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Barmherzigkeit

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Über die Liebe predige

ich nicht allzu gern.

Das hat immer etwas Eigenartiges,

wenn sich katholische Pfarrer,

vollmundig und äußerst beredt,

und vor allem langatmig,

dieses Thema vornehmen.

Aber über eine

sehr praktische Übersetzung

dieses hohen Begriffs

spreche ich gern:

über die Barmherzigkeit.

Für mich ist es das

schönste und wichtigste

Attribut Gottes.

Gott ist barmherziger mit uns

als wir mit uns selbst.

Barmherzigkeit ist eine Hauptvokabel im Evangelium.

Sie setzt moralische Maßstäbe,

Eckpfeiler, Prinzipien nicht außer Kraft,

ist kein Freibrief für Beliebigkeit.

Aber zeigt deutlich,

dass nicht alle über einen Kamm zu scheren sind.

Gott begleitet uns auf unseren Wegen,

und das können manchmal auch Umwege sein.

Christ werden,

das dauert das ganze Leben.

Jede und jeder versucht es,

egal welcher gesellschaftlichen Gruppe

sie angehören,

welchen sozialen Status sie haben,

ob sie in Familie leben,

allein oder in anderer

verantwortungsbewusster Partnerschaft.

Egal in welcher Partei sie sich

zu ihrem Christsein bekennen.

Mit Recht fordern Christen aller Konfessionen

immer wieder deutlich den Schutz

von Ehe und Familie.

Ebenso aber möchte ich nicht auf die verzichten,

die dabei durch diese oft sehr eng

geknüpften Maschen fallen.

Menschen, die von außen besehen die Norm erfüllen,

sind für mich noch nicht per se

Garanten für moralische Glaubwürdigkeit.

Das können sie sein.

Müssen sie aber nicht.

Gauner gibt es unter Familienvätern

genauso wie bei Alleinerziehenden.

Großartige Persönlichkeiten bei Schwulen

genauso wie bei Menschen, die bewusst allein leben.

Und genauso umgekehrt.

Jesu Jüngerwelt war schon damals bunter,

als wir es heute wahrhaben wollen.

„Liebe, und dann tue, was du willst“ –

der Satz stammt nicht von der Berliner Loveparade,

sondern vom Kirchenvater Augustinus.

Lieben kann schon mal damit anfangen,

wenn man Respekt vor anderen Lebensweisen hat,

ohne sie selbst zu leben.

Wenn man die Sehnsucht von Menschen achtet,

so lieben zu dürfen, wie sie sind.

Und wenn man barmherzig mit Scheitern umgeht.

Die Nacht wird hell wie der Tag

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