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Ein Onkel in Deutschland

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Islamabad ist heiß. Schon frühmorgens knallt die Sonne vom Firmament. Man sitzt einfach nur regungslos im Schatten und schwitzt. Da ist es schon sehenswert, wie ein Gehilfe für ein wenig extra Bakschisch unsere Räder auf dem Kopf balancierend auf das Busdach hievt. Wir wollen weiter in den Norden des Landes, nach Gilgit. Mit den Leuten ins Gespräch zu kommen gestaltet sich sehr einfach. Die meisten können Englisch und Ausländer sind eine willkommene Abwechslung zum Alltagstrott. Natürlich kennt jeder im Lande einen Verwandten, der im hintersten Winkel ein Hostel betreibt, wo wir unbedingt vorbeischauen müssen. So haben wir bald eine stattliche Sammlung von Visitenkarten beieinander, weil ohne die geht nichts. Sind alles „Businessmen“ hier!

Bettina ist die einzige Frau im ganzen Bus und ich der einzige, der keinen Pyjama an hat und mit Vollbart kann ich auch (noch) nicht dienen. Frauen müssen ganz vorne sitzen und nur andere Frauen oder enge männliche Verwandte dürfen daneben Platz nehmen. Aber wir sind zum Glück „verheiratet“! Zwei Fahrer teilen sich die Arbeit. Während der eine lenkt, schläft der andere daneben auf einer eigens angebrachten Pritsche. Die Landschaft fliegt vorbei. Bald zweigt der Karakorum Highway von der Grand Trunk Road ab. Der Karakorum Highway! Was für eine Straße!

Seit jeher eine uralte Handelsroute, ein Ausläufer der Seidenstraße. Der Buddhismus breitete sich von hier nach China und Tibet aus. An der Kollisionszone zwischen indischer und asiatischer Platte treffen Pamir, Kunlun, Hindukush, Karakorum und Himalaja aufeinander. Die längsten Gletscher außerhalb der Polregionen liegen in den Tälern, schroffe Gipfel darüber, die tiefsten Schluchten zerfurchen die Gegend und all dies gleich neben der Straße. China und Pakistan beschlossen im Jahre 1966 die Route für motorisierte Vehikel befahrbar zu machen. Ein Bauwerk der Superlative. 1200 Kilometer von Kashgar in China bis Havelian in Pakistan. Fast alle Brücken wurden von den Chinesen errichtet, auch auf pakistanischer Seite, da den heimischen Ingenieuren das hierfür notwendige Know-how fehlte. Pro 1,5 Kilometer Straße kam statistisch ein Bauarbeiter ums Leben. Die offizielle Eröffnung erfolgte 1982. Die Straße führt nun mitten durch die höchsten Gebirge der Erde. An Fahrräder denkt man da zunächst nicht zwingend und doch genau, auf der Strecke wollen wir radeln!

Nur ist Pakistan ein sehr fragiles Staatengebilde. Außerhalb der Städte regieren Familienclans. Speziell im Norden des Landes gibt es einige sehr auf ihre Unabhängigkeit bedachte Stämme. Das bekamen damals schon die Briten zu spüren, die North-West-Frontier verursachte ihnen zu jener Zeit einiges an Bauchschmerzen und ist im Grunde genommen immer noch unregierbar.

Nun führt der Karakorum Highway mitten durch Indus Kohistan, welches aufgrund seiner Geographie nahezu unzugänglich ist. Nur der Indus schneidet eine tiefe Schneise durch die gebirgige Gegend. Der Einfluss des Staates hört hier am Straßengraben auf. Dahinter regieren obskure Stammesfürsten, die von der Außenwelt nur ihre Macht beschnitten sehen. Eine nicht ganz sichere Gegend also und auch der Grund, weswegen wir die Busreise der Fahrt mit dem Fahrrad doch zunächst vorziehen. Mitten in der Nacht wird der Bus dann auch von der Polizei angehalten. Weiterfahren aus Sicherheitsgründen nur im Konvoi möglich! So müssen wir drei Stunden warten, bis genügend Fahrzeuge zusammen sind. Irgendwann ist man so müde, der Schlaf überwältigt einen problemlos sitzend auf einer Steintreppe! Trotz Hitze und lästigen Blutsaugern.

Wir folgen dem Indus flussaufwärts. Hoch in den Schluchtwänden ist die Straße angelegt. Der Blick aus dem Fenster nach unten, durchaus beängstigend. Die Augenringe unserer Busfahrer beruhigen da auch nicht. Irgendwie scheinen sie einen Bund mit Allah geschlossen zu haben oder denken dies zumindest. Überholt wird grundsätzlich überall. Ich möchte zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, wie viel Busse da unten irgendwo im Indus liegen. Frühstück gibt es an einer Karawansarai der Neuzeit. Generell sind die sehr leckeren Chapatis, eine Art Teigfladen, das Alltagsgericht der Pakistanis. Morgens werde diese mit Eiern aufgewertet und schmecken dann wirklich hervorragend. Dazu wird Tee gereicht.

Viele Checkpoints des Militärs verzögern die Weiterfahrt. Wir müssen aussteigen, die Fahrzeuge werden durchsucht, unsere Pässe registriert. Ein Anwalt aus Skardu spricht mich an. Auffällig ist, sobald er etwas über „meine Frau“ wissen will, redet er nicht direkt mit Bettina, die gleich neben mir steht, sondern mit mir. Auch Antworten werden auf diese Weise übermittelt. Nur ja nicht die Ehre seines männlichen Gegenübers reizen. Wir lernen jedoch die wichtigste Redewendung für einen Moslem überhaupt kennen, „Inshallah“! Wenn Allah will, kommt der Bus demnächst in Gilgit an. Wenn nicht, dann nicht.

Und siehe da, endlich nach gut zwanzig Stunden Fahrt erreichen wir Gilgit. Die Stadt liegt in den Northern Areas, ein unnatürliches politisches Konstrukt, früher Teil von Jammu-Kaschmir. Nach der Unabhängigkeit entschied sich der damalige Maharaja für das hinduistische Indien, in völliger Missachtung der muslimischen Mehrheit in Teilen seines Reiches. Es kam zur Revolte und schließlich zum Krieg zwischen Indien und Pakistan. Nach einem von der UN überwachten Waffenstillstand wurden Teile Kaschmirs Pakistan zugeschlagen. Wie allgemein bekannt, streitet man sich noch immer, wem nun was gehört. Damit nicht genug, treffen in Gilgit verschiedene islamische Glaubensrichtungen aufeinander, Schiiten, Sunni und Ismaili. Da hier so gut wie jeder bewaffnet ist, werden Meinungsverschiedenheiten schon mal mit dem Gewehr ausdiskutiert. Tja, wenn die Kugeln fliegen sollte man schauen, möglichst nicht in Gilgit zu sein.

Mit dem Wissen werden wir am Busbahnhof der Stadt entlassen. Man hat einen abgeschossenen Hubschrauber der Inder auf ein Denkmal gestellt. Über dem hölzernen Ticketschalter steht groß geschrieben „Down with USA“. Nun gut, herzlich willkommen, wir sind Deutsche. Ein Freund hatte uns das Madina Guesthouse empfohlen, welches wir nun auch ohne Umwege ansteuern. Das Tor zum Guesthouse öffnet sich und wir betreten eine andere Welt. Draußen laute Bazare und Moscheen. Drinnen eine Oase der Ruhe. Wir werden von freundlichen Angestellten begrüßt. Ein Willkommens-Tee wird gereicht. Seltsam allerdings, irgendwie reden alle Gäste eine sehr vertraute Sprache. Reinstes Bayrisch! Kurzurlauber, also Bürohengste mit den jährlichen vier Wochen, sind keine dabei. Alle mehrere Monate oder gleich auf ewig unterwegs. Zwei Jungs, die den ganzen Weg von daheim bis hierher geradelt sind, ein Bergsteiger, zwei die mit ihrem eigenen Bus von Indien rüber gefahren sind, wo sie im Winter in Goa mit Tätowieren ihre Brötchen verdienen. Das ist sie also, die schöne Aussteigerwelt und wir mitten drin. Alle stammen ursprünglich aus Stoiber-County. Oh, Verzeihung! Mittlerweile gehört es ja einem anderen. Wirft ja nun nicht unbedingt ein gutes Licht auf die Heimat, wenn alle gleich längerfristig die Flucht ergreifen. Zusammen jedenfalls kennt dieses illustre Grüppchen die ganze Welt! Kein Land, in dem nicht einer schon mal vorbeigeschaut hätte. So werden abends Geschichten unters Volk gebracht. Hoast me! Und a jeda kapierts! Mitten in Pakistan, aber Bayern ist überall! Schon irgendwie surreal ...

Eigentlich wollen wir ja schön langsam mal mit dem Fahrrad loslegen, aber bei den feinen Bergen hier in der Ecke? Was willst da machen, die Bergsteigerseele fordert ihren Tribut und so müssen wir an einem dieser eisigen Giganten wenn schon nicht hoch, dann zumindest so weit ran, wie nur irgend möglich. Dazu gucken wir uns den Nanga Parbat aus, westlicher Eckpfeiler des Himalaja und 8125 Meter hoch. Schicksalsberg der Deutschen wird er genannt, weil zu Vorkriegszeiten deutsche Expeditionen hier ihr Glück versuchten und dabei heroisch und national erhebend reihenweise verreckten. Ein Österreicher hat schließlich den großen Wurf getan. Hermann Buhl machte 1953 seinen berühmten Alleingang und stand als erster auf dem Gipfel des „nackten Berges“, so die Übersetzung von Nanga Parbat.

Wir bescheiden uns mit der Märchenwiese und dem Basislager. Den Begriff Märchenwiese prägten auch die Deutschen, überwältigt von der Blumenpracht auf den Almwiesen dort oben. Vor dem allen steht eine sehr abenteuerliche Fahrt mit dem Jeep. Die Bewohner des Raikot-Tales zu Füssen des Nanga Parbats haben ihre Heimat durch eine abenteuerliche, von ihnen selbst angelegte Straße zugänglich gemacht. Gerade so breit, dass ein Jeep darauf fahren kann, scheint der Weg an die glatten Felswände geklebt zu sein. Lose aufgeschichtete Steine bilden das Fundament, daneben geht es in die Tiefe. So eine Straße baut man nun allerdings nicht aus Allgemeingefälligkeit. Nein, der Rubel muss schon rollen. Also wurde ein Jeep-Kartell gegründet, die Straße darf nur von den Raikot-Bewohnern befahren werden und auch nur die dürfen Touristen befördern. So sitzen sie also am Karakorum-Highway und warten auf Kundschaft. Handeln gilt ausnahmsweise mal nicht, es gibt eine fixe Fahrkostenpauschale. So viel Gleichheit muss sein. Erspart uns einige Mühen und wir nehmen getrost den erstbesten Fahrer. Schnell wird klar, auf der Straße sollte man auch nicht jeden hochfahren lassen. Die Strecke muss man kennen, die Kurven sind so scharf, wenn der Fahrer nicht rechtzeitig einlenken würde, gäbe es einen Freiflugschein. Wie immer in Ländern der dritten Welt würde unser deutscher TÜV hier wohl die Krise kriegen. Plötzlich schwingt die Beifahrertür auf und ich gucke in den Abgrund. Urgss ... lächelnd zeigt mir der Fahrer wie ich die Tür mit einer Schnur wieder ordnungsgemäß verschließe.

„Where do you come from?“

“Germany.”

“Ah, I have uncle in Germany!”

“Where?”

“I don’t know, he has good work.”

Nebenbei drückt er uns eine Visitenkarte von einem guten Campingplatz auf der Märchenwiese in die Hand. Gehört seinem Bruder.

Irgendwann ist der haarsträubende, aber sehr fotogene Fahrhorror vorbei und wir dürfen unsere Rucksäcke schultern und zu Fuß gehen. Dauert nicht lang, da beschenkt uns ein Eseltreiber mit einer weiteren Visitenkarte. Sehr guter Campingplatz, gehört ihm selber. Aha. Wegen eines Stellplatzes für unser Zelt müssen wir uns also keine Gedanken machen. Ist heiß hier und der Rucksack drückt schon nach wenigen Metern mächtig. Aber bei einem „Hotel“, nichts anderes als ein Bretterverschlag, hat man sich auf Erfrischungsgetränke für müde Wanderer spezialisiert. Nach dieser unweigerlich notwendigen Erfrischung bekommen wir aber bald einen neuen Begleiter.

„Where do you go?“

Na ja, zur Märchenwiese halt, Raikot Sarai, dem Campingplatz, wo so gut wie jeder Tourist sein Zelt aufstellt. In diesen Zeiten sind Touristen allerdings ein rares Gut und so will er die potentielle Einnahmequelle nicht so ohne weiteres ziehen lassen, weil sein Vater ist stolzer Besitzer eines viel besseren Platzes.

„Nein wollen wir nicht.“

Er bleibt hartnäckig und so klebt uns den ganzen Weg hoch ein beständig palavernder Campingplatzvertreter auf den Fersen. Die Landschaft entschädigt dafür. Bald rückt der Nanga Parbat ins Blickfeld. Von der nach Norden ausgerichteten Raikot-Seite schiebt sich der gleichnamige Gletscher wie eine riesige Straße ins Tal. Oben blendend weiß, unten vom mitgeführten Schutt grau und schmutzig.

Kurz vor dem Etappenziel setzt unser pakistanischer Freund alles auf eine Karte, mit dem verzweifelten Versuch, uns doch vom rechten Weg abzulocken.

„Here you go, this is right way!“

„Junge das sind nur zwei Fußabdrücke im Dreck“, und ich deute stattdessen auf den so an die zwei Meter breiten ausgelatschten Weg vor uns, den man nun wirklich nicht als den falschen ansehen kann, vor allem im Vergleich zur Alternative. Erschwerend kommt hinzu, gerade voraus tauchen die ersten Häuser auf. Ich deute dahin, woraufhin unser Freund einen Panikanfall vortäuscht.

„Ah no, local village, dangerous for you! No!“

Alles klar, die Fakten sprechen gegen ihn und so gehen wir den „gefährlichen“, aber gemütlichen Weg weiter, die No-Rufe des Kollegen nicht beachtend. Beim „Local village“ angekommen, werden wir statt mit Prügel mit dem breitest vorstellbaren Lächeln empfangen. Es stellt sich heraus, das ist Raikot Sarai, dort wo jeder absteigt. Wir verstehen nun die Taktik unseres Begleiters. Schon fiese Tricks, die die Leute hier so anwenden ...

Es gibt natürlich einen Grund für die Beliebtheit des Raikot Sarai. Auf einer Moräne liegend kann man sein Zelt aufstellen, und zwar so als ob zwischen Gletscher und dem dahinter liegenden Nanga Parbat scheinbar nur noch der Gartenzaun stehen würde. Fertig ist das Postkartenmotiv. Findet man so in jedem Reiseführer für Pakistan. Für uns weht extra noch die pakistanische Fahne dazu. Zudem ist es schlicht und ergreifend der erste Zeltplatz am Wegesrand. Klar, dass der die meisten Leute abbekommt.

Außerdem nicht zu unterschätzen, das Essen ist gut und die Besitzer freundlich. Der „Welcome-Tea“ geht auch wieder an den Start. So-gleich wird uns neuerlich die Geschichte von einem Verwandten in Deutschland erzählt. Scheint ein beliebtes Auswanderungsziel für die Bewohner des Tals zu sein. Duschen gibt es im Übrigen auch am Zeltplatz, sogar mit Boiler. Allerdings in der Low-Tech-Version, was bedeutet, ein Ölfass mit Feuerstelle darunter. Strom kennt man hier nur vom Hörensagen.

Zelt steht, wir sind gewaschen, jetzt fehlt nur noch das abendliche Unterhaltungsprogramm. Dieses gibt sich unfreiwillig in Form einer organisierten österreichisch / deutschen Trekkinggruppe ein Stelldichein. Zelte finden sie aufgebaut vor, umso mehr erstaunt uns mit welch riesigem Gepäck die Leute dennoch unterwegs sind. Selber tragen ist nicht, zwölfjährige Kinder müssen die überdimensionierten und dazu unhandlichen Sporttaschen an den Henkeln vom Tal herauf hochwuchten. Aber so ein Akkurasierer und anderer kleiner Luxus gehört schon dazu. Ist irgendwie doch verführerisch, wenn man sein Zeug nicht selber tragen muss, da wandert doch immer viel zu viel unnötiger Krimskrams in die Taschen. Kennt man selber nicht anders. Ich male mir aus, wie in der Dusche eifrigst nach einer Steckdose für den Fön gesucht wird. Sollte man vielleicht mal machen, so mitten in der Pampa eine Steckdosen-Attrappe anbringen. Und eine Kamera aufstellen.

Im Gemeinschaftsraum des Campingplatzes hängen überall Schwarz-Weiß-Fotos von den ersten Expeditionen zum Nanga Parbat. Insbesondere Herman Buhl grinst öfters von der Wand, er scheint hier sehr verehrt zu werden. Auf seinen Spuren wollen auch wir wandern, allerdings nur bis zum Basislager. Zwecks Akklimatisierung legen wir doch einen eher gemütlichen Tag ein und wandern nur bis zum nächsten Weiler, namens Beyal. Der Weg dorthin führt immer auf der Moräne des Raikot-Gletschers entlang durch dichte Pinien-Wälder. Ständig kommen uns bärtige Männer mit umgehängten Flinten entgegen. Da könnte einem schon mulmig werden, aber sie grüßen freundlich.

Beyal liegt auf knapp 3600 Meter. In den Alpen findet man auf dieser Höhe nur noch Gletschereis. Hier ist gerade mal der Waldrand erreicht. Je höher man kommt, umso ärmlicher werden allerdings die Behausungen. Armselige Bretterverschläge dienen als Unterkunft. Es ist kalt und so quillt Rauch aus den mit Steinen beschwerten Dächern. Die eigens für die Touristen abgesteckten Camping-Areale wirken da schon wieder surrealistisch. Zumal auch einige richtig schöne Blockhüttchen aufgestellt wurden, die sich im Vergleich zu den Hütten der Dorfgemeinschaft wie Neuschwanstein ausnehmen. Ziegen und Kühe sind wohl neben den Touristen das Hauptgeschäft für die Leute hier oben. Im Grunde auch egal, was für eine Herde man den Berg hochtreibt ...

Unser Abendspaziergang führt uns wenige Meter die Moräne hoch. Ein prachtvoller Blick auf den Nanga Parbat eröffnet sich uns. Wild zerklüftet ziehen die Eisströme nach unten, um sich schließlich in einem einzigen, großen zu vereinigen, dem Raikot-Gletscher, über dem wir nun stehen. Gegenüber erheben sich ebenso eindrucksvolle Gletscherberge, gerade mal über 5000 Meter hoch wirken sie im Vergleich zum Parbat wie Zwerge. Die mehr als 4000 Meter Eiswand bis zum Gipfel dieses Achttausenders lassen sich von unserem Standort nur schwer erfassen. Man muss den Kopf schon weit ins Genick legen, um nach oben blicken zu können.

Abends fällt eine weitere Gruppe eines sehr bekannten Trekkingveranstalters ein. Als die Vorboten ankommen, denken wir zuerst an eine Expedition und warten gespannt auf die Neuankömmlinge! An die zwanzig vollbepackte Mulis mit Expeditionstonnen. Dazu bauen vierzig Helfer und Träger ein eigenes Kochzelt auf, in dem bald die Großküche angeschmissen wird. Doch all der Aufwand für ganze siebzehn Trekker, die nun nicht unbedingt aussehen, als ob sie den Nanga Parbat erstürmen wollen, geschweige den überhaupt wieder lebend ins Tal zurückkommen, so ermattet wie sich einige auf die Wiese fallen lassen. Der ganze Aufmarsch schafft zumindest Arbeitsplätze und davon gibt es in diesem Land definitiv zu wenig.

Große Attraktion abends ist ein Lagerfeuer! Wir gesellen uns zu den Pakistanis, die sich sehr freundlich und gesprächig zeigen. Wir wunderten uns ja schon die ganze Zeit in diesem Tal, warum hier jeder einen Onkel, Cousin oder Bruder in Deutschland hat. Jetzt ging uns ein Licht auf! All die Bewohner in diesem Tal gehören zu einem einzigen großen Familienclan. So an die 500 Familienmitglieder sind es wohl. Anhand der vielen Schnipsel, die wir von diesem ominösen Verwandten in Deutschland gehört haben, können wir nun einen wunderbaren Steckbrief erstellen. Also, er lebt in Hamburg, ist Ingenieur bei Airbus und hat zwei Töchter.

Kuerzlich in Asien

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