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Kapitel 2

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07:01 Uhr

CIA-Hauptquartier

Langley, Virginia

Die Vernehmung dauerte bereits seit anderthalb Stunden an, als Harrys taktisches Satellitentelefon, das nur wenige Zentimeter von seiner Hand entfernt auf dem Tisch lag, zu brummen begann.

»Ignorieren Sie das«, befahl Ellsworth herrisch, dem die Verärgerung über die Störung anzuhören war.

Harry ignorierte ihn lächelnd, griff nach dem TACSAT und klappte es auf. »Nichols hier.«

Es war kein privater Anruf, und während er zuhörte, verschwand das Lächeln aus Harrys Gesicht. »In Ordnung, Boss«, sagte er schließlich. »Ich bin in fünf Minuten da.«

Er steckte sich das Telefon in die Hosentasche seiner Jeans, stand auf und riss sich dabei achtlos die Elektroden von seinem Arm, während der Generalinspekteur ihn sprachlos anstarrte.

»Wir sind hier fertig.«

Da schien Ellsworth seine Stimme wiedergefunden zu haben und schnellte wie ein Springteufel von seinem Stuhl auf. »Ich würde sagen, das sind wir nicht! Setzen Sie sich wieder hin, Nichols.«

Harry drehte sich zu ihm um und blickte dem Bürokraten gelassen in die Augen. »Gerade wurde Code MAGI erklärt – es gab einen Mordanschlag auf das Leben des DCIA. Ich werde das Sicherheitspersonal anweisen, Sie wieder in Ihr Büro zu eskortieren, Sir

»Warten Sie – was ist los?«, rief Ellsworth, aber Harry antwortet ihm nicht. Er griff sich sein Hemd von dem Regal neben der Tür, trat an das Sicherheitsbedienfeld und tippte dort den Code ein, den er früher an diesem Morgen Ellsworth hatte eingeben sehen.

Und dann war er auf dem Gang, knöpfte sich sein Hemd zu und eilte zu den Treppen. Krisenmodus …

05:07 Uhr Ortszeit

Apache-Reservat

New Mexico

Der Morgen war kalt. Eine kühle Brise wehte, als er in die Wüste hinauslief und immer wieder einen flüchtigen Blick gen Horizont warf, als könne er gar nicht erwarten, dass die Sonne aufging.

Jack Richards zog sich seinen Stetson in die Stirn und schob die Hände tiefer in die Taschen seines Mantels. Er hatte schon kältere Tage erlebt. Der große Mann erinnerte sich noch gut an die Berge Afghanistans, die erbitterte Kälte dort. Den Schnee. Damals war er Sprengstoffexperte bei der Marine Force Recon gewesen.

»Danke, dass du gekommen bist«, bemerkte der Mann neben ihm, und er drehte seinen Kopf, um zu seinem Halbbruder hinunterzublicken. »Ich war nicht sicher, ob du kommen würdest.«

Jack, oder Tex, wie ihn die meisten seiner Freunde nannten, quittierte den Kommentar mit einem wortlosen Nicken. Er war dafür bekannt, nur das Nötigste zu sprechen.

Und beinahe wäre er auch nicht hierhergekommen, aber es gab Bande, die stärker waren als Blut. »Wie ist Manny gestorben?«, fragte er und starrte auf das frische Grab hinunter. Ein kleines, schlichtes weißes Holzkreuz mit dem Namen Emmanuel Gutierrez darauf ragte aus dem oberen Ende des Grabes seines lebenslangen Freundes, einem Mann, der Richard nähergestanden hatte als die meisten Menschen seiner eigenen Familie.

»Seine Patrouille wurde vor drei Wochen in Big Bend vermisst. Er und ein anderer Officer. Ihre Leichen wurden schließlich am Achten dieses Monats gefunden. Erschossen. Die Untersuchungen dauern noch an … aber die meisten haben die Kartelle im Verdacht.«

Die Sommer im Reservat, dachte Richard, während seine tiefschwarzen Augen in die Wüste hinausstarrten. Er erinnerte sich an die langen Tage, an Football-Spiele und Mannys strahlendes Gesicht, wenn er die Arme in die Luft reckte, um einen Pass zu fangen.

Das waren goldene Tage gewesen. Bevor er mit Mitte zwanzig nach Texas ging. Lange, bevor sie in den Krieg gezogen waren.

»Tut mir leid«, flüsterte er und trat mit seinem Stiefel etwas von dem losen Dreck fort. Die Beerdigung war einen Tag zuvor gewesen, eine Zusammenkunft von Familie und Freunden, aber da war er unabkömmlich gewesen. Geschäftliches.

Richard war nur über seinen Großvater mütterlicherseits ein Mescalero. Sein Halbbruder hingegen war der Sohn ihrer Mutter und eines Vollblut-Apachen, den sie nach dem Tode seines Vaters geheiratet hatte. Trotzdem hatten sie die meiste Zeit ihrer Jugendjahre gemeinsam in diesem Reservat verbracht. Die beste Zeit …

»Wie lange hast du frei?«, drang die Stimme seines Halbbruders zu ihm, dessen Augen Tex‘ Gesicht absuchten.

Es gab so viele unausgesprochene Fragen zwischen ihnen … so vieles, das ungesagt geblieben war.

»Zwei Tage«, antwortete er und hob den Blick von Mannys Grab, um ihn über die Wüste schweifen zu lassen. Er erinnerte sich an einen ganz ähnlichen Morgen, vor langer Zeit – als er im Begriff war, erwachsen zu werden und einen Ausflug in die Wüste unternahm, um die Geister zu treffen, die ihn in seinem Leben den Weg weisen würden. Was er genau hier draußen erfahren hatte, würde er nie herausfinden. Doch er wusste mit Sicherheit, dass es noch Jahre gedauert hatte, bis er zu Gott gefunden hatte.

Das störende Brummen seines Satellitentelefons in seiner Jacke ertönte und er zog das TACSAT heraus und warf einen trägen Blick auf das Display.

»Das ist wichtig«, flüsterte er und legte seinem Halbbruder eine Hand auf die Schulter. Dann entfernte sich der Texaner ein paar Schritte und klappte das Telefon auf. »Richards.«

Bereits nach den ersten Worten wusste er Bescheid. Sein Urlaub war vorüber …

07:13 Uhr Ortszeit

NCS-Einsatzzentrale

Langley, Virginia

»Was soll das heißen, wir wissen es nicht?«, ereiferte sich Bernard Kranemeyer und starrte Ron Carter über den Konferenztisch hinweg an.

Obwohl bereits Anfang fünfzig strahlte der Direktor des Clandestine Service immer noch die Autorität des Sergeant Major der Delta Force aus, der er einmal gewesen war. Dasselbe galt auch für seine Stimme und sein aufbrausendes Temperament. Es war kein Zufall, dass man ihn unter den Geheimdienstmitarbeitern auch den Dark Lord nannte.

Carter schüttelte den Kopf. »Die Highway Patrol war fünf Minuten, nachdem die Bombe explodiert war, am Tatort. Sie fanden zwei Tote, die Leiche eines bislang noch nicht identifizierten Kaukasiers in einer Limousine, und die Leiche von Lays Bodyguard, Peter Ramirez, auf dem Fahrersitz des SUV. Vom DCIA fehlte jedoch jede Spur.«

»Irgendwelche Hinweise, wer der Fahrer des anderen Wagens war?«, fragte Kranemeyer und verzog das Gesicht, als er unter den Tisch griff, um dort ein schmerzendes Bein zu reiben, das es nicht länger gab.

Eine improvisierte Sprengvorrichtung, kurz IED, hatte eines sonnigen Tages des Jahres 2003 in Falludscha, Irak, seiner Militärkarriere ein jähes Ende beschert. Selbst damals war er bereits nach Spec-Ops-Maßstäben ein alter Mann gewesen, der sich verbissen gegen sein erzwungenes Ausscheiden aus dem aktiven Dienst gewehrt hatte.

Die Explosion hatte die Männer neben ihm getötet, seinen Sergeant, den genialen Stan Sniadowski, und alles unterhalb Kranemeyers rechtem Knie in eine blutige, zerfetzte Masse verwandelt. Keine rekonstruktive Chirurgie der Welt hätte sein Bein retten können.

Nun trug er also eine Prothese und litt an Phantomschmerzen. Berufsrisiko. Und er wusste sehr gut, wozu Bomben in der Lage sein konnten.

»Noch nicht«, antwortete Carter. »Das Bureau hat uns versprochen, alle Informationen mit uns zu teilen.«

»Das will ich hoffen«, erwiderte Kranemeyer mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. Oberflächlich betrachtet hatten Kranemeyer und der DCIA nur wenig gemeinsam.

Lay war der Politiker, er der Soldat. Aber über die Jahre hinweg hatte sich zwischen den beiden Männern eine tiefe Freundschaft entwickelt. Und nun war Lay verschwunden. Oder tot.

07:21 Uhr

CIA-Hauptquartier

Langley, Virginia

Ein metallischer Piepton erklang, dann öffnete sich die Tür des Konferenzraumes und Harry Nichols erschien.

»Sie sind spät dran«, lautete Kranemeyers leiser Kommentar. »Wie ist Ihr Status?«

»Ich habe eine Gulfstream von Monterrey nach New Mexico beordert, um Richards abzuholen«, antwortete Harry mit einem Verweis auf die CIA-Sprachschule in Kalifornien. Er zog es vor, den scharfen Unterton in der Stimme des DCS zu ignorieren. »Thomas ist auf dem Weg. Er sollte in fünfzehn Minuten hier sein.«

Kranemeyer nahm die Informationen kommentarlos auf und wandte sich wieder Carter zu. »Wo ist Shapiro?«

»Wir haben einen Hubschrauber zu ihm losgeschickt. Das Weiße Haus hat zwei Apache-Kampfhubschrauber als Eskorte autorisiert.«

Der DCS nickte. Normalweise überflogen die Apaches die Fahrzeugkolonne des Präsidenten, und ihre Freigabe für den Schutz des Deputy Director of Intelligence Michael Shapiro war ein Zeichen dafür, wie ernst die Regierung den Vorfall nahm. Zurecht, wie er fand.

»Wo befand sich Shapiro?«

»Hat sein Haus nicht verlassen.«

»Typisch Banker«, schnaubte der DCS verächtlich. Shapiro war der Einzige der Deputy Directors ohne geheimdienstliche Vergangenheit, was immer wieder deutlich wurde. Das und seine Arbeitsmoral, die Carter einmal so treffend »9-5, wobei die Neun Verhandlungssache ist, die Fünf aber pünktlich eingehalten wird«, genannt hatte. Doch jetzt hatte er das Sagen, und dagegen ließ sich nichts tun.

Kranemeyer holte tief Luft und sah Harry in die Augen. »Ich will Ihr Team einsatzbereit haben. Wenn wir die Leute gefunden haben, die dafür verantwortlich sind, schlagen wir zurück. Senden Sie denen eine Nachricht, laut und unmissverständlich. Mit uns hat man sich nicht anzulegen.«

»Meinem Team fehlen zwei Männer«, antwortete Harry und räusperte sich dabei. »Solange wir keinen Ersatz für Sarami und Zakiri gefunden haben, würde ich das Alpha Team kaum als einsatzbereit bezeichnen.«

»Wollen Sie damit sagen, dass Sie es nicht schaffen?«, wollte der DCS herausfordernd wissen.

Harry starrte den DCS regungslos an. »Das war eine objektive Einschätzung unserer Kampfbereitschaft. Wenn Sie Heldentaten erwarten, sollten Sie sich jemand anderes suchen.«

Es verging ein kurzer Moment, dann breitete sich ein grimmiges Lächeln auf Kranemeyers Gesicht aus. »Ihre Beurteilung ist zur Kenntnis genommen, Nichols. Das Problem ist nur, dass wir derzeit ausgelastet sind. Wie Sie wissen, haben wir Nakamura und das Bravo-Team letzte Woche nach Tadschikistan entsendet. Das macht Sie zu unserem Ersatzschlagmann. Carter wird in der Zwischenzeit die Leitung der Joint Terrorism Task Force übernehmen.«

Harry und Ron tauschten miteinander einen kurzen Blick aus. Sie hatten über die Jahre hinweg schon viele Male zusammengearbeitet, wenn auch nie unter solchen Umständen. Denn es hatte noch nie zuvor einen Anschlag auf den DCIA gegeben.

Kranemeyer stemmte beide Hände auf den Tisch und richtete sich auf. »Los geht’s, Gentlemen.«

07:22 Uhr

»Schon erste Theorien?«, erkundigte sich Harry, nachdem die beiden Männer den Konferenzraum verlassen hatten und in die Einsatzzentrale zurückgekehrt waren.

Carter schien aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein. »Ja, habe ich.«

Ein Moment des Schweigens folgte, während sie weiter den Korridor entlangliefen. Harry räusperte sich. »Wie wäre es, wenn Sie mich einweihen, oder wollen Sie den Tag mit einer lustigen Fragerunde beginnen?«

»Oh. Tut mir leid«, entgegnete Carter geistesabwesend. »Ich habe Michelle angewiesen, Bildmaterial der VDOT zusammenzutragen. Ich will wissen, wer sich in der Nähe befand.«

Das Straßenverkehrsamt von Virginia, kurz VDOT, verfügte über reichlich Überwachungskameras, ganz besonders in dem weitläufigen Umland südlich des Potomac. Das Netzwerk war aber alles andere als flächendeckend.

»Suchen wir nach einem Gesicht?«

»Sergei Korsakov.«

Harry blieb abrupt stehen und starrte den Analysten an. »Der Ex-Speznas-Auftragskiller? Wieso?«

»Er ist in den Staaten«, antwortete Ron. Er atmete tief durch und fuhr fort: »Offiziell dürfen Sie davon nichts wissen – von mir haben Sie es also nicht – aber Korsakov wurde vor zwei Tagen von einer Überwachungskamera in Philly gefilmt. Wir sind seither fieberhaft damit beschäftigt, herauszufinden, wie er ins Land kommen konnte und wieso er hier ist. Ich fürchte, heute haben wir zumindest die Antwort auf den zweiten Teil erhalten. Der Anschlag am Morgen ähnelte auf frappierende Art und Weise seinem Mordanschlag auf den Bürgermeister von Tscheljabinsk in 2002. Das war einer der ersten Mafia-Aufträge Korsakovs gewesen.«

»Dann gehen Sie also davon aus, dass er tot ist.« Das war eher eine Feststellung als eine Frage.

»Das, oder er wurde als Geisel genommen. Was bedeuten dürfte, dass wir bald Finger mit der Post geschickt bekommen werden«, antwortete Carter mit der ihm eigenen Unverblümtheit. »Das ist ein weiteres von Korsakovs Markenzeichen. Aber eine Sache verstehe ich dabei nicht.«

»Und das wäre?«

»Was sollte die russische Mafia hier in diesem Land davon haben, sich mit uns anzulegen? Bislang ging es ihnen immer nur schlicht und einfach ums Geld.«

»Dann hat jemand dafür gesorgt, dass es sich für sie lohnt«, überlegte Harry. »Wer von ihren Leuten ist an Korsakov dran? Ich muss mit ihnen reden und sehen, ob sie alle nötigen Verbindungen nutzen.«

Carter schnaubte. »So ziemlich jeder in meinem Team, und das seit einigen Tagen. Carol leitete die Ermittlungen, aber man hat sie in Sicherheitsverwahrung genommen. Personenschutz-Protokoll. Sie ist in einem der Vernehmungsräume. Sie soll ziemlich aufgewühlt sein, wie ich gehört habe. Ich werde Lasker bitten, Ihnen die Zugangscodes für ihre Daten zu geben.«

»Klingt nach einem Plan.«

07:31 Uhr

Northbound I-495

Virginia

Irgendwo hinter ihm plärrte eine Autohupe los. Thomas massierte sich die Stirn. Der Lärm ließ seine Kopfschmerzen schlimmer werden. Der Verkehr kroch nach dem versuchten Mordanschlag nur noch im Schneckentempo voran, in dessen Folge für die Rettungskräfte ganze Fahrspuren abgesperrt worden waren.

Er sah nach vorn, wo sich bereits eine lange Staukette gebildet hatte, und warf sich ein weiteres Altoids-Minzdragee in den Mund. Mit etwas Glück würde seine Alkoholfahne verflogen sein, bis er in Langley eintraf.

Einen Moment später spürte er das Satellitentelefon in seiner Tasche vibrieren. Das zweite Mal in zehn Minuten. Ein Blick auf das Display des TACSAT bestätigte seinen Verdacht.

»Thomas hier«, meldete er sich, nachdem er es aufgeklappt hatte.

»Wo steckst du?«, wollte eine Stimme von ihm wissen. Nichols.

Müde schüttelte Thomas den Kopf und sah aus dem Fenster. »Ich hab in den letzten zehn Minuten gerade mal drei Meilen zurückgelegt. Es dauert eben so lange, wie es dauert.«

»Heute Morgen etwas spät aus den Federn gekommen, was?«

Er antwortete nicht darauf, sondern starrte einfach weiter auf die Straße hinaus. Sein Teamführer fuhr fort, ohne auf eine Antwort zu warten. »Das Treffen der Anonymen Alkoholiker in der Kirche war gestern Abend, Thomas. Warst du dort?«

»Nein.«

Ein langgezogener Seufzer war am anderen Ende der Leitung zu hören. »Ich werde dich decken, Thomas. Aber das muss in beide Richtungen funktionieren. Wenn du nicht gewillt bist, die Kurve zu kriegen, werde ich mit Kranemeyer reden müssen.«

Bitte nicht. »Nein«, presste Thomas hervor und kämpfte gegen den Wutausbruch an, den die Worte seines Freundes auszulösen drohten. »Tu das nicht. Ich hab es dir doch gesagt, Harry, ich brauche einfach etwas mehr Zeit. Das verstehst du doch, oder?«

»Das Einzige, was ich im Moment verstehe, ist, dass wir einer Krisensituation stecken und einer meiner besten Männer im Eimer ist. Also, ich will, dass du in dreißig Minuten hier bist, und zwar nüchtern. Tex kommt aus New Mexico rüberflogen, und ich will, dass wir einsatzbereit sind, wenn er hier eintrifft. Haben wir uns verstanden?«

»Klar und deutlich, Boss.«

07:33 Uhr

NCS-Einsatzzentrale

Langley, Virginia

Harry steckte das Telefon in seine Tasche zurück, seufzte angeschlagen und starrte die leere Wand am anderen Ende der Einsatzzentrale an.

Er hatte noch nie versucht, den Mitgliedern seines Teams seinen eigenen christlichen Glauben aufzudrücken. Das war einfach nicht seine Art. So, wie er die Dinge sah, ging ihn ihr Privatleben nichts an, solange es sich nicht negativ auf ihren Beruf auswirkte. Aber genau das war nun der Fall.

Und er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Nicht heute. Nicht bei dem Chaos, das ausgebrochen war. Er griff nach unten, drückte auf den Knopf an der Seite seines Arbeitsplatz-Terminals und wartete darauf, dass der Computer hochfuhr.

Dank Ellsworths Untersuchung, mit der er jedermanns Arbeitsablauf durcheinandergebracht hatte, war es nun schon ein paar Wochen her, seit er sich das letzte Mal ins System der Agency eingeloggt hatte. Es würde etwas dauern, bis er wieder in Schwung kam.

Unglücklicherweise aber blieb ihm auch dafür keine Zeit. Denn Lay war verschwunden.

Der Bildschirm sprang an. Harry tippte seinen Zugangscode ein und sah ungeduldig dabei zu, wie der Computer den Authentifizierungsprozess durchlief. Lay und er hatten eine lange gemeinsame Geschichte, eine Arbeitsbeziehung, die bis zu Harrys ersten Tagen als Operator zurückreichte.

Lay leistete damals seine letzten Tage als Station Chief in Tel Aviv ab, und Harry war ihm im Zuge einer Mission für das damalige Directorate of Operations begegnet.

Harry hatte ihn damals als Mann voller Prinzipien kennengelernt – ein strenger Mann, aber fair. Furchtlos.

Ihr Kontakt war über die Jahre seltener geworden, nachdem Lay die Karriereleiter emporgeklettert war und schließlich zum DCIA ernannt wurde.

Wie ihm das gelungen war, konnte Harry bis heute nicht genau sagen, aber zumindest hatte er allem Anschein nach seine Integrität bewahren können. Und vielleicht war es genau das, was ihn schlussendlich das Leben gekostet hatte.

07:35 Uhr

Auf dem Dach des CIA-Hauptgebäudes

Er hörte sie, noch bevor er sie sehen konnte. Drei Helikopter schwebten aus südlicher Richtung heran. Und wer immer in einem Hinterhalt lauerte, würde sie ebenfalls hören.

Kranemeyer zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und stopfte sich die Hände in die Taschen, um sie vor dem rauen Dezemberwind zu schützen.

Scharfschützen der Special Activities Division waren auf dem Dach postiert worden und verschmolzen in ihren schiefergrauen Ghillie-Anzügen mit dem Betonboden. Für die meisten von ihnen war dies das erste Mal, dass sie auf amerikanischem Boden ihre Waffen anlegen mussten.

Der H-76 Sikorsky hing schwebend in der Luft, dann ließ er sich auf die Hubschrauberlandeplattform sinken. Die beiden Apache-Kampfhubschrauber blieben in der Luft und gaben ihm Deckung.

Er warf einen kritischen Blick in ihre Richtung, besonders auf die 30mm-Kettenkanonen, die unter dem Bug jedes Hubschraubers montiert waren. Gott mochte all jenen beistehen, die in deren Kreuzfeuer gerieten.

Der Sikorsky landete auf dem Dach und Kranemeyer schritt auf den Hubschrauber zu, noch bevor die Rotoren zum Stillstand gekommen waren.

Ein kleiner Mann in einem Geschäftsanzug tauchte in der Seitentür des Helikopters auf. Sein Jackett flatterte wild im Sog der Rotorblätter. Zwei Leibwächter mit gezückten Waffen flankierten ihn, als er ausstieg, um den DCS zu begrüßen.

Michael Shapiro.

»Irgendwelche Probleme auf dem Weg hierher?«, rief Kranemeyer im Näherkommen und über den Lärm der Motoren hinweg. Trotz seiner Abneigungen Shapiro gegenüber hatte der Mann jetzt das Kommando und sie mussten gemeinsam eine Krise bewältigen.

»Nein, nein«, presste der Deputy Director mit Mühe hervor. Sein Gesicht hatte eine leicht grünliche Färbung angenommen. »Ich hasse es, zu fliegen. Besonders bei diesen ganzen Ausweichmanövern …«

Kranemeyer ignorierte die Bemerkung und gemeinsam liefen sie auf die Tür ins Innere des Gebäudes zu. »Mein Team hat bereits einen Notfallplan ausgearbeitet. Er liegt auf Ihrem Schreibtisch. Sie warten nur noch auf Ihre Zustimmung, um ihn umzusetzen.«

»Notfallplan?«, keuchte Shapiro, der immer noch nach Luft rang.

»Eine Liste von Einsätzen, die so schnell wie möglich über die Bühne gehen müssen. Informanten, die exfiltriert werden müssen. Es wird einige Ressourcen kosten, sie alle herauszuholen, aber wir schulden diesen Leuten etwas.«

Shapiro bliebt abrupt stehen und starrte den DCS verwundert an. »Wovon reden Sie da eigentlich?«

»Es mag sich vielleicht gefühllos anhören«, erwiderte Kranemeyer, der mit kalten Augen Shapiros Blick standhielt, »aber es wäre für uns alle das Beste, wenn wir wüssten, dass Lay bereits tot ist.«

»Was?«

Der DCS hob eine Hand. »Solange er da draußen noch am Leben ist und sich womöglich in der Hand von Terroristen befindet, müssen wir davon ausgehen, dass jede Geheimoperation und jeder Agent und Informant, von denen er Kenntnis besaß, in Gefahr schwebt. Informationen, die an den Meistbietenden verschachert werden können. Und diese Liste ist länger als mein Arm.«

»Mein Gott, Sie glauben doch nicht etwa, dass er uns verraten würde, oder? Dann kennen Sie David aber schlecht …«

»Bei allem nötigen Respekt, Sir«, knurrte Kranemeyer und schob sich nahe genug an Shapiro heran, um dessen Leibwächter zu alarmieren, »aber Sie waren noch nie im Einsatz. Mit genügend Zeit und Ressourcen kann jeder Mann gebrochen werden. Und auf Basis dieser Annahme müssen wir handeln.«

07:41 Uhr

NCS-Einsatzzentrale

Korsakovs Dossier als unvollständig zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Ihr Wissensstand über ihn enthielt große Löcher, die sich so auch in der Akte widerspiegelten. Niemand schien Kenntnis darüber zu haben, was er in der Zeit zwischen seiner Entlassung aus der russischen Armee 2000 und dem Anschlag auf Bürgermeister Anton Surorov 2002 getan hatte.

Aber eines schien sicher: Während dieser zwei Jahre war Korsakov zu einem zuverlässigen Mitglied der Mafyia geworden.

Ein störender Piepton informierte Harry über eine neue E-Mail, und in Erwartung eines Updates von Tex oder Carter scrollte er durch die Anzeige.

Die Nachricht war in seinem privaten E-Mail-Account eingegangen, stellte er mit wachsender Unruhe fest. Nur wenige Menschen kannten diese Adresse, und noch weniger benutzten sie.

Der Betreff lautete »CRITIC« und der Absendername war nur eine Ansammlung unzusammenhängender Buchstaben. Die Nachricht war über einen freien E-Mail-Anbieter irgendwo in der Tschechischen Republik verschickt worden.

Der Inhalt der E-Mail war so knapp wie der Betreff selbst gehalten. Er kniff die Augen zusammen und überflog den Text. Parkgarage, Tiefgeschoss, fünfte Reihe. Freefall.

Das letzte Wort ließ ihn stutzig werden. Freefall. Eigentlich zwei Worte. Ein Codewort aus alten Tagen.

Und in diesem Augenblick wusste er, wer der Absender gewesen war, und was die Nachricht bedeutete.

Sie waren verraten worden … ein weiteres Mal.

07:49 Uhr

Das CIA-Hauptquartier

Der Name auf seinem Ausweisschildchen lautete Alex Hall. Als Angestellter einer der vielen Privatfirmen, welche die CIA zur Erledigung von Wartungsarbeiten beschäftigte, hatte er die letzten fünf Tage damit verbracht, die Beleuchtung in der Tiefgarage unter dem Gebäude des Hauptquartiers neu zu verkabeln.

Als er sich dem letzten Kontrollpunkt näherte, erlaubte er sich, ein schmales Lächeln über sein Gesicht huschen zu lassen. Wie bei so vielen anderen Sicherheitsdiensten der Welt sorgte man sich auch hier sehr viel weniger um die Menschen, die den Komplex verließen, als um jene, die hinein wollten. Außer einer kurzen Leibesvisitation und einer Kontrolle seines Fahrzeuges – wie bei allen externen Unternehmen – hatte er keine Schwierigkeiten bekommen.

»Heute schon früher Schluss?«, erkundigte sich der Wachmann, während Hall ihm seinen Ausweis überreichte. In der Frage lag kein persönliches Interesse. Nur eine kalte, unpersönliche Routine.

Hall nickte und nahm die Hand vom Lenkrad, um damit ein müdes Gähnen zu verbergen. »Hab die ganze Nacht damit zugebracht, Schaltkreise zu ersetzen. Dafür sollten die Lichter in der Tiefgarage schon bald wieder dann angehen, wenn sie es sollen.«

Der Wachmann nickte, gab ihm sein Ausweisschildchen zurück und gab ein Zeichen, die Schranke hochzufahren.

Hall tippte das Gaspedal an und ließ den Wagen vorsichtig auf die Zugangsstraße hinausrollen, von der aus man auf den Highway gelangte. Geschafft.

Das Handy in seiner Tasche brummte und er kramte es mit seiner freien Hand hervor. »Hallo.«

»Aleksandr«, begann eine ihm vertraute Stimme, »ist das Paket in der Garage platziert?«

»Ja.«

»Bolshoe spasibo«, antwortete die Stimme. Ich danke dir vielmals. »Wir sehen uns bald, Towarischtsch.«

Der Anruf endete, als Aleksandr den Highway erreichte, und er öffnete das Fahrerfenster und ließ das Prepaid-Handy auf den Asphalt fallen.

Binnen Sekunden wurde es unter den Rädern eines anderen Fahrzeuges zermalmt.

07:53 Uhr

Die Tiefgarage

CIA-Hauptquartier

Verraten. Und wieder hatte es das Leben eines Freundes gekostet. Harry spähte zu dem stets wachsamen Auge der Sicherheitskamera hinauf, als sich die Fahrstuhltüren in die dahinterliegende Dunkelheit öffneten. Einige Handwerker, die sorgfältig vom FBI überprüft worden waren, hatten hier seit Wochen neue Kabel für die Beleuchtung verlegt. Offenbar waren die Arbeiten aber noch nicht abgeschlossen, zumindest nicht auf dieser Etage.

Die Tiefgarage war eines der besser gehüteten Geheimnisse der Agency. Man hatte sie in den Jahren nach dem elften September unter dem neuen Hauptquartiersgebäude errichtet. Amerika war nicht das einzige Land mit Spionagesatelliten … nicht mehr.

Reihe fünf. Zwei Worte, aufgeladen mit doppelter Bedeutung. Er schlängelte sich zwischen den Autos hindurch und zählte im Kopf die Betonsäulen ab.

Drei … vier. Und dann die fünfte Säule, in einer dunklen Ecke, die wenigstens drei Meter von der nächsten Lichtquelle und weit genug von der nächsten Sicherheitskamera entfernt war. Er ging in die Hocke und strich mit den Fingern über den feuchtkalten Beton.

Nichts. Für einen Moment dachte er, er hätte die Nachricht fehlinterpretiert und dass vielleicht eine andere Säule in einer anderen Ebene der Tiefgarage gemeint war. Oder vielleicht gar keine echte Säule. Wenn er falschlag … lief ihnen die Zeit davon.

Freefall.

Doch dann schlossen sich seine Finger um einen wasserdichten Beutel und er zog ihn zu sich heran. Der Beutel enthielt ein Handy, höchstwahrscheinlich ein Prepaid-Telefon. Er lehnte sich gegen den nächsten Wagen, hielt es in die Höhe und schaltete es ein. Das war sein Kommunikationsmittel. Musste es sein.

Unter den Kontakten gab es keinen Eintrag. Es gab auch keine Nummer unter den vermissten Anrufen, die er hätte zurückrufen können, und selbst dann hätte er hier unten auch keinen Empfang gehabt. Das Telefon schien absolut sauber zu sein – ein Wegwerftelefon, ganz sicher. Aber wozu? Lay war beinahe seit einer Stunde tot.

Und dann fand er es, im Ordner mit den Dateien … ein MP3 mit einer Sprachnachricht. Als er die Datei aufrief, erschien eine Passwortabfrage und er tippte Freefall in das Feld ein. Er sah sich noch einmal in der Garage um und prägte sich die Position der nächsten Kamera ein, dann hob er das Telefon an sein Ohr.

»Harry«, begann die Stimme eines Mannes. So vertraut. David Lay. »Wenn du das hier hörst, bin ich wahrscheinlich bereits tot. Meine Feinde haben ihren Zug gemacht und ich habe die Schlacht verloren. Ich wusste, dass es einmal so kommen würde, aber ich hatte immer Hoffnung, dass ich ihnen stets einen Schritt voraus sein würde. Vielleicht war das töricht, aber ich bereue nichts. Es war der einzige Weg – für das Wohl der Nation. Vor ein paar Jahren hätte nichts von dem eine Rolle gespielt und ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dich in diese Sache hineinzuziehen. Aber das war, bevor Carol wieder in mein Leben trat.«

Eine Pause. Die eiserne Stimme wurde kaum merklich ein wenig brüchiger. »Sie ist alles, was mir noch geblieben ist, und ich habe mir geschworen, sie nie wieder im Stich zu lassen. Sie werden auch hinter ihr her sein – denn sie können nicht mit Sicherheit sagen, wie viel sie weiß. Die Agency wird sie beschützen, wenn ich nicht mehr lebe, aber das wird nicht genügen. Das Böse lauert in den höchsten Positionen in Langley, und niemand ist davor sicher. Finde sie, Harry, und verschwindet – so schnell wie möglich, so weit weg wie möglich. Taucht unter. Vertraue niemandem. Denke an die Moskauer Regeln, Harry. Jeder könnte unter der Kontrolle des Feindes stehen.«

Jeder. Irgendwo hinter sich hörte er, wie sich eine Fahrstuhltür öffnete. Aus der Richtung, aus der er gekommen war. Eine Bedrohung?

»Der Grund, der mich in diese Situation gebracht hat … es muss hier enden. Mit mir. Mit großem Wissen wächst die Gefahr.«

Es war ein Büroangestellter. Eine der über hundert männlichen Arbeitsbienen, die das Hauptquartier bevölkerten, der mit einem Koffer in der Hand zu seinen Wagen schlenderte. Harry hielt den Atem an und presste seine Hand auf den Lautsprecher des Handys, als der Mann an ihm vorüberlief. »Dir kann ich vertrauen, Harry. Ich kenne dich. Ich weiß, was du tun wirst. Vaya con Dios

Geh mit Gott.

Und dann Stille. Harry klappte das Telefon zu. Sein Gesicht nahm einen kalten, harten, entschlossenen Ausdruck an.

Er hatte seine Befehle. Dass sie von einem Toten stammten, machte keinen Unterschied.

Es war an der Zeit, sie auszuführen.

07:55 Uhr

»Ich weiß, ich weiß … Michelle soll sich darum kümmern«, erklärte Carter und schob einen USB-Stick seitlich in Daniel Laskers Terminal. »Ich brauche Sie, um die Comm für die Extraktion zu überwachen.«

Mit seinen achtundzwanzig Jahren wirkte der kleine, blonde Lasker eher wie eine Bürohilfskraft als der Kommunikationschef der CLANDOPS, aber so lautete seine Amtsbezeichnung in Langley. Und er war einer der Besten. »Haben wir je versucht, eine Operation dieser Größenordnung durchzuziehen, Ron?«

Carter antwortete mit einem Kopfschütteln. »Zwölf Agenten. Neun Länder. Und das ist erst der Anfang.«

Er spürte die plötzliche Anwesenheit von jemanden, und erblickte Harry, als er sich umdrehte. »Wie geht’s voran?«

»Wir positionieren unsere Teams im Mittleren Osten«, antwortete Carter. »Versuchen unsere Leute herauszuholen, bevor sie erwischt werden.«

»Das Loch, das sie in unserem HUMINT-Netzwerk hinterlassen werden, dürfte so groß sein, dass ein Auto hindurchpasst«, kommentierte Harry grimmig. Menschliche Aufklärung, das Ass im Ärmel eines jeden Staates.

»Ich weiß. Aber bis wir den Director finden … bleibt uns keine andere Wahl.« Der Analytiker hob die Schultern. »Wollten Sie etwas Bestimmtes?«

»Ja, wollte ich tatsächlich. Ich muss mit Carol sprechen.«

Ron runzelte die Stirn. »Das halte ich nicht gerade für die beste Idee. Wieso?«

»Sie konnte ihre Nachforschungen in Bezug auf Korsakov noch nicht beenden. Ich muss nur ein paar Minuten mit ihr reden und herausfinden, welche Hinweise sie bisher ausgraben konnte, besonders im Hinblick auf mögliche Verbindungen in die Vereinigten Staaten. Wo ist sie?«

»Unten in Vernehmungsraum A-13«, antwortete Carter nach einer langen Pause. Er griff nach dem Telefon auf Laskers Tisch. »Ich sage Bescheid, dass Sie kommen.«

06:03 Uhr Ortszeit

Ein Flughafen in Albuquerque, New Mexico

Der Abschied von seinem Bruder war nicht gerade das Highlight von Richards Reise gewesen, aber das war nichts Neues. Ihre Beziehung war angespannt gewesen, seit er mit neunzehn die Ranch der Familie in Texas verlassen und sich dem Marine Corps angeschlossen hatte.

Seine Arbeitskraft fehlte ihnen in jenem Sommer, der von einer großen Dürre und einer grassierenden Krankheit unter den Rindern geprägt war. Dagegen hätte er nicht viel unternehmen können, selbst wenn er bei ihnen geblieben wäre, aber es gab einige in seiner Familie, die der Ansicht waren, er hätte sie im Stich gelassen.

Fünf Jahre später war die Ranch pleite gewesen, und seine Familie war ins Mescalero-Reservat in New Mexico zurückgekehrt. Ende der Geschichte.

Er seufzte und betrachtete dabei die Gulfstream IV, die von Westen herangerollt kam. Ein ungewöhnlicher Anblick auf dem kleinen Rollfeld. Er trug nur eine Tasche bei sich, reiste mit leichtem Gepäck, wie er es die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens getan hatte.

Ein kalter Dezemberwind wehte über den kleinen Flughafen hinweg, ließ sein Jackett im Wind flackern und offenbarte die Glock in ihrem Holster an seinem Gürtel. Er war bereit. Zeit, aufzubrechen.

08:05 Uhr Ortszeit

CIA-Hauptquartier

Langley, Virginia

Der Bereitschaftsraum des NCS war verlassen, genau wie Harry es vermutet hatte. Er ließ die Lampen ausgeschaltet und bewegte sich schnell auf seinen Spind am hinteren Ende des Raumes zu.

Er fuhr mit seinem CIA-Ausweisschild über das Schloss, um die Tür zu entsperren, griff hinein und holte eine Colt 1911 und eine weitere Waffe in der Größe einer Pistole daraus hervor.

Die Colt war geladen, das war sie immer. Er schob den Lauf zurück, lud eine Patrone in die Kammer, dann legte er sorgfältig den Sicherungshebel um, bevor er sich die große Pistole in das Holster an seinem Gürtel steckte. Geladen und gesichert.

Er durchquerte den Raum, dann legte er die zweite Waffe, einen Taser X3, auf den Tisch. Die Elektroschockwaffe, die ein wenig so aussah, als wäre die Vorstellung des Designers von einer Laserpistole mit ihm durchgegangen, war 2009 als Reaktion auf den Hauptkritikpunkt der Polizeikräfte an dem Originalmodell X26 entwickelt worden – nämlich deren Eigenschaft, nur einen einzigen Schuss abfeuern zu können.

Der neue und verbesserte Taser hatte sich dieses Problems angenommen, mithilfe eines neuromuskulären Impulses, der auf mehrere Ziele abgefeuert werden konnte. Die Waffe war in der Lage, drei Schüsse abzugeben, nacheinander. Dann war sie leer, aber das störte Harry nicht im Geringsten. Ausgehend von den Überwachungsaufnahmen des Vernehmungsraumes würde er es nur mit drei Zielobjekten aufnehmen müssen.

Nachdem er die Waffen überprüft hatte, steckte er sich den Taser in die Innentasche seiner Lederjacke, gegenüber der Pistole. Acht Minuten nach acht Uhr. Ihm blieben noch etwa fünfzehn, vielleicht zwanzig Minuten, bevor jemand bemerken würde, dass er die Aufnahmen aus dem Vernehmungsraum in einer Schleife ablaufen ließ.

Doch das sollte genügen.

07:12 Uhr Ortszeit

Ein Appartement

Dearborn, Michigan

»Wie viele starben?«

Nasir al-Khalid sah von dem Frühstücksgeschirr auf und erblickte seinen Bruder Jamal in der Küchentür des kleinen Appartements, das sie miteinander teilten.

»Darüber schweigen sich die Amerikaner aus«, antwortete dieser und deutete mit dem Kopf zu dem Fernsehgerät in der Ecke. »Sieht für mich nach einer Autobombe aus.«

Er musste es wissen. Beide Männer hatten ihre Kindheit im Libanon verbracht und waren während des blutigen Bürgerkriegs immer wieder gezwungen gewesen, Kugeln und Autobomben aus dem Weg zu gehen.

»Vielleicht war es ja eine von unseren. Inschallah

Wenn es Allahs Wille ist.

»Du solltest nicht so reden«, begann Nasir und sah seinen Bruder an. »Wenn die falschen Leute dich so hören …«

Sein älterer Bruder schnaubte und griff nach einer Jacke. »Bring eine Palette Mountain Dew aus dem Laden mit, wenn du nachher gehst, okay? Wir haben fast keine mehr.«

Er hatte ihn ignoriert. Aber das war zumindest besser als Jamals übliche Tiraden.

»Wann wirst du zurück sein?«

»Ich habe bis Nachmittag Unterricht und werde dann noch in der Moschee sein. Ich weiß es wirklich nicht.«

»Ich sollte mit der Tour gegen fünf fertig sein.« Nasir nickte, zog die letzte Tasse aus dem Wasser und legte sie zum Abtropfen auf das Gestell. Er verbrachte seine Arbeitstage hinten auf einem Müllfahrzeug, was ihn immer wieder daran erinnerte, dass er sich im Gegensatz zu seinem Bruder illegal in den Vereinigten Staaten aufhielt.

Wenn er ein Studentenvisum bekommen hätte, wären die Dinge anders verlaufen. Sehr viele Dinge.

Er hörte, wie sich die Wohnungstür hinter Jamal schloss, und seufzte. Irgendetwas ging in der Moschee vor sich, und das schon seit ein paar Monaten. Und sein Bruder veränderte sich. Dieses Land hatte irgendetwas mit ihm gemacht.

Diese Vereinigten Staaten.

Nasir murmelte etwas Gotteslästerliches vor sich hin, wusch sich die Hände, griff nach seiner Jacke und lief ebenfalls zur Tür. Es würde ein kalter Dezembertag in Michigan werden.

08:13 Uhr Ortszeit

CIA-Hauptquartier

Langley, Virginia

Auf seinem Weg von einer Sektion des Gebäudes zur nächsten zeigte Harry dem Wachposten im Durchgang seinen Sicherheitsausweis und wurde ohne genauere Prüfung hindurchgewunken. Selbst an einem Tag wie diesem.

Aber das war auch nicht weiter verwunderlich. Er hatte die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens hier gearbeitet.

Er bog um die Ecke, beschleunigte, und seine Schritte hallten wie das Geräusch von aneinandergeschlagenen Händen durch den weißgetünchten Korridor, den er entlang eilte. Ein Todesmarsch.

Nur noch ein paar Meter. Trotz der Kühle in dem Gebäude schwitzten seine Hände. In all den Jahren hatte er nie etwas Ähnliches versucht.

Dabei machte er sich keine Illusionen. Er wusste, dass seine Taten nicht unbemerkt bleiben würden. An der Tür vor A-13 angekommen, sprach er den wachhabenden Sicherheitsoffizier an, einen Mann namens Kauffman.

»Alles in Ordnung?«

Dessen Antwort bestand aus einem knappen Nicken. »Ron sagte bereits, dass Sie auf dem Weg sind.« Der große, muskulöse Mann Ende vierzig, durch dessen blondes Haar sich die ersten grauen Strähnen zogen, war schon so lange Teil des Langley-Sicherheitspersonals gewesen, wie Harry sich entsinnen konnte. Ex-Militär – niemand, mit dem zu spaßen war.

Sein Gesichtsausdruck entspannte sich etwas, als er sich umdrehte, um seine Ausweiskarte über den Scanner an der Tür zu ziehen. »Versuchen Sie, es kurz zu machen, Harry. Sie musste heute Morgen schon durch die Hölle gehen.«

»Ich verstehe«, erwiderte Harry mit einem grimmigen Lächeln und griff nach dem Türknauf.

Eines war sicher. Wenn er wieder aus dieser Tür trat, würde er auf der Flucht sein.

Tot. Es schien beinahe unbegreiflich. Dass sie ihn nach so langer Zeit wieder verlieren würde. Nach einer Kindheit, die sie damit verbracht hatte, sich nach seiner Gegenwart zu sehnen, und einer Jugend, die sie den Sog des fehlenden Elternteils spüren ließ. Der bittersüße Schmerz bei ihrem Wiedersehen.

All das war jetzt vergangen. War vergebens gewesen.

Ein elektronisches Piepen signalisierte das Öffnen der Tür und Carol fuhr sich mit der Hand über ihre Augen und wischte verärgert die Tränen fort. Als sie die Hand wieder von ihrem Gesicht nahm, war diese mit Mascara verwischt, der sich in ihrer Trauer aufgelöst hatte.

Es kümmerte sie nicht mehr.

Mit einem unheilvollen Klick schloss sich die schalldichte Tür hinter Harry. Er drehte sich um und zwang sich, all seine Emotionen beiseitezuschieben. Ruhig. Werde zum Auge des Sturms.

Sein Blick huschte durch den Raum, eine Abschätzung der Gefahrenlage. Zwei Wachleute waren bei Carol, beide bewaffnet. Lopez und Hendricks, wurde ihm klar, als er die beiden wiedererkannte.

»Morgen«, begrüßte er sie mit einem Nicken, während er an ihnen vorbei den Raum betrat.

Hendricks schenkte ihm ein knappes Lächeln. »Morgen, Harry.«

»Ron sagte, Sie benötigen Informationen über Korsakov«, brachte Carol hervor und sah zu dem NCS-Teamführer auf, der zu ihrem Tisch gelaufen kam und dabei in sein Jackett griff. »Ist er dafür verantwortlich?«

Er schien zu zögern, etwas Ungewöhnliches lag in seinem Blick. Er sah von ihr zu Lopez, dem ranghöchsten Sicherheitsoffizier. »Ich fürchte, diese Unterhaltung liegt einiges über Ihrer Gehaltsstufe. Könnten wir den Raum allein haben?«

Lopez deutete mit dem Kopf auf das Fenster, welches eine Wand des Vernehmungsraums bedeckte. »Wir warten auf der anderen Seite.«

Es verlief nicht so wie geplant – aber Pläne mussten geändert werden, um sich an ungewisse Situationen anpassen zu können.

»Sorgen Sie dafür, dass die Mikrofone abgeschaltet sind.«

»Verstanden.« Er wartete, bis sich die Tür hinter den beiden Männern geschlossen hatte, bevor er sich, die Hände auf den Tisch gestemmt, zu ihr beugte. »Es geht nicht um Korsakov – sondern um Ihren Vater. Er hat mich geschickt.«

Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Kummer flackerte in ihren Augen. »Mein Vater ist tot.«

Und er war mein Freund, dachte er, doch das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Oder der richtige Ort. »Ich weiß«, antwortete er mit Blick auf das Fenster, von dessen Einwegglas aus ihn sein Spiegelbild ansah. »Und er glaubt, dass Sie als nächstes an der Reihe sind. Ich muss Sie hier rausschaffen.«

Sie sah ihn ungläubig an, aber er hatte ihre Aufmerksamkeit gewonnen. »Wir befinden uns unter dem CIA-Hauptquartier, Harry. Shapiro hat Personenschutz für mich angeordnet. Sicherer geht es nicht.«

»Ihr Vater genoss den gleichen Schutz der Agency.« Diese Anmerkung war so rücksichtslos wie nötig. »Das Böse lauert in den höchsten Positionen in Langley, lauteten seine Worte. Wir müssen verschwinden.«

Sie hob den Kopf und er konnte den gleichen herausfordernden Blick wie bei ihrem Vater in ihren blauen Augen funkeln sehen. »Nein, das muss ich nicht. Die Männer, die ihn getötet haben, sind immer noch da draußen. Meine Aufgabe ist es, sie zu finden. Und das werde ich auch.«

»Nicht, wenn die Sie zuerst finden.«

08:16 Uhr

NCS-Einsatzzentrale

Der Trick, stocknüchtern zu wirken, lag darin, nicht zu viel Zeit in Gegenwart anderer Personen zu verbringen. Thomas fuhr mit seiner Karte über die Tür und zog sein Jackett in Form, als er die Einsatzzentrale betrat. Die Show konnte beginnen.

Harrys Arbeitsplatz war unerwarteterweise verlassen und Thomas erkundigte sich bei dem vorbeilaufenden Daniel Lasker nach ihm.

»Harry ist unten in der Vernehmung«, lautete dessen Antwort. »Da liegt ein Ausdruck möglicher Zielpersonen auf seinem Schreibtisch – er meinte, Sie sollen die Missionspläne ausarbeiten.«

Viel zu tun, dachte Thomas und starrte Lasker hinterher. Missionspläne zu bearbeiten war nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe war es, sie auszuführen.

Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken. Hatte man ihn vielleicht schon ausgemustert?

08:18 Uhr

A-13

»Dann sind wir hier fertig?«, fragte Hendricks, der zusammen mit Lopez wieder den Vernehmungsraum betrat.

Fertig? Nicht, dass ich wüsste. Sie schien sich nur um eine Sache zu sorgen, und das war nicht ihr eigenes Leben. Sie war eindeutig die Tochter ihres Vaters, da bestand kein Zweifel.

Harry nickte, griff nach der Tür und ließ seine Hand mit beinahe ausdrucksloser Miene in seine Jackentasche gleiten. »Ich denke schon.«

Und dann sah er es in ihren Augen, die plötzliche Erkenntnis, was er vorhatte. Ihre Lippen öffneten sich, um die Männer zu warnen.

Er zog die Hand wieder aus seiner Tasche, der Taser nur ein verschwommener Fleck, als er ihn auf Hendricks‘ Brustkorb richtete.

Angst und Erschrockenheit huschten über das Gesicht des Ziels, dann drückte Harry den Abzug und ließ zwei Elektroden wie in Zeitlupe durch die Luft schnellen.

Der Wachmann schrie auf, taumelte zurück und sank zuckend zu Boden.

Aus der Ferne und wie in einem Albtraum hörte er die Schreie einer Frau. Erkannte Carols Stimme. Schob sie aus seinen Gedanken.

Lopez hatte bereits seine Hand an der Waffe und die Beretta halb aus dem Holster gezogen, als er reagierte. Überrascht verzog der zweite Sicherheitsmann das Gesicht.

Die Elektroden bissen ihm in die Brust und schalteten ihn aus, noch bevor er die Waffe ziehen konnte. Sein Körper zuckte wie bei einem Krampfanfall, dann sackte er zu Boden und schlug sich im Fallen den Kopf an der Tischkante an.

Harry drehte sich zu Carol um, den Taser noch immer in seiner ausgestreckten Hand. Sie starrte ihn ungläubig und mit offenem Mund an. »Ihr Vater und ich … wir haben schwere Zeiten überstanden, und ich habe nicht vor, ihn jetzt im Stich zu lassen. Das schulde ich ihm. Also, wie schwer wollen Sie es mir machen?«

Es war klar, was er mit seiner Frage andeuten wollte: Ihnen lief die Zeit davon. Genug mit den Spielchen.

Wortlos griff sie nach ihrer Handtasche auf dem Tisch und schlang sie sich um die Schulter. Ihre Entscheidung stand offenbar fest. Eine trotzige Träne rann an ihrer Wange hinab, als sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. »Dann … verschwinden wir.«

Das könnte funktionieren.

»Folgen Sie mir«, befahl Harry und schritt schnell auf die schalldichte Tür zu. Er konnte ihre Schritte hinter sich hören.

Die Tür schwang auf, und er erhaschte einen Blick auf Kauffman, der in dem Korridor dahinter stand. Der ältere Mann begann bereits, sich nach ihm umzudrehen und die Augen aufzureißen, als er den Elektroschocker in Harrys Hand erblickte.

Doch ihm blieb keine Zeit, zu reagieren oder eine Warnung in den Gang zu rufen, denn Harry war sofort bei ihm und rammte ihm bereits den Taser in die Rippen. Drückte ab.

Kauffman sackte zusammen. Harry legte ihm einen Arm um die Taille und ließ ihn sanft zu Boden sinken. Immerhin kannten sie sich schon eine Ewigkeit.

Aber das lag jetzt alles hinter ihm. Die Würfel waren gefallen und er ein Mann auf der Flucht. Ein Verräter.

Aber darüber durfte er jetzt nicht nachdenken. Er warf den leergeschossenen Taser zurück in den Vernehmungsraum und gab Carol zu verstehen, sich einen von Kauffmans Armen zu schnappen, um ihn hochzuheben. »Na los, machen Sie schon, wir müssen uns beeilen.«

08:22 Uhr

Am Schauplatz des Bombenanschlags

Der Geruch brennenden Fleisches. Die Art von Geruch, an den man sich nie so ganz gewöhnen konnte, so wie er in Luft hing, lange, nachdem die Leichen bereits fortgebracht wurden. Ein Geruch, den man nicht vergessen konnte.

Es war schon Jahre her, dachte Vic Caruso, der neben dem verbogenen Stück Metall hockte, das einmal ein Teil des Autorahmens gewesen war. Jahre, und doch brach alles wieder über ihn herein wie Wasser durch einen zerstörten Damm.

Der FBI-Agent schloss seine Augen, als ob das allein genügen würde, den Ansturm der Erinnerungen zu verdrängen.

Die Wüste Iraks. Konvois auf dem Weg nach Norden, nach Mosul. Selbstgebaute Sprengkörper, so wie dieser hier. Explosionen.

Damals war er noch ein junger Mann gewesen, ein frischgebackener Army-Lieutenant. Er hatte seine Lektion auf die harte Tour lernen müssen. Letzten Endes spielte alles Geld in der Welt keine wirkliche Rolle. Ob nun eine Millionen-teure-Tomahawk-Rakete oder eine Granate, die man in einer leeren Campbells-Suppendose versteckt hatte – der Tod war hier wie da derselbe.

Seine Finger zitterten, als er aufstand, und er stopfte sich beide Hände in die Taschen seines Mantels. Caruso, in dessen Adern sizilianisches Blut floss, hatte nie viel darauf gegeben, in der Öffentlichkeit Nerven zu zeigen.

Flashbacks. »Wissen wir schon etwas über den Fahrer?«, fragte er und drehte sich zu der hochgewachsenen Agentin neben ihm um.

»Ein Russe«, antwortete Marika Altmann ohne eine Spur von Zweifel in der Stimme.

»Sind Sie sicher?« Als Folge der Platzierung des Sprengstoffs hatte der Fahrer der Limousine weit mehr von der Explosion abgekommen als sein eigentliches Ziel. Der Zustand seiner Leiche hatte erheblich darunter gelitten.

»Natürlich«, erwiderte sie und warf ihm einen irritierten Blick zu. »Ich bin in der Deutschen Demokratischen Republik aufgewachsen, schon vergessen? Ich erkenne einen Russen, wenn ich einen sehe.«

Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Haar, dass früher einmal golden gewesen und jetzt mit silbernen Strähnen durchsetzt war.

Caruso trat mit der Spitze seines Budapesters gegen einen Haufen schmutzigen Schnees. Natürlich würde sie es wissen.

Altmann war siebzehn Jahre alt gewesen, als ihre Familie auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges aus Ostdeutschland geflohen war. Neun Jahre später war sie in die Vereinigten Staaten gekommen.

Und der Rest war, wie man so schön sagte, Geschichte. Für ihr fundiertes Wissen und ihr explosives Temperament bekannt, war sie zu einer Legende unter den Agenten des Bureaus geworden. Legende und Schrecken gleichermaßen. Caruso war sich immer noch nicht sicher, ob es als Kompliment gedacht gewesen war, ihr zugeteilt zu werden … oder als Bestrafung, nachdem er die Untersuchung über das CIA-Agententeam im September in den Sand gesetzt hatte.

In diesem Augenblick begann das Telefon in Carusos Tasche zu klingeln. Er nahm den Anruf entgegen, hörte einen Moment lang zu und drehte sich dann zu seiner Partnerin um. »Sie wollen, dass wir zurück ins Hoover Building kommen.«

Für einen Augenblick glaubte er, die ältere Frau hätte ihn nicht gehört. Sie atmete tief ein, als würde sie nach etwas schnüffeln, und sah zu der Crew aus Agenten hinüber, welche die Überreste des Inneren der Limousine durchsuchten.

»Er war nicht allein.«

»Wie bitte?«

»Es war nicht nur der Fahrer allein. Das ist nicht die Art, wie diese Leute arbeiten. Es gibt ein Team von Russen, hier in diesem Land …«

TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2)

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