Читать книгу Triceratops - Stephan Roiss - Страница 17

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ALS DER KATER auf ihren Schoß sprang, öffnete die Aschbach-Großmutter die Augen. Der Kater rollte sich ein und schnurrte. Großmutter griff nach ihrem Glas und lächelte.

»Dein Vater«, sagte sie, »war ein kleiner Kämpfer.«

Wir nahmen einen neuen Filzstift zur Hand und malten dem Werwolf grasgrüne Tatzen.

Vaters Kinderlähmung war spät erkannt worden, und Großvater, mittellos und stur, hatte verhindert, dass sein Sohn ins Krankenhaus kam. Für den Nachbarsbuben, der an der gleichen Krankheit litt, begann bald ein Leben im Rollstuhl. Am Ende bestanden seine Unterschenkel nur mehr aus Haut und Knochen. Vater hatte zu seinem dritten Geburtstag einen Dreiradler geschenkt bekommen. Tagein, tagaus fuhr er damit herum, über den Hof, in der Scheune, rund um den Tümpel, auf den Feldwegen, so weit er durfte auf der Straße, bis zum Marterl und wieder zurück, und eines Tages hörten seine Muskeln auf zu schrumpfen.

Mit fünfzehn ging Vater aus Aschbach fort, besuchte als Bauernkind eine städtische Schule und schaffte die Matura. Den Hof überließ er seinem jüngeren Bruder. Nach zehn Jahren in einem Büro der Bundesbahnen beschloss er zu studieren. In dieser Zeit lernte er auf einem Volksfest in Klaff eine gertenschlanke Frau kennen, die schallend lachte und auch noch tanzte, als es keine Musik mehr gab. Zwei Monate später fragte er diese Frau hinter dem Glashaus des Botanischen Gartens, ob sie die Mutter seiner Kinder werden wolle. Am 13. Mai 1977 stand Vater im Kreißsaal und erblickte seine neugeborene Tochter. Sie war drei Wochen zu früh auf die Welt gekommen. Die Krankenschwester legte den kleinen Körper an Mutters Brust und sagte, dass alles in Ordnung ist. Das Kind sei gesund.

»Aber deine Mutter fühlte nichts«, sagte Großmutter und wischte sich Most vom Kinn. »So etwas gibt es.«

Vater hatte sein Studium nie begonnen. Ein zweites Kind war nicht in Frage gekommen. Wir waren ein Unfall.

Triceratops

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