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Meister der Selbstdarstellung: Ramses II. (1304–1238 v. Chr.)

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Obwohl ihm größere militärische Erfolge versagt blieben, begründete er durch meisterhafte Propaganda in Kunst und Literatur den Mythos der Schlacht bei Kadesch.

Auf die Frage nach dem bedeutendsten Heerführer der ägyptischen Geschichte, ja des gesamten Alten Orients, würde wohl die häufigste Antwort „Ramses II.“ lauten; denn an zahlreichen wohlbekannten Monumenten des Nillandes erscheint dieser als der unüberwindliche Held der Schlacht bei Kadesch. Schon bald nach dem Regierungsantritt beschloss der junge König, die einstige Macht Ägyptens (?Thutmosis III.) zu erneuern und die an das rivalisierende Großreich der indogermanischen Hethiter verlorenen Gebiete in Syrien zurückzugewinnen; mit diesem Vorhaben war freilich bereits sein Vater Sethos I. gescheitert. Mit vier Armeekorps – nach den wichtigsten Gottheiten benannt – stieß Ramses gegen die mächtige Festung Kadesch vor, das strategisch hochbedeutende Einfallstor nach Syrien. Hier sollte die Entscheidung über das Schicksal Vorderasiens fallen – in der ersten Schlacht der Geschichte (1299 v. Chr.), deren Ablauf detailliert überliefert ist.

Vom Pharao selbst befehligt, marschierte das Korps Amon als Vorhut gegen die Stadt, aufgrund von mangelhafter Aufklärung ohne jede Kenntnis von der bedrohlichen Nähe der hethitischen Armee unter ihrem König Muwatalli. Dieser griff überraschend die zweite Abteilung (Rê) an und schlug sie in die Flucht; die zurückflutenden Ägypter rissen auch das Korps Amon mit sich. Ramses gelang es jedoch, unter großem persönlichen Einsatz, den Ring der feindlichen Truppen zu durchbrechen. Gerettet wurde er durch das Versagen der Gegner, die das ägyptische Lager plünderten, statt ihren Sieg durch entschlossenes Nachstoßen zu vollenden, sowie das plötzliche Eintreffen einer Elite-Einheit, das die Lage bis zur Ankunft des dritten Korps Ptah stabilisierte (das vierte griff nicht mehr in die Kämpfe ein). Die Truppen des Pharao behaupteten offenbar das Schlachtfeld, hatten aber weitaus höhere Verluste erlitten; das Ziel des Feldzuges war nicht mehr zu erreichen. Daher kehrte Ramses in die Heimat zurück und hat nie mehr gegen die Hethiter gekämpft. Durch die eigene Unvorsichtigkeit – an der auch der Generalstab erhebliche Mitschuld trug – hatte er die Armee beinahe in eine Katastrophe geführt, immerhin durch persönliche Tapferkeit ihre Vernichtung verhindert. Infolge der Schlacht fielen die vorderasiatischen Vasallen ab und mußten in den nächsten Jahren erneut unterworfen werden. Nach etwa fünfzehnjährigem Krieg kam es schließlich zu einem dauerhaften Frieden mit dem Nachfolger Muwatallis.

In den folgenden Jahrzehnten widmete sich Ramses dem inneren Aufbau des Reiches; seine Herrschaft wurde zu einer einzigartigen Blütezeit von Kunst und Literatur. Unter den bildlichen Darstellungen dieser Epoche dominiert die Verherrlichung des „Sieges“ von Kadesch, den auch ein zeitgenössisches „Epos“ preist. Außer Sedan und Austerlitz wurde wohl keine Schlacht zu einem vergleichbaren Staatsmythos, der unser Bild des Pharao bis heute prägt.

„Ich bezwang alle Fremdländer, ich allein, als mich meine Truppen und Wagen verlassen hatten und nicht einer sich umwandte und stehenblieb“ (nach H. Klengel).

Lit.: M. C. Guidotti, La battaglia di Qadesh, Livorno 2002

W. MacQuitty, Ramesses the Great. Master of the World, London 1978


Statue Ramses‘ II., Karnak

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