin ließ sich elegant an seiner Rechten nieder und strich ihm zur Begrüßung sanft über die angespannten Schultern. Sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Die lilafarbenen Augen waren auf seinen ältesten Sohn Hunter gerichtet, der ihm soeben über die letzte Hetzjagd verlorener Seelen irgendwo in Downtown berichtete. Bright, mein zweitältester Bruder, hatte es sich neben Hunter gemütlich gemacht, die Beine gelangweilt gegen den Tisch gestützt, und spielte mit einem langen Dolch, dessen geschärfte Schneide silbern aufblitzte, wenn er ihn in die Luft warf. Lax und Rade, die Zwillinge, saßen am anderen Ende und starrten missmutig auf ihre leeren Teller.
»Warum hat Rade pinke Haare?«, fragte ich Madox verwundert.
Er zeigte kichernd auf Lax, dessen strubbelige Haare in einem fiesen Giftgrün leuchteten. »Sie haben eine Wette verloren!«, sagte er viel zu laut.
Ihre Köpfe ruckten herum.
»Weil du geschummelt hast«, schnarrte Lax. Unter seinem rechten Auge prangte ein bereits verheilendes Veilchen im passenden Grünblau.
»Verräter!«, zischte Rade, dessen Nase so aussah, als hätte man sie gegen eine Wand gerammt. Dabei spießte er seine Gabel so fest in den Esstisch, dass sie zitternd stecken blieb.
»Ach ja?«, fragte Madox herausfordernd und zog eine Augenbraue nach oben. »Was kann ich dafür, wenn ihr illegale Basiliskenkämpfe mit einem Hexenmeister organisiert?«
»Basiliskenkämpfe?«, fragte ich interessiert.
»Ein Basilisk, der sich bei der Hälfte des Kampfes in ein Hühnchen zurückverwandelt hat!«, spuckte Lax wütend aus.
Unschuldig riss Madox die Augen auf. »Auf den Schwarzmarkt ist heutzutage auch kein Verlass mehr. Da denkt man, man kauft einen blutrünstigen Basilisken für seine geliebten Brüder und bekommt stattdessen ein zerrupftes Hühnchen serviert. Aber keine Sorge, das wird einen saftigen Beschwerdebrief geben.«
Ich prustete los.
»Die Scheiße kannst du sonst wem erzählen, Madox, du hast uns verarscht! Wir wollen unser Geld zurück!« Rade sah aus, als würde er seinem kleinen Bruder jeden Augenblick die Nase einschlagen, als die Türen sich öffneten und der letzte meiner Brüder, Spade, den Raum mit dreckverschmierter Kleidung betrat. Eine lange Narbe zog sich quer über seine rechte Wange. Seine Gesichtszüge waren hart und kantig, das blonde Haar ein wenig zu lang, sodass es ihm in ungebändigten Wellen über die Schultern fiel. Als er eintrat, richteten sich alle Blicke auf den jungen Abaddoner, der sich grinsend die schmutzigen Stiefel am teuren Perserteppich vor der Tür abwischte. Hades warf ihm einen finsteren Blick zu, blieb jedoch stumm, als sich Spade lachend neben mich fallen ließ. »Na, sieh mal einer an. Die Missgeburt ist wieder da. Hab gehört, du steckst bis zum Hals in der Scheiße!«
Gelangweilt stützte ich das Kinn in meiner Hand ab und warf ihm einen schalen Blick zu. »Hey, Spade, siehst schmutzig aus. Hast dich wieder in den Syphilis-Hurenhäusern auf Ebene 60 rumgetrieben?«, fragte ich zuckersüß.
Er lächelte wölfisch. »Nein, stell dir vor! Diesmal wollte ich die Huren auf Ebene 144 ausprobieren. Vampire können da ein paar abgefahrene Dinge. Du scheinst dich ja ebenfalls auf Ebene 144 amüsiert zu haben. Ich hatte vorhin ein recht interessantes Gespräch mit einem ortsansässigen Vampir. Sein Name ist Roven. Angeblich sollst du mit ihm eine Zeit lang Fangen gespielt haben, bevor die Höllenhunde dich erwischt haben. Die gesamte Unterwelt redet davon.« Sein raues Lachen erfüllte den Raum und ließ Hades ruckartig aufsehen. Dunkler Nebel tropfte zu Boden, was Persephone angewidert die Nase rümpfen ließ.
»Warrior, was redet er da? Welcher Vampir?«, donnerte der Totengott augenblicklich los, was mich erschrocken zusammenzucken ließ.
»Arschloch!«, zischte ich Spade wütend zu. Er kicherte nur leise. Zähneknirschend sah ich Hades an und antwortete ihm kleinlaut: »Es war nichts, Daddy. Ein Vampir hat für kurze Zeit meine Fährte aufgenommen. Ich hatte aber kein Problem, ihn abzuschütteln.«
»Mit einem wagemutigen Kopfsprung in den Müll«, ergänzte Spade amüsiert, was meine restlichen Brüder polternd auflachen ließ. Wütend trat ich ihm gegen das Schienbein, was er mit einem noch festeren Tritt kommentierte. Woher wusste Spade davon? Lautlos fluchend zuckte ich zusammen. Im gleichen Augenblick landete Madox’ Faust auf Spades Wange. Dessen blonder Kopf schleuderte zurück. »Lass sie in Ruhe!«
Spade wischte sich zähnefletschend das Blut von der Unterlippe. »Bist du lebensmüde, Madox?«, grollte er. Seine Augen leuchteten glutrot. Das vampirische Erbe seiner Mutter schien heute stärker aus ihm hervorzubrechen als üblicherweise. Zudem glaubte ich, den schwachen Duft von Blut in seinem Atem wahrnehmen zu können.
»Schluss mit dem Gezanke, meine Süßen«, unterbrach Persephone Spade und Madox, bevor die beiden sich prügelnd über den Esstisch wälzen konnten. »Ihr könnt euch später noch prügeln, jetzt wird gegessen. Und Warrior, ich habe mit deinem Vater gesprochen. Wir sind uns einig, dass du für dein schlechtes Benehmen keinen Nachtisch verdient hast«, säuselte die Göttin.
Spade prustete. Ich schürzte die Lippen. Schon wieder keinen Nachtisch? Persephone schien neben gelegentlicher Folter auch den Entzug von Süßigkeiten als einheitliche Erziehungsmethode zu sehen. Leider schaffte sie es damit tatsächlich, mir jedes Mal eins auszuwischen. Ich liebte Süßes und das wusste die Göttin ganz genau.
Lächelnd klatschte sie in ihre Hände und ließ damit die Bediensteten ein. Der Butler, in diesem Fall ein Geist aus dem 18. Jahrhundert, der meinem Vater schon als Mensch gedient hatte und nach seinem Tod einfach nicht entlassen worden war, servierte das Essen auf großen silbernen Tabletts. Die Teller von Hades und Persephone blieben leer. Stattdessen servierte er ihnen langstielige Gläser mit einer rot schimmernden Flüssigkeit. Ein ungeübter Blick könnte den Inhalt mit Rotwein verwechseln, tatsächlich jedoch befand sich in den Gläsern reine Ambrosia. Das einzig Stoffliche, das Götter zu sich nehmen konnten. Zumindest, soweit ich wusste. Keiner von ihnen aß oder trank regulär. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie in der Nacht schliefen. Oder aufs Klo mussten. Madox und ich hatten diesbezüglich noch eine Wette offen.
»Bitte, fangt an«, lud Persephone lächelnd ein, was sich meine Brüder nicht zweimal sagen ließen. Wie Wölfe fielen sie über das Essen her. Kopfschüttelnd nahm ich mir ein paar Bratkartoffeln und etwas von dem spärlich zubereiteten Gemüse. Als Vegetarier war man in dieser Familie ziemlich aufgeschmissen. Die Jungs verdrückten ganze Spanferkel mit Stumpf und Stiel, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Stückchen Brokkoli hingegen jagte ihnen mehr Angst ein als eine Armee von Ghulen. Lustlos stocherte ich in meinem Essen und schielte zu Madox hinüber, der sein Steak hinunterschlang. Es war very rare, sodass bei jedem Biss ein wenig Blut aus seinem rechten Mundwinkel tropfte. Der Geruch nach Verfall und totem Fleisch stieg mir in die Nase. Augenblicklich wurde mir schlecht und ich schob mir eine Kartoffel in den Mund, um nicht lauthals würgen zu müssen. Hektisch begann ich zu kauen, hörte Sekunden später damit auf und verzog das Gesicht. Das Gemüse schmeckte wie Asche. Stirnrunzelnd starrte ich auf meinen Teller und schnupperte. Es roch vollkommen normal.
»Ist alles in Ordnung, meine Liebe?«, fragte Persephone leise. Lächelnd sah ich auf. »Äh … ja, danke! Alles in Ordnung. Es schmeckt ausgezeichnet!« Jetzt stopfte ich mir eine gebratene Karotte in den Mund, die mir beinahe wieder hochkam. Der Geschmack war einfach widerlich. Krampfhaft versuchte ich, den Bissen zu schlucken. Ich blinzelte ein paar angestrengte Tränen weg und grinste mit dicken Hamsterbacken, was mir ein angewidertes Kopfschütteln von Persephone einbrachte. Aber immerhin hörte sie auf, mich anzustarren. Schaudernd würgte ich das Zeug herunter und musterte misstrauisch den Teller. Was war nur los? Angeekelt stocherte ich in dem ungenießbaren Essen und beobachtete Hades, der genüsslich von seiner Ambrosia trank. Die Konsistenz war dickflüssig, der Geruch äußerst kräftig. Um ehrlich zu sein, stank es immer ein wenig vergoren. Doch nun fand ich den Geruch angenehm süßlich. Ein wenig wie Honig. Fasziniert sah ich den beiden Göttern beim Trinken zu, während Hades versonnen seine Frau anlächelte und tief einatmete. »Übrigens, meine Liebe, du duftest heute wundervoll nach Rosen, das gesamte Haus riecht danach. Es ist einfach berauschend.«
Die Göttin lächelte, verzog jedoch ein wenig verwirrt das Gesicht. Das Glas erstarrte auf dem Weg zu ihrem Mund. »Wie bitte?«
»Dein Geruch!«, erklärte ihr Hades geduldig. »Berauschend. So intensiv wie seit Jahrhunderten nicht mehr.«
Persephone lächelte sichtlich irritiert. »Ich danke dir für das Kompliment, mein Lieber, aber ich trage heute gar keinen Rosenduft.«
Hades runzelte verwirrt die Stirn. »Aber was …?«
Spade neben mir grunzte entnervt und wischte sich die fettigen Finger an der Hose ab. »Es ist die kleine Missgeburt neben mir. Sie stinkt schon die ganze Zeit wie ein Blumengarten. Man riecht es in der gesamten Unterwelt. Es wurde bereits ein Preisgeld auf den Inhaber des Dufts ausgesetzt. Die Vampire spielen verrückt.«
Erschrocken verschluckte ich mich am Brokkoli und hustete.
Die Gesichtszüge der Götter entgleisten. Meine Brüder hörten auf zu essen und starrten mich an.
Scheiße.