Читать книгу Triceratops - Stephan Roiss - Страница 13

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UNSERE SCHWESTER HOCKTE auf dem Teppich im Wohnzimmer und breitete Frischhaltefolie vor sich aus. Auf die Folie legte sie einen Kreis aus Zuckerln. Danach steckte sie sich ein Zuckerl nach dem anderen in den Mund, abwechselnd ein gelbes und ein oranges. Wir taten es ihr gleich: gelb, orange, gelb, orange, orange.

»Falsch«, sagte unsere Schwester mit prall gefüllten Backen.

Wir lachten, warfen den Kopf in den Nacken, ein Zuckerl rutschte in die Luftröhre. Wir rissen die Augen auf, rangen nach Atem, beugten uns vor, die übrigen Zuckerl fielen uns aus dem Mund. Erst dachte unsere Schwester, wir würden nur Spaß machen, schließlich aber begann sie uns auf den Rücken zu schlagen, anfangs zögerlich, dann schmerzhaft fest. Wir erbrachen auf den Teppich.

»Alles ist gut«, sagte unsere Schwester, sprang auf, schleifte den Teppich über das Parkett und zerrte ihn vor die Haustür.

Danach ging sie in den Keller und ließ uns ein Bad ein. Sie prüfte die Temperatur des Wassers, wir mussten uns in die Wanne legen.

»Ich mache Kakao«, sagte unsere Schwester und verschwand nach oben.

Ein paar Minuten später gab es einen Stromausfall. Mit einem Mal lagen wir in völliger Dunkelheit. Von nun an wollten wir immer ohne Licht baden. Manchmal ließen wir ein Teelicht flackern.

»Deine Schwester kann schon auf sich selbst aufpassen, aber noch nicht auf dich«, sagte Vater, als er heimkam.

Wenn Mutter in der Klinik bleiben und Vater arbeiten musste, brauchte es von nun an immer einen Erwachsenen, der nach der Schule auf uns aufpasste: unsere Tante oder die Nachbarin. War schulfrei, brachte Vater uns zu seiner Mutter. Unsere Schwester weigerte sich bei der Aschbach-Großmutter zu übernachten. Sie ekelte sich vor den fetten Fleischfliegen in der Stube und fand, dass die Bettwäsche nach Kuhfladen stank. Gelegentlich nahm sich Vater Urlaub. Er konnte nichts kochen außer Frankfurter.

Triceratops

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