Читать книгу Die Nacht wird hell wie der Tag - Stephan Wahl - Страница 8

KreuzAsche

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„Kehr um und glaub an das Evangelium.“

So heißt es,

wenn in den katholischen Kirchen

das Aschenkreuz ausgeteilt wird.

Es hält nicht lange,

das Kreuz auf der Stirn,

aber das Wort,

das gesagt wurde, bleibt.

„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist

und zu Staub wieder zurückkehrst.“

Ein weiteres Wort.

Unbequem.

Kein leichter Satz.

Wer lässt sich daran schon gern erinnern?

Dass man wieder Staub wird.

Ist aber so.

„Bedenke, dass du Staub bist“,

heißt übersetzt:

„Leb jetzt, nimm die Zeit ernst,

die du hast,

verschieb nichts auf später.

Heute ist heute.

Carpe diem.

Jetzt kann es auf dich ankommen.“

Und: „Nimm dich wichtig,

aber nicht zu wichtig.

Es dreht sich nicht alles um dich.“

„Kehr um und glaub an das Evangelium.“

Ein kleines schwarzes Kreuz

auf der Stirn,

aus Asche.

Es erinnert mich an den,

der differenzieren konnte.

Für den es nicht die Menschen gab,

sondern ganz konkrete, einzelne.

Der auch dem letzten Chaoten

immer noch eine Chance gab.

An Jesus, den sie dafür aufs Kreuz

gelegt haben.

Die Fastenzeit leben heißt,

daran denken und deshalb verzichten.

Auf Überflüssiges:

dumme Sprüche, schnelle Antworten

ohne nachzudenken.

Nüchtern werden

im wahrsten Sinne des Wortes,

die Sinne schärfen.

Hellwach sein für das,

was um mich herum passiert.

Fasten heißt verzichten,

heißt leiser werden,

behutsamer mit sich

und anderen.

Unterscheiden,

sich nicht von Stimmungen leiten lassen,

nicht allem nachplappern,

das ist Originalton Jesu:

„Kehr um und glaub an das Evangelium.“

Das kleine Kreuz

vom Aschermittwoch

bleibt unsichtbar

auf meiner Stirn.

Die Nacht wird hell wie der Tag

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