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Willkommen in der Weinregion Saale-Unstrut

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Die Saale misst vom Quellgebiet in Oberfranken bis zur Mündung in die Elbe 413 Kilometer, etwa ein Drittel der Länge des Rheins. Ihr Nebenfluss, die Unstrut, entspringt im Eichsfeld und entwässert die regenreichen Randgebirge vom Harz. Sie misst rund 190 Kilometer von der Quelle bei Kefferhausen im Eichsfeld bis zur Mündung am Blütengrund bei Naumburg. Im Vergleich zu den Anbaugebieten an Rhein, Mosel und Donau ist die Region Saale-Unstrut also eher eine Miniatur. Aber, oho, was hat sie für eine gigantische Rolle in der deutschen Kulturgeschichte gespielt!

Im Rahmen dieses Bandes ist nur ein kurzer Überblick möglich: Betrachten wir also die Jahrtausende von der Steinzeit bis in die Moderne mit einigen wenigen Stichpunkten im Zeitraffer, die Impulse geben mögen für den Besuch vor Ort.


Himmelsscheibe von Nebra

Wir beginnen vor rund 7000 Jahren, als die Steinzeitmenschen bei Goseck an der Saale das wohl älteste Sonnenobservatorium Europas errichteten. Auf eine kreisrunde Anlage stellten sie über drei Meter hohe Palisaden und öffneten sechs Pforten in Richtung Westen und Osten: So konnten sie die Winter- und Sommersonnenwende sowie das Frühlingsfest auf den Tag genau bestimmen. Etwas jünger ist die Himmelsscheibe von Nebra, die den Kosmos erstmals konkret darstellt. Sie wird auf das Jahr 3600 v. Chr. datiert. Die rund 1000 Jahre alten Zaubersprüche im Merseburger Dom führen uns mitten hinein in die germanische Götterwelt. Ein Mönch schrieb die magischen Beschwörungsformeln auf und verwahrte sie im Archiv – heute eine Rarität.


Merseburg

Mit Otto I (936 bis 973) begann die mittelalterliche Blütezeit, deren Zeugnisse wie die Perlen einer Kette an der Straße der Romanik aufgereiht sind. Nachdem Karl der Große 814 gestorben war und das fränkische Reich sich auflöste, etablierten sich die Ottonen als neue Herrscher des römisch-deutschen Reiches. Das Zentrum der Macht verschob sich nach Osten, Magdeburg wurde zur Lieblingsresidenz Ottos, der 962 zum Kaiser gewählt wurde. In dieser Zeit entstanden die Pfalzen Merseburg und Memleben, die Bistümer Zeitz (später Naumburg) und Merseburg sowie das fünfte deutsche Erzbistum Magdeburg (neben Trier, Köln, Mainz und Salzburg).

In der Fläche hatte ein recht moderner Gedanke der Ottonen noch größere Wirkung. Nicht mit Waffen, sondern mit Kultur sicherten sie ihre Macht. Dafür gründeten sie das sogenannte „Reichskirchensystem“. In Klöstern, Kirchen und Domstiften kümmerten sich Geistliche um die landwirtschaftliche Modernisierung, ohne selbst legitime Erben hervorbringen zu können. Mit Wohlstand und Bildung befriedeten sie die Bevölkerung.

Diese Konstante blieb bestehen, als die Ottonen schon bald (1024) ausstarben und die Macht an die Salier und verschiedene Landesherrschaften überging. Die Saale war ein magischer Grenzfluss zwischen der christlichen und der heidnischen Welt, der überall mit Burgen, stolz und kühn, bewehrt wurde. Viele Grenzposten wurden zu Klöstern, die – ora et labora – das Land urbar machten. 998 ist der Weinbau an der Unstrut erstmals urkundlich erwähnt. 1137 wurde das Zisterzienserkloster Pforta an der Saale gegründet, dessen Weinberge bald die Ufer rechts und links der Saale prägten.


Weinberge an der Saale


Geiseltalsee

Womit wir schon fast in der Gegenwart sind. Denn die Reformation, als viele Klöster zu säkularisierten Bildungseinrichtungen wurden, die Romantik, als Baumeister Karl Friedrich Schinkel – mittlerweile ist die Region preußisch – schon fast vergessene mittelalterliche Gemäuer wiederentdeckte, und die reiche Gründerzeit sind nur weitere Spielarten einer Hochkultur, die tief in Muschelkalk und Buntsandstein verwurzelt ist.

Dieser Reiseführer widmet sich dem Kern der Flusslandschaft zwischen Saale und Unstrut. Ihr Zusammenfluss am Blütengrund bildet den imaginären Mittelpunkt. Nur wenige Kilometer entfernt steht in der Saaleschleife der Naumburger Dom, seit 2018 UNESCO-Weltkulturerbe. Der Dom, die historische Altstadt von Naumburg mit vielen hübschen Läden zum Bummeln und der rührige Saale-Unstrut-Tourismus-Verband sind heute pulsierende Schrittmacher für die Region.

Die vier Routen, die in diesem Reiseführer beschrieben werden, liegen an der Saale zwischen Weißenfels und Dornburger Schlössern und umspannen etwa 40 Kilometer am Fluss. Zwischen Memleben und Naumburg ist der Abschnitt an der Unstrut fast ebenso lang. Der Rundweg um den Geiseltalsee etwas nördlich beträgt 30 Kilometer. Weißenfels und Merseburg sind über die B91 direkt verbunden, die Entfernung beträgt etwa 20 Kilometer.

Auf der ersten Route werden elf kleine Abenteuer entlang der Saale von Weißenfels nach Naumburg vorgestellt, darunter das Schloss und das Sonnenobservatorium Goseck. Die zweite Route entlang der Saale flussaufwärts verbindet die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Dornburg ganz im Westen sind bereits die Nähe der Weimarer Klassik und das Bauhaus spürbar. Auf der dritten Route entlang der Unstrut bis zur Kaiserpfalz Memleben liegen die gewaltige Neuenburg, eine der größten Anlagen Deutschlands, und Nebra, der Fundort der Himmelsscheibe. Eine vierte Route führt rund um den Geiseltalsee. Mit etwas Glück sehen Sie im Naturschutzgebiet um die Halbinsel Wildgänse auf der Durchreise. Ein interessantes Kapitel DDR-Geschichte im ehemaligen Tagebau erzählt komprimiert das spektakuläre Indus-triedenkmal Pfännerhall. Und schließlich ist als Abstecher der Merseburger Dom aufgenommen, der – großartig und wunderschön – untrennbar zu dieser Landschaft gehört.


Weinberge an der Unstrut

Die räumliche Ausdehnung ist also nicht groß – Sie können in einer Stadt, in einem Hotel Logis nehmen und von einem Standort aus in unterschiedlichen Touren das ganze Gebiet erkunden. Fixpunkte sind die Städte Naumburg, Weißenfels und Freyburg. Drumherum liegt die Region im Burgenlandkreis und im Saalekreis im südlichen Sachsen-Anhalt, und zu einem kleinen Teil im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen. Lassen Sie die schroffen Ufer, das grüne Band der Flüsse, die Terrassen auf den steilen Weinbergen wirken, indem Sie gemächlich radeln, wandern oder paddeln. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Der familienfreundliche Saaleradweg umfasst auf ausgeschilderten, verkehrsberuhigten Strecken insgesamt 427 Kilometer. Der Unstrutradweg ist auf etwa 200 Kilometern ebenso gut für Jung und Alt geeignet. Entlang der Hauptstrecken gibt es Trails für ambitionierte Sportler. Zum Wandern empfehlen sich der Jakobspilgerweg, Themenwanderungen rund um den Wein und urwüchsige Pfade im Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, einem riesigen Erkundungsgebiet für Flora, Fauna und Geologie.


Saaleradweg zwischen Naumburg und Weißenfels

Nehmen Sie sich ein paar Stunden Zeit für Kirchen, Klöster und Innenstädte. Viele Ausstellungen sind technisch auf dem neuesten Stand und bringen Ihnen die Geschichte augenzwinkernd nahe. Kinderfreundliche Angebote wie Ritterspiele, Dombauhütten, Freibäder oder Tierparks gibt es in fast jedem größeren Ort. Verweilen Sie für einen gemütlichen Plausch an der Kasse und lassen sich einmal von der Kassiererin über „ihr“ Museum erzählen. Lassen Sie das wunderbare Licht an einem schönen Septembermorgen ganz in Ruhe auf sich wirken. Diese Momente gehören zu den Erlebnissen, zu denen ich Sie auch abseits der Hotspots begleiten will.

Fast alle Orte an Saale und Unstrut sind hervorragend mit öffentlichen Verkehrsmittel verbunden. Das ist gerade nach Weinproben und Winzerfesten praktisch. Von den ICE-Stationen in Halle und Leipzig gibt es im Mitteldeutschen Verkehrsverbund direkte Verbindungen nach Weißenfels, Naumburg und Bad Kösen, und von dort Anschlüsse nach Freyburg und Nebra-Wangen oder über Bad Camburg, Dornburg bis nach Jena. Egal ob Sie das Fahrrad dabei haben oder einen lauen Sommerabend auf einem der Winzerfeste genießen – Sie kommen bequem und sicher zu Ihrem Ausgangspunkt zurück.

Saale-Unstrut – HeimatMomente

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