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Lektionen aus dem „dritten Weltkrieg“

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Die politisch-geistige Richtung, in die sich Europa nach Krieg und Finsternis entwickeln würde, hinge in ganz entscheidendem Maße davon ab, welche Schlussfolgerungen die Europäer aus dem „dritten Weltkrieg“ zögen und wo sie die eigentlichen Ursachen und die wahren Hauptschuldigen für diesen Krieg sähen.

So wie schon nach dem Zweiten Weltkrieg würde es insbesondere in Deutschland zu einer intensiven Ursachenforschung kommen. Und am Ende dieser Ursachenforschung würden konkrete verantwortliche Einzelpersonen stehen: Vordenker, Initiatoren, Mitläufer – konkrete politische und sonstige Akteure im Vorfeld des Krieges; Akteure, die man zu Hauptschuldigen am schlimmsten Krieg aller Zeiten erklären würde; schuldig an einem Krieg, der die Grauen und die Menschenverachtung des Zweiten Weltkrieges noch bei Weitem in den Schatten stellen würde. Ich wiederhole: bei Weitem!

Es würde in Europa zu einer umfassenden moralisch-juristischen Inventur kommen, so wie nach dem Zweiten Weltkrieg, nur mit dem bedeutenden Unterschied, dass man nach diesem Weltkrieg auf der Suche nach den Hauptschuldigen nicht in Deutschland fündig werden würde. Nicht in Deutschland!

Die Legitimation der neuen Herrscher in Europa würde sich also maßgeblich ableiten von einem möglichst klaren Bild des gerade überwundenen „Bösen“; einem „Bösen“, das es jetzt unbedingt zu bannen gilt. Angesichts der Schrecken des „dritten Weltkrieges“ müssten die neuen Herrscher tunlichst jeglichen auch noch so leisen Verdacht vermeiden, irgendwie mit den Geistesvätern des „dritten Weltkrieges“, mit den eigentlichen Kriegsverursachern gemeinsame Sache gemacht zu haben.

Zudem wäre man sich nach dem „dritten Weltkrieg“ der Gefahr bewusst, dass schon bald nach Ende des Krieges erneut Initiativen und Strukturen entstehen könnten, die bereits am n ä c h s t e n W e l t k r i e g arbeiten, so wie es schon 1945 nach dem Sieg über Nazi-Deutschland geschehen ist, und so, wie es im Prinzip auch schon Ende 1918 war. Nach dem „dritten Weltkrieg“ würde man sich folglich nicht mit irgendwelchem „Nie wieder Krieg“-Geschwätz begnügen. So langsam würde man dieses Spiel dann doch durchschauen.

Ein Hauptziel der europäischen Nachkriegspolitik würde also ohne jeden Zweifel darin bestehen, eine Wiederholung der Schrecken eines „dritten Weltkrieges“ um jeden Preis und unter Aufbietung sämtlicher Mittel und Kräfte zu verhindern – und im Zuge dessen auch keine faulen Kompromisse einzugehen. Die zukünftigen europäischen Politiker würden nach dem „dritten Weltkrieg“ also sicherstellen, dass Europa politisch und militärisch stark und unabhängig genug ist, so dass es wirklich selbst über sein Schicksal entscheiden kann. Nicht zuletzt aus diesem Willen zur Wehrhaftigkeit Europas würde sich auch eine relativ zügige Re-Technisierung und Re-Industrialisierung ergeben.

So weit ein paar Überlegungen zur Lage in Europa nach dem Kriege, die sich logisch und aus der historischen Erfahrung ableiten lassen.

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