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VORWORT
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Wolkenlos wölbte sich der Himmel über dem Bosporus, ruhig glitt das Schiff über das Meer. Monoton verkündete die Stimme des einheimischen Reiseleiters, an den Ufern wären auch zwei bedeutende Deutsche begraben – Colmar von der Goltz, der preußische Feldmarschall in osmanischen Diensten (das war mir bekannt) und Helmuth von Moltke, der Sieger von Königgrätz und Sedan – und das konnte nicht sein! Aber ich hatte den Ausführungen des Cicerone in diesem Augenblick kein gesichertes, unangreifbares Wissen entgegenzusetzen; ich kannte den Werdegang des berühmten Feldherrn der Einigungskriege, auch seinen mehrjährigen Aufenthalt in der Türkei, auf dem der Irrtum erkennbar beruhte – aber wo war er bestattet worden?
In diesem Augenblick durchzuckte mich ein Gedanke – es müßte ein Nachschlagewerk für die Grabstätten aller bedeutenden Persönlichkeiten der Weltgeschichte geben! Das Projekt erschien mir bald noch wichtiger, da ich bei meinen Recherchen nach dem Grab Moltkes (auf seinem Gut im schlesischen Kreisau) schon bald feststellen mußte, daß auch umfangreiche Enzyklopädien diesen Aspekt nur in wenigen Fällen berücksichtigen. Bald gelang es auch, eine junge Mitstreiterin für die Aufgabe zu begeistern; gemeinsam begannen wir unser Werk, dessen Umfang sich bereits nach kurzer Zeit abzeichnete.
Ohne die Unterstützung einer wissenschaftlichen Institution oder eines großen Verlages erschien die gleichzeitige Bearbeitung des unüberschaubar reichen Materials durch alle Epochen von A bis Z als unmöglich. Daher entschieden wir uns für eine Gliederung nach den historischen Großepochen; so wird dem ersten Band über den Alten Orient und das Klassische Altertum zunächst ein weiterer über das Mittelalter folgen.
Grundlage für die Auswahl war die geschichtliche Bedeutung der Person, nicht der Grabstätte. So sind etwa das Mausoleum der Caecilia Metella an der Via Appia vor Rom oder das Jakobusgrab in Santiago de Compostela zweifellos von höchstem kunsthistorischen bzw. religionsgeschichtlichen Rang; aber die dort Beigesetzten wird man doch wohl kaum zu den bedeutenden Gestalten der Antike zählen. Eine gewisse Subjektivität der Entscheidung war naturgemäß unvermeidbar, doch dürfte weitgehende Übereinstimmung darüber bestehen, welche Staatsmänner und Feldherren, Künstler und Literaten zu den Großen des Altertums zählen. Die Herrscher der bedeutendsten Reiche – die persischen Großkönige, die Herrscher der wichtigsten hellenistischen Staaten sowie die römischen Kaiser – wurden vollzählig aufgeführt; nur auf wenige kurzlebige Prätendenten wurde verzichtet. Auch die Päpste sind ausnahmslos behandelt; zwar ist den Autoren bewußt, daß den römischen Bischöfen der ersten Jahrhunderte nur geringe historische Bedeutung beizumessen ist, doch legt die Bearbeitung der späteren Papstgräber in den geplanten folgenden Bänden bis in unsere Zeit nahe, die Nachfolger Petri seit der Antike vollzählig aufzuführen.
Als sinnvoll erschien, auch die bewußte Verweigerung der Bestattung, die Schändung und Verstümmelung von Leichen zu dokumentieren, ebenso das Fehlen von jeglicher Überlieferung. Denn auch darin kann eine geschichtliche Aussage liegen: So spiegelt sich das Chaos v.a. des späten Seleukidenreiches in der fehlenden Kenntnis der Herrschergräber, ebenso die Wirren in der Epoche der „Soldatenkaiser“ und in der Agonie des Weströmischen Reiches. Einen Grenzfall bedeuteten die Grabstätten mythischer Gestalten, die der Antike als historisch galten, etwa der Helden des Trojanischen Krieges oder der legendären Könige Roms. Da sie als Teil der geschichtlichen Identität von Griechen und Römern ein gewisses historisches „Eigenleben“ entwickelt haben, wurden sie – in beschränktem Umfang – berücksichtigt.
Für die alphabetische Reihenfolge wählten wir die gebräuchliche Form (also „Scipio“ statt „Cornelius“, „Varus“ statt „Quinctilius“). Dabei diente – wie auch für Datierung und Abkürzungen – mit wenigen Ausnahmen das „Lexikon der Alten Welt“ (Artemis) als Leitfaden; bei den biblischen Gestalten folgten wir dem „Lexikon für Theologie und Kirche“ (Herder), für Ägypten dem „Lexikon der Ägyptologie“ (Harassowitz). Zugunsten des leichteren Leseflusses wurde bei den vorderasiatischen Namen die einfachste Schreibweise gewählt.
Das Nachschlagewerk soll gleichsam „zwei Herren dienen“: Den Anforderungen der Fachwelt entspricht der wissenschaftliche Apparat, wobei Kontroversen der Forschung im Interesse der Lesbarkeit kurz gehalten sind; weiterführende Literatur ist jeweils angegeben. Dem historisch gebildeten Laien eröffnen kurze Einführungstexte den Zugang zu den geschichtlichen Gestalten. So soll das Buch zum Blättern, Schmökern ‐ und manchmal auch zum Staunen anregen, zudem eine Lücke in der historischen Forschung schließen; es sieht sich der schlichten Forderung Leopold von Rankes verpflichtet, zu zeigen, wie es eigentlich gewesen sei. Zugleich mag es dazu ermuntern, sich neuen geschichtlichen Fragestellungen zuzuwenden, wie etwa:
„Wo liegt eigentlich Caesar begraben?“
Den Verfassern ist bewußt, daß ein derartiges Werk stets für Fehler und inhaltliche Lücken anfällig bleibt; für jede Anregung zu Ergänzung und Verbesserung sind wir daher verbunden. Unser Dank für Rat und Hilfe gilt vor allem Frau Elisabeth Surawski (Berlin), Herrn Dr. phil. habil. Jürgen Wiesner (Berlin) und Herrn Hans Wunner (Bad Aussee), ebenso den Bildleihgebern und dem Fotohaus Bark (Bad Frankenhausen) für die Gestaltung von Umschlag und Bildteil. Dank schulden wir auch den wissenschaftlichen Kollegen im Ägyptologischen Seminar und im Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin, den stets hilfsbereiten Mitarbeitern der Institutsbibliotheken und der Urania Berlin für ihre Gastfreundschaft bei den Studienaufenthalten in der Stadt. Er gebührt auch unseren Ehepartnern, die das entstehende Werk mit stetem Interesse begleitet und durch zahlreiche Ideen und Anregungen gefördert haben.
Bad Frankenhausen / Gera, im Oktober 2006
Stephan Elbern
Katrin Vogt