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Urnammu Abb. 11
König von Ur (2062–2045 v.Chr.)
Zunächst Statthalter der Könige von Uruk, warf er ihre Herrschaft ab und begründete die 3. Dynastie von Ur; durch Siege über andere sumerische Herrscher erweiterte er sein Reich und nahm den neuen Titel eines Königs von Sumer und Akkad an. Verwaltung und Wirtschaft wurden reformiert, das Recht kodifiziert. Urnammu ließ zahlreiche Bauten errichten und restaurieren, v.a. die Zikkurat des Mondgottes in Ur, noch heute die besterhaltene Tempelterrasse Mesopotamiens.
Die Trauer um den wohl im Kampf gefallenen Herrscher schildert das Lied vom Tode Urnammus, ebenso seine Geschenke für die Götter der Unterwelt; als Grabbeigaben werden Streitwagen und Zugtiere genannt (S. N. Kramer, The Death of Ur‐Nammu and his Descent to the Netherworld, JCS 21, 1967, 104‐22; C. Wilcke, Eine Schicksalsentscheidung für den toten Urnammu, Actes de la XVIIe Rencontre Assyriologique Internationale (1969), Brüssel 1970, 81‐92).
Wie die Ziegelinschriften zeigen, errichtete sein Sohn →Schulgi in der Residenzstadt Ur ein Mausoleum für den König, das 1930 von C. L. Woolley ausgegraben wurde; dem Kernbau (35 x 27 m) wurden später unter Schulgis Sohn Amarsuena zwei Annexe angefügt. Alle drei Gebäude folgten dem Typus eines mesopotamischen „Hürdenhauses“, dessen Räume um einen Zentralhof gruppiert waren. Wie bei sakralen Gebäuden der Sumerer üblich, flankierten dekorierte Türpfeiler den Zugang in das Backsteingebäude. Im Hof befanden sich ein Altar, ein Statuenpostament sowie ein Becken für Waschungen, im Raum 5 Ölrinnen, die einst ein Feuer vor einer Statue speisten; die Altäre umschlossen ursprünglich reiche Depots von Votivgaben, die planmäßig geplündert waren.
Die Innenräume waren reich ausgestattet: An den Türen fanden sich Spuren von Blattgold; wohl vom Wanddekor blieben Goldbleche, mit Sternen und Sonnenstrahlen verziert, sowie Einlagen aus Achat und Lapislazuli; Brandspuren lassen auf hölzerne Wandpaneele schließen. Wahrscheinlich um 1910 v.Chr. wurden die Gräber von den Elamitern beraubt, so daß nur wenig von der ursprünglichen Pracht an Ausstattung und Beigaben erhalten blieb; u.a. fanden die Archäologen noch Reste eines Alabastergefäßes mit der Inschrift des Bauherrn Schulgi und eines Stieres aus getriebenem Kupfer.
Treppen führten hinab zu den unterirdischen Grüften, die mit Kraggewölben abschlossen; damit glich das königliche Mausoleum sumerischen Privathäusern, bei denen die Familiengräber gleichfalls unterhalb der Wohnräume angelegt wurden. In einer der Grabkammern unter dem Kernbau Schulgis war wohl sein Vater Urnammu mit seiner Gemahlin beigesetzt (Woolley, 1954, 150), während die oberirdischen Räumlichkeiten dem Kult des verstorbenen Herrschers sowie für Totenopfer dienten (nach A. Moortgat, Die Kunst des Alten Mesopotamien. Die klassische Kunst Vorderasiens, Köln 1967, 66f., wurden die Könige zunächst in den Grüften bestattet und später in die oberen Räume übertragen). Skelettfunde sind entweder Mitgliedern der königlichen Familie (E. Strommenger, Ur, München 1964, 33; nach P. Michalowski, The Death of Šulgi, Orientalia 46, 1977, 220‐25, läßt ihre gleichzeitige Bestattung auf Mord schließen) zuzuordnen oder weisen auf die in der 1. Dynastie von Ur übliche und vielleicht später weitergeführte Sitte, daß der Hofstaat dem Herrscher in die jenseitige Welt folgte (Woolley, 1974, 7f.).
Grundsätzlich wird Woolleys Deutung des Baukomplexes als königliches Mausoleum von P. R. S. Moorey bezweifelt, der vielmehr vermutet, daß die Herrscher von Ur – wie vielfach in Mesopotamien üblich – in einem ihrer Paläste bestattet wurden.
Lit.: P. R. S. Moorey, Where did they bury the Kings of the IIIrd Dynasty of Ur, Iraq 46, 1984, 1‐18
C. L. Woolley, Excavations at Ur, London 1954
Ders., Excavations at Ur, 1930–31, MJ 22, 1931, 247‐82 (248‐57)
Ders., Ur Excavations. VI. The Buildings of the Third Dynasty, London 1974, 1‐21