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Wie Sie sich vom Schauplatz inspirieren lassen Wyoming brennt nicht für jeden gleich

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Für die amerikanische Autorin Annie Proulx (»Schiffsmeldungen« und »Wyoming Stories« – lesen!) steht, so sagt sie selbst, am Anfang ihrer Geschichten immer der Schauplatz. Aus ihm entwickelt sie alles weitere: die Charaktere, die Handlung, die Stimme.

Wer in eine der überwältigenden Wyoming Storys (drei Bücher mit Kurzgeschichten) eintaucht, schmeckt das Land und seine Menschen.

Anders Lorrie Moore, eine wie Proulx in Wyoming lebende Schriftstellerin (sie schrieb unter anderem »A gate at the stairs«). Bei ihr kommt, wie sie selber sagt, der Schauplatz, das Setting, erst an zweiter Stelle: »nicht unbedingt nur als nachträglichen Einfall, aber auch nicht als brennende Inspiration« (so Moore in einem Interview mit »The Paris Review« / eigene Übersetzung).

Wovon lassen Sie sich beim Schreiben in die Geschichte ziehen, was inspiriert Sie? Bei den meisten Autoren steht entweder ein Charakter am Anfang oder die Idee für eine Geschichte. Interessanterweise scheinen Frauen eher die Charakter-Typen zu sein, Männer eher auf Geschichten und Plot fixiert.

Werden Sie sich bewusst, was Sie am schnellsten und intensivsten in den eigenen Roman hineinzieht. Der Anblick des weißen Blattes oder der des blinkenden Cursors auf einer leeren Seite muss Sie so nicht mehr schrecken.

Ein zweischneidiges Schwert sind Gewohnheiten beim Schreiben. Zum einen hilft die Routine, Disziplin zu wahren und mehr Text in die Tasten zu hacken. Zum anderen ist Routine gefährlich, zu leicht fallen Sie in bestimmte Muster, trampeln sich einen Pfad, der zunächst wunderbar leicht erscheint, bequeme Abkürzung und Richtungsgeber in einem. Mit der Zeit aber trampeln Sie den Pfad zu einem Hohlweg und sehen bald nicht mehr, was links und rechts davon auf Sie und Ihre Geschichten wartet. Dementsprechend droht auch den Impulsen für eine Geschichte und ihren Anfang Gefahr durch (zu viel) Routine.

Gleiches gilt für Szenen. Auch hier neigen Sie womöglich dazu, immer auf die gleiche Weise einzusteigen, etwa mit einer Beschreibung des Schauplatzes.

Die Abwechslung hier bringt zwei Vorteile mit sich: Sie treten der Routine entgegen, und Ihr Roman wirkt vielschichtiger, ja, welthaltiger, und er liest sich besser und schneller.

Weniger Routine und mehr Inspiration erreichen Sie über zwei einfache Schritte:

Schritt 1: Sie finden heraus, ob es Charaktere, Geschichten oder Orte sind, die Sie zum Losschreiben inspirieren (oder was es sonst noch so gibt – Gefühle zum Beispiel, Bilder von Situationen usw.).

Schritt 2: Sie fangen anders an als gewohnt, wagen sich damit heraus aus Ihrer Komfortzone. Statt einer Geschichte etwa suchen Sie zuerst einen Charakter, statt mit Beschreibung beginnen Sie mit Dialog.

Das Inspirierende daran: Sie werden Aspekte Ihres Romans entdecken, die Sie bislang übersehen hatten, finden neue Seiten Ihrer Heldin oder Details des Schauplatzes, die Ihre Phantasie befeuern.

Ganz wichtig: Lassen Sie nicht nur Ihren Kopf entscheiden, im Gegenteil: Hören Sie genau hin, mit welchem Einstieg sich Ihr Bauch (oder wo auch immer bei Ihnen die Gefühle sitzen) am wohlsten fühlt. Mehr noch: Achten Sie darauf, woran sich Ihre Leidenschaft am heißesten entzündet.

Wenn Sie am Anfang eines Romans oder auch einer Szene feststecken oder nicht zufrieden sind, probieren Sie eine der anderen Einstiege aus. Sie gewinnen in jedem Fall. Denn selbst wenn Sie sich nachher für den ursprünglichen Fokus zu Beginn entscheiden sollten, werden Sie neue Impulse und Ideen für den Roman oder die Szene als Ganzes gewonnen haben.

Ein gar nicht mal so kleiner, positiver Nebeneffekt: Sie schaffen auf diese Weise, siehe oben, auch mehr Abwechslung für Ihre Leser und für sich selbst.

Es kommt nicht darauf an, womit Sie sich in Brand setzen — Hauptsache, Sie brennen.


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